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  #1  
Alt 25.07.2009, 18:27
twinkle80 twinkle80 ist offline
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Registriert seit: 01.05.2009
Beiträge: 3
Standard AW: Suizid nach 1. Chemo-Block

Vielen lieben Dank für Eure netten und aufbauenden Worte.

Es tut gut zu erfahren, wie "Außenstehende" über Suizid denken.

Zur Aufsichtspflichtverletzung: Ich mache dem Krankenhaus keinerlei Vorwürfe.
Wir haben hier so viel Wärme, Aufmerksamkeit usw. erfahren.
Das Pflegepersonal und die Ärzte haben alles mögliche getan (im Gegensatz zum Uniklinikum)

Mein Vater hat mit absoluter Sicherheit nicht so gewirkt, als ob er diese Absicht hat.
Mir und auch allen anderen Personen wäre so was NIE in den Sinn gekommen.
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  #2  
Alt 25.07.2009, 18:59
Geske Geske ist offline
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Registriert seit: 18.10.2007
Beiträge: 85
Standard AW: Suizid nach 1. Chemo-Block

Liebe Twinkle,
ich möchte dir mein tiefes Mitgefühl aussprechen. Auch ich habe als mittelbar Betroffene eine ähnliche Situation erlebt. Mein Mann litt zum Schluss auch an Knochenmetastasen, ich habe hautnah mitbekommen, wie er sich physisch gequält und auf sein Ende gewartet hat.

Dein Vater ist wahrscheinlich freiwillig aus dem Leben geschieden, weil er sich in einer ausweglosen physischen Situation befand, die es ihm verwehrte selbstversorgend weiterzuleben, dass es für sein freiwilliges Ende keine humanere Lösung gab ist traurig genug.
Der Entschluss deines Vaters wird von gesunden Menschen hinterfragt. Haben die ein Recht dazu eine Situation zu beurteilen, die sie nicht selbst erleben? Was ist in diesem Fall ein natürlicher Tod: mit Medikamenten so lange vollgestopft zu werden bis der Körper aufgibt? Dein Vater hat sich mit den Nebenwirkungen dieser Medizin doch schon genug herumgequält. Psychologischer Beistand kann die Psyche stützen, die physischen Qualen aber bleiben bestehen, deshalb ist es fraglich, ob er hier wirklich hätte helfen könnte. Nicht ohne Grund ist Freitod ein aktuelles Thema der D.GH.S.

Nicht jeder der sterben will (Selbsttötung ist kein Mord), hat das Bedürfnis oder besser die Kraft vor seinem Suizid noch einen Brief an die Hinterbleibenden zu schreiben und sich zu rechtfertigen – der Weg den dein Vater wählte war schon schwer genug für ihn, sollte er da in erster Linie an die psychischen Bedürfnisse anderer denken?
Hier sollte es primär um das Mitempfinden für einen Menschen gehen, der an einer qualvollen Krankheit litt. Ich habe für den Wunsch deines Vaters nach Erlösung von seinen Qualen Verständnis.

Liebe Grüße
Geske

Geändert von Geske (25.07.2009 um 19:03 Uhr)
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  #3  
Alt 25.07.2009, 19:08
lyra lyra ist offline
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Beiträge: 367
Standard AW: Suizid nach 1. Chemo-Block

Danke, Geske, für Deine mitfühlenden Worte an Twinkle. Sie entbinden mich einer längeren Antwort an Blaues Meer- aber soviel noch: ich weiß wie es ist, schwere Depressionen und Suizidgedanken zu haben- und das fast ein Leben lang. Ich fürchte, liebe(r) blaues Meer, Du siehst nur die Seite der Angehörigen- für die es meist ja unverständlich ist. Auch Dir rate ich, sich einmal in die Situation des Betroffenen hineinzuversetzen- die meisten können es nicht.
Liebe Grüße
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  #4  
Alt 25.07.2009, 19:19
Benutzerbild von Morgana
Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: Suizid nach 1. Chemo-Block

Liebe Twinkle,

mein herzliches Beileid zum Tod Deines Vaters.
Habe Deinen Beitrag mehrmals gelesen.
Was in Deinem Vater vorgegangen ist, welche Gedanken er sich gemacht hat, kann niemand wissen.
Ich finde es mutig, dass er für sich entschieden hat, seinem Leben an dieser Stelle ein Ende zu setzen.
Es war seine Entscheidung, seine Krankheit; noch dazu eine Krankheit, die schlimmer werden sollte statt geheilt...
Auch wenn es für Dich schlimm ist.
Ich habe Verständnis dafür, wenn ein Mensch seinem Leben ein Ende setzt, wenn er nicht mehr bereit ist seinen Krankheitsweg auf "natürliche Weise" zu Ende zu gehen.
Für mich ist Freitod eine Handlungsoption, die jedem offen steht.

Ich hoffe, dass Du in Deiner Trauer um Deinen Vater mit seiner Entscheidung irgendwann Frieden finden kannst .

LG
Morgana
__________________
Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
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  #5  
Alt 25.07.2009, 19:52
Mullemaus26 Mullemaus26 ist offline
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Pfeil AW: Suizid nach 1. Chemo-Block

Moin moin twinkle,
dieser seltsame Gruß verbunden mit einem aufrichtigen Mitgefühl kommt aus dem äußersten Norden. Sicherlich ist es ein schmerzhafter Moment wenn einem der Nächste (Vater) genommen wird, aber es sollte einem jeden Menschen doch selbst zugestanden werden die Entscheidung zwischen einem nicht abzusehenden Dahin-siechen und einem selbst herbeigefügten schnellen Tod zu übernehmen. Dein Vater hat sich für diesen Schritt entschieden und damit allen eine eventuelle lange schmerzvolle und ungewisse Zeit erspart.
Doch trauere nicht über etwas was verloren, sondern erinnere Dich an all die schönen Momente die ihr gelebt habt.
Gruß Mullemaus26
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  #6  
Alt 25.07.2009, 20:43
frohsinn frohsinn ist offline
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Frage AW: Suizid nach 1. Chemo-Block

Mein Beileid Twinkle80.......gut das du dieses Thema hier eröffnet hast,du siehst an der Resonanz - 18 Leser,bzw.Schreiber - sind es schon seit heute Vormittag.
Es ist ein sehr sensibles Thema...jeder hat seine eigenen Gedanken dazu...ich würde keinen unheilbar Erkrankten seinen eigendst gewählten Weg blockieren...aber jetzt kann man das so sagen...nur wenn es der oder das Liebste ist ,hm wie soll man dann mit dieser Entscheidung umgehen ?
Eine Antwort habe ich jetzt nicht.

Ganz lieber Drücker von mir
LG Frohsinn
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  #7  
Alt 25.07.2009, 23:06
Benutzerbild von stellina
stellina stellina ist offline
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Ort: münchen
Beiträge: 2.851
Standard AW: Suizid nach 1. Chemo-Block

hallo twinkle, mein beileid zum tod deines vaters. es tut mir sehr leid, was da in deinem leben geschehen ist.
ich bin mit all jenen einer meinung, die den freien willen deines vaters verstehen. niemand von uns weiß, wie ein lebensweg verlaufen wird. dein vater wollte seinen so nicht weitergehen, weil er wohl zu recht davon ausging, daß seine lebensqualität nicht erhalten werden würde. ein sehr mutiger schritt, den er da gegangen ist - für dich also kein grund, sich zu schämen. und ehrlichgesagt, der gedanke, daß ein geliebter mensch, nur weil er eine mit der umwelt nicht kompatible vorstellung hat, fixiert in einem klinikbett liegt, bereitet mir eine gänsehaut.
ich wünsche dir für deine zukunft nur das beste und verständnis für den schritt deines vaters, denn verständnis hat er verdient. alles liebe, tina.
__________________
Du kannst nie tiefer fallen, als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.

Mein geliebter Hase: 14.10.1923 - 28.04.2009
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  #8  
Alt 26.07.2009, 01:10
mischmisch mischmisch ist offline
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Beiträge: 985
Standard AW: Suizid nach 1. Chemo-Block

Liebe Twinkle,

zuerst möcht ich mich gleich Lyra anschliessen:
mein Mitgefühl für dich und auch für deinen Vater.

Jemanden durch den selbst gewählten Tod zu verlieren ist ganz schrecklich, bei mir war es vor vielen Jahren der (fast) Schwiegervater.
Es war schrecklich, er war nicht krank, aber es kamen wohl einige Faktoren zusammen, die ihn zu diesem - seinem - Entschluss brachten.
Da war natürlich auch die grosse Hilflosigkeit (bei uns), das Hinterfragen, die Trauer.

Dein Vater war krank. Er war an einer Stelle angelangt, die sicher viele schwerkranke Menschen in Gedanken irgendwie "durchgehen".
WIE schnell geht es, WIE lange habe ich noch Zeit, für mich selbst Entscheidungen zu treffen?
Schlägt die Therapie an, lohnt es sich für MICH?

Dein Vater hat das getan, was für ihn das Richtige war.
Es tut dir sehr weh, dass er keinen Brief hinterlassen hat, aber in seinem
Entschluss war wohl einfach für nichts mehr Platz.
Er ging seinen Weg und das ist für ihn gut so, er wollte und konnte entscheiden.
Sei nicht enttäuscht, schäm dich nicht, denn du hast nicht den geringsten Grund dazu.

Versuch ihn zu verstehn, aber das tust du ja schon irgendwie.

Ganz lieber Gruss an dich
Rosita
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  #9  
Alt 26.07.2009, 14:55
vintage vintage ist offline
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Beiträge: 739
Standard AW: Suizid nach 1. Chemo-Block

hallo, ich glaube, das es unterschiede bei selbstmörderInnen gibt: die einen, die psychisch krank sind, und deshalb suizidgefährdet sind (weil sie das LEBEN nicht "aushalten"), und andere, die in notlagen suizidal handeln (weil sie die SITUATION/ verzweiflung nicht aushalten).

wie auch immer: es ist kaum möglich, gefährdete davor zu bewahren, manchmal gibt es keine "vorzeichen".
ich persönlich hatte zwei solche menschen in meinem umfeld und habe sie einerseits verstanden und andererseits auch nicht. mir tun auch immer die menschen leid, die diese menschen leblos auffinden oder wenn andere menschen mit reingezogen werden (lokführerInnen, autofahrerInnen, erweiterter suizid etc.). aber das ist wieder ein ganz anderes thema.

ich denke, dies hier ist in erster linie ein persönlicher trauer-thread und für grundsatzdiskussionen wäre ein anderer angebrachter. deshalb ende ich hier mit meinen meinungsäusserungen.

mit mitfühlenden grüssen an die hinterbliebenen!

vg, vintage
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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