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  #1  
Alt 06.12.2008, 12:58
Koni Koni ist offline
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Standard AW: Ignoranz

Hallo Rebellin,

ich bin zwar "nur " Angehörige, hab aber trotzdem eine Meinung. Ich kenne dieses Gefühl von Menschen umgeben zu sein die nicht passen, von diesen Menschen habe ich mich verabschiedet. Sie geben nichts ( oder ich meinte das ), oder es paßt nicht-lieb auf Wiedersehen sagen und ein schönes Leben wünschen.

Für den Alltag habe ich mir einen kleinen positiven Trick aus nem Buch gesucht. Steck dir morgens Bohnen in die linke Tasche-jedes mal wenn etwas schönes passiert 1 Bohne in die rechte Tasche tun und abends jede Bohne einzeln raus holen und an die schönen Situationen denken ( fliegender Vogel, lächelder Mitmensch, netter Busfahrer, Sonnenstrahlen auf dem Gesicht, lachende Kinder, ein leckesres Stück Kuchen..............................)

Menschen die passen kann ich nicht suchen das Leben schickt sie mir vorbei ich muss nur aufmerksam und positiv zu mir sein.

Sprich doch mal ehrlich und offen über deine Gefühle und sag das du ganz dringend Hilfe brauchst, gib deiner neuen Psychaterin mal eine Chance. Sie gibt ihr bestes

Einen schönen zweiten Advent, sei nett zu Dir selbst.
Koni
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  #2  
Alt 06.12.2008, 18:17
Rebellin Rebellin ist offline
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Standard AW: Ignoranz

Hallo J.F.

ja, du hast recht. - Aber da kommt jetzt wieder meine rebellische Frage: Und wie WIRD man wie ein Fels in der Brandung? - Mit Krebs?
Mit Selbstsuggestion? Medidation?
Und dann kommt wieder die nächste Chemo, und alle wollen was von mir. Werde ich dann einfach nur noch "oooohmmmmm" sagen?
Grins! Jetzt muss ich selber lachen.
Danke, Du bringst mich wenigstens auf lustige Gedanken.

Nein, im Ernst, ich finde ich sehe durchaus ganz viel Positives, die Blümchen, die Schneeflöckchen, der Teller Spaghetti, jeden Augenblick (ihr kennt das ja), ... und ich sehe mich als ziemlich zähe Kämpferin, die in gesundem Egoismus auf sich schauen kann, aber genau so für andere da ist.
Aber im Endeffekt brauche ich da auch jemanden, oder zwei oder drei, die eben mal KEINE Sprüche machen. Auf die Dauer hält das doch kein Krebspatient aus.

Ja sicher komme ich mir sogar dämlich damit vor, eben wie ein kleines Kind, dass mit dem Fuss aufstampft und ruft: "Und ich will auch mal!"
Doch was will das kleine Kind? - Einfach ein bisschen Liebe und Zuwendung. Von den eigenen Leuten.

Der Gedanke, dass ich mein ganzes soziales Umfeld deswegen "streichen" muss, erschreckt mich. Ich finde es eben auch nicht die richtige Lösung. (Jetzt denke ich wieder an die anderen, siehst du?) Natürlich verbinde ich mein Leben mit dem Leben da draussen, mit den anderen. Weil ich mich nur als Sandkörnchen von vielen sehe, und wir nur zusammen den weissen Hawaii-Strand ergeben. Ich sorge mich um die Probleme der anderen, weil ich auch will, dass es ihnen gut geht. Da gehöre ich aber eben auch dazu: Wenn es mir gut geht, dann geht es auch den anderen gut. Und daher kann ich mir nicht vorstellen, dass die Leute wollen, dass es mir NICHT gut geht!
Öhm! Verstehst Du, was ich meine? - Genau darum bemühe ich mich ja, die Leute nicht zu sehr zu belasten, nehme Rücksicht, ... aber wenn dann mal die Frage kommt, wie's mir geht, ... oder wenn ich meine Therapien habe, ... ist denn das so schwer, da mal für mich da zu sein, OHNE Sprüche und OHNE Forderungen an mich?

Im Grunde denke ich, dass es diese Leute sind, die da Hilfe brauchen (im Verstehen). Aber das schaff ich nicht alleine. Und würde ich ihnen sagen: "Geh doch mal zu einer Beratungsstelle.", dann würden die MIR den Kopf abreissen.
Nein, sie sehen nur: ICH habe den Krebs, also ist es MEIN Problem.

Ich schaffe mir Inseln für mich. Dauernd. Tue dies, tue das. Zu meiner Entspannung. Meinem Wohlbefinden. Ich glaube, niemand geht dann so lieb mit mir um, wie ich selbst mit mir. (Bin ja geübt darin, als Krebspatientin seit über acht Jahren.)
Aber dann knallt man mir wieder einen Spruch hin, eine Ignoranz, eine Belehrung oder eine Forderung an mich, ... und schon bin ich wieder das kleine Kind, das verletzt worden ist.
Man muss natürlich sehen, dass dies jetzt - seit meiner Diagnose letzten September - schon über einem Jahr so geht. Die Grenze ist schon längst erreicht, wo ich es nicht mehr ertrage.
Ja. Inseln bauen, dann wieder ein's auf die Kappe kriegen. Wieder eine Insel bauen, dann wieder ein's auf die Nase kriegen. Wieder Insel bauen, ... usw.

Im Grunde muss ich mich "einbunkern", wenn ich wie ein Fels in der Brandung werden will. (Mit dem "einbunkern" krieg ich keine Sprüche, keine Forderungen, keine Ignoranz mehr.) Nur auf mich selbst konzentriert. Keine Telefone mehr, keine Gespräche mehr. Aber dann auch keine "Hilfs-Gesuche" und kein "Wollen" mehr von mir.
Okay. - Nur hab ich Angst, dass ich dann in die totale Einsamkeit abrutsche.

Rebellin

PS. Ich weiss, es ist für Euch hier auch nicht leicht, mir zu helfen. Zum einen kennt ihr das Problem selber, und zum anderen macht das Problem allgemein ohnmächtig. - Ich bin halt jetzt grad so ein Spezialfall-Single, der von nirgendwo Stütze kriegt. Das ist echt hart. Ich suche auch dauernd nach Lösungen. So wie ich jemand anderem helfen würde, der in meiner Situation stecken würde. - Aber hier fällt mir eben selber kaum noch gross eine Lösung ein.

Sagte mir letzthin jemand meiner Leute, ja das wäre doch gut, wenn ich ausschliesslich nur mit der Psychiaterin darüber rede. Das ist dann ja eben eine Fachfrau. Und die Aussenstehenden, so sagte diese Person, können das halt nicht nachvollziehen, die können da nicht wirklich helfen.
- Spürst Du das, wie das "verdreht" ist? Diese Person hat absolut nicht verstanden, dass ja eigentlich nicht ich ein Problem mit dem Umgang habe, sondern die LEUTE!
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  #3  
Alt 06.12.2008, 18:27
Rebellin Rebellin ist offline
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Standard AW: Ignoranz

Hallo Chifel,

vielen Dank für Deine lieben Worte.

Okay.
Ich bin gut - Ich bin super - Ich bin gut - Ich bin super - Ich bin gut - Ich bin super ...

Umarmung für Dich.

Rebellin
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  #4  
Alt 06.12.2008, 18:39
Rebellin Rebellin ist offline
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Standard AW: Ignoranz

Hi Koni,

ich freu mich auf meine neue Psychiaterin, ja.
Wie immer, bin ich positiv eingestellt. Vorher.
Hoffe, dass es diesmal klappt.
Sicher brauche ich Hilfe. Aber die betrifft - aus meiner Sicht - gar nicht den Krebs, sondern eher die Einsamkeit damit. Den Einzelkampf. Den ich gar nicht so führen will. Alleine. Nicht GANZ so alleine. Weisst Du, wie ich meine?

Ich brauche doch mein soziales Umfeld wie jeder andere auch. Und Freunde. Und hab ich das nicht, ... wie geht es mir dann?

In drei Monaten müsste meine Therapie (der grösste Brocken) dann fertig sein. Vielleicht kann ich ja DANN endlich aufatmen. - Denn dann gibt's von den Aussenstehenden auch nichts mehr bei mir zu ignorieren. Was nicht da ist, kann man auch nicht ignorieren.

Sag, warum nennst Du Dich "nur" Angehörige? - Ich bewundere alle Angehörigen, die hier im Krebskompass schreiben, sich austauschen, und sich mit der ganzen Thematik befassen wollen. - Hach! Wenn meine Leute doch nur auch so wären ...!

Rebellin
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  #5  
Alt 06.12.2008, 18:54
Rebellin Rebellin ist offline
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Standard AW: Ignoranz

Ihr Lieben,

vielen Dank Euch allen, dass Ihr Euch meinem Problem so widmet. Und verzeiht mir meine Wut bitte, sie war nicht gegen Euch gerichtet.
Ich bin eben bloss wieder so frustriert gewesen, weil ich gerade wieder eine Chemo hatte, und eben ... keiner meiner Leute Rücksicht genommen hat. Wie jedesmal.

Ich danke Euch für Eure lieben Vorschläge und Tips. Ich schlaf jetzt einfach mal drüber.

Alles Liebe soweit für Euch

Rebellin
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  #6  
Alt 06.12.2008, 19:04
J.F. J.F. ist offline
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Standard AW: Ignoranz

Hallo Rebellin,

tja, weisst Du, der Fels in der Brandung hat nichts mit dem ohm zu tun. Find ich aber lustig. Sollte ich vielleicht mal probieren, wobei....ich krieg da immer einen Lachkrampf...also für mich nicht wirklich geeignet.

Die Person, die Dir zu verstehen gegeben hat, dass "die anderen es nicht nachvollziehen können, die können nicht wirklich helfen" hat leider richtig, richtig recht. Wie willst Du mit Worten einem erklären wie es ist eine Chemo oder eine Immuntherapie durchleben zu müssen, wenn man selbst die "Erlebnisse" nicht in Worte fassen kann. Der Ideenreichtum, die Phantasie wird zwar immer als unendlich bezeichnet, aber in Wirklichkeit ist sie in bestimmten Bereichen mehr als begrenzt. Weisst Du, Du siehst alles nur in dunklen Farben, Du gehst schon automatisch davon aus, dass nach einem "Inselbesuch" Du gleich eins auf die Kappe bekommst. Und Deinen Freundes- und Bekanntenkreis zu "streichen" glaube ich auch nicht. Natürlich hat die Umwelt Probleme, Du aber auch. Es sind beide Seiten, die einen gemeinsamen Weg finden müssen. Auch eine Aufgabe, die uns die Krankheit stellt. Wie sieht es aus, gehst Du mit Deinen Leutchen auch mal essen, ins Kino, ins Museum? Machst mit denen etwas schönes ohne ein Wort über die Krankheit zu verlieren? Oder magst Du nicht mehr, willst Deine Ruhe, weil Du keine Kraft hast? Eigentlich in Deinem Dilemma regelrecht versunken bist? Weisst Du, jeder, absolut jeder, ob gesund oder krank, hat schlechte Phasen. Es gibt soviele Krankheiten, die nichts mit Krebs zu tun haben, aber auch ein schreckliches Gesicht besitzen. Wir mit unserer Krankheit sind nicht allein, die zum Teil einen Wahnsinn hinter sich bringen. Ich war vor kurzem auf einem Vortrag, der über Parkinson und der Möglichkeit einer Hirnschrittmachers handelte. Mein Gott, diese Krankheit ist in der fortgeschrittenen Phase der Hammer. Zwei Betroffene haben ihre Erfahrung mitgeteilt. Einer sagt, man muss den Mut der Verzweiflung haben, um diese OP überhaupt anzutreten. Die Bilder bzw. Filmaufnahmen haben das mehr als bestätigt.

Noch ein netter Spruch: Hilf der selbst, dann hilft Dir Gott. Wie wahr, wie wahr. Vielleicht sucht Du zu verbissen, lass es einfach mal schleifen. Der Fels in der Brandung hat nichts mit einbunkern zu tun. Du sollst Dich nur auf Dich selbst besinnen. Ein schwieriges Unterfangen, aber gerade dafür gibt es onkologische Therapeuten. Deren Hilfe anzunehmen nichts mit Schwäche oder Psychiater zu tun hat. Mach es! Lass Dir helfen!
__________________
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  #7  
Alt 06.12.2008, 20:10
Rebellin Rebellin ist offline
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Standard AW: Ignoranz

Hi J.P.
ich schreib nochmal schnell, nachher muss ich dringend was Essen. (Denke gerade an Spaghettis ...!)

Du hast recht, die Person, die mir das gesagt hat, dass Aussenstehende das nicht nachvollziehen können, die HAT recht.
Und genau das macht mich aber auch ohnmächtig. Denn im Grunde gibt mir der Aussenstehende zu verstehen, dass er sich selber gar keine Mühe geben will, um selber zu verstehen. Nicht diese Person will also Arbeit an sich selber leisten, sondern ... nur die Psychiater sollen für die Krebspatienten da sein. Und schon kann sich der Aussenstehende gemütlich zurücklehnen. Hat sich damit angeblich schweisstreibendes Denken erspart.

Schau, da kam letzthin wieder so eine Erwartung von einem Aussenstehenden. Ich hab ihm gesagt, dass ich die Sache nicht habe tun können, weil ich grad die Chemo hatte.
Okay. Normale Erklärung von mir, nicht wahr? Ich meine, ANDERS kann ich es ja wirklich nicht erklären. Im Groben. Soviel DENKEN mute ich sogar meinen Leuten noch zu, dass die verstehen können, dass ich keine Leistungen noch erbringen kann, wenn ich gerade eine Chemo hatte.
Darauf ist er aber nicht eingegangen, blieb bei "seinem" Thema, und ich musste mir nun SEIN Gejammer anhören. Sehr drängend.
Also fing ich an, ihm - in freundlichen Worten - zu erklären, WIE mein Befinden ist nach so einer Chemo. Als ich nach zwei Sätzen dabei war, zu beschreiben, dass ich dann einfach nicht "klar" im Kopf bin, und Schwierigkeiten beim Denken habe, dass ich da völlig auf mich konzentriert bin, ... hat er mich unterbrochen und gesagt: "Jetzt übertreibst du aber!"

(Mir geht es nicht in den Kopf, wie man SO ignorieren kann!)
Was habe ich dann für Möglichkeiten? Er bleibt ja stur dabei, DASS ich übertreibe, ... und schon haben wir den Konflikt.
Ich habe - dem lieben Frieden zuliebe - vielleicht die Möglichkeit, ihm dann halt recht zu geben, oder ich versuche mich weiter zu verteidigen, oder kriege einen Wut oder Weinanfall. oder ich sage einfach frustriert, dass es nichts bringt, dass wir darüber reden. - Im Endeffekt ist KEINER von uns zufrieden.

Genau da suche ich dauernd nach Lösungen, wo es für beide Seiten stimmen kann. Mir kommt es dann eben immer so vor, als wenn man mir schon gar nie eine Chance dazu gibt.
Und ich habe in solchen Situationen nicht den Eindruck, dass ich etwas Falsches gesagt habe, sondern ich habe die Situation bloss erwähnt. Irgendwo MUSS ich ja eben auf mich schauen, und den Leuten sagen, wo meine Grenzen sind.

Ich finde eben, man kann es den Aussenstehenden durchaus versuchen, in Worten zu erklären. WENN sie denn wirklich zuhören wollen. Aber nur WENN.

Und so erfolgt - immerwieder - das Ergebnis für mich, dass meine Leute - im Grunde - gar nicht zuhören wollen. Sie wollen NICHTS davon wissen.

Ja, ich versuche immer wieder mal, mit Leuten Kontakt aufzunehmen, um einfach mal dies oder jenes zu unternehmen. Einen Kaffee trinken zu gehen oder so. - Aber irgendwie sind alle am sparen. Hat keiner Lust und keine Zeit. Und wenn ich es dann doch mal schaffe (was nicht oft vorkommt), dann rede ich nicht über mich. Ich gehe gerne auf mein Gegenüber ein. Mal anderes hören. Ablenkung. Was Lustiges. Und ich höre die Geschichte meines Gegenübers. Seine Pläne. Seine Ziele. Seine Wünsche. Manchmal fragen sie mich dann mal wieder schnell, wie es mir denn so geht. Da schenken sie mir etwa zwei oder drei Antwortsätze, und schon geht's - hoppla! - wieder weiter mit ihrer Geschichte.
Normalerweise stört mich das nicht gross. Ich will ja nicht immer über mich reden. - Nur jetzt, während meiner Therapie, fällt es mir eher auf, weil ich eben auch die ganze Zeit - im Hinterkopf - mein eigenes Schicksal habe.

Wie gesagt, ... vielleicht bin ich viel zu sehr für andere da. Und die sind das schon so gewohnt, dass die sich gar nichts anderes mehr vorstellen können.
Wäre noch irgendwie verständlich. - Würde aber auch zeigen, dass sie eben gar nicht nachdenken!
Und sie WOLLEN nicht meine Geschichte hören. Sie wollen einfach nicht.


Ja, ich mach das mit der Psychiaterin. (Ich schon!) Da habe ich auch keine Hemmungen. - Aber im Grunde ändert das eben nichts an der Ignoranz der Leute, nicht wahr?


Nun, jetzt muss ich aber dringend an den Kochtopf. Die Spaghettis warten!

Rebellin
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  #8  
Alt 06.12.2008, 23:13
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Cora Cora ist offline
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Daumen hoch AW: Ignoranz

Hallo Rebellin,

ich finde es erstaunlich und sicher auch für Dich wahnsinig anstrengend was Du an einem einzigen Tag hier alles rausgelassen hast.
Aber es ist gut so, denn da ist eine Menge in Dir, was raus muß, neu sortiert oder entsorgt werden muß.
Und mein ganz spontaner Gedanke grade war, dass wenn Du mir persönlich gegenüber sitzen würdest, Du wärst glaube ich ein Mensch, der mir sehr viel Energie und Kraft entziehen würde.
Kann es sein, dass es `Deinen Leuten` (ich finde diesen besitzergreifenden Ausdruck bemerkenswert) in der Kommunikation mit Dir genauso geht?
Blocken sie vielleicht im Vorfeld schon alles ab, weil Du z.Zt. zu anstrengend für sie bist.
Denn so viele Ignoranten um einen einzigen Menschen herum kann es doch gar nicht geben.
Nur mal so, als Gedankenanstoß

Ich wünsch Dir eine gute Nacht
Cora
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  #9  
Alt 07.12.2008, 09:48
Rebellin Rebellin ist offline
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Beiträge: 13
Standard AW: Ignoranz

Guten Morgen Cora,

ich hab drüber geschlafen. War ein besserer Schlaf heute Nacht.
Mir ist was aufgefallen. An mir. In diesem Sinne war mein gestriger "Ausbruch" hier vielleicht ganz nützlich. Tut mir aber leid, wenn ich für Euch anstrengend war. Oder bin.

Ich denke nicht, dass ich allgemein so anstrengend für die Leute bin. (Das bin ich vielleicht jetzt grad hier gewesen gestern, weil da - vor Wut - alles raus musste.) Ich denke, es ist eher das Gegenteil. Weil ich die ganze Zeit Rücksicht auf die Leute nehme und ihnen helfe (was ich als Selbstverständlichkeit sehe), ... platzt mir dann irgendwann plötzlich der Kragen, weil dann ich auf der Strecke bleibe. Ich glaube, es ist eher DAS. Und DANN bin ich sicherlich sehr anstrengend, ja, das kann ich mir vorstellen.

Weil mir ja sonst keiner zuhört. Wenn ja alle bei mir ignorieren. Weisst du, wie ich meine? Das Forum hier ist somit irgend ein weiterer Verzweiflungs-Schritt, meine Sorgen raus lassen zu können.
Im Grunde will ich es aber gar nicht bei anderen Krebspatienten raus lassen. Und DIE noch damit belasten. Nein, im Grunde will ich es meinen Leuten sagen können. (Aber die hören mir ja nicht zu.)

Und so hat J.P. schon recht, ich bin da richtig verbissen darin.

Die Ignoranz (bei mir da draussen) hat mich natürlich schon beim ersten Krebs vor acht Jahren ziemlich beschäftigt. Nicht nur beschäftigt, sondern auch geschockt. (Weil ich immer vom Guten ausgehe im Menschen.)
Und da ich "Ungerechtigkeiten" nicht leiden mag (und ich auch immer an andere Krebspatienten - oder allgemein Kranke - denke, die das ähnliche durchmachen), ... regt sich dann was in mir (die Rebellin), die daran was ändern möchte.
Grundsätzlich meine ich es dann ja eben immer im Guten. Ich denke mir, dass mein Gegenüber - wenn er denn WILL - durchaus versuchen kann, zu verstehen. WENN er dann versteht, dann hilft das nicht nur mir, sondern eben auch anderen Krebspatienten. Denn DIESES Gegenüber hat sich dann ja somit mal ernsthaft Gedanken darüber gemacht. Beim nächsten Krebspatienten, der ihm über den Weg läuft, wird er sich vielleicht anders/besser verhalten. (Keine Sprüche, keine Ignoranz, usw.)

Genau das ist die Rebellin in mir. Gutgemeint. - Aber eben wahrscheinlich viel zu verbissen. Ich hoffe - in meinen Erklärungen an die Aussenstehenden - dauernd auf Veränderungen, Einsichten bei den Leuten, gebe meine ganze Energie dafür, ... aber letztendlich schaffe ich es einfach nicht. Oder wer weiss, ich erreiche damit genau das Gegenteil. Sie stellen eine "Wand" vor mir auf, stur, ... und genau darüber werde ich dann wütend. Ihre Ignoranz wird noch mehr zur Ignoranz. (Das sind dann eben genau die, die NICHT wollen! - Und offenbar erlebe ich es dauernd, dass die Leute nicht WOLLEN.)

Natürlich versuche ich das nicht dauernd bei meinen Leuten. Ich überfalle sie damit ja nicht.
Grundsätzlich erlebe ich es einfach so, dass jemand, der WEISS, dass ich da Krebstherapien mache, das jetzt erst mal WEISS.
So! Und nun kommt der, und will dauernd etwas von mir. Oder fragt nie, wie es mir geht. Das alleine ist ja bereits auch schon Ignoranz. Das geht dann ja über Wochen oder gar Monate so, hm? Irgendwann betone ich dann halt mal im Gespräch, dass ich ja schliesslich in Krebstherapien stecke, und sorry, leider nicht immer die Kraft dazu habe.
Das wird dann erst mal geschluckt, aber im Grunde ändert sich dann gar nichts. Die Erwartungen des vollen Funktionierens an mich werden von ihm einfach weiter gestellt. Rücksichtslos.
Irgendwann muss ich ihn dann WIEDER daran erinnern. Diesmal bin ich wahrscheinlich etwas verzweifelter in meinen Worten - kommt halt darauf an, wann das gerade ist und wie ich mich gerade fühle.
Ja. Und dann kommt das "Abblocken" von ihm. Oder der blöde Spruch.
Ich denk mir dann: Das kann's doch echt nicht sein! Und klar, irgendwann versuche ich dann zu BESCHREIBEN, wie das ist, was ich da durchmache, in der Hoffnung, dass er es DANN versteht.
Aber ich sag ja: Wer nicht will, der will halt nicht.

Du sagst, dass es soviel Ignoranz um einen einzigen Menschen gar nicht geben kann. - Das dachte ich auch immer, und ich sage ja, dass es unglaublich ist. Oder ich habe einfach dieses Pech. Keine Ahnung. Die Ignoranz überrascht mich selber immer wieder. Ich rechne nicht damit, weil ich ja gar nicht so negativ denke, sondern eben immer an das Gute glaube im Menschen. Und werde somit aber eben jedesmal enttäuscht.

Nein, meine Leute haben nicht im Vorfeld abgeblockt, weil ich ihnen zu anstrengend war, sondern sie wollen das Thema einfach nicht hören! Nicht mal nur die Erwähnung davon! (Genau DAS stelle ich eben bereits schon in Frage.)
Du siehst ja in meinen Beispielen, die ich erwähnt habe, wie das in etwa abläuft. Es ist unglaublich. Ich kann es selber nicht glauben.
Und daher denk ich schon auch, dass das wohl die "falschen" Leute sind. Was DAS angeht. - Aber ich mag diese Leute eben trotzdem. Sie haben dafür andere Stärken.

Mir ist klar, dass ich von dieser Verbissenheit loslassen muss. Nur weiss ich dann halt, dass ich im Grunde bei meinen Leuten das Thema dann auch gar nie mehr erwähnen darf. Das ist dann schlussendlich das Dilemma dabei. Und im Endeffekt bin ICH bei einer Psychiaterin, und nicht jene, die zu faul sind, der Realität ins Auge zu sehen.
Ich meine das nicht böse diesen Leuten gegenüber. Aber für mich - als Rebellin - stimmt es im Endeffekt so einfach nicht. Denn dann bin ich dauernd für andere da, höre ihnen zu, helfe wo ich kann (sofern ich kann), aber es gibt im Grunde kein Entgegenkommen mir gegenüber.

Weisst Du, ich kann "Unfähigkeiten" oder Schwächen von Menschen durchaus verstehen. Ich kann das wunderbar nachfühlen. Und wer kann besser helfen als jemand, der selber ein Leid durchgemacht hat?
Aber ich merke halt immer wieder, dass ich von einer Gesellschaft umgeben bin, die lieber Fremdbestimmt. Was der "Selbsterlebte" oder "Erfahrene" durchgemacht und erkannt hat, ist für die meisten da draussen nichts wert. Das KANN nicht so sein. Sie können es nicht glauben. Sie wollen es nicht so glauben. Sie wollen dann auch nicht hinhören. Und dann "drehen" sie das Ganze so, ... dass zum Schluss der "Selbsterlebte/Erfahrene" dann halt der Idiot ist. DER macht alles falsch! Aber keinesfalls sie selbst.

Im Grunde schreit die "Rebellin" in mir nach Taten, nach Aufklärung für die Leute. Ein Buch schreiben. Aufklärungskampagnen machen. Alles mögliche. Aber da ich nicht die Kraft habe, versuche ich es halt bei den einzelnen Menschen in meiner Umgebung. Im Kleinen. - Aber ich schaff es nicht.

Nun, wahrscheinlich muss ich DA loslassen. Meine "Rebellin" verschleisst hier zu viel Energie, die mir schadet. - Hm!

Entschuldigt meine langen Einträge. Meine Gedanken sind halt so viele.

Rebellin
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