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Alt 11.08.2006, 01:33
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solaris solaris ist offline
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Registriert seit: 25.04.2006
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Standard AW: Einfach eine explorative Whipple-OP akzeptieren??

Hallo Karin!

Leider wird in vielen Fällen viel zu schnell operiert, ich halte einiges für Aktionismus.
In meiner Pankreatektomie-Selbsthilfegruppe haben wir mehrere Patienten, die wegen einer Entzündung operiert wurden, bei vielen hat es keine Verbesserung auf Dauer gebracht.

Es gibt ein paar Sachen, die dagegen sprechen:
1. Bei der pyloruserhaltenden Whipple-OP wird der Zwölffingerdarm mit entfernt (im Gegensatz zur duodenumerhaltenden Pankreaskopfresektion). Die Folge der verschiedenen Anastomosierungen ist, dass die Pankreassekrete und der Mageninhalt nicht mehr im Zwölffingerdarm aufeinandertreffen, wie es ursprünglich gedacht ist, sondern zeitversetzt im Dünndarm (das Essen früher als die Enzyme). Einige Ärzte meinen, dass dies keinen Unterschied ausmacht, was ich jedoch für falsch halte (wozu hat die Natur es so eingerichtet?). Der saure Mageninhalt wird nicht mehr ausreichend neutralisiert und die Pankreasenzyme können dadurch nicht mehr angemessen wirken, sie brauchen einen bestimmten pH-Wert, um überhaupt zum Einsatz zu kommen, was nun nicht mehr der Fall ist. Als einigermaßen bekömmlichen Ausgleich müsstest du also Magensäureblocker nehmen. Auf jeden Fall wird dein Darm mehr unverdautes Essen verwerten müssen, als normal ist.
2. Durch den Verlust des Pankreaskopfes wird deine exokrine Funktion eingeschränkt und du wirst sicher mit Enzymen substituieren müssen.
3. Dadurch wird der Rest deines Pankreas belastet.
4. Woher wissen die Ärzte eigentlich, dass in dem hinteren Teil deines Pankreas nicht schon winzige Entzündungsherde sind? Dies ist mit Untersuchungen kaum zu erkennen. Dann würde eine Resektion auf Dauer nichts bringen, eher fordert die höhere Belastung des Restpankreas eine Ausbreitung dieser Entzündungen heraus.
5. Die Galle kommt mit heraus, wieder ein Organ weniger.

Natürlich gibt es auch Pluspunkte:
1. Die Entzündungen könnten sich zu Nekrosen auswachsen, was so verhindert wird.
2. Schmerzlinderung, falls vorher Schmerzen vorhanden.
3. Möglicherweise ein geringeres Risiko, dass sich aus der Entzündung ein Karzinom entwickelt, das ist aber nicht nachgewiesen.
4. Ungestörter Abfluss der Sekrete, die durch die Schwellung beeinträchtigt war.

Ich selber bin dagegen, zu operieren, wenn es nicht unumgänglich ist, besonders bei einem derart hohen Organverlust in einer solch empfindlichen Region. Vielen Ärzten spreche ich auch ab, dass sie überhaupt eine Vorstellung davon haben, welche Stoffwechselfolgen der Eingriff auf Dauer (!) hat und dass ein Umbau und eine Umordnung von Organen nicht ohne weiteres zu verkraften ist. Mit den Folgen plagen sich nur die Patienten herum, die Operateure kriegen davon nichts mit und auch wenn, wird ein Rückfall gerne auf die tückische Krankheit geschoben und nicht an dem Eingriff gezweifelt.

Alles in allem musst du selber entscheiden, ob deine Einschränkungen das Risiko aufwiegen, dazu kann man als Außenstehender schlecht etwas sagen. Du solltest dich nur nicht von Ärzten zu etwas drängen lassen, weil diese meinen, sie hätten einen größeren Durchblick. Leider gibt es nämlich keine Untersuchungen, die die Lebensqualität von Operierten und Nicht-Operierten innerhalb mehrerer Folgejahre miteinander vergleichen, eine wissenschaftlich qualitative Aussage über die OP ist daher nicht möglich.

Ich hoffe, ich konnte ein bisschen helfen.

LG,
solaris
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