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  #1  
Alt 17.02.2009, 12:18
mahanuala mahanuala ist offline
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Standard AW: Gedanken.. Gefühle.. Fragen..

hallo kerstin

es tut mir leid dass sich alles so zuspitzt
ich kann mich morgana nur anschließen...
ihr braucht zumindest einen palliativen pflegedienst...
und dafür würde ich dem kh-sozialdienst auf den fersen stehen und der krankenkasse, denn die haben auch adressen.
ruf dort ruhig an und notfalls weine einfach am telefon...sachbearbeiter sind menschen,. die man manchmal genau da abholen muß...außerhalb ihrer papierstapel
auch euer hausarzt könnte euch behilflich sein...und das hospiz kennt das auch von anderen, daß die manchmal sich nicht entscheiden können...frag die auch einfach, wen sie für ambulante palliative pflege empfehölen können und ob sie einen direkten ansprechpartner haben.
es wäre toll wenn du dir die zeit für diese telefonate nehmen kannst...denn mittelfristig bringt das sicher eine große entlastung für alle beteiligten.

ich wünsche dir alles liebe und ich finde dich unglaublich tapfer...wer weiss ob ich das so hin bekäme

lg
mahanula
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once you have tasted filght,
you will walk the earth with your eyes

turned skyward
for there you have been
and there you want to return

leonardo da vinci
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  #2  
Alt 21.02.2009, 23:34
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bluetrilo bluetrilo ist offline
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Standard AW: Gedanken.. Gefühle.. Fragen..

Hallo Ihr lieben!

Entschuldigt bitte, das ich mich solange nicht gemeldet habe, aber in den letzten Tagen ist so einiges vorgefallen worum ich mich kümmern musste. Abends dann war ich zu müde, um euch noch zu berichten. Dennoch konnte ich kurz die Antworten lesen und danke euch für eure Unterstützung.

Montag: Kaum war meine Schatzi bei meinen Eltern gewesen, musste er wieder spucken. Die Fahrt war wohl doch zu anstrengend. Damit er seine Notdurft erledigen konnte, hatten Sie ihm erstmal einen Eimer hingestellt. Es ging auch soweit alles gut. Nur schaffte er es oft nicht mehr rechtzeitig und das meiste ging daneben. Meine Mutter hatte ihn dann sauber gemacht und das Bett neu bezogen.

Dienstag früh bin ich dann gleich runter zur Station gegangen (ich arbeite oben und unten ist zufälliger Weise eine Sozialstation, die auch mit dem Palliativen Hospiz zu tun hat bzw. die Pflege macht) Warum sollte ich nicht jetzt all die Türen nutzen, die mir offen stehen. Ich erklärte der Leiterin die Situation und wie sich der Zustand verschlechtert hat. Sie telefonierte gleich herum und wir verabredeten uns dann um zusammen nach ihm zu schauen. Dort angekommen versuchte sie sich von ihm ein Bild zu machen. Er war wie immer sehr schläfrig und wollte gar nicht lange sitzen bleiben. Auch wollte er nicht, das wir das Bett neu beziehen können und blieb liegen. (wir wollten das zusammen machen, damit meine Mutter das nicht später machen muss, da sie ja leider auch gehandicapt ist) Dann erklärte sie mir, das bei ihm zunächst LK4 (große Wäsche) in betracht kommen würde. Zumindest wenn er es zulässt. Die Kosten muss ich dann erstmal solange selber tragen, bis der MDK da war und eine Pflegestufe festgelegt hat. Es wurde dann mit meinem Vater abgesprochen, dass die Pflegerin dann ab Mittwoch gegen Mittag vorbei kommt. Des weiteren hatte die Leiterin dann noch den palliativen Pflegedienst informiert, da diese ja zusammen arbeiten. Ich verabredete mich dann mit der Dame für Mittwoch gegen Mittag. Als ich mit der Dame dann telefonierte erfuhr ich etwas ganz neues. Anfangs dachte ich ja das mein Mann die Hauspflege abgelehnt hatte. Sie erzählte mir dass die Eltern beim Erstgespräch sagten dass sie niemanden brauchen, da sie das alles selber machen. Sprich die Eltern lehnten alles ab und Jürgen sagte dann dazu auch noch nee brauch ich nicht. Toll oder!? Und mir erzählten die Eltern das die Frau vom Pflegedienst gesagt hat sie brauch nicht kommen da ja alles von den Eltern gemacht wird und sich das alles nicht lohnt. Tja, irgendwie kommt die Wahrheit dann wohl doch ans Licht. Ich fragte noch näher nach und dann erzählte sie mir, das die Eltern fragten warum sie denn kommen will und daraufhin sagte sie, dass das Krankenhaus möchte das sie nach meinen Mann gucken. Ich frage mich grade mit wem denn die Ärztin im Krankenhaus gesprochen hatte, das seine Eltern das nicht wissen!? Es war doch alles abgesprochen. Na ja, genug zu dem Thema, denn passiert ist passiert und nun ist es ja zum Glück anders!

Nach der Arbeit bin ich dann noch mal bei meinem Mann vorbei. Ich versuchte meiner Mutter zu helfen und zusammen schafften wir es dann meinen Schatz bis zu einem Sessel zu hieven um das Bett neu zu beziehen. Ich bot ihm noch Zwieback an und er aß ein wenig. Da ich noch von ihm Vollmachten brauchte, versuchte ich ihm diese zum unterschreiben zu geben. Da stellte ich dann fest, das er gar nicht mehr gut seine rechte Seite bewegen kann. Er konnte seine Finger nicht richtig zusammen machen und ich steckte ihm den Stift einfach so in die Hand. Da saßen wir nun. Seine Hand bewegte sich nicht und es passierte auch nichts. Er konnte nicht schreiben bzw. unterschreiben. Das ist ein großes Problem, denn wie soll ich denn jetzt überhaupt was für ihn machen können. Alle denken immer, na ja wenn du verheiratet bist kannste alles für deinen Mann/Frau entscheiden und machen. HAHA. Habe ja schon vor kurzem erfahren dass das nicht so ist. Problem ist nur, das mir nie jemand zuvor gesagt hatte machen Sie eine Vollmacht. Damals wollte ich das ja machen im Oktober, doch da hatte sich ja sein Zustand so verschlechtert, das wir nie dazu kamen. Es ist nicht in Ordnung, das uns keiner darauf hingewiesen hatte, so etwas vorsorglich zu tun. Mit einer Vorsorgevollmacht hätte ich wenigstens etwas machen können. Ich bin ganz schön sauer das weder die Ärzte noch die Sozialarbeiterin uns darauf hingewiesen haben. Aber was soll’s, ändern tut es jetzt auch nichts. Ich kann euch nur raten so etwas vorsorglich zu machen, auch wenn niemand krank ist. Das habe ich zumindest jetzt gelernt.

Mittwoch früh um halb sechs rief meine Mutter an. Sie hat meinen Mann vor der Couch liegend vorgefunden. Sie hatte zwar versucht ihn soweit sauber zu machen, jedoch musste sie zur Arbeit und hatte niemanden der Bereitschaft macht. Mein Vater konnte aufgrund des Gestankes meiner Mutter nicht helfen und saß in einem anderen Zimmer. Da ich nicht wusste wie es ihm geht und mein Vater ja wie gesagt nicht rein gehen konnte musste ich also versuchen dort hinzugehen. Ich brachte den kleinen zum Hort und fuhr zur Arbeit. Dort angekommen sprach ich mit meiner Kollegin und sie meinte Mensch dann machste halt die Tage krank, damit du das alles regeln kannst. Ich war mir nicht sicher, da ich ja den Tag davor schon mitbekommen hatte, das mein Chef sauer ist bzw. davon ausgeht das ich die Terminsachen nicht schaffe bis Ende Februar. Tja, was soll ich nun tun. Ich tat es und ging dann gleich runter und sprach mit der Pflegedienstleitung. Sie zögerte nicht und sagte mir das sie mit mir zusammen hinfährt um zu sehen was da nun los ist und mir zu helfen. Wie gesagt wir wussten nicht was uns da erwartet. Dort angekommen was es zum Glück nicht ganz so schlimm wie wir dachten. Wir wuschen ihn und machten das Bett soweit sauber. Dann legten wir ihm Windeln um. Ich blieb dann vor Ort und bedankte mich bei ihr. Ich versuchte erneut im Hospiz anzurufen, da ich wissen wollte ob es nun möglich wäre doch noch einen Platz zu bekommen. DA sich die Dame in einer Gesprächsgruppe befand musste ich auf ihren Rückruf warten. Dann kam der Anruf der Sozialarbeiterin aus dem Hospiz. Ich erklärte ihr was los sei und das es bei meinen Eltern so nicht mehr machbar ist. Auch erzählte ich ihr, das die Dame vom palliativen Pflegedienst vorbei käme. Mir wurde dann mitgeteilt, das es unter Umständen möglich wäre meinen Mann am Donnerstag aufzunehmen..Sie müsse nur noch mal mit dem Homecare Arzt sprechen und dann weiter sehen. Um halb ein kam dann die Krankenschwester vom palliativen Dienst vorbei, die ja bereits schon bei seinen Eltern mal vorbei geschaut hatte. Sie guckte sich Jürgen an und ging dann mit mir in ein anderes Zimmer. Sie sagte das es am besten wäre, wenn er ins Hospiz käme, da es so nicht wirklich hier machbar wäre. Ich erklärte ihr auch die ganze Situation. Sie erklärte mir, das er auf jeden Fall die Pflegestufe 3 bekommen würde, so wie sie es im momentanen Zustand sieht. Sie bot an sich bei der Sozialarbeiterin zu melden und auch nochmals mit dem Homecarearzt Rücksprache zu halten, da sie mit ihm auch zusammen arbeitet. Wenig später rief sie mich dann an und teilte mir mit, das mein Mann auf jeden Fall morgen ins Hospiz käme und der Homecare Arzt sich bezüglich genauerer Angaben bei mir noch melden würde. Sollte es nicht klappen so solle ich mich nochmals bei ihr melden. Mit der Sozialarbeiterin vom Hospiz hatte sie bereits auch telefoniert. Dann kam meine Muter nach Hause und sagte ich solle einen Eilantrag beim MDK beantragen. Also rief ich dort an und wollte mit meiner ganzen Geschichte loslegen, doch die Mitarbeiterin unterbrach mich mit den Worten: Wir wollen ihnen helfen aber heute schaffe ich es nicht mehr den Fall jemanden vorzulegen. Jetzt müsste sowieso nach Aktenlage entschieden werden. Ich sollte ihr alle Arztberichte etc. zufaxen oder mailen, damit sich ein Gutachter am Donnerstag gleich den Fall ansehen kann. Gesagt getan. Ich mailte alles was ich hatte zu ihr. Die Sozialstation rief noch mal an um zu fragen ob ich morgen früh Hilfe bräuchte. Da meine Mutter den Tag frei hatte sagte ich das wir es schon alleine schaffen werden. Auch erzählte ich ihr vom Gespräch mit dem MDK. Der Arzt rief mich auch an und sagte das alles in Ordnung geht und das ich am Donnerstag alle Unterlagen mitbringen soll und einen Krankentransport organisieren solle. Dann fuhr ich los den kleinen abholen, da er ja noch zum Training musste. Zu Hause bestellte ich dann noch den Krankentransport. Meine Mutter wollte nicht das mein Mann nachts wieder versuchen will auf Klo zu gehen und blieb deswegen die ganze Nacht bei ihm. Sie schon eine Nachtwache und saß im Sessel.

Am Donnerstag fuhr ich den kleinen zur Schule und danach gleich zu meinen Eltern. Wir wollten schließlich meinen Mann noch waschen und umziehen. Außerdem musste ich auch noch einige Kleinigkeiten für ihn packen. Auch wollte ich noch beim MDK anrufen und nachfrage, ob meine Mail angekommen war. Das tat ich dann auch und erfuhr, das der eine Befund bereits dem Gutachter vorliegt. Ich wies noch auf meine Mail vom Mittwoch hin, woraufhin sie gleich noch mal die Mails durchging. Als sie die Mail gefunden hatte sagte sie die Unterlagen gleich vorlegt. Falls es zulange dauern sollte, bis ich von der Krankenkasse höre, könnte ich jederzeit bei ihr anrufen. Ich bedankte mich bei ihr. Dann kam der Krankentransport und sie versuchten meinen Mann in den Stuhl zu setzen. Die Lähmung auf der rechten Seite hatte sich innerhalb so kurzer Zeit verschlimmert. Er kann seinen Arm nicht mehr bewegen und sein Bein auch nicht mehr. Ich fuhr dann mit dem Auto hinterher. Als ich im Hospiz ankam, war er bereits in seinem Zimmer. Mir ging so vieles durch den Kopf, als ich die Treppen zum Hospiz ging. Eigentlich hatte ich ja gehofft das ich diese Treppe gar nicht hoch gehen müsste. Ich dachte wieder daran, das ich in diesem Krankenhaus auch den Kleinen geboren hatte. Es ist schon seltsam wie das ist. Hier hat ein Leben angefangen und hier wird auch wieder eines enden.
Ich lerne den Homecare Arzt kennen und erzählte ihm ein wenig von der aktuellen Situation. Danach kam dann die für ihn zuständige Schwester und erklärte mir ein wenig. Es gab einen Zettel auf dem ich von ihm einiges aufschreiben sollte. Nur viel mir den Moment nicht wirklich vieles ein. Ich teilte seine vorlieben mit und auch fragte man mich wie er so ist was er so mag etc. Mit der Sozialarbeiterin sprach ich dann auch noch über einiges. Da mein Schatzi nur schlief ging ich dann nach einigen Stunden wieder los. Ich wollte in seine Wohnung, um dort Sachen von ihm zu holen, da die Sozialarbeiterin meinte, das man sich es dort schön machen solle. Ich dachte dabei an einige Bilder von ihm(vor allem die wo er seine Rallyes im Auto gefahren ist) und einen Sessel. Mit diesen Gedanken fuhr ich hin. Dort angekommen stand ich vor seiner Tür. Als ich sie öffnete erschrak ich. Es war alles kahl, leer. Alles war in Kisten und alle Schränke ausgeräumt. Ich war entsetzt. Hatten doch die Eltern erst am Sonntag angerufen und gefragt ob sie sich darum kümmern sollen. Na ja, ich bin nicht davon ausgegangen, dass das innerhalb von drei Tagen schon geschehen ist. Zumal ich sagte, das ich noch etwas aus der Wohnung holen wollte wie z. B. die Bilder und Papiere von ihm. Jetzt weiß ich auch warum seine Eltern am Mittwoch zu meinem Vater meinten, wenn ich was brauche soll ich es ihnen sagen. Für mich spiegelte es das eiskalte, gefühllose wieder. Wie kann man nur seine so liebevolle eingerichtete Wohnung so schnell ausräumen. All die kleinen Details die ich so liebt – weg!! Wie kann man nur ein Leben so schnell auslöschen. Vor allem ist die Wohnung erst zum 30.04.2009 gekündigt. Ich wollte doch noch genau diese Details die ihn so ausmachten in seiner Wohnung wieder finden. Stattdessen nur gepackte Kartons und ausgeräumte Schränke. Alles war weg. Ich schnappte mir einen Sessel und suchte verzweifelt in den Kartons nach den Bildern. Vergebens. Dann eine Rolle. Ich schaute rein. Ah, sein Rallye-Auto. Wenigstens das hatte ich gefunden. Ich nahm auch dieses mit. Dann ging ich zur Vermieterin und klingelte. Ich wollte versuchen, dass sie die Kaution von ihm mit der Miete für März und April verrechnet. Sie war ganz nett und sagte mir zu, dass das alles ok geht. Ich freute mich und bedankte mich bei ihr. Dann fuhr ich freudig zu meinen Eltern um ihnen zu berichten und auch um meinen Sohn abzuholen. Al s ich dann zu Hause war rief ich nochmals im Hospiz an. Es ging ihm soweit gut und der Pfleger wollte noch so einige Kleinigkeiten wissen, die mein Mann so mag. Auch er war sehr nett zu mir. Als er mir dann auch noch erzählte das er wach und aktiv sei fragte ich den Pfleger ob denn seine Lähmung jetzt auch wieder weg ist. Ich hatte irgendwie den Gedanken gehabt das er dort morgen aufwacht und sagt: Spinnt ihr was soll ich hier!!!!

Freitag
Ich fuhr zur Arbeit und da erwartete mich auch so einiges unerfreuliches. Na ja, ich versuchte das beste daraus zu machen. Ich rief auch gleich früh im Hospiz an, um nachzufragen wie es meinem Mann geht. Es war alles ok. Nachmittags bin ich dann mit meinen jüngeren Sohn zusammen zu ihm gefahren. Der Große war bereits schon alleine dort. Das hätte ich wohl nicht so machen sollen. Aber da man mir ja am Abend zuvor sagte er ist aktiv und wach stellte ich mir halt darunter was ganz anderes vor. Umso mehr tat es mir leid, das Jonny seit er da war dort saß und dachte mein Mann würde schlafen. Auch Fabian fragte, ob er denn Tod sei, da er sich nicht bewege oder gar die Augen aufmachte. Ich merkte sofort, das ich mir das irgendwie leichter vorgestellt hatte und wir total unvorbereitet dort hingegangen war. Doch dafür war es nun zu späte. Ich halte mir das jetzt immer noch vor. Aber ich wusste doch selber nicht damit umzugehen. Es wird also dringend Zeit das wir Hilfe bekommen. So kann es nicht mehr weiter gehen.
Dann rief sein Kumpel auch noch vorher an. Ich teilte ihm mit wo er jetzt ist. Er klang nicht überrascht. Na ja wer weiß vielleicht hat er ja die Info schon von den Eltern erhalten. Wer weiß. Ich schrieb ihm später das Jürgen halt sehr schläfrig ist und er ihn halt besuchen solle wenn er kann. Vielleicht würde er einen wachen Moment von ihm erwischen.

So wie es aussieht waren seine Eltern bis heute nicht im Hospiz gewesen. Auch haben sie sich bei meinen Eltern nicht mehr gemeldet. Schon seltsam. Ich werde sie auf gar keinen Fall anrufen.

Heute
Tja, also falls sein bester Freund mir nicht glaubt, so kann ich das verstehen. Erzähle ihm gestern noch das mein Mann nur noch ja oder nein sagen kann und nur da liegt und schläft und was macht er dann heute?! Ja, er war wacher als die anderen Tage zuvor und er wollte sogar einen Fernseher haben. Und sein bester Freund war natürlich heute früh dort und hat genau das von ihm mitbekommen. Er hatte auch seine Frau mitgenommen. So wie es sich anhörte wollte er wohl nochmals abends vorbei schauen. Hoffe doch das er nicht noch mal da war, denn er wollte vorhin so gegen halb neun seine Ruhe und schlafen.
Ich war erst gegen Mittag bei ihm, da ich vorher noch so einiges zu erledigen hatte. Die Kinder hatte ich bis morgen erstmal untergebracht, sodass ich ohne weiteres heute bei ihm sein konnte solange ich wollte. Es dauerte nicht lange da kam dann auch meine Mutter vorbei. Während wir da so saßen hörte man Klänge, die sich wie Operngesang anhörten. Wir dachten anfangs das da jemand vielleicht Geburtstag hat oder so. Doch als ich dann in die Küche ging sah ich den Pfleger so toll singen. Ja, es war unser Pfleger und der sang so hervorragend und gut. Mensch, das ist toll. Die alte Dame die vor ihm saß freute sich und sang etwas mit. Ich erzählte meiner Mutter wer denn da so sänge. Sie war auch baff. Wir sprachen dann noch ein bisschen mit meinem Mann und versuchten heraus zu bekommen was er noch so für Wünsche hätte. Leider gibt er immer so schnell auf. Er konnte auch nicht mehr wirklich so sprechen. Nur einige Kleinigkeiten. Ansonsten versucht man mit Fragen alles einzugrenzen. Hat es mit Essen zu tun oder damit etc. Schließlich bekam ich dann heraus das er den Receiver möchte, da er hier nur die öffentlichen Sender sehen kann. Des weiteren wollte er auch noch ein bisschen was zum naschen haben. Ich fuhr meine Mutter dann nach Hause und holte die noch von ihm gewünschten Dinge ab. Dann fuhr ich wieder ins Hospiz und brachte den Stuhl mit in sein Zimmer. Da ich beim Einkaufen auch noch eine schöne Pflanze fand brachte ich diese auch gleich mit. Ich war pünktlich zum Abendbrot da und konnte ihm somit seine Brote machen. Leider aß er aber heute nicht so viel. Ich habe ihm extra noch seinen Fleischsalat und Salami mitgebracht. Fürs Frühstück isst er gerne Nutella, die ich ihm dann auch noch kaufte. Später dann las ich ihm eine Geschichte von Kishon vor. Er lag da hatte die Augen zu und drehte sich zu mir. Es war seltsam. Ich hatte ihm noch nie so vorgelesen. Ich wartete noch bis der Pfleger kam und ihn lagerte. Dann verabschiedete ich mich von ihm, da er auch schlafen wollte.
Ich sagte ihm das ich dann morgen früh wieder da bin und gab ihm einen Kuss.

Ach ja, als ich heute Mittag kam, sprach ich mit der zuständigen Schwester von ihm. Im Gespräch stellten wir dann fest, das ihr Sohn einer von den Kindern ist, die Jürgen in der E trainiert hatte. Sie war geschockt und hatte Tränen in den Augen. Später dann kam sie noch mal ins Zimmer rein und erzählte es Jürgen. Sie hat sogar eine Praxis zur psychologischen Beratung genau dort wo er auch wohnt. Seltsam!

@ Morgana – Danke für deine Zeilen und die Tipps.

@ Mahanuala – auch dir schönen Dank. Ich weiß auch nicht woher ich die Kraft nehme, aber mir bleibt ja nichts anderes übrig. Wer soll es denn sonst machen wenn nicht ich! Blöd ist nur, das ich keine Zeit zum weinen habe oder gar weinen kann. Ich habe Angst das mich das irgendwann auffrisst.

Soweit erstmal dazu. Ich werde mich wieder bei euch melden, wenn es was neues gibt oder ich einfach meine Gedanken loswerden muss.

Bis dahin danke ich euch allen für den Mut den ihr einem gibt.

Es grüßt euch

Kerstin aus Bärlin
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  #3  
Alt 22.02.2009, 09:54
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Liebe Kerstin,
DANKE, dass Du Dich wieder gemeldet hast. Ich habe oft an Euch gedacht . So, wie Du die letzten Tage beschrieben hast, kann ich mir gut vorstellen, wie es nun ausschaut. Ich habe den Eindruck, dass in Dir eine enorme Kraft steckt; die Dich handeln läßt...kümmern läßt. Dabei bist Du dennoch realistisch - möchte Dir sagen: Respekt, Du bist die "Richtige" für Deinen Mann!
Es ist gut, dass er nun im Hospiz umsorgt werden kann. Du bist nicht mehr so allein mit der "Bürokratie"; hast Unterstützung bekommen. Nun...wird die Zeit wertvoller denn je sein, die ihr miteinander verbringen werdet. Ganz prima hast Du das gemacht, dass Du ihm schöne Sachen mitgebracht hast,.. die Pflanze. Musik, Vorlesen, Hand halten; ihm "Neuigkeiten" das Alltags erzählen...einfach reden, es wird ihn erreichen und er wird spüren, dass er liebevoll umsorgt ist.
Das Verhalten seiner Eltern...die Wohnungsausräumung...die Nichteinwilligung einen Pflegedienst anzunehmen..., das Fehlen der "Vorsorgevollmacht" ich denke, dass siehst Du schon richtig. Es nützt jetzt nix, sich darüber aufzuregen - Deine Kraft gehört Deinem Mann!

Liebe Kerstin, ich wünsche Euch eine wunderschöne Zeit in Liebe und Geborgenheit. Dir wünsche ich, dass Deine Kraft auch weiterhin erhalten bleibt; deshalb: Bitte achte gut auf DICH!

Bitte, schreib, wenn Dir danach zu Mute ist...es tut gut, die Sorgen zu Papier zubringen und Du wirst hier gestützt und getragen werden.



LG
Morgana
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  #4  
Alt 01.03.2009, 00:18
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Hallo Ihr Lieben!

Die letzten Tage habe ich versucht über nichts nachzudenken. Ich verdränge es nachzudenken über die ganze Sache, da ich sonst bestimmt nicht mehr klar komme. Momentan sage ich mir dauernd : du musst funktionieren, für die Kinder, für deinen Mann, für die Arbeit. Gedanken über ihn und was werden wird/könnte, will ich gar nicht haben. Ich bin froh das ich so gefasst sein kann und nicht ständig am Heulen bin. Genau das würde passieren, ich wäre nur am Heulen und würde nicht mehr klar kommen.

Heute nun war der Tag, an dem ich Fabian versuchte zu erzählen, das Jürgen an diesem Tumor sterben wird. Ich habe es so gut wie möglich und schonend (was auch immer mit schonend bei so einer Nachricht sein kann) zu erzählen. Er weinte und kurz darauf saßen wir beide da und weinten. Als wir dann später Jürgen besuchten, sagte Fabian dauernd, guck er ist nicht tot er bewegt sich noch. Grund dafür war, dass seit wir ankamen mein Mann nur schlief und sich nicht einmal durch rütteln oder gar laute Geräusche aufwecken ließ. Bei mir läuteten sofort wieder die Alarmglocken. Nicht viel trinken, wenig essen. Das waren für mich die ersten Hinweise.
Fabian versuchte mit mehreren Methoden ihn zu wecken. Vergeblich. Wir spielten dann erstmal im Zimmer Karten, um die Zeit zu überbrücken und mit der Hoffnung er würde dann bald mal wach werden. Selbst als meine Mutter und meine Schwester vorbei kamen war er immer noch sehr schläfrig und konnte sein Augen kaum aufhalten. Meine Mutter und ich machten ihm noch seine Nägel sauber und schnitten ihm diese auch. Er guckte sich auch gleich danach die eine Hand prüfend an und war dann aber zufrieden. Nach einer Stunde entschlossen wir uns dann zu gehen, damit er seine Ruhe hat.
Kurz vorher hatte ich noch ein Gespräch mit dem zuständigen Pfleger. Ich hatte nämlich festgestellt, das in der Küche noch sein Mittag stand. Er wollte es aber nicht haben. Das mit dem Trinken hat er auch nicht so gemacht. Da meine Mutter frische Leberwurst mitgebracht hatte, konnte ich ihn wenigstens zu einer kleinen Schnitte damit überreden. Er aß auch ein wenig davon. Immer noch besser wie nichts.

Da der Kleine unbedingt bei seiner Oma bleiben wollte, fuhr ich nochmals zu ihm hin. Der Pfleger erzählte mir dann gleich das er mit einer kleinen Spritze Flüssigkeit in seinen Mund gemacht hatte und das super ging. Er hat nämlich festgestellt, das er mit dem Becher nicht mehr so gut klar kommt und das Schlucken ihm schwer fällt. Ja, mir ist es auch aufgefallen, das er sich immer mehr verschluckt und auch beim Essen nicht mehr so unproblematisch funktioniert. Auch erzählte er, das er gut gegessen habe zum Abendbrot. Überwiegend leichte Sachen wie Quark, Banane etc. Dann teilte mir auch mit, das sein Kumpel grad da ist und ihm nen Big Mac gebracht habe. Aber er diesen ja nicht essen kann und will. Ich ging dann kurz hin und sagte das ich da bin und dann im Speisesaal warte, bis er wieder geht. Sein Freund wunderte sich, doch da war mir egal. Ich lief wieder raus. Dann wollte ich nur noch kurz meine Tasche und Jacke im Zimmer ablegen und sein Freund zog sich an. Ich sagte ihm noch kannst ruhig bleiben wegen mir musste nicht gehen. Wir hätten ja auch zusammen. Ich sagte dann nö muss momentan nicht sein. Er verabschiedete sich und ging. Gebe zu das ich über mein Verhalten nach dachte, doch nachdem was da so alles vorgefallen war und da er sich ja auch nun gar nicht mehr seit er bei Jürgens Eltern war mit mir unterhalten hatte, kam ich zu dem Entschluss das es so richtig war. Ich habe momentan keinerlei Zeit meine Kraft für diesen ganzen blöden Streit etc. zu vergeuden. Ich brauche diese für meinen Mann. Alle anderen Faktoren versuche ich weites gehend abzuschalten. Apropos zu dem Thema Eltern. Keinerlei Meldung mehr von ihnen. Stattdessen haben sie doch endlich mal auf eine Mail reagiert und mir mitgeteilt, das die Ordner bei ihnen sind und ich diese abholen kann oder sie mir diese vorbei bringen. Ich teilte ihnen dann mit, das ich diese mit meiner Mutter am Samstag abholen komme. Da meine Mutter aber heute nicht konnte, ist sie mit meinem Vater vorbei die Ordner holen. Meine Mutter erzählte mir dann, das seine Eltern noch fragen hätten bezüglich der Wohnung. Häh???????????? War doch alles geklärt. Sie sagten doch selber zu mir, das sie sich um alles kümmern und die Wohnung ausräumen, Malern etc. Was soll das nun? Ich habe den Zettel mit den Fragen bekommen. Warum eigentlich haben sie das nicht auch schon per Mail alles gefragt????????? Ich muss das nicht verstehen, nur geht mir dieses Kindergartenverhalten völlig auf den Keks. Tun so als hätten wir nie darüber gesprochen. Oder es ist das alt bekannte Problem. Vergessen!!!!
Hab da schon wieder so einen Hals. Ich kümmere mich darum das die Vermieterin sich mit ihnen in Verbindung setzen soll zwecks Vorabnahme und die gehen wahrscheinlich so wie bei allen anderen Anrufen auch, nicht ans Telefon. Na ja, wie soll man dann noch etwas erfahren? Muss mich nachher zusammenreißen, wenn ich die Antworten schreibe. Oh man, das wird schwer. Nun gut soviel dazu.


Ich saß da und streichelte ihn. Er war sehr unruhig und dann fing das linke Bein an zu zittern. Zwischendurch verzerrter er sein Gesicht. Doch auf Nachfrage wegen Schmerzen verneinte er dies. Als das Bein zitterte ging bei mir folgendes durch den Kopf: So war es doch auch beim letzten mal auf der rechten Seite, bevor diese gelähmt war. Oh nein, was wenn er denn nun auch bald linke total gelähmt ist. Wie wird er dann damit klar kommen? Was kommt dann? Kommt dann die Luftzufuhr? Na ja, er kann ja nun schon nicht mehr gut schlucken und trinken. Wie viel Zeit haben wir noch?
Ich fragte ihn ob ihm auch schlecht sei. Nein. Was dann? Irgendwas war mit ihm. Ich spürte es. Der Pfleger kam zwar auch zwischendurch und fragte, jedoch kam er dann nur auf das Thema Fenster auf! Nein, dachte ich, das war es nicht, da ist noch was anderes. Dieses Gefühl brachte mich dazu nicht wegzugehen. Auch wollte er nicht das ich gehe. Teilweise schoss mir durch den Kopf: Was wenn du jetzt wegen der Sache mit seinem Kumpel schuld bist! Ich hatte zwar meinem Mann gesagt er solle sich nicht wundern wenn seine Eltern oder Kumpel da sind ich warte bis sie weg sind, jedoch verstand dies Jürgen ja nicht. Ich wollte ihm es aber auch nicht wirklich alles erzählen, da ich das einerseits nicht will. Warum soll ich ihn jetzt damit belasten! Andererseits wollte ich es ihm schon sagen, wann wenn nicht noch jetzt? Nein, das kann ich ihm in diesem Zustand nicht antun, da er es vielleicht auch gar nicht alles richtig verstehen kann. Wer weiß was dann dabei raus kommt. Das zittern kam und ging wieder. Den Pfleger machte ich darauf aufmerksam, auch das es auf der rechten Seite so anfing, bevor diese gelähmt war und das mit dem Trinken und Essen für mich auch schon Indizien waren, dass das Ding drückt und gewachsen ist. Als ich dann doch gehen wollte ging es ihm schlechter. Er wollte spucken und ich drückte den Knopf und rannte los um Hilfe zu holen. Dann schoss mir durch den Kopf, was wenn er daran erstickt. Du bist so blöd und rennst einfach weg statt ihm zu helfen! Es kam ein Pfleger und später noch zwei dazu. Sie machten ihn erstmal sauber und mussten alles frisch beziehen. Der zuständige Pfleger fragte mich dann ob er vielleicht doch nen Krampf hat. Da sagte ich ihm das es alles gut zusammen passt und evtl. doch das Ding schuld daran ist. Er rief dann erstmal den Arzt an. Kurz danach kam er zu mir und sagte dass das Fortecortin (Dexamethason) ab morgen erhöht wird. Ich dachte mir das ja schon. Also sind wir eine Phase weiter!!!!!!!!!!!!!! Ich hoffe die Nacht über geht es ihm gut. Ich habe schon irgendwie Angst, das ich heute Nacht angerufen werden könnte. Ich traue mich gar nicht schlafen zu gehen.

Ich melde mich wenn es was neues gibt.

Es grüßt euch

kerstin
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  #5  
Alt 01.03.2009, 13:26
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Liebe Kerstin,
Ich denke an Euch .
Ich finde es gut, dass Du Fabian erklärt hast, dass Jürgen sterben wird. Seine Reaktion ist so prima kindlich erfassend. Gerade wo Jürgen nun immer mehr "schläfrig" ist. Du beobachtest, dass er nichr mehr gern essen oder trinken möchte; kann wirklich mit den Auswirkungen des Tumors zu tun haben; der Schluckreflex funktioniert nicht mehr hinreichend. Ich denke, wenn er mit Spritze etwas Flüssigkeit vorsichtig annehmen kann, ist das gut. Die Pfleger werden darauf achten, dass er sich möglichst nicht verschluckt. Und wenn er eine kleine Schnitte mit Leberwurst gegessen hat, dann ist das doch was Geschmackvolles, was ihm gut getan hat. Das Fortecortin lindert den Hirndruck; die Erhöhung siehst Du richtig.

Du hast Recht, wenn Du Jürgen von dem ganzen Ärger verschonst, er kann es wahrscheinlich wirklich nicht mehr verstehen geschweige denn verarbeiten. Der "Mist" muß erstmal zurückgestellt werden, Du brauchst Deine Kraft für Jürgen und die Kinder!

Kerstin...was kann ich Dir sagen? Da gibt es kein "Wird schon wieder!".

Ich wünsche Dir viel Kraft und Geduld und hoffe, dass Du trotzdem auch an Dich denkst; Dir etwas Gutes tust, damit Du diese Zeit überstehst.

Eine Sonne für Dich


LG
Morgana
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  #6  
Alt 07.03.2009, 20:41
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Ihr Lieben.

Habe mich die Woche nicht gemeldet, da ich viel um die Ohren hatte. Momentan geht es meinem Mann gut. Er wurde sogar heute in den Rollstuhl gesetzt und ein bisschen im Flur herum geschoben. Mensch, da hab ich mich aber gefreut, dass er das zugelassen hat. Auch der Pfleger hatte mir das heute sehr freudig erzählt und will heute Abend noch mal versuchen ihn auf einen Stuhl zu setzen. Es scheint fast so, als hätte das was ich gestern alles zu ihm gesagt habe, irgendwie seine Wirkung gezeigt hätte. Ich wollte ihm ja soviel sagen, jedoch habe ich mir das jedes Mal nicht getraut. Also schrieb ich dann alles nieder und las ihm das dann gestern vor. Alles was mir so durch den Kopf ging und worüber wir nie geredet hatten. Mir ging es danach viel viel besser.
Auch habe ich gestern Mittag einen Anruf von der Krankenkasse bekommen, das wir die Pflegestufe 3 rückwirkend ab Januar erhalten. Der MDK hatte zwar erst nach Aktenlage die 1 bewilligt, aber nach Vorlage der aktuellen Situation wurde binnen einer Woche die 3 bewilligt. Klappt doch super!!
Ich freue mich so sehr über diese guten Nachrichten.


Bis auf Montag war ich jeden Tag bei meinem Mann. Mittwoch hatte ich mir dann kurzfristig frei genommen, da ich in seine Wohnung gehen wollte um nachzusehen, was ich von den Kisten und Einrichtungsgegenständen behalten möchte. Als ich jedoch dann vormittags zum Frühstück bei meinem Schatzi war, rief die Schule an, das ich meinen Kleinen abholen solle da es ihm schlecht ginge. Somit musste ich dann also gehen. Mutti im Einsatz! Na ja, so kann ich ja mal was in der Wohnung machen, dachte ich. Jedoch wurde mir an diesem Tage so viel bewusst. Genau deswegen war ich kaum zu Hause und meine Zeit so verplant. Damit ich mir über all das keinerlei Gedanken mache. Nein, ich will und wollte auch über all diese Dinge nicht nachdenken. Ich starrte auf den Balkon. Wir haben nur einen Sommer hier zusammen sitzen können, es wird nie wieder einen Sommer geben, wo ich mit ihm dort sitzen werde. In der Küche ging mir durch den Kopf, was er hier noch so alles machen wollte. Wie er die Schränke einsortiert hatte. Das er mir/für uns die Wohnung so schön hergerichtet hatte. Es sollte doch hier ein Neubeginn für uns sein. Wir wollten doch hier zusammen unser Glück ausleben. Was soll ich jetzt mit der großen Wohnung alleine. Später dann saß ich auf der Couch und guckte fernsehen, hier wirst du auch nie wieder mit ihm sitzen können. Der Platz neben dir bleibt leer. Später im Schlafzimmer konnte ich nicht einschlafen, da der Platz neben mir so leer war. Ich wünschte ihn mir so sehr her. Seine Wärme, das Kuscheln zusammen im Bett, sein schnarchen. Ja, all diese Dinge werde ich hier nicht mehr haben. Seine Mäntel im Schrank rochen noch nach ihm. Aber auch das werde ich bald nicht mehr haben. Ich werde bald nicht mehr wissen wie er riecht.

Am Donnerstag war ich nach der Arbeit wieder bei ihm. Ich traute mich auch zum ersten mal mich mit zu ihm zu legen und versuchte ihn in den Arm zu nehmen. Und dennoch nahm er mich nicht mehr in den Arm oder gar als ich dann weinend vor ihm war, streichelte er mich nicht oder zeigte irgend eine Regung. Nein, es kam nichts von ihm. Donnerstag hatte ich bevor ich zu ihm ging ein Gespräch mit der Sozialarbeiterin. Ich bat auch um einen Termin wegen verschiedener Fragen. Sie erzählte mir darüber, das sie mit seinen Eltern mal ein Gespräch führte. Sie hat sich beide geschnappt und mit denen Klartext gesprochen, was ihren Sohn angeht. Seine Eltern haben natürlich kein böses Wort über mich verloren. Das war mir klar. Dennoch hat sich zwischen seinen Eltern und mir nichts geändert. Aber was soll’s. Jedenfalls erzählte sie mir davon, das man nach dem Tod hier noch die Möglichkeit hat sich 3 Tage lang zu verabschieden. Bis vor kurzem hätte ich sie wahrscheinlich noch unterbrochen und gesagt halt will ich nicht hören, aber das tat ich nicht. Man kann es in einem extra dafür vorgesehenen Raum machen oder in dem Zimmer wo er die ganze Zeit lag. So hat jeder die Möglichkeit sich von ihm zu verabschieden und man kann sehen wie das Leben schwindet. Allein die Vorstellung ist für mich schon ein graus. Ich weiß nicht ob ich ihn Tage danach noch sehen will. Keine Ahnung.
Ich sagte später zu meinem Mann, das ich ihm noch soviel sagen will und wir darüber reden müssen. Auf dem Weg nach Hause ging mir dann durch den Kopf, das ich das doch einfach aufschreibe und ihm dann vorlese. Während der Fahrt ging mir schon so einige durch den Kopf. Zu Hause schrieb ich das dann alles auf. Ich druckte den Brief auch gleich aus und nahm ihn mit.

Da der Große nun auch krank war, fuhr ich gestern alleine zu meinen Mann. Ich legte mich kurz zu ihm. Dauernd fragte ich mich wann denn der richtige Zeitpunkt sei ihm all das zu sagen was da stand. Doch dann kam mir der Gedanke, das es nie den richtigen Zeitpunkt geben wird. Nein, die Wahrscheinlichkeit das ich überhaupt den Moment verpasse ihm all das zu sagen, war größer. Endlich schaffte ich es dann den Brief zu lesen. Ich weinte dabei und musste zwischendurch aufhören. Er zeigte dennoch keine Regung. Ich las weiter. Danach wollte er mir dann was sagen, jedoch kam er nicht weit und war dann verzweifelt und traurig, das er mir das nicht sagen konnte. Und dennoch ich gab nicht auf und bekam schließlich heraus was er mir sagen wollte. Ich war erleichtert. Ich hatte leider nicht viel Zeit und andererseits war es auch ganz gut so, das er jetzt Zeit hätte über all das was ich ihm mitteilte nachzudenken. Ich hab ihm vieles mitgeteilt. Wie ich mich fühle, was ich denke..... Auch teilte ich ihm mit, das er auch jetzt versuchen soll aus der Zeit noch eine schöne Zeit zu machen. Das er doch noch seine andere Hand bewegen kann und mich doch einfach mal damit umarmt oder gar streichelt, weil mir das auch wichtig ist. Das er jetzt trotz allem nicht aufgeben solle. Nein, er solle jeden Tag den er hat noch als Geschenk ansehen und etwas daraus machen. Ich teilte ihm auch mit, das ich wohl versuchen würde mich ein bisschen in seine Lage zu versetzen, um das für ihn auszusprechen, was er nicht mehr kann. Wir müssen darüber reden. Gerade weil er es nicht aussprechen kann. Ich fragte ihn auch, ob er alles verstanden hat, was ich gelesen habe. Durch nachfragen erfuhr ich dann auch, das er darüber nachdenkt was ich ihm alles gesagt habe. Ich fühlte mich befreit. Ja, es war richtig, das sagte mir mein Gefühl.

Als mich gestern eine Kollegin nach meinem Mann fragte kam irgendwann die Frage von ihr, wie möchte er denn beerdigt werden. Da ging mir durch den Kopf, das ich das ja gar nicht weiß. Ja, und was nun?? Ich kann ihn doch nicht einfach fragen oder etwa doch?

Heute war ich dann trotzdem bei ihm. Ich fühlte mich überhaupt nicht wohl und wollte nicht runter, jedoch hatte ich es ihm versprochen. Ich tat es also. Wir waren nicht lange alleine, da kamen schon zwei Leutchen aus seiner Partei. Sie berichteten die Neuigkeiten, da mein Mann sich sehr engagierte und auch Bürgerdeputierte ist. Es war zwar sehr anstrengend für ihn, den Gesprächen zu folgen, jedoch hatte er sich dennoch über den Besuch gefreut, das sah man ihm an. Das er nach einer längeren Zeit einem Gespräch nicht mehr folgen kann, dieses Problem hatte er wohl schon länger. Ich fand bei der Suche nach Unterlagen nämlich mal eine Notiz, wo genau das stand. Er könne irgendwann einem Gespräch bzw. dem Inhalt nicht mehr folgen. Sie gaben meinem Schatzi zu verstehen, das er keineswegs schon vergessen ist. Nein, man würde sogar die nächsten male auf den Sitzungen von ihm grüßen. Ja, es ist sehr wichtig, das man versucht ihn noch so ins Leben zu binden.

Ich habe durch den KK gelernt offener mit der ganzen Sache umzugehen. Ich kann darüber reden und schlucke nicht mehr alles alleine runter. Vielen lieben Dank euch allen, die einem hier beiseite stehen und zuhören.

Wenn es meinem Mann morgen auch so gut geht, dann werden wir morgen zum Kaffee im Aufenthaltsraum gehen. Die Ehrenamtlichen dort, decken immer den Tisch und bringen Kuchen mit und laden dann zum Kaffee. Das ist eine tolle Idee, nur habe ich die letzten male noch nicht daran teilgenommen, da ich dort nicht ohne meinen Mann sitzen wollte. Vielleicht schaffe wir das ja morgen. Es wäre wunderschön!

Bis dahin grüßt euch

Eure Kerstin





Rudern zwei in einem Boot...

Rudern zwei ein Boot, der eine kundig der sterne,
der andre
kundig der stürme,
wird der eine
führn durch die sterne,
wird der andre
führn durch die stürme,
und am ende ganz am ende
wird das meer in der erinnerung
blau sein
Reiner Kunze "Frühe Gedichte"




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  #7  
Alt 07.03.2009, 22:00
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Liebe Kerstin,
ich bin beeindruckt, wie Du das alles, was nun so passiert, so einfühlsam, darstellen kannst. Du machst es genau so - RICHTIG!!!
Es ist für nichtbetroffene Menschen kaum vorstellbar, wie solch eine Krankheit verläuft, manche ziehen sich zurück...sprachlos...
Du bist eine starke Frau, genau die Richtige für Deinen Mann! Weiter so!
Deinen beginnenden Abschiedsschmerz kann ich gut nachvollziehen; gerade das ist so schwer, wenn man feststellt, dass der geliebte Mensch nie wieder nach Hause zurück kehrt...nie wieder am Frühstückstisch sitzen wird...nie wieder mit Rat und Tat zur Seite stehen wird.
Schön, dass Du Dich hier im Forum gut aufgehoben fühlst. Hier wirst Du verstanden!
Falls Dich alles zu sehr "drückt"...schicke mir eine mail Ich bin für Dich da!


LG
Morgana
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  #8  
Alt 08.03.2009, 13:47
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liebe kerstin,
alles habe ich mir durchgelesen von dir. beachtlich, was du geleistet hast und noch leistest. ich bin sehr beeindruckt von deiner unverbrüchlichen liebe zu deinem mann.
sehr oft hast du geschreiben, daß du nicht mehr kannst, daß du das nicht schaffst, daß du keine kraft mehr hast. und doch: immer wieder bist du auf deinem weg weitergekommen, trotz all der steine, die darauf liegen. immer wieder hast du dich gesammelt, deine kräfte mobilisiert und alles ganz großartig gemeistert. du hast meine uneingeschränkte hochachtung. jemanden wie dich wünscht man sich an der seite, wenns mal eng wird im leben.
von ganzem herzen wünsche ich euch einen friedlichen, gnädigen verlauf. ich wünsche dir, daß dein mann nicht leiden muß. ich wünsche dir, daß du ruhig bleiben kannst in all dem schlimmen. du bist ganz großartig, alle achtung.
ich drück dich, tina.
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Du kannst nie tiefer fallen, als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.

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  #9  
Alt 11.03.2009, 21:16
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Ihr Lieben

Ich wende mich an euch mit momentan eher nicht so guten Nachrichten.

Wie ich vom Pfleger erfahren hatte, war mein Mann Samstag abend zum Abendbrotessen auf einen Stuhl gesetzt worden und hat da sehr gut gegessen. Am Sonntag vormittag hat ihn dann eine Pflegerin geduscht. Somit war er nachmittags dann so kaputt gewesen, dass wir nicht zum Kaffee gehen konnten. Er schlief und schlief und schlief. Leider hielt dieser Zustand weiter an. Auch gestern war er nur schläfrig. Ich hatte schon Sonntag das Gefühl, dass das Leben aus ihm immer mehr schwindet. Er sah im Gesicht so aus. Mir ging durch den Kopf, was wenn das duschen seine letzte Wohltat war. Klar dachte man Anfangs, das er von dem Duschen so fertig war. Ja, das dachten wir. Doch auch Montag war er schläfrig und wurde nicht wach. Ich konnte nicht zu ihm, weil ich mir irgendwas eingefangen haben muss. Mein Großer war jedoch bei ihm und erzählte, das er nur geschlafen habe und auch nicht einmal wach wurde. Gestern fuhr ich gleich wieder nach der Arbeit zu ihm. Meine Mutter war schon da und hielt seine Hand. Er schlief aber auch nur oder zumindest hatte es so den Anschein. Sobald man zu ihm sagt ich gebe dir mal jetzt mit der Sprizte was zu trinken in den Mund, machte er den Mund auf und schluckte auf Kommando. Also war er nicht wirklich am Schlafen. Er hielt meine Hand und drückte diese dauernd und hielt sie ganz fest. Er war sehr warm. Ich blieb eine Stunde, da der Kleine überhaupt nicht mit der Situation klar kam, da mein Mann nur da lag und nichts sagte oder gar machte.

Als ich dann heute morgen kurz im Hospiz anrief, teilte mir die Schwester mit, das mein Mann die Nacht über sehr sehr weit weg war und er gar nicht auf jemanden reagiert habe. Sofort schossen mir Tränen in die Augen und ich stand wie angwurzelt im Büro. Meine Kollegin starrte mich schon entsetzt an. Die Schwester meinte zu mir, das es wohl besser wäre wenn ich vorbei kommen würde. Dann lief die Schwester mit dem Telefon nach ihm gucken, da heute nur Hilfskräfte vor Ort sind und noch keiner nach ihm gesehen hatte. In dem Moment sagte sie mir das er die Augen auf hätte. Er sagte jedoch keinen Pieps. Ich legte auf und sagte dann zu meiner Kollegin das ich wohl doch besser runter fahre. Was wenn er nochmal wach ist und es meine letzte Gelegenheit ist das er mich sehen kann. Gesagt getan. Als ich in sein Zimmer kam guckte er mich an. Es kam mir auch so vor, als würde er mir versuchen mit den Augen etwas zu sagen. Er sah so gezeichnet aus. Er hat eingefallene Augenränder und auch seine Hautfarbe sieht ganz anders aus. Seine Hand war kochend heiß. Er schwitzte sehr. Als ich da nun ganz alleine saß bei ihm überkam mich Angst. Angst davor, dass ich jetzt ganz alleine hier mit ihm sitze und er stirbt. Ich bekam Panik. Nein, das will ich nicht. Ich will nicht den Moment mit ihm alleine sein. Ich rief sofort bei meiner Mutter an. Sie versprach mir auch bald zu kommen. Es spielte wieder diese Klaviermusik im Hintergrund, ja wie beim ersten Tag wo wir hier ankamen. Ich musste mehr und mehr weinen. Meine Angst war so groß, das ich ganz alleine sein muss, wenn es passiert. Ich wusste auch nicht was ich noch so zu ihm sagen soll. Ich sagte ihm, das er sich keinerlei Sorgen um mich machen solle, da ich gut klar komme und mir viele Leute helfen wollen. Auch das alles andere geregelt ist wie z. B. mit der Pflegestufe etc. teilte ich ihm mit.Ich weiß nicht, aber ich hatte so das Gefühl, das es für ihn wichtig wäre zu wissen, das er gehen kann. Meine Mutte war dann endlich da. Gemeinsam saßen wir da und Jürgen schaute auch wieder auf. Nur für einen kurzen Moment hatte er die Augen auf. Dann sagte meine Mutter, das wir seine Eltenr anrufen sollten und sie darüber informieren. Naja, ich sagte ihr das ich das nicht kann, da sie mir ja eh nie geglaubt hatten. Also bat ich sie für mich anzurufen, was sie dann auch tat. Dann kamen die Schwestern rein und legten ihm am Oberschenkel einen Zugang, da er nicht genug getrunken hatte. Dann kamen seine Eltern. Ich wollte seiner Mutte Platz machen, damit Sie sich zu ihm hinsetzen kann. Sie wollte anfangs nicht. Dann sagte ich zu ihr, komm setz dich zu ihm. Sie sagte dann wieder Nein, er will ja eher dich. Nein, sagte ich, setz dich jetzt hin auf die Minuten kommt es jetzt nicht an, jetzt bist du da. Das ist schon in Ordnung. Ich sagte Jürgen das seine Eltern nun da sind und er machte dann auch die Augen auf. Er schaute seine Mutter an, da konnte sie nicht mehr und stand auf und rannte heulend raus. Sein Vater blieb regungslos sitzen. Meine Mutter ging dann hinterher um sie zu trösten. Nach einer Weile kamen beide dann wieder zurück. Ich hielt weiterhin seine Hand und streichelte ihn. Zwischendurch wischten wir sein Gesicht mit einem Lappen, da er sehr schwitzte. Ab und zu röchelte er, so wie bei einem Husten, der sich nicht löst. Mir wurde von den Schwestern gesagt, das es dadurch käme, das er nicht mehr so gut schlucken kann. Meine Mutter war aber anderer Meinung. Es könnte sein, das er evtl. etwas auf den Bronchien hat durch das Wasser oder allgemein durch die Medis. Naja, mir bleibt nichts anderes übrig als morgen den Arzt zu fragen. Seine Eltern blieben noch da, als wir gehen mussten. Ich sagte ihnen, das ich morgen früh wieder da bin. Auch sagte ich meinem Mann das ich morgen wieder da bin.

Es ist gut, das die Eltern da sind und ein bisschen Zeit mit ihm allein haben. So können sei weinen und wir können sie nicht sehen. Dennoch bekommt Jürgen das alles mit. Das war auch eine Frage von ihr. Bekommt er das denn alles mit was hier gesprochen wird. Wir sagten ja.

Ich habe vorhin mit dem HomeCare Arzt gesprochen. Er konnte mir nicht sehr viel sagen, da er gerade bei einer Patienten vor Ort war. Jedenfalls treffe ich mich morgen früh mit ihm. Er sagte mir aber gleich, das es ihm erheblich schlechter geht und das der Verlauf sei. Näheres erfahre ich ja morgen früh.

Ich hoffe es wird ein morgen geben und ich kann meine Zeit mit ihm noch verbringen.
Ich kann das alles noch nicht so realisieren. Ich komme mir vor, als wäre das alles nur ein Traum. Ein böser Traum. Auf Arbeit habe ich schon bescheid gesagt das ich nicht komme. Klar zerbreche ich mir den Kopf wegen all der noch nicht erledigten Sachen und Stapel. Aber was soll ich denn tun. Mein Mann ist mir jetzt wichtiger. Meine Kollegen auf Arbeit sind ziemlich geknickt. Es nimmt sie auch sehr mit. Ich habe so manchmal das Gefühl, das es alle anderen um mich herum mehr mit nimmt wie mich. Oder sieht das nur so für mich aus?

Klar denke ich darüber nach, was mancher denkt, das ich jetzt hier zu Hause sitze und nicht bei ihm bin. Aber so leicht fällt mir das auch nicht. Ich war so viel für ihn da und habe meine Kinder links liegen lassen. Heute war ich auch den ganzen vormittag bis nachmittags da. Nun wollte ich wenigstens mich etwas um die Kinder kümmern. Aber nein, auch für meine beiden Jungs kann ich nicht da sein. Wie gerne würde ich einfach die Zeit für beide haben. Ihnen zuhören was los ist. Ich kann es momentan nicht und das macht mich traurig. Ich hoffe die beiden sind mir deswegen nicht böse.
Mag sich vielleicht grad alles blöd anhören, aber so empfinde ich halt momentan.
Und nun bekomme ich auch noch eine blöde Erkältung. Die kann ich mir ja nun überhaupt nicht leisten.

Und dennoch, sollte es soweit sein, dann werde ich die ganze Zeit bei ihm sein. Meine Kids sind dann untergebracht.

Nun hoffe ich auf eine ruhige Nacht.

@ stellina
Vielen lieben Dank für deine Worte und das Drücken. Ich drücke dich einfach mal zurück. Ja, du hast mir so manches nochmals vor Augen geführt. Das tut gut. Danke.

@ morgana
dich drücke ich auch nochmal ganz dolle. Danke das du da bist.

Bis dahin

Lg

Kerstin

__________


Rudern zwei in einem Boot...
Rudern zwei ein Boot, der eine kundig der sterne,
der andre
kundig der stürme,
wird der eine
führn durch die sterne,
wird der andre
führn durch die stürme,
und am ende ganz am ende
wird das meer in der erinnerung
blau sein
Reiner Kunze "Frühe Gedichte"
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  #10  
Alt 11.03.2009, 21:55
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Liebe Kerstin,
ich bin froh, dass Du Dich auch mit schlechten Nachrichten wieder meldest!
Hatte mir schon Sorgen gemacht, wie es weitergegangen ist.
Ich möchte Dir gern Kraft schicken und Dir sagen, dass Du diese Situation ganz prima aushälst...ja, wirklich: Hier ist aushalten ganz schwer, unvorstellbar schwer...doch Du gibst Jürgen alles an Liebe und Unterstützung, was Du geben kannst. Mach Dir keine Sorgen, dass die Kinder im Moment zurückstehen, wenn sie erleben, wie Du in Liebe handelst, werden sie davon mitbekommen, dass da etwas Besonderes geschieht und Du trotzdem immer für sie da sein wirst. Seine Eltern müssen das mit sich selbst ausmachen. Belaste Dich nicht damit, das kannst Du an sie abgeben, dafür bist Du nicht verantwortlich. Du hast sie informieren lassen, sie sind gekommen - und nun müssen sie zusehen, wie sie damit umgehen. Deine Angst...beim letzten Atemzug von Jürgen allein mit ihm zu sein, kann ich verstehen, dennoch, in seinem jetzigen Zustand kann das dann so sein... Vielleicht findest Du dann die Kraft, es einfach wertzuschätzen und zu akzeptieren...Ich weiß, wie schwer "dieser Moment" sein kann...
So, wie Du bei ihm bist, mit ihm redest, das ist genau richtig!
Ja, ich glaube bestimmt,. dass er versteht, was gesprochen wird, auch wenn er "döst" und dass er, auch wenn er nicht sprechen kann, viel schläft, etwas sagen möchte, etwas ausdrücken möchte. Setz Dich weiterhin zu ihm, das tut ihm gut.
Achte auf Dich, was Du körperlich leisten kannst, gut, wenn Du Dir heute Abend eine "Auszeit" nimmst. Morgen ist ein neuer Tag und Du wirst Dich wieder zu ihm setzen...in seiner Nähe sein...seine Hand halten...Das sind die Momente, die Dir bleiben...Du wirst Dich daran erinnern und es wird Dir später gut tun.

Ich wünsche Dir erstmal eine möglichst schlafreiche Nacht zum Energietanken für den neuen Tag und drücke Dich ganz lieb . Ich bin für Dich da!

LG
Morgana
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