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  #1  
Alt 12.05.2008, 22:04
Benutzerbild von Desi
Desi Desi ist offline
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Registriert seit: 03.12.2007
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Beiträge: 3.618
Standard AW: Die Zeit heilt alle Wunden?

Hallo liebe Sandra!
Schön mal wieder von dir zu lesen. Der Weg "zurück ins normale Leben" ist glaube ich ein langer und sehr steiniger Weg. Am Anfang liegen die dicksten Brocken. Wenn man die erstmal überwunden hat, kommen die kleineren Steine. Dann wird es glaube ich ein wenig leichter. Ganz ohne Steine wird man glaube ich nachdem was wir erlebt haben wohl nie mehr laufen können, aber wie gesagt sie werden kleiner.
Das wünsche ich auch dir von ganzem Herzen.
Ich wünsche euch auch das die Kur für deine Mum jetzt recht schnell bewilligt wird.
__________________
In Liebe Daddy geb. 27.02.54 gest. 08.02.2008
Du wirst für immer in meinem Herzen sein.
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  #2  
Alt 12.05.2008, 22:48
Potere Potere ist offline
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Beiträge: 25
Standard AW: Die Zeit heilt alle Wunden?

Hallo Desi und Martina,

jeden Tag bin ich stille Leserin und in meinem Kopf (besonders in meinem Herzen) ist so viel wirrwarr, dass es mir wie immer sehr schwer fällt, die passenden Worte zu schreiben.
Es gibt Tage, wenn ich meine Mama richtig richtig live vor mir sehe, dann könnte ich platzen. Platzen vor Wut auf alle und meiner Naivität.
Ich sehe meine Mutter vor mir wie sie da lag in ihrem!?! Pflegebett und sich riesig auf meinen Besuch freute. Wenn ich alleine hinging (also ohne seelische Unterstützung für mich) empfand ich diese Besuche schrecklich. Ich fühlte mich komplett überfordert. Da wir mit meiner Mutter nie direkt über ihre Krankheit und deren Folgen sprechen konnten, musste ich schauspielern. Es fiel mir immer immer schwerer, wenn ich hörte wie andere Familienangehörige meine Mutter anlogen (Unter den Deckmantel der Liebe, um ihre Hoffnung etc. nicht zu nehmen)Mir drehte sich der Magen um, wenn ich hörte: Warte ab, wenn Du jeden Tag brav isst, dann kommst Du zu kräften und dann.............
Ich habe meinen Mund gehalten und die Augen gesenkt. Wenn meine Mutter und ich alleine waren, und sie unter starken Schmerzen sagte sie könne nicht mehr, antwortete ich: Mama dann lass los. Wir sind groß wir schaffen das schon. Im Himmel ist Dein Vater mit meiner Tochter (geb. und gest. 12.03.2001), die Dich empfangen werden. Du wirst nicht alleine sein.

Wenn ich jetzt rückblickend darüber nachdenke, dann könnte ich mich selbst ohrfeigen ach verprügeln könnt ich mich. Jetzt würde ich sagen: Nein Mama lass mich nicht allein, ich brauche Dich doch. Wir/ich müsen noch so viel klären. Vor lauter Totschweigen haben wir uns nicht einmal verabschiedet.
Meine Mutter wollte auch nie richtig darüber reden. Ab und zu kamen so ganz nebenbei Sätze wie z.B.: Ich will hier und nicht in meiner Heimat Italien beerdigt werden, weil hier meine Kinder sind. Unter Garantie hat meine Mutter viel geweint, wenn sie alleine war. Sie war eine verdammt starke Frau. Sicherlich hatte sie auch ihre Schwächen. Ihre größte Schwäche war, uns Kinder nicht loslassen zu können uns nicht zu vertrauen.

Ich sehe meine Mutter wie sie die Treppen runterkommt, wie sie meine Kinder umarmt und zu Ihnen mit ital. Akzent sagt: Ich liebe Dich mein Schatz.

Ihr Leben war nicht leicht und ihr Tod ebenso. Sie hat bis zum Schluss gelitten. Sie ist wirklich dahingesicht. Als sie dann so Tot auf dem Bett lag, sah sie aus wie ein Engel mit gebrochenen Flügel. Ich habe nicht geweint weder an diesem Tag noch an ihrer Beerdigung Ich weine jetzt

Ich weiß, dass ich nicht alleine diesen tiefen Schmerz verspüre. Auch dies macht mich traurig. Ich leide mit jedem hier in diesem Forum mit.

Ich bete zu Gott, dass wir alle unseren Frieden finden werden.

Liebe Grüße
Angela
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  #3  
Alt 13.05.2008, 19:32
Martina R. Martina R. ist offline
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Beiträge: 203
Standard AW: Die Zeit heilt alle Wunden?

Liebe Angela,
es tut mir so leid, daß du dich so quälst und da ich in meiner Trauerverarbeitung wohl schon ein Stück weiter bin als du, möchte ich immer sagen: Aber so wie du es interpretierst muss es doch gar nicht gewesen sein.
Wenn du z.B. schreibst, deine Mutter hätte kein Vertrauen zu euch Kindern gehabt und konnte nicht loslassen. Ich sehe das ganz anders: Gerade weil sie euch so geliebt hat, wollte sie euch nicht belasten. Das hat gar nichts mit Vertrauen zu tun, sondern mit einer tiefen Liebe zu dir...
Und auch du hast geschwiegen aus LIEBE! Wenn sie nicht bereit war über die Krankheit zu besprechen, wenn sie bis zum Ende Normalität wollte, was hättest du tun sollen? Hättest du sie zwingen können, die Wahrheit zu ertragen? Wärd ihr beide dann glücklicher geworden? Nein, denn es hätte an ihrem traurigen Ende nichts geändert, absolut gar nichts.
Liebe Angela, schau nicht nur zurück und rede alles düster und traurig, es war ihr Weg und ihr Leben und den seid ihr gemeinsam gegangen, wie schön.
Schau nach vorn und versuche an die schönen Zeiten zu denken und bitte vergiss es nicht: Es gibt Dinge die Böse bleiben! Lass das Böse nicht dein ganzes Leben beherrschen.
Sei umarmt und sorry, daß es so lang geworden ist
Martina
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  #4  
Alt 13.05.2008, 22:27
Engel07 Engel07 ist offline
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Beiträge: 1.822
Standard AW: Die Zeit heilt alle Wunden?

Liebe Sandra,

lass dich mal in den Arm nehmen. Es tut mir leid, dass du grad eine Talfahrt durchmachst.

Du bist so stark und hast es schon oft gepackt, und du wirst es wieder packen. Solche Phasen müssen auch sein, es tut der Seele gut, putzen übrigens auch, sagen Psychologen.

Ich schick dir ein Kraftpaket und ganz viel liebe Trostknuddelgrüße
__________________
Engel

Paps: 07.11.1952 - 11.08.2008
Zweifle nicht am Blau des Himmels,
wenn über Deinem Dach dunkle Wolken stehen.
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  #5  
Alt 23.05.2008, 12:36
Mae-Geri Mae-Geri ist offline
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Beiträge: 389
Standard AW: Die Zeit heilt alle Wunden?

Die Kur wurde abgelehnt... Der Bescheid kam gestern. Und der Arzt ist zu faul einen Widerspruch zu machen. Der kümmert sich einen Sch***dreck um meine Mutter! Das sowas als Arzt gilt - einfach furchtbar.
Eigentlich sollte man doch davon ausgehen, dass er sich mehr Mühe gibt - ich bin noch heute der Überzeugung, dass der Krebs bei Papa hätte eher diagnostiziert werden können. Aber er hat ja so lange rumgedoktort bis es zu spät war. Und nun lässt er meine Mutter auch noch hängen!
Mein Vertrauen in die Ärzte ist gestern -mal wieder- ein Stück mehr gestorben!

Sandra
__________________
Danke!!!
PeLo 13.04.1948 - 09.10.2007
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  #6  
Alt 23.05.2008, 14:42
Benutzerbild von Engelinchen44
Engelinchen44 Engelinchen44 ist offline
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Standard AW: Die Zeit heilt alle Wunden?

Liebe Sandra,

ich bin eine stille Mitleserin. Habe meine Mutti am 27.Oktober 2006 und meinen Papa am 03.03.08 an der Diagnose Krebs verloren.

Was mich jetzt stärkt ist, dass mein Papa bei uns zu Hause war, ohne Schmerzen, ohne Krankenhaus und ohne Leiden von uns ging.

Aber warum ich dir antworten wollte ist wegen der Kur deiner Mutti. Du kannst auch selber einen Widerspruch schreiben. Ich weiss nicht ob ihr den Kurantrag und die diversen Unterlagen kopiert habt. Wenn ja schaut rein und überlegt, ob auch alles angegeben wurde von euch und den Ärzten was vorgefallen und woran deine Mutter jetzt leidet. Ist es eine Kur die über die BfA( jetzt Deutscher Rentenversicherung Bund) beantragt wurde oder über die Krankenkasse?

Ich rate euch auf jeden Fall einen Widerspruch zu schreiben. Alles nochmal aufführen. Die meisten geben sich nämlich mit der Ablehnung zufrieden. Gibt es einen Arzt der deine Mutter auch psychisch betreut? Atteste von vielen verschiedenen Ärzten sind wichtig.

Sollte das alles nichts helfen, es gibt Kliniken in Deutschland die Patienten für eine Reha (Kur) Maßnahme aufnehmen aber auch akut Patienten (also über Notfall) aufnehmen. Dann ist das zwar keine Kur, sondern ein Krankenhausaufenthalt, geholfen wird einem auch dort wie bei einer Kur. (ggf. sogar mit anschliessender Reha.)

In einem Widerspruch sollte auch der Satz "zur Vermeidung von Krankenhausaufenthalt" vorhanden sein. Denke aber bitte an die 4 Wochen Frist. Solltet ihr den Widerspruch bis dahin nicht schaffen, schickt einen Brief mit den Worten

Hiermit legen wir Widerspruch gegen die Ablehnung der Kur (Reha?) ein. Unterlagen folgen. Somit ist die Frist gewahrt.

Hoffe das war verständlich.

Meine Tage der Trauer sind sehr unterschiedlich. Es vergehen Tage und es geht mir gut. Dann aber trifft es mich wieder mit einer Wucht, die kaum auszuhalten ist. Ich versuche es so anzunehmen wie es kommt und versuche mir z.Zt. soviel Freiraum für Ruhe und Entspannung zu schaffen.

Ich wünsche dir alles Gute. Auch für deine Mutter.

Liebe Grüße
Brigitta

P.S. Was ist mit Trauerselbsthilfegruppen? Wäre das nichts für deine Mutter?
__________________
[I]"Der Tod der Mutter ist der erste Kummer ohne ihren Trost!!![/I]
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  #7  
Alt 23.05.2008, 21:43
Benutzerbild von Desi
Desi Desi ist offline
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Ort: NRW
Beiträge: 3.618
Standard AW: Die Zeit heilt alle Wunden?

Hallo Sandra.
Das ist ja unglaublich.
Legt sofort Widerspruch ein. Das könnt ihr zur Not auch ohne Arzt. Jeder Pimpf kriegt wegen einer Lappalie alles bewilligt, ich seh das ja bei uns, und deine Mum die das wirklich nötig hat nicht. Unfassbar.
__________________
In Liebe Daddy geb. 27.02.54 gest. 08.02.2008
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