Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 28.01.2007, 22:42
gaertner gaertner ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Ort: Saarland
Beiträge: 164
Standard AW: Die Einsamkeit

hallo wolfgang,


heute bin ich zum zweiten mal rausgeflogen wegen dieser scheiß "angemeldet bleiben" sache im forum.

heute bin ich auch richtig stinke sauer, weil ich die gedanken wohl so nicht mehr so wie eben zusammen bekomme.

egal , ich versuche es.

was würde sich ändern , wenn du so fragst, hast du geschreiben.

ich denke , du bist schon sehr weit auf deinem weg , dem trauertier zu begegnen und sich ihm zu stellen.

es lauert immer im hintergrund und es ist für unser unwohlsein verantwortlich.

für unsere unfähigkeit, mit dem leben danach zurechtzukommen.

mich hat es auch öfter gepackt als mir lieb war. unvermittelt und hart. bis ich eine gewisse konstanz erkannte. es ist nur da , wenn ich es zulasse.

wenn ich weiß , wo es lauert , kann ich es zwar nicht verhindern , aber schwächen. ich bin es , der es überhaupt zuläßt , daß es kommt und ich kann es auch in die schranken weisen.

die altvorderen reden von einem trauerjahr.
es hat berechtigung in meinen augen . es dauert eine zeit, bis man , oder besser , bis jeder, sein eigenes trauertier so kennt, daß er es schafft es einigermaßen zu kontrollieren und nicht daß das trauertier auf dauer die kontrolle über einen selbst hat.

der weg dahin ist so kompliziert. den weg dahin muß wohl jeder alleine gehen.

glück hat der , der diesen weg mit einem partner gehen kann .

womöglich ist da das trauertier gleich groß, gelb und hat große zähne ;

also gemeinsam den weg gehen zu können hilft ihn zu verkürzen.



der effekt ist dann so einfach. werd ich vom tier angesprungen , hat mein partner die kraft es in die schranken zu weisen , wird mein partner angesprungen , bin ich womöglich in der lage, es am schlafittchen zu packen.

je öfter das tier eine finte versucht hat, je besser kann ich es in die schranken weisen. ja, es wird immer wieder eine lücke in meiner deckung finden , aber ich bin gewillt, es von meinem zug zu stoßen , der der sonne entgegenfährt und auf dem es nichts zu suchen hat.

ich habe nachgelesen , briele, ich bin der kapitän , ich sage , wo es langgeht und ich bestimme das ziel. und ich fahre regelmäßig.

ich funktioniere. allerdings mit einschränkung, vor einem plötzlichen angriff bin ich auch nicht gefeit.

doch es ist nicht mehr so heftig. es tut nicht mehr so weh auf dauer.

es ist mir möglich , die situation angemessen unter kontrolle zu bringen, nicht hilfslos dahinzutreiben.

ich wünsche jedem hier, diesen punkt zu erreichen. es zu schaffen, selber genug verrückt zu bleiben , genug sich selber zu lieben , genug sein leben wieder und auch anders zu leben , aber sich nicht mehr von dem trauertier lenken zu lassen.


lg
gaertner
__________________
Jede Lebensphase hat ihren eigenen Wert

und ihr eigenes Glück.


daraus das Beste zu machen

ist der Schlüssel zur Zufriedenheit.
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 29.01.2007, 23:16
Vierm Vierm ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.08.2005
Ort: Aachen
Beiträge: 157
Standard AW: Die Einsamkeit

Hallo Steffen,


nur ganz kurz aus Zeitgründen;

Das mit dem "Trauertier" trifft es genau. Perfekt beschrieben.


ich werde mich mal in den nächsten Tagen aufraffen und versuchen die Geschichte hier von jemanden (Dir) zu lesen dem " Das Trauertier" begegnet ist.


CIao Wolfgang
__________________
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
wir freuen uns über Besuche und Gästebucheinträge:
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 30.01.2007, 03:29
ieggers22 ieggers22 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 24.09.2006
Ort: USA
Beiträge: 24
Standard AW: Die Einsamkeit

...es gibt doch bestimmt einen Grund warum wir noch hier sind!? Warum wir uebrig sind?! Warum wir Zeugen dieses Leidens waren?! Wir sollen etwas lernen fuer uns selbst und fuer unser Leben fuer andere und es weitergeben...so ein Eindruck bewegt und praegt die Seele!! Es faengt mit der Diaknose an....kein Halt....hilflos zusehen....aber den Moment schaetzen...die Ungewissheit die sich nie aendert...sich umsehen und Liebe geben!!? Vielleicht bin ich noch nicht so weit wie ihr...klar aendert sich an der Tatsache nichts, aber unsere Lieben haben hier etwas angefangen?!?! Wir hatten "das Glueck" Abschied zu nehmen...bewusster durchs Leben zu gehen...den Sinn zu erkennen....sich und andere zu achten...Umsicht mit anderen Menschen!?!!?
Sorry...klinge bestimmt sehr wirr aber es bewegt sich was in mir...ich lerne, ich durchlebe meine Trauer, verarbeite das Ansehen des Leidens, versuche sterben zu verstehen....
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 30.01.2007, 08:13
Benutzerbild von AndreaS
AndreaS AndreaS ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.02.2005
Ort: SB
Beiträge: 837
Standard AW: Die Einsamkeit

Hallo Ieggers22,

ich kann verstehen, was in dir vorgeht. Hätte es einen Grund, ja, wir könnten tatsächlich besser mit dem Erlebten umgehen. Ich persönlich glaube auch, dass wir auf der Welt sind, um etwas zu lernen. Habe auch in diversen Büchern gelesen, klar, wer versucht nicht eine Antwort zu finden, und der Gedanke, dass unsere Lieben, die gehen mussten, bereits ihre Aufgabe erfüllt hatten, sie bereits wussten, worum es auf dieser Welt geht. Ja der Gedanke tröstet.

Die Kehrseite nun:

Ich musste mit 5 Jahren bereits schmerzlich erfahren, wie der Tod das Leben einer bis dato glücklichen Familie zerstört. Habe meinen Bruder durch einen Verkehrsunfall verloren, meine Bezugsperson, der wichtigste Mensch in meinem jungen Leben. Ich musste lernen, damit zu leben, weiß nicht, ob es mir jemals wirklich geglückt ist.

Aus dieser Erfahrung heraus war mit mehr als bewusst, wie vergänglich alles sein kann. Diese Lektion, wie gesagt bereits mit 5 Jahren gelernt, hat mich geprägt.

Das Leben mit meinem Mann und meinen Kindern war von Liebe geprägt. Ich bin keinen Tag aufgewacht, ohne mich bei wem auch immer, für das große Glück zu bedanken. Was bitte, sollte ich aus der Krankheit meines Mannes noch mehr lernen? Ich habe ihn bedingungslos geliebt, er uns. Was bitte musste meine Tochter lernen, die gemeinsam mit mir seinen Tod miterlebte, mit 17 Jahren, in einem Alter, in dem Unbeschwertheit und Lebensfreude vorherrschen sollte. Was war ihre Lektion? Und die anderen unserer Kinder, der Kleine, gerade einmal 11 Jahre, eine von 15 und ein "Erwachsener", der an seinem 20. Geburtstag seinen Vater vom Tod gezeichnet im Bett liegen sah. Sie mussten nichts lernen, wir haben diese Liebe, Umsicht und Dankbarkeit schon immer gelebt.

Ist es meine Aufgabe, meinen jetzigen Partner glücklich zu machen? Vielleicht ist es das... ABER: er hätte auch jemand anderen treffen können, der diese "Aufgabe" übernimmt. Musste dafür tatsächlich mein Mann, (der Vater meiner Kinder) und sein Sohn (und Bruder seines älteren Sohnes) sterben?

Ich weiß, wie verzweifelt man nach Gründen sucht, nach Sichtweisen, die es wieder möglich machen, zu atmen.

Aber ich weiß nicht, warum die, die gehen müssen, um uns was zu erklären, noch diesen körperlichen und seelischen Leidensweg erdulden sollen müssten.

LG
Andrea
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 20:51 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55