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  #1  
Alt 02.12.2006, 20:23
thomue thomue ist offline
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Standard AW: Es sieht nicht gut aus ...

Puuh, das muss ich erstmal sacken lassen.

Mein Herz ist zweigespalten. Das ist nicht ritterlich, aber die Wahrheit. So unfassbar es sich für Euch anhören muss aber ich kann die Eltern sogar verstehen. Getrieben vom berühmten Mut der Verzweiflung, drücken Sie Ihren Sohnemann in jeden, noch so irrationalen Therapieansatz. ("Komm', lass uns das noch probieren ....")

Und so sehr ich fühle und weiss wie unglaublich falsch das ist, wüsste ich nicht, ob ich bei meinem eigenen Sohn nicht ähnlich verfahren würde. Ob ich nicht den gleichen Fehler begehen würde. Ob ich nicht ähnlich egozentrisch handeln würde. Das eigene Kind sterben zu sehen, muss die ultimative Höchststrafe sein.

Ich würde gerne beiden "Parteien" helfen, da beide Hilfe verdient und bitter nötig haben. Ich weiss aber nicht wie. Ín Wirklichkeit habe ich noch nicht einmal eine schlüssige Idee.

Warum müssen wunderbare Menschen mit diesem riesigen Eimer, gefüllt mit brauner, klebriger und übelriechender Masse konfrontiert werden?

So, das Bett ruft mich. Irgendeine fiese Grippe hat mich erwischt und meine Knochen schmerzen wie nichts Gutes. (Was sich in Anbetracht der hier besprochenen Krankheiten und Schicksale, geradezu zynisch und erbärmlich anhören muss ... <sorry>)

Liebe Grüße,

thomue.
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  #2  
Alt 02.12.2006, 23:18
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_Viola_ _Viola_ ist offline
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Standard AW: Es sieht nicht gut aus ...

Lieber Thomue,

erst einmal gute Besserung für dich!

Mich hat es seit Dienstag auch erwischt. Ich hatte ja erst eine schlimme Grippe und jetzt schon wieder totale Erkältung. Aber nützt nichts, da muss man durch.

Jetzt zu deinem Kumpel. Einerseits kann ich seine Eltern verstehen. Wie du schon schreibst, man kann einfach nicht akzeptieren, wenn sein Kind sterben muss. Das könnte ich auch nicht. Auch bei meinem Vater war es so, dass man sich an
jeden, noch so kleinen Strohhalm, geklammert hat. Auch ich habe meinen Vater immer wieder ermutigt zu kämpfen, was ich jetzt im nachhinein auch etwas anders sehe. Aber auch wir wollten ihn erst nicht gehen lassen. Aber du kennst ja unsere Geschichte.

Deinen Zwiespalt verstehe ich auch. Einen Rat kann ich dir in dieser Beziehung leider nicht geben. Ich würde dir so gern helfen. Ich weiß nicht, ob seine Eltern verstehen würden, wenn du ihnen sagst, dass sie ihn loslassen sollen. Es ist schon schlimm einen Vater zu verlieren, aber ein Kind zu verlieren, ist das schlimmste was einem passieren kann.

Auch ich habe meinen Vater erst loslassen können, als ich gemerkt habe, dass er endlich von seinem Leiden erlöst werden will. Jetzt denke ich manchmal, dass ich ihm vielleicht einige Tage mit qualvollen Schmerzen hätte ersparen können. Manchmal mache ich mir Vorwürfe, dass ich ihm nicht eher gesagt habe, dass er aufhören soll zu kämpfen. Denn nachdem ich es gesagt hatte, ist er friedlich in eine andere Welt geglitten.

Was sagt dein Kumpel? Hast du mit ihm geredet? Frag ihn doch mal, was er möchte. Und falls er sagt, dass er die Quälereien nicht mehr ertragen will, vielleicht ist es dann etwas einfacher mit seinen Eltern zu reden. Einfacher nicht in dem Sinne, aber du weißt sicher, wie ich das meine.

Es ist einfach schrecklich was dieser Scheißkrebs, denn das ist er für mich, aus einem Menschen machen kann. Warum kann er denn nicht endlich Ruhe geben? Warum müssen abertausende Menschen so sehr leiden?

Jetzt habe ich so viel geschrieben, aber helfen konnte ich dir auch nicht. Aber du weißt, dass wir alle mit dir leiden.

Deinem Kumpel wünsche ich, dass er endlich von seinen Schmerzen erlöst wird und seinen Eltern und dir schicke ich ein großes Kraftpaket.

Außerdem wünsche ich dir einen schönen 1. Advent.

Liebe Grüße
Viola
__________________
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  #3  
Alt 03.12.2006, 11:24
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PaulaGreen PaulaGreen ist offline
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Standard AW: Es sieht nicht gut aus ...

Lieber Thom,

als 1999 mein Freund im Sterben lag, saß ich jeden Tag an seinem Bett und musste mir die wenige Zeit mit seiner Mutter teilen. Wir litten damals beide sehr. Auch wenn ich ihn damals sehr geliebt habe, weiß ich, dass es für (s)eine Mutter noch viel schwerer gewesen sein muss.

Mein Freund war die letzten Tage nicht mehr bei Bewusstsein, und ich konnte es kaum ertragen, wie sie ständig an ihm rumpzupfte. Alles was ich damals hätte zu ihr sagen können, jeder gute Ratschlag wäre falsch gewesen.

Das Einzige, was mir in dieser Zeit ein ganz bisschen half, war, dass meine engsten Freunde da waren, und mir zuhörten und dass der Arzt mir und auch seiner Mutter ganz behutsam klar machte, dass es jetzt ein einziges Wunder nicht mehr reichen würde.

Ich wünsche Dir und Deinem Freund und auch seinen Eltern
alles, was möglich ist!!!!

Anke

Geändert von PaulaGreen (03.12.2006 um 11:37 Uhr)
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  #4  
Alt 07.12.2006, 21:25
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Erle Erle ist offline
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Standard AW: Es sieht nicht gut aus ...

Lieber Thorsten,
ich hab hier schon ein paar Tage nichts mehr von Dir gehört.
Bis Du von Deinem Infekt wieder genesen? Ich hoffe, es geht Dir gut.

Wie geht es Deinem Kumpel? Ich muss sehr oft an Euch denken, die ganze Situation und die Diskussion hier hat mich sehr nachdenklich gemacht.

Bitte melde Dich mal, es würde mich doch erleichtern.
Liebe Grüße Erle
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  #5  
Alt 08.12.2006, 08:12
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PaulaGreen PaulaGreen ist offline
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Standard AW: Es sieht nicht gut aus ...

Hallo Thorsten,

sorry, da war meine Intuition mit Deinem Namen nicht ganz richtig!!

Demnächst also Thorsten oder Thomue?

Erle hat recht, wo bist Du?

Liebe Grüße
Anke
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  #6  
Alt 11.12.2006, 17:39
thomue thomue ist offline
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Standard AW: Es sieht nicht gut aus ...

Liebes Freunde,

mein Kumpel ist am gestrigen Sonntag, an den Folgen seiner schweren Erkrankung gestorben. Die Trauer und das Entsetzen sind riesengroß. Im Alter von 34 Jahren starb ein Mensch, der noch ein gutes Stück Leben vor sich hatte, der bereits eine Krebserkrankung wegstecken musste und der wegen seiner bescheidenen und liebenswerten Art immer in unserer Erinnerung bleiben wird.

Meine Gebete und Gedanken gehören ihm und den schwer traumatisierten Eltern, deren einziges Kind auf so bestialische Art und Weise sein Leben lassen musste.

Ich habe es bereits früher erwähnt und sage es jetzt nochmals - aus tiefster Überzeugung. Krebs ist keine Krankheit, Krebs ist ein widerwärtiges Monster, eine perverse Ausgeburt der Hölle, die liebe Menschen zwingt elendig zu verrecken, einen Tod zu sterben, den man keinem Haustier zumuten würde.

Zusätzlich ist Krebs zielstrebig, skrupellos und effektiv. Von der Diagnosestellung bis zur Beerdigung sind sechs Monate vergangen. Respekt, Herr Cancer, Respekt.

Vor allem aber hat der Krebs Spaß an hinterhältigen Spielchen. Da werden Tumormarker im individuellen Normbereich angezeigt, obwohl das Ausmaß der Krankheit stetig zunimmt. Da bilden sich Metastasen kurzzeitig zurück, um einen Augenblick später die dreifache, vierfache Größe anzunehmen, da suggeriert die Steigerung des körperlichen Wohlbefindens eine Besserung, obwohl der baldige Tod unausweichlich ist. Es gäbe noch so unendlich viele Beispiele ....

Soviel für jetzt, vielleicht später mehr. Vielleicht auch nicht.

thomue.
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  #7  
Alt 11.12.2006, 18:54
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ela68 ela68 ist offline
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Standard AW: Es sieht nicht gut aus ...

Hallo Thomue

es tut mir leid,dass es dein Kumpel nicht geschafft hat,aber das ist leider dieses tückische an dieser sch.. Krankheit...erst sieht alles wieder besser aus,man bekommt wieder Hoffnung und dann geht es ganz schnell,an dem Tag als mein Vater starb,ging es ihm auch wieder gut,er konnte essen,er hatte mit uns gescherzt die Tage vorher ging es ihm ganz schlecht und an diesem besagten Sonntag hatte keiner von uns damit gerechnet,dass er für immer geht...

ich wünsche Dir,seiner Familie für die kommende Zeit viel Kraft....

er kann stolz sein einen so tollen Freund wie dich gehabt zu haben

Du kannst Tränen vergießen,
weil er gegangen ist.
Oder Du kannst lächeln,
weil er gelebt hat.
Du kannst die Augen schließen und Beten,
dass er wiederkehrt.
Oder Du kannst die Augen öffnen
und all das sehen, was er hinterlassen hat.


Traurige Grüße
Ela
__________________
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  #8  
Alt 11.12.2006, 19:13
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Doro2005 Doro2005 ist offline
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Standard AW: Es sieht nicht gut aus ...

Lieber Thomue,

wie gut kann ich deine Wut verstehen…. Mein Mann durfte auch nur 54 Jahre werden, als er sterben musste. Wir hatten noch soviel vor und er wollte noch nicht gehen.

Viele tausend Mal habe ich diesen Krebs verflucht und an Gott gezweifelt – wie kann er so ein Leiden zulassen. Warum muß man so hilflos diesem Elend gegenüber stehen?

Gestern habe ich von einer ganz lieben Freundin den Spruch bekommen:

"Denke stets daran", hatte Gott mit einem Lächeln gesagt, "ich habe dir immer nur Engel geschickt!"

Ich konnte damit nicht viel anfangen und dachte was für ein blöder Spruch.
Spät abends habe mir die ganze Geschichte durchgelesen.
Nun weiß ich was damit gemeint ist und ich bin friedlicher geworden, wenn auch nicht viel, doch es lässt mich diesen unsäglichen Schmerz etwas leichter ertragen.

Ich wünsche dir, dass du mit der Zeit nicht mehr so mit dem Schicksal haderst und froh bist, dass dein Freund nur so eine kurze Leidenszeit hatte. Mein lieber Mann hat 20 Monaten tapfer gekämpft und letzten drei Monate waren einfach nur schlimm.
Deshalb waren meine Tochter und ich richtig gelöst und zufrieden, dass er ganz friedlich einschlafen durfte, er hat einfach aufgehört zu atmen.

Die Geschichte von dem Seelchen ist zwar lang, aber vielleicht hilft es jemandem hier im Forum, ein Schrittchen zur Bewältigung zu erleichtern.

Liebe Grüße und noch einen schönen Abend
Doro2005



Eine kleine Seele spricht mit Gott

Einmal, vor zeitloser Zeit, da war eine kleine Seele, die sagte zu Gott: "Ich weiß, wer ich bin!" Und Gott antwortete: "Oh, das ist ja wunderbar! Wer bist du denn?" Die kleine Seele rief: "Ich bin das Licht!" Und auf Gottes Gesicht erstrahlte das schönste Lächeln. "Du hast recht", bestätigte er, "du bist das Licht!" Da war die kleine Seele überglücklich, denn sie hatte genau das entdeckt, was alle Seelen im Himmelreich herausfinden wollen. "Hey", sagte die kleine Seele, "das ist ja Klasse!"

Doch bald genügte es der kleinen Seele nicht mehr, zu wissen, wer sie war. Sie wurde unruhig, ganz tief drinnen, und wollte nun sein, wer sie war. So ging sie wieder zu Gott. Es ist übrigens keine schlechte Idee, sich an Gott zu wenden, wenn man das sein möchte, was man eigentlich ist.

Sie sagte: "Hallo Gott! Nun, da ich weiß, wer ich bin, könnte ich es nicht auch sein?" Und Gott antwortete der kleinen Seele: "Du meinst, dass du sein willst, was du schon längst bist?" "Also", sprach die kleine Seele, "es ist schon ein Unterschied, ob ich nur weiß, wer ich bin, oder ob ich es auch wirklich bin. Ich möchte fühlen, wie es ist, das Licht zu sein!" "Aber du bist doch das Licht", wiederholte Gott, und er lächelte wieder. Doch die kleine Seele jammerte: "Ja, aber ich möchte doch wissen, wie es sich anfühlt, das Licht zu sein!" Gott schmunzelte: "Nun, das hätte ich mir denken können. Du warst schon immer recht abenteuerlustig.

Es gibt da nur eine Sache ...", und Gottes Gesicht wurde ernst. "Was denn?" fragte die kleine Seele. "Nun. Es gibt nichts anderes als Licht. Weißt du, ich habe nichts anderes erschaffen als das, was du bist. Und deshalb wird es nicht so einfach für dich, zu werden, wer du bist. Denn es gibt nichts, das nicht so ist wie du." "Wie?" fragte die kleine Seele und war ziemlich verwirrt. "Stell es dir so vor", begann Gott, "du bist wie der Schein einer Kerze in der Sonne. Das ist auch richtig so. Und neben dir gibt es noch viele Millionen Kerzen, die gemeinsam die Sonne bilden. Doch die Sonne wäre nicht die Sonne, wenn du fehlen würdest. Schon mit einer Kerze weniger wäre die Sonne nicht mehr die Sonne, denn sie könnte nicht mehr ganz so hell strahlen. Die große Frage ist also: Wie kannst du herausfinden, dass du Licht bist, wenn du überall von Licht umgeben bist?"

Da sagte die kleine Seele frech: "Du bist doch Gott! Überlege dir halt etwas!" "Du hast recht!" sagte Gott und lächelte wieder. "Und mir ist auch schon etwas eingefallen. Da du Licht bist und dich nicht erkennen kannst, wenn du nur von Licht umgeben bist, werden wir dich einfach mit Dunkelheit umhüllen."

"Was ist denn Dunkelheit?" fragte die kleine Seele. Gott antwortete: "Die Dunkelheit ist das, was du nicht bist." "Werde ich Angst davor haben?" rief die kleine Seele. "Nur, wenn du Angst haben willst", antwortete Gott. "Es gibt überhaupt nichts, wovor du dich fürchten müsstest, es sei denn, du willst dich fürchten. Weißt du, die ganze Angst denken wir uns nur selbst aus." "Oh!", die kleine Seele nickte verständig und fühlte sich gleich wieder besser.

Dann erklärte Gott, dass oft erst das Gegenteil von dem erscheinen müsse, was man erfahren wolle. "Das ist ein großes Geschenk", sagte Gott, "denn ohne das Gegenteil könntest du nie erfahren, wie etwas wirklich ist. Du würdest Wärme nicht ohne Kälte erkennen, oben nicht ohne unten, schnell nicht ohne langsam. Du könntest rechts nicht ohne links erkennen, hier nicht ohne dort und jetzt nicht ohne später. Und wenn du von Dunkelheit umgeben bist", schloss Gott ab, "dann balle nicht deine Faust, und erhebe nicht deine Stimme, um die Dunkelheit zu verwünschen. Sei lieber ein Licht in der Dunkelheit, statt dich über sie zu ärgern. Dann wirst du wirklich wissen, wer du bist, und alle anderen werden es auch wissen. Lass dein Licht scheinen, damit die anderen sehen können, dass du etwas Besonderes bist." "Meinst du wirklich, es ist in Ordnung, wenn die anderen sehen können, dass ich etwas Besonderes bin?"

"Natürlich!" Gott lächelte. "Es ist sogar sehr in Ordnung. Doch denke immer daran: etwas Besonderes zu sein heißt nicht, 'besser' zu sein. Jeder ist etwas Besonderes, jeder auf seine Weise. Doch die meisten haben das vergessen. Erst wenn sie merken, dass es für dich in Ordnung ist, etwas Besonderes zu sein, werden sie begreifen, dass es auch für sie in Ordnung ist." "Hey!" rief die kleine Seele und tanzte, hüpfte und lachte voller Freude. "Ich kann also so besonders sein, wie ich will!" "Ja, und du kannst auch sofort damit anfangen", sagte Gott, und tanzte, hüpfte und lachte mit der kleinen Seele. "Wie möchtest du denn besonders gerne sein?" "Was meinst du mit wie?" fragte die kleine Seele. "Das verstehe ich nicht...!" "Nun, das Licht zu sein bedeutet, etwas Besonderes zu sein. Und das kann sehr viel bedeuten. Es ist etwas Besonderes, freundlich zu sein. Es ist etwas Besonderes, sanft zu sein. Es ist etwas Besonderes, schöpferisch zu sein. Es ist etwas Besonderes, geduldig zu sein. Fallen dir noch andere Dinge ein, mit denen man etwas Besonderes sein kann?"

Die kleine Seele saß einen Moment lang ganz still da. Dann rief sie: "Ja, ich weiß eine ganze Menge anderer Dinge, mit denen man etwas Besonderes sein kann! Es ist etwas Besonderes hilfreich zu sein. Es ist etwas Besonderes, rücksichtsvoll zu sein, und es ist etwas Besonderes, miteinander zu teilen!" "Ja", stimmte Gott zu, "und all das kannst du jederzeit auf einmal sein - oder auch nur ein Teil davon. Dies ist die wahre Bedeutung davon, Licht zu sein."

"Ich weiss, was ich sein will! Ich weiß, was ich sein will!" rief die kleine Seele ganz aufgeregt Ich möchte der Teil des Besonderen sein, den man 'Vergebung' nennt. Ist zu vergeben nicht etwas Besonderes?" "Oh ja!" versicherte Gott der kleinen Seele. "Dies ist etwas ganz Besonderes!" "In Ordnung!" sagte die kleine Seele. Das ist es, was ich sein will. Ich möchte Vergebung sein. Ich möchte mich selbst als genau das erfahren." "Gut", sagte Gott, "doch da gibt es noch eine Sache, die du wissen solltest." Die kleine Seele wurde langsam etwas ungeduldig. Immer schien es irgendwelche Schwierigkeiten zu geben. "Was denn noch?" stöhnte sie.

"Es gibt keinen, dem du vergeben müsstest." "Keinen?" Die kleine Seele konnte kaum glauben, was Gott da sagte. "Keinen!" wiederholte Gott. "Alles, was ich erschaffen habe, ist vollkommen. Es gibt in meiner ganzen Schöpfung keine einzige Seele, die weniger vollkommen wäre als du. Schau dich doch mal um."

Da sah die kleine Seele, dass viele andere Seelen sich um sie herum versammelt hatten. Sie waren von überall her aus dem Himmelreich gekommen. Es hatte sich nämlich herumgesprochen, dass die kleine Seele eine ganz besondere Unterhaltung mit Gott führte, und jede Seele wollte hören, worüber die beiden sprachen. Als die kleine Seele die unzähligen anderen Seelen betrachtete, musste sie zugeben, dass Gott Recht hatte. Keine von ihnen war weniger schön, weniger strahlend oder weniger vollkommen als sie selbst. Die anderen Seelen waren so wundervoll, ihr Licht strahlte so hell, dass die kleine Seele kaum hinsehen konnte.

"Wem willst du nun vergeben?" fragte Gott. "Au weia, das wird aber wenig Spaß machen!" brummte die kleine Seele vor sich hin. "Ich möchte mich selbst als jemand erfahren, der vergibt. Ich hätte so gerne gewusst, wie man sich mit diesem Teil des Besonderen fühlt." Und so lernte die kleine Seele, wie es sich anfühlt, traurig zu sein.

Doch da trat eine freundliche Seele aus der großen Menge hervor. Sie sagte: "Sei nicht traurig, kleine Seele, ich will dir helfen." "Wirklich?" rief die kleine Seele. "Doch was kannst du für mich tun?" "Ich kann dir jemand bringen, dem du vergeben kannst!" "Oh wirklich?" "Ja, ganz bestimmt", kicherte die freundliche Seele. "Ich kann in dein nächstes Erdenleben kommen und dir etwas antun, damit du mir vergeben kannst." "Aber warum willst du das für mich tun?" fragte die kleine Seele. "Du bist doch ein vollkommenes Wesen! Deine Schwingungen sind so hoch, und dein Licht leuchtet so hell, dass ich dich kaum anschauen kann! Was bringt dich bloß dazu, deine Schwingungen so zu verringern, dass dein Licht dunkel und dicht wird? Du bist so licht, dass du auf den Sternen tanzen und in Gedankenschnelle durch das Himmelreich sausen kannst. Warum solltest du dich so schwer machen, um mir in meinem nächsten Leben etwas Böses antun zu können?"

"Ganz einfach!" sagte die freundliche Seele. "Weil ich dich lieb habe!"

Diese Antwort überraschte die kleine Seele. "Du brauchst nicht erstaunt zu sein", sagte die freundliche Seele. "Du hast dasselbe auch für mich getan. Weißt du es nicht mehr? Wir haben schon so oft miteinander getanzt. Ja, du und ich! Wir haben durch Äonen und alle Zeitalter hindurch und an vielen Orten miteinander gespielt. Du hast es nur vergessen. Wir beide sind schon alles gewesen. Wir waren schon oben und waren unten, wir waren schon rechts und waren links. Wir waren hier und waren dort, wir waren im Jetzt und waren im Später. Wir waren schon Mann und waren Frau, wir waren gut und waren schlecht - beide waren wir schon das Opfer, und beide waren wir der Schurke. So kommen wir immer wieder zusammen und helfen uns immer wieder, das auszudrücken, was wir wirklich sind. Und deshalb", erklärte die freundliche Seele weiter, "werde ich in dein nächstes Erdenleben kommen und der Bösewicht sein. Ich werde dir etwas Schreckliches antun, und dann kannst du dich als jemand erfahren, der vergibt."

"Aber was wirst du tun?" fragte die kleine Seele, nun doch etwas beunruhigt. "Was wird denn so schrecklich sein?" "Oh", sagte die freundliche Seele mit einem Lächeln, "uns wird schon was einfallen!" Dann wurde die freundliche Seele sehr ernst und sagte mit leiser Stimme: "Weißt du, mit einer Sache hast du vollkommen recht gehabt." "Mit was denn", wollte die kleine Seele wissen. "Ich muss meine Schwingung sehr weit herunterfahren und sehr schwer werden, um diese schreckliche Sache tun zu können. Ich muss so tun, als ob ich jemand wäre, der ich gar nicht bin. Und dafür muss ich dich um einen Gefallen bitten." "Du kannst dir wünschen, was du willst!" rief die kleine Seele, sprang umher und sang: "Hurra, ich werde vergeben können! Ich werde vergeben können!" Da bemerkte die kleine Seele, dass die freundliche Seele sehr still geworden war. "Was ist? Was kann ich für dich tun?" fragte die kleine Seele. "Du bist wirklich ein Engel, wenn du diese schreckliche Sache für mich tun willst!" Da unterbrach Gott die Unterhaltung der beiden Seelen: "Natürlich ist diese freundliche Seele ein Engel! Jedes Wesen ist ein Engel! Denke immer daran: Ich habe dir immer nur Engel geschickt!"

Die kleine Seele wollte doch so gern den Wunsch der freundlichen Seele erfüllen und fragte nochmals: "Sag schon was kann ich für dich tun?" Die freundliche Seele antwortete: "In dem Moment, in dem wir aufeinander treffen und ich dir das Schreckliche antue - in jenem Moment, in dem ich das Schlimmste tue, was du dir vorstellen kannst-, also in diesem Moment..." "Ja?" sagte die kleine Seele, ja...?" Die freundliche Seele wurde noch stiller. "...denke daran, wer ich wirklich bin!" "Oh, das werde ich bestimmt!" rief die kleine Seele. "Das verspreche ich dir! Ich werde mich immer so an dich erinnern, wie ich dich jetzt hier sehe!" "Gut!" sagte die freundliche Seele. "Weißt du, ich werde mich so verstellen müssen, dass ich mich selbst vergessen werde. Und wenn du dich nicht erinnerst, wie ich wirklich bin, dann werde ich mich selbst für eine sehr lange Zeit auch nicht daran erinnern können. Wenn ich vergesse, wer ich bin, dann kann es passieren, dass auch du vergisst, wer du bist. Und dann sind wir beide verloren. Dann brauchen wir eine weitere Seele, die in unser Leben kommt und uns daran erinnert, wer wir wirklich sind." Doch die kleine Seele versprach noch einmal: "Nein, wir werden nicht vergessen, wer wir sind! Ich werde mich an dich erinnern! Und ich werde dir sehr dankbar dafür sein, dass du mir dieses große Geschenk machst - das Geschenk, dass ich erfahren darf, wer ich wirklich bin."

Und so schlossen die beiden Seelen ihre Vereinbarung. Die kleine Seele begab sich in ein neues Erdenleben. Sie war ganz begeistert, dass sie das Licht war, das so besonders ist, und sie war so aufgeregt, dass sie jener Teil des Besonderen sein durfte, der "Vergebung" heißt. Sie wartete begierig darauf, sich selbst als Vergebung erfahren zu können und der anderen Seele dafür danken zu dürfen, dass sie diese Erfahrung möglich gemacht hat. Und in jedem Augenblick dieses neuen Erdenlebens, wann immer eine neue Seele auftauchte, ob sie nun Freude oder Traurigkeit brachte - natürlich besonders wenn sie Traurigkeit brachte -, fiel der kleinen Seele ein, was Gott ihr einst mit auf den Weg gegeben hatte:

"Denke stets daran", hatte Gott mit einem Lächeln gesagt, "ich habe dir immer nur Engel geschickt!"

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Schatten, die auf unser Leben fallen, sind nichts anderes als ein sicheres Zeichen dafür, dass es irgendwo ein Licht geben muss, das es sich lohnt zu suchen.
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