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  #1  
Alt 01.09.2008, 22:02
illy illy ist offline
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Standard AW: er durfte gehen schnell und schmerzfrei.

Hallo Neverend,
ich habe deine letzte Nachricht gelesen und kann dir nur zustimmen. Ich habe meinen Mann am 23. 08.08 verloren, er starb an einem Glioblastom, ein Jahr nach der Diagnose, genau wie von den Ärzten vorausgesagt. Es war im Großen und Ganzen eigentlich ein sehr schönes Jahr und er ist auch ganz friedlich zuhause in meinen Armen und seiner Kinder gestorben. Es war ein friedlich und erlösendes Sterben. Wir waren alle nur erleichtert darüber, dass er es geschafft hatte.
Auch ich habe einen Tag vor der Beerdigung so eine Art "Generalprobe" gemacht.
Zuerst war ich in der Kirche und habe mir dort die CD angehört, die wir spielen lassen wollten. Da habe ich das erste Mal richtig weinen müssen. Anschließend fuhr ich zum Friedhof und habe mich allein von ihm noch einmal in der Leichenhalle verabschiedet und dabei ganz laut mit ihm geredet und auch ganz viel geweint. Ich bin zu seinem frisch ausgehobenen Grab gegangen und habe mir vorgestellt, wie es am Beerdigungstag sein wird und habe wieder schrecklich weinen müssen. Dann bin ich noch eine Weile über den Friedhof gegangen, um mich wieder zu beruhigen. Dabei habe ich meine Mutter getroffen, die mich auch noch einmal ganz fest in ihre Amre genommen hat.
----Und dann war es gut---------
Ich habe die Beerdigung am nächsten Tag überhaupt nicht schlimm oder schrecklich empfunden. Im Gegenteil ich war so gefestigt und stark, dass ich viele Menschen trösten musste, weil es ihnen so leid tat. Ich weiß aber, dass mein Mann nie hätte so weiterleben wollen und es gibt ja nun keine andere Alternative.
Ich bin zwar sehr traurig darüber, dass ich nicht mit meinem Mann, denn ich über 38 Jahre geliebt habe, alt werden darf, aber ich tröste mich damit, dass ich ihm all meine Liebe gegeben habe und wir beide alles richtig gemacht haben in unserem gemeinsamen Leben.
Vielleicht kommt ja irgendwann noch das dicke Ende und ich bin dann total verzweifelt, ich weiß es nicht --- und wenn, dann muss ich es auch schlucken und verarbeiten können, wie so viele andere auch, denn das Leben ist nun mal nicht fair.
Bis bald
Illy

Geändert von illy (01.09.2008 um 22:04 Uhr)
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  #2  
Alt 01.09.2008, 22:25
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Neverend Neverend ist offline
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Standard AW: er durfte gehen schnell und schmerzfrei.

Liebe Illy,

Ich möchte Dir mein tiefes und aufrichtiges Mitgefühl aussprechen,
zum schweren Verlust Deines lieben Mannes.

Ich kann Deine Einstellung sehr gut nachvollziehen. Du fühlst Dich getröstet, weil Du ein erfülltes Leben gehabt hast und Deinen Mann gut gehen lassen konntest. Trotzdem können immer wieder traurige Episoden kommen, aber einen Absturz wirst Du so bestimmt nicht haben.

Wenn man sein Schicksal annimmt und trotzdem nach vorne blicken kann reisst einem das nicht so tief herunter.

Was aber nicht heisst, dass man den Verstorbenen nicht täglich vermisst.
Dagegen gibt es leider kein Patentrezept. Soll es auch nicht, denn unsere Lieben haben unsere Gefühle mehr als verdient.

Liebe Grüsse

Neverend
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"Du bist mein siebter Sinn, mein doppelter Boden,mein zweites Gesicht. Du bist eine meiner Farben, irgendwann find ich Dich wieder!"



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  #3  
Alt 02.09.2008, 14:15
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Lilian101 Lilian101 ist offline
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Standard AW: er durfte gehen schnell und schmerzfrei.

hallo neverend.
hallo illy..

auch das war mein gedanke..schon vorher auf den Friedhof zu gehen...die umgebung auf mich wirken lassen es mir vertraut zu machen....
werde diese woche auch hingehen das Grab meines Schwiegervaters herrichten...
ich habe meinen mann nicht aufgebahrt...alle die ihn liebten und lieben waren im Krankenhaus bei ihm um sich dort zu verabschieden..
ich weiss wenn ich es gemacht hätte,wäre ich jeden tag zu ihm gefahren.ich habe mich alleine in einem sehr schönen Zimmer im palliativ von ihm verabschiedet..und das war schön so...
was mir nur noch nicht so in den kopf will...ich war bei ihm als er starb...ich weiss das er gegangen ist..aber er ist auch so unwirklich....

euch alles liebe und danke für eure lieben worte..und gut gemeinte ratschläge...ihr wisst besser damit umzugehen als all meine Freunde und angehörigen..deswegen bin ich froh hier schreiben zu können...
wenige kennen sich untereinander oder sie kennen sich garnicht...aber trozdem seit ihr mir so vertraut...weil wir alles etwas gemeinsam haben...
DANKE
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verstorben am 27.08 2008 Cup-Syndrom

Geändert von Lilian101 (02.09.2008 um 14:17 Uhr)
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  #4  
Alt 03.09.2008, 23:08
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Neverend Neverend ist offline
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Standard AW: er durfte gehen schnell und schmerzfrei.

Liebe Simone,

Ich laufe gerade selber etwas auf Reserveakku, deshalb komme ich erst jetzt zu Dir in Dein Forum

Das Du nicht begreifen, fassen kannst, dass Dein Mann gestorben ist, ist eine ganz normale Phase der Trauer. ( Das Nichtwahrhabenwollen )
Es ist ja auch etwas ganz Unbegreifliches, Grosses mit Tragweite.

Meine grosse Tochter wollte das auch nicht wahrhaben, als ich es ihr erzählt habe. Sie hat es zwar geglaubt, als wir am nächsten Tag nochmals Abschied genommen haben. Richtig begriffen hat sie es erst ca 4 Wochen später. Sie hat einen sehr speziellen Abschiedstraum gehabt in selber Nacht , und danach
war sie nie mehr hin und hergerissen. Danach konnte sie erst richtig traurig sein.

Die Kleine hat einfach weitergemacht, wie wenn nichts gewesen wäre, hat jede Minute Freundinnen um sich gehabt und wollte keinen Trost. Am liebsten niemanden sagen....wie ein Geheimnis....Sie war wie ein Stück Holz, ca 14 Tage lang, und dann kam erst die Tränenflut.

Mir selber ist es wie Dir gegangen. Abwechselnd war ich froh, dass er nicht mehr leiden musste, und dann wieder ungläubig, erstaunt, verzweifelt weil er nicht mehr da war.

Jeder macht seinen eigenen Prozess durch, aber alle haben am Anfang die Phase des Nichtwahrhabenwollens, jeder auf seine Art.

Schreiben ist eine gute Art über schwere Stunden hinwegzukommen.

Ich wünsch Dir eine gute Nacht.

Liebe Grüsse

Neverend
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  #5  
Alt 04.09.2008, 12:17
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Lilian101 Lilian101 ist offline
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Standard AW: er durfte gehen schnell und schmerzfrei.

ich lese zur Zeit das Buch von Elisabeth Kübler-Ross
und David kessler.....Dem Leben neu vertrauen...
nur komme ich selten dazu..da immer einer von meiner familie um uns rum ist..
ich bin jemand der sich über alles infomiert..habe viele bücher übers sterben und den Tod hinaus..liegt wohl an meinem Sternzeichen...befasse mcih schon immer über den Tod...ich habe schon mal das Licht gesehen.da war ich 14 jahre alt..deswegen glaube ich an das Leben nach dem Tod.....
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  #6  
Alt 04.09.2008, 19:16
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Neverend Neverend ist offline
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Standard AW: er durfte gehen schnell und schmerzfrei.

Liebe Simone,

Die Literatur von Kübler Ross wollte ich Dir auch empfehlen. Ich bin wie Du der Ueberzeugung, dass es nach dem Tod weitergeht. Und zwar in einer Dimension die wir uns gar ncht vorstellen könnnen. Für diejednigen die sterben ist es nicht schlimm, nur die zurückbleiben leiden.

Ich persönlich habe keine Angst vor dem Sterben, wenn es einmal soweit ist. Ich habe 2 mir sehr nahestehende Menschen begleitet auf ihrem letzten Weg und ich war jedesmal ergriffen von diesem Moment des Loslösens, dieses Staunen, dieses Lächeln auf den Lippen werde ich niemals vergessen. Wie leicht sie gegangen sind, ohne Gegenwehr.

Wie geht es Deinen Kindern?

Rituale zuhause helfen den Kindern sehr. Ich habe hier immer eine Kerze brennen, seit 4 Monaten, neben dem Foto meines Mannes. Jemand zündet Sie immer neu an, wenn sie zu Ende geht. Manchmal liegen kleine Steine daneben, oder ein Brieflein, oder wir ziehen ein T shirt von ihm an zum schlafen. Wir haben alles noch so gelassen wie es war als er lebte. Ausser im Badezimmer haben wir seine SAchen entfernt. Es sieht aus, wie wenn er auf einer sehr langen Geschäftsreise ist.

Sei in Gedanken lieb

Du bist eine starke Frau

Neverend
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  #7  
Alt 04.09.2008, 23:15
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Lilian101 Lilian101 ist offline
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hallo neverend

wir haben nur seinen computer weggeräumt er stand auf dem esszimmertisch..
ich räume seine sachen auch wieder in den schrank..die er im krankenhaus getragen hat..es ist alles so wie wenn er noch im KH wäre..
das mit den ritualen haben wir noch nicht..ich komme zur zeit noch nicht mal zum trauern..war heute den antrag auf sozialhilfe abgeben die dame war sehr nett...mein mann war alleinverdiener ich habe mich nie darum gekümmert...jetzt muss ich mich um alles kümmern.. dieser ganze bürokratische kram..soll mir auch noch ne neue wohnung suchen heute war ers sehr schlimm...aber ich weiß das mein mann sehr stolz auf mich jetzt ist...

meine 18 jährige tochter unterstüzt mich sehr in diesen sachen..dafür bin ich ihr dankbar...die 13jährige die ein Papakind ist..hat gestern zum ersten mal das Lied An deiner Seite gehört...da hat sie sehr geweint...und mein sohn ist in der schule viel bei freunden..und er lenkt sich ab mit fußball...
aber das schlimmste kommt am kommenden Dienstag der tag der Trauerfeier...habe Angst davor schon alleine wegen der Kinder...bin aber auch froh wenn es dann vorbei ist...

ja merkwürdig...habe noch nie jemandem beim sterben begleitet...aber ich empfand es als schön.. weil er so friedlich gehen durfte... habe auch keine angst vor dem sterben nur vor dem wie......
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