#1
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Brauche mal Rat!
Hallo,
es geht zwar nicht um mich, aber ich mache mir Sorgen und rege mich furchtbar auf. Da hier viele Betroffene sind, hoffe ich, von Euch ein paar wertvolle Informationen zu bekommen. Im Moment läuft ja dieses bundesweite Mammographie-Sreening, zu dem Frauen einer bestimmten Altersgruppe eingeladen werden. Meine Schwiegermutter ist dem Aufruf gefolgt und hat sich untersuchen lassen. Bei der Mammographie haben sie dann ein winzigen Knoten gefunden und sofort (am gleichen Tag) eine Biopsie vorgenommen. Das alleine empfinde ich schon als reichliches "Überfallkommando". Die Pathologie befand den Knoten für bösartig. Wenige Tage später wurde dieser operativ entfernt und meiner Schwiegermutter erklärt, alles von dem Knoten sei weg und die Lymphen nicht befallen. Allerdings müsse man noch auf Ergebnisse der Biopsie zurückgreifen, da man vermute, der Tumor sei schnellwachsend, dies aber anhand des operierten Materials nicht feststellen könne, weil bereits der größte Teil des Knotens bei der Mammographie entfernt worden sei. Also wieder Warterei. Aber letzlich ohne eine abschließende Aussage, nur mit der Empfehlung, eine prophylaktische Chemo machen zu lassen. Diese sollte heute das erste Mal durchgeführt werden (vier Wochen nach der OP). Nun sitzt meine Schwiegermutter weinend zuhause. Ohne Chemo, aber mit einem neuen Termin für eine OP. Aussage: Man habe noch eine Vorstufe zum BK gefunden, diese müsse operiert werden. Erst einmal finde ich das ganze menschlich abgrundtief beschis...... Frage mich aber auch, wie und was die Ärzte wochenlang untersuchen und immer neue Diagnosen stellen. Wie weit kann man da überhaupt vertrauen haben? Ist so eine Chemo überhaupt in diesem Stadium sinnvoll? Soll man diese Vorstufe überhaupt operieren lassen? Bitte helft mir mal! LG Claudia |
#2
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AW: Brauche mal Rat!
Hallo Claudia,
erstmal tut es mir leid, das Deine Schwiegermutter sich in unsere Gruppe einreihen muss. Leider ist das, was Ihr erlebt habt, kein Einzelfall. Ich habe allgemein gesehen den Eindruck, der Krebs ist uneinschätzbar, deshalb handeln viele Ärzte übervorsichtig. Doch das ist auch gut so, denn wir haben es nicht mit einer Krankheit zu tun, die mit ein paar Schmerzmittelchen wieder geheilt ist. Die Therapien Chemo, Bestrahlung oder/und Antihormontherapie sind IMMER eine vorbeugende Massnahme. Wobei die Kombination dieser Therapien abhängig von der Tumorbeschaffenheit ist. Niemand kann Dir eine Garantie geben, ob diese Therapien den Krebs tatsächlich im Keim ersticken. Die Vorgehensweise bei Deiner Schwiegermutter finde ich absolut korrekt und nicht als Überfallkommando. Wenn ein Tastbefund vorliegt, sollte dieser auch gleich biopsiert werden, um festzustellen, mit was man es zu tun hat. Je früher Brustkrebs erkannt wird, desto besser die Chancen gesund zu werden! Was ich nicht verstehe ist die Operation mit dem Knoten. Hat man ihn nicht komplett entfernt? Hat man Lymphknoten entfernt? Sorry, Du schreibst das ein wenig verwirrend, denn bei einer Mammografie kann man keinen Knoten entfernen. Und warum nochmals eine Operation? Bei einem auffälligen kleinen Knoten macht man normalerweise erst ein Ultraschall, dann eine Mammografie, ggf. eine Biopsie, dann eine Op mit Lymphknotenüberprüfung. Bei der Op wird ein sogenannter Sicherheitssaum um die Tumorhöhle geschnitten, damit eventuell verbleibende Zellen mitentfernt werden. Doch das allein ist immer noch keine Garantie, ob man die Krebszellen komplett erwischt. Wo Blut fliesst, können Zellen im Körper verteilt werden. Deshalb versucht man ja mit Chemo oder/und Bestrahlung die eventuell verbleibenden Krebszellen zu erwischen und abzutöten. Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig weiterhelfen. Und bitte keine Panik, Information ist alles und nimmt die Angst! Lieber Gruß Heike
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Ich habe nicht mit Krebs gerechnet, der Krebs hat nicht mit mir gerechnet. Nicht mit meiner Phantasie, meiner Lernfähigkeit, meinem Überlebenswillen... Ursula Goldmann-Posch |
#3
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AW: Brauche mal Rat!
Hallo Claudia,
als Betroffene kann ich Heike nur absolut in Allem zustimmen und bestätigen, dass ich durchaus die Vorsicht vieler Onkologen OK finde. Sollte Deine Schwiegermutter selbst den Eindruck haben, n i c h t in guten Händen zu sein, wäre eine Zweit- oder Dritt-Meinung - evtl. in einem anderen Brustzentrum einzuholen - durchaus zu empfehlen. Es würde sozusagen der Situation "das Überfall-Artige" nehmen und vielleicht mehr Vertrauen in die Therapie aufbauen... Mit besten Wünschen und herzlichem Gruß
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Ilse |
#4
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AW: Brauche mal Rat!
Hallo Claudia,
kann mich den Worten von Heike eigentlich nur anschließen, muß jedoch zu diesem "überfallartigen Handeln" dieser Ärzte Einspruch erheben. Bei uns hier läuft das in der Regel so ab: Es fährt ein "Mammobil" von Ort zu Ort durch Mittelfranken und es werden, wie Du auch sagtest, Frauen zwischen 50-69 Jahren eingeladen, diese Mammographie-Screening kostenlos in Anspruch zu nehmen. Aber es sind keine Ärzte in dem Bus, sondern nur speziell ausgebildete MTA's, die die Mammographie-Bilder machen. Diese werden anschließend am Abend von einem speziell dafür geschulten Ärztegremium, bestehend aus einem Röntgenologen und 2 Gynäkologen (dem auch mein FA angehört!) begutachtet und bei einem Verdacht wird die Betreffende zu einem Gespräch mit den Gynäkologen eingeladen. Dazu muß ich sagen, daß die Vorstufe von Krebs, von der Du gesprochen hast, wahrscheinlich Microkalk ist, der eben nur auf einer Mammographie zu sehen ist. Und natürlich auch sehr kleine Tumore, die evtl. bei einem nicht so versierten FA übersehen werden könnten. Daß aber bei Deiner Schwiegermutter alles so "hopplahopp" und tatsächlich fast überfallartig geschah, kann ich nicht recht nachvollziehen, denn auch bei BK, wenn es sich nicht gerade um einen "entzündlichen BK" handelt, hat man durchaus noch einige Tage, bzw. Wochen Zeit, sich in Ruhe eine Zweit- oder Drittmeinung einzuholen, diesen Vorschlag machte mir mein FA damals und das fand ich z.B. super von ihm, habe ich aber nicht in Anspruch genommen, weil ich mich bei ihm in sehr guten Händen fühlte und immer noch bin. Ansonsten läuft es so ab, wie es Heike1963 (wink mal hoch zu Dir!) schon beschrieb. Ich wünsche Deiner Schwiegermutter alles erdenklich Gute. |
#5
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AW: Brauche mal Rat!
Liebe Claudia,
ich nehme an, dass du bei den Arztgesprächen nicht mit dabei warst und auch die Arztbriefe nicht in der Hand hast? Ich denke, es wäre ganz gut, wenn ihr Kopie der Arztbriefe und aller Befunde haben würdet. Du kannst so besser verstehen, was passiert ist und kannst gezielter nachfragen. Außerdem könnt ihr Euch dann bei einem anderen Arzt beraten lassen. Die Vorteile und Nachteile einer Chemotherapie/Hormontherapie müssen schon sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. Mit liebem Gruß auch an deine Schwiegermutter Dorothea |
#6
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AW: Brauche mal Rat!
Hallo,
ich meine wirklich, dass im Fall meiner Schwiegermutter alles zu schnell geht. An einem Tag Mammographie und Biopsie (da ist manch einer überrumpelt, der vielleicht von seiner Grundeinstellung her eigentlich keine Biopsie hätte haben wollen), vier Tage später OP im hiesigen Klinikum (ließ einem auch keine Chance auf eine Zweit- oder Drittmeinung). 5 Tage Krankenhausaufenthalt. Eine Woche nach Entlassung ein Gespräch mit den operierenden Arzt im Klinikum. Der dann wohl meinte, man müsse sich noch einmal den Bericht der Biopsie anschauen, man hätte bei der OP nicht mehr auf viel befallenes Gewebe zurückgreifen können, da bei der Biopsie bereits der Knoten zum Großteil rausgenommen worden sei. Dann die Empfehlung der Chemo. Heute sollte der 1. Tag der Chemo sein. Meine SchwiMu ist also ins Klinikum gefahren und hatte erst ein Gespräch mit dem Arzt. Er äußerte, dass man sich die Ergebnisse noch einmal angeschaut und jetzt diese Krebsvorstufe gefunden habe, die operiert werden sollte. Das ist also OP 2! Ich frage mich schon, warum die Ärzte nicht gleich abschließend untersucht haben, bevor man jemanden zur Chemo einlädt. Außerdem ist das wieder ein belastende OP! Ist so etwas normal? LG Claudia @ wamper: Das ist das nächste Problem. Meine SchwiMu geht dadurch wie ein einsamer Indianer. Sie geht alleine zu den Arztgesprächen, ist alleine zur OP ins Krankenhaus gefahren. Wir kommen nicht an sie ran. Das ist ein echtes Problem. |
#7
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AW: Brauche mal Rat!
Liebe Claudia,
Nachoperationen kommen immer wieder vor, wenn die Pathologen feststellen, dass der Krebs nicht im Gesunden entfernt wurde oder Krebsvorstufen gefunden werden. Die Histologieberichte liegen meist nach ca 1 Woche vor. Ich finde es seltsam, dass den Ärzte der Befund erst nach 4 Wochen auffällt. Leider kannst du deiner Schwiegermutter nur anbieten, sie zu unterstützen. Meine Schwiegermutter wollte auch keine Hilfe. Wir bieten jede Hilfe 1-2x an und sagen, dass sie jederzeit darauf zu greifen kann. Es zerrt tüchtig an den Nerven, unzureichende Informationen zu haben, nicht helfen zu dürfen und dann noch jemanden weinen zu sehen. Mit liebem Gruß Dorothea |
#8
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AW: Brauche mal Rat!
Hallo Dorothea,
Du sprichst mir wirklich aus der Seele! Es ist wirklich so! Die 4 Wochen finde ich auch etwas heftig. Ich frage mich auch, ob man einen Patienten nicht vorher informieren kann? Bestellt war sie ja - wie gesagt - für die 1. Chemo und ist dann aus allen Wolken gefallen, dass sie am kommenden Montag noch einmal operiert werden soll. Irgendwie stellt man sich ja auch auf die Dinge ein, organisiert dies und jenes und bringt sich "kopfmäßig" in die richtige Richtung. Allerdings habe ich langsam sowieso einen komischen Eindruck bei diesem Klinikum. Auch für das OP-Ergebnis haben die ja nahezu zwei Wochen gebraucht um dann festzustellen, dass das Gewebe der Biopsie noch einmal untersucht werden müsste?? Eines habe ich mir jedoch vorgenommen. Bei dem anstehenden krankenhausaufenthalt wird die Familie mehr präsent sein als bei der letzten op - und ich werde den behandelnden Arzt einfach mal ansprechen und nachfragen. Ich glaube, es ist wichtig auch mal zu zeigen: Vorsicht, hier gucken dir noch ein paar mehr auf die Finger! herzliche grüße claudia |
#9
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AW: Brauche mal Rat!
Hallo Claudia,
ich lese gerade, das Du Initiative ergreifen möchtest. Das finde ich gut! Hinschauen, informieren und präsent sein. Mache Deiner Schwiemu auch unbedingt klar, das vier Ohren mehr hören als zwei und das sie in der Aufregung sicherlich vieles hört, aber nicht versteht und dann wieder vergisst. Ein guter Ratgeber ist das Überlebensbuch Brustkrebs-Anleitung zur aktiven Patientin. Darin steht alles, vor der Op bis Nachsorge, genauestens erklärt und im Anhang gibt es sogar Fragebögen, die man zum Arzt mitnehmen kann. Nach dem Lesen dieses Buches war ich um vieles schlauer und hätte sicher vieles anders in meiner Situation gemacht. Es ist bei Krebs immer gut mit dem Arzt 'auf einer Höhe' zu sein, dann wird man von ihnen ernster genommen. Alles Gute, viel Mut und Zuversicht wünsche ich Dir, Heike
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Ich habe nicht mit Krebs gerechnet, der Krebs hat nicht mit mir gerechnet. Nicht mit meiner Phantasie, meiner Lernfähigkeit, meinem Überlebenswillen... Ursula Goldmann-Posch |
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