Zitat von Silleke
Hallo Brillie,
Als ich hier neu war, hatte ich das Bedürfnis, erstmal ganz anonym zu bleiben. Das ist der Grund, warum ich nur von Dopamin geschrieben habe und den Rest nicht erwähnte. Denn meine Krankheitskombination ist zumnindest in meinem Alter so ungewöhnlich, dass ich fürchte, ich bin einmalig. grins.... hätt ich drauf verzichten können.....
Aber nun bin ich zuhause im Forum und finds okay, es zu erklären. Ich bin an Parkinson erkrankt, mit nur 37 Jahren. Im Prinzip ist das nichts anderes als der Altersparkinson, die Behandlung ist aber schwieriger. Beim Parkinson ist der Hirnstoffwechsel gestört, uns fehlt der Neurotransmitter Dopamin. Und den müssen wir durch Medikamente ersetzen, daher nehmen wir Dopamin ein, bzw. korrekter eine Vorstufe, die zu Dopamin umgewandelt wird im Körper. Wirklich elend wurde mir letzten Herbst, als ich mal rein zufällig den Beipackzettel meiner Medis wieder durchlas, und was fand ich da : Bei malignem Melanom kontraindiziert bzw. nur unter engmaschiger Kontrolle einzunehmen. Ich ab zum Hautarzt und zum Neurologen, keiner wusste das und schon gar nicht eine Erklärung. Ich fing also an, selber zu suchen, entscheidende Punkte konnte man mir dann in Hamburg im UKE sagen. Also das Melanin wird aus Dopamin produziert, andersrum ist Dopamin eine Vorstufe von Melanin. Und da Melanome eben mit Hilfe von Melanin entstehen, rätselt man seit Jahrzehnten, ob eine spezielle Gefahr für Parkinsonkranke besteht. Dazu kommen Untersuchungen aus Amerika, nach denen tatsächlich Parkinsonkranke drei mal so oft Melanome bekommen. Dort wrid jeder Parkinsonkranke routinemäßig einmal jährlich zum Haut- Checkup geschickt. Es wäre aber auch möglich, dass der Parkinson selber und nicht die Medis den Schlamassel auslösen.
Das alles ist in Deutschland weitgehend unbekannt, ich wundere mich drüber. Mein Hautarzt fragt momentan grade in Kiel nach wegen mir. Das UKE sagt, ausser guter Nach-und-Vorsorge kann man nichts machen. Meine besondere Situation ist auch, dass ich extrem jung bin für diese Kombi , bin 43 Jahre. Und was die weiteren Tumoren angeht, genau genommen sind es zwei weitere, aber einer ist nicht so gefährlich, da herrscht nur noch Entsetzen bei mir , und irgendwie bei meinen Ärzten auch. EInig sind wir uns, dass irgendetwas meinen Körper massiv geschädigt haben muss, ich komme auch noch aus einer Familie, in der es seit Generationen keinen Krebs gegeben hat.
Weisst Du, liebe Brillie, ich hatte Momente der totalen Lähmung. Die vier Krankheiten habe ich mir in nur sechs Jahren zugelegt, und das ging nicht spurlos an mir vorüber . Hatte Fressphasen aus Angst, und bin dick geworden, hatte Zeiten tiefer Ratlosigkeit. Heute bin ich wirklich so weit, das alles so anzunehmen. Das ist eben mein Weg, und es ist nicht so, dass ich mich wertlos fühle oder nutzlos . Ich habs echt geschluckt, auch wenn ich hart dran gekaut habe. Jetzt hoffe ich einfach, dass es gut weitergeht, dass ich keine Metas bekomme, und vor allem keine weiteren Krebserkrankungen. Ehrlich gesagt ist das meine größere Angst,die dritte Diagnose hielt ich für unmöglich, jetzt ist mir alles vorstellbar.
Ach je, nun hast Du kurz gefragt, und ich habe einen Roman geschrieben. So kanns gehen. Aber wie soll ich meine Lage in drei Sätzen erklären ?
Ich hoffe nur, ich klang nicht jammerig, dazu gibts nämlich keinen Grund. Es geht mir gut . Nur der Schock sitzt tief. Als mir klar wurde, dass ich vielleicht mit den Parkinsonmedis das Wachstum des Melanoms befördere, da zogs mir die Füße weg. Aber okay, wieder aufstehen ist bekanntlich alles.
In diesem Sinne schicke ichs jetzt ab, obwohl es lang geworden ist .Vielleicht kann ich auch Mut machen, dass Krebs nicht das Ende ist. Ich hatte mehrere Begegnungen , und es geht mir gut.
liebe Grüße
Silleke
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