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Alt 03.04.2007, 15:29
Anemone Anemone ist offline
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Registriert seit: 24.11.2005
Beiträge: 530
Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

Hallo liebe Steph,
Du denkst darüber nach, ob Du Dir von einem Psychologen helfen lassen sollst (kannst). Ja, das ist so eine Sache, manchen Leuten gibt das unheimlich viel, anderen gar nichts. Es kommt halt auch auf den Therapeuten an. Ich hatte eine Therapie, weil ich irgendwie nicht klar kam mit der Diagnose, dass mein lieber Mann an unheilbarem Bauchspeicheldrüsenkrebs sterben wird (er hat vor 14 Monaten seinen überaus tapferen Kampf verloren). Mir brachte die Therapie absolut nichts, aber das kann natürlich auch ganz anders aussehen.
Bitte sei mir nicht böse, wenn ich nun etwas sehr direkt werde. Vielleicht klingt es auch brutal, aber für mich ist es einfach Realität: Jeder muss seine Trauer durchleben und durchleiden, und zwar allein. Im Grunde genommen kann Dir keiner dabei helfen. Vielleicht hilft manchen Menschen ihr Glaube, oder der Glaube an Überirdisches, kann ich nicht beurteilen.
Ich war 41 Jahre mit meinem lieben Mann verheiratet. Obwohl wir neun Monate lang Zeit hatten, Abschied zu nehmen, war sein Tod für mich unfassbar, schrecklich, das Schlimmste was mir passieren konnte, ich dachte, ich überlebe das nicht.
Ich bin sehr, sehr froh, dass ich liebe Kinder habe (34 und 37), die für mich da sind. AAAber!! Sie trauern doch genau wie ich. Sie können mir nicht helfen, ich kann ihnen nicht helfen. Klar, wir sind füreinander da, wir reden oft über unseren Papa, aber durch dieses endlos lange und dunkle Tal müssen wir alle durch, jeder für sich allein. Für meine Kinder war ihr Vater ein Freund, einer, den sie immer fragen konnten, wenn sie Probleme hatten. Ich kann ihnen nicht das selbe geben.
Auch Freunde können nicht viel tun - gewiss, es ist schön, wenn Dich mal jemand in den Arm nimmt. Aber die, die selbst noch nicht um einen geliebten Menschen getrauert haben, wissen einfach nicht, wie man sich fühlt. Sei ihnen deshalb nicht bös. Ich hätte manchmal vor Zorn schreien können, wenn jeman meinte, mich mit einem Witz (dazu noch einem schrecklich blöden...) aus meinem tiefen Trauerloch holen zu können. Fast senkrecht in die Luft ging ich bei dem Spruch: Das Leben geht weiter - Nein, DAS Leben vielleicht, meins nicht. Mein Leben war das mit meinem Mann, das ist unwiederbringlich zu Ende. Ich muss mir ein neues Leben aufbauen, das kostet unendlich viel Kraft.
"Die Zeit heilt alle Wunden" - NEIN, stimmt (zumindest für mich) auch nicht. Irgendwo habe ich mal gelesen: DIe Zeit heilt NICHT alle Wunden, sie hilft uns nur, mit dem Unbegreiflichen zu leben. O.k. gerade in den letzten Wochen hatte ich ab und zu mal ein gutes Gefühl, dachte: Hey, jetzt wirds langsam besser. Am nächsten Tag konnte es schon wieder anders sein - das Trauertier sitzt mir im Genick und fetzt mich kurz und klein.
Liebe Steph, das Einzige, was ich Dir versichern kann, ist, dass Du hier in diesem Forum Menschen triffst, die Dich verstehen, die Dich (virtuell) ein wenig begleiten können auf Deinem Weg durch die Trauer.
Hab Geduld mit Dir, Trauer ist Schwerarbeit für Seele und Körper, sie wird Dich und vor allem auch Deine Mama noch eine Weile begleiten.
Lass Dich mal feste drücken. Ich schicke Dir viele liebe Grüße,
Anemone
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