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  #1  
Alt 29.04.2011, 09:55
edith57 edith57 ist offline
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Standard AW: Ein neuer Stern am Himmel

Liebe Susi,

Auch mir ist die ersten Monate nach dem Tod meiner Mama immer wieder plötzlich in den Sinn gekommen, sie anzurufen - so wie ich es jeden Tag gemacht habe. Um dann im nächsten Augenblick zu erschrecken, weil mir sofort klar wurde: es geht nicht mehr - sie wird nie mehr den Hörer abnehmen.....
Aber dann habe ich halt jedesmal in Gedanken mit ihr geredet, sie gefragt, wie es ihr geht und ihr erzählt, was mir wichtig war. Und das hat mich immer sehr beruhigt. Ich rede auch jetzt noch sehr oft mit ihr - sie ist seit fast 6 Jahren tot. Aber sie begleitet mich, wo immer ich auch hingehe und ein Foto von ihr ist immer dabei und auch ihre Halskette, ich habe dir davon schon erzählt.

Liebe Susi, ich wünsche dir, dass du am Wochenende in der Wohnung deiner Oma nochmal so richtig Abschied nehmen kannst von ihr. Du wirst dort übernachten und ich bin sicher, dass du dich wohl fühlen und ihr ganz nahe sein wirst.

Sie wird dir wahrscheinlich dein ganzes Leben lang fehlen, aber es wird sich im Laufe der Zeit besser anfühlen. Dieser ganz tiefe, fast körperliche Schmerz der Leere wandelt sich irgendwann in ein ganz liebevolles Gefühl, welches ein Lächeln auf dein Gesicht zaubern wird. Es wird noch lange dauern, aber es wird kommen.

LG Edith
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  #2  
Alt 30.04.2011, 19:48
Mausi1985 Mausi1985 ist offline
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Standard AW: Ein neuer Stern am Himmel

Liebe Edith,

vielen lieben Dank für deinen Beitrag.

Bin nun wieder zu hause in meiner Wohnung, mit einem Großteil der Sachen von Oma, die ich behalten werde. Konnte noch nicht alles mitnehmen, da mein Auto zu klein ist.

Die erste Stunde, die ich gestern in der Wohnung war, saß ich im Wohnzimmer auf dem Boden, da, wo Omas Bett stand und hab geheult wie ein Schloßhund. Opas Bild in der Schrankwand hat mich angeschaut und irgendwann hörte es plötzlich auf, das weinen und ich saß da, sah sein Bild und Omas Bild hatte ich neben mir und ich konnte ein klein bisschen lächeln. Die beiden würden nicht wollen, dass ich so weine, hab ich mir dann gesagt.

Oma war mir so richtig nah, Opa auch, aber nicht so sehr, denn die Wohnung kannte er nicht. Ich hab dann auch relativ gut geschlafen, auch wenn es komisch war. Das Brummen vom Sauerstoffgerät hat gefehlt, hatte mich schon so an das Geräusch gewöhnt. Habe in dieser Nacht auch das erste Mal von Oma geträumt seit Montag. Es war seltsam, auch im Traum war sie nicht mehr da, aber plötzlich stand sie vor ihrer Wohnungstür. Dann haben wir uns unterhalten, weiß aber nicht mehr über was. Und dann bin ich aufgewacht, die Sonne schien schon und zum Fenster schaute eine Taube herein.

Habe nach dem Frühstück (großer Kaffee und 3 Kekse, mehr hab ich nicht runter gebracht ) erst die Sachen zusammengepackt und dann noch eine Nachbarin von Oma besucht. Sie kannten sich noch von früher, Opa und sie haben zusammen gearbeitet. Sie wusste schon, dass Oma gestorben ist, wollte sich aber mit mir noch ein bisschen unterhalten. Waren dann über 1,5 Stunden und ich musste mehrfach weinen. Oma hat ihr erzählt, wie froh sie ist, dass ich nun wieder näher bei ihr wohne und sie so oft besuchen komme.

Als ich wieder hier bei mir war, hab ich erst meine "Pflegeeltern" besucht. Sigrid hab ich einen Kaktus von Oma gegeben, sie hatte von denen ne richtig kleine Zucht. Sind so grün-weiß gestreift und sie hatte noch so viele davon. Das wollte Oma letztens schon, dass ich Sigrid einen mitbringe,da haben wir aber nicht mehr dran gedacht. Und dann hat Sigrid mir etwas erzählt, dass hat alle Staudämme von mir zum brechen gebracht. Sigrid wollte einen Strauß binden lassen für die Beerdigung und da hat ihr Mann dann gesagt "Da kommt aber auch eine Schleife drann mit "Ein letzter Gruß Sigrid und Franz"" Sigrid war so überrascht von ihrem Mann und ich erst. Sie haben sich zwar nie gesehen, die beiden und Oma, aber gerade Sigrid hat ein paar Mal mit ihr gesprochen. Ich bin mir sicher, sie hätten sich gut verstanden. Sigrid will mich evtl zur Beerdigung begleiten, will das nur vorher noch mit meinen Onkeln besprechen und sie muss sehen, dass sie frei bekommt. Sind ja noch ein paar Wochen Zeit bis dahin.

So, nun hör ich mal wieder auf mit schreiben und beruhige mich wieder.

Morgen ist hier eine Traktorparade zum 1. Mai und die geht bei den beiden am Haus entlang, die wollen wir uns ansehen und anschließend schön grillen. Eine kleine Ablenkung wird gut tun und Oma hätte es so gewollt.

Liebe Grüße

Susi
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Es gibt einen neuen Stern am Himmel

Meine Oma 29.05.1933 - 25.04.2011

Ich vermisse dich!
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  #3  
Alt 01.05.2011, 21:23
Mausi1985 Mausi1985 ist offline
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Standard AW: Ein neuer Stern am Himmel

Hallo Oma,

nun ist es genau eine Woche her, dass mich die Schwester vom Pflegedienst angerufen und gefragt hat, ob ich zu dir kommen kann, Sonntag Abend 21.23 Uhr. Ist es wirklich schon eine ganze Woche? Manchmal kommt es mir vor, als wär es erst gestern gewesen. Wie schnell die Zeit vergeht.

Heute hatte ich den ersten richtig "guten" Tag. War bei Sigrid und Franz und wir waren den ganzen Tag draußen im Garten. Man sieht es mir auch an, hab richtig Farbe bekommen. Und ich hatte das erste Mal wieder richtig Hunger und Appetit. Beim grillen hab ich gefuttert, wie eine 7-köpfige Raupe: eine Bratwurst im Brötchen, ein großes Steak, zwei Grillspieße und riesige Berge Kartoffelsalat Ich hab den ganzen Tag von dir erzählen können ohne zu weinen. Nur jetzt hier beim schreiben fließen wieder die Tränen. Aber ich muss es los werden.

Jetzt sind es nur noch 5 Tage und dann fahren wir in den Urlaub. Du hattest dich für mich gefreut und auf die Karte, die ich dir geschrieben hätte. Denn Urlaubskarten hast du immer gesammelt.

Werde jetzt noch ein bisschen lesen und dann ins Bett gehen.

Deine Suse
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Meine Oma 29.05.1933 - 25.04.2011

Ich vermisse dich!
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  #4  
Alt 02.05.2011, 09:42
edith57 edith57 ist offline
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Standard AW: Ein neuer Stern am Himmel

Liebe Susi,

Schön, dass du einen richtig guten Tag gehabt hast und auch wieder mit Appetit gegessen hast. Deine Oma hat sich sicher darüber gefreut.

Dass du so viel weinen musst, ist sehr normal. Die seelische Anspannung braucht ein Ventil und es tut gut, den ganzen Schmerz einfach raus zu heulen. Wenn man eine Weile so richtig geweint hat, ist einem nachher wieder ein wenig leichter ums Herz. Schön, dass dir die Bilder von Opa und Oma nach dem langen Weinen ein zaghaftes Lächeln aufs Gesicht gezaubert haben.

Liebe Susi, ich wünsche dir von Herzen einen schönen Urlaub. Genieß die Tage, auch wenn es dir schwer ums Herz ist. Deine Oma würde sich nichts mehr wünschen, als dass du dich nun ein wenig erholen kannst - nach allem, was du die letzten Wochen geleistet hast.

LG Edith
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  #5  
Alt 04.05.2011, 10:12
Mausi1985 Mausi1985 ist offline
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Standard AW: Ein neuer Stern am Himmel

Liebe Edith,

ja, auf den Urlaub freue ich mich trotz allem. Einfach ein paar Tage raus kommen, etwas anderes sehen und abschalten.

Oma hätte gewollt, dass ich den Urlaub mache, egal was ist. Und ich werde auch versuchen, ihn zu genießen. So hart wie es ist, aber jetzt kann ich "beruhigt" in den Urlaub fahren. Wenn sie noch da wäre, hätt ich nicht gewusst, ob ich tatsächlich gefahren wäre. Zu groß wäre die Angst gewesen, dass etwas passiert, wenn ich nicht da bin.

Seit ich am Wochenende nochmal in der Wohnung war, geht es mir besser. Ich glaube, es war gut so, dass ich es gemacht habe, auch wenn es einige in meiner Umgebung nicht verstehen konnten, dass ich in der Wohnung schlafe. Ich konnte ihr noch einmal richtig nah sein, hab sie regelrecht gespürt und hab es dann wohl erst richtig realisiert, dass sie nicht mehr da ist.

Die letzten Tage hab ich kaum noch geweint. Aber ich bin sicher, je näher die Beerdigung kommt, dass es wieder schlimmer wird. Aber daran mag ich jetzt noch nicht denken.

So, ich werde nun noch die Wäsche aufhängen und mich dann langsam für die Arbeit fertig machen.

LG Susi
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Meine Oma 29.05.1933 - 25.04.2011

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  #6  
Alt 05.05.2011, 11:31
edith57 edith57 ist offline
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Standard AW: Ein neuer Stern am Himmel

Liebe Susi,

Vielleicht hilft es dir, wenn du dich ganz persönlich in die Trauerfeier einbringen kannst, wenn du z.B. Lieder aussuchst, die dann bei der Trauerfeier gespielt werden oder wenn du noch ein paar ganz persönliche Worte an deine Oma richtest vor der versammelten Trauergemeinde. Natürlich musst du das mit deinem Vater und deinen Onkels absprechen, aber ich bin fast sicher, dass sie dir das nicht verwehren würden, nach allem, was du für deine Oma getan hast.

Du könntest so noch einmal ganz bewusst und ganz persönlich von ihr Abschied nehmen und würdest nicht einfach nur da sitzen und alles über dich ergehen lassen müssen. Mir hat damals der Gedanke sehr geholfen, dass meiner Mama die Trauerfeier sehr gefallen hätte.

Aber vielleicht wird dir das auch zu schwer fallen, dann ist es auch gut. Vielleicht tröstet dich aber der Gedanke, dass es ihr zum Schluß wirklich schlecht gegangen ist und der Tod für sie eine Erlösung war - dass sie jetzt endgültig ihre Ruhe finden und ohne Schmerzen und Angst bei ihrem lieben Mann sein darf.

Liebe Grüße
Edith
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  #7  
Alt 05.05.2011, 13:29
Mausi1985 Mausi1985 ist offline
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Standard AW: Ein neuer Stern am Himmel

Liebe Edith,

vielen Dank für deine Antwort.

Eine Trauerfeier gibt es bei uns nicht, lediglich die Urnenbeisetzung. Aber auch da hat man noch die Möglichkeit ein paar Worte zu sagen. Mal schauen, vielleicht hab ich da die Kraft noch was zu sagen, ich lass es auf mich zukommen.

Ja der Gedanke, dass Oma nun von ihrem Leid erlöst ist, tröstet mich wirklich.

LG Susi
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