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Der Feind in seinem Kopf
Hallo,
ich lese hier schon seit geraumer Zeit mit ... eigentlich seit mein Bruder krank ist. Doch erst jetzt finde ich Raum und Zeit mich hier anzumelden. Mein Bruder ist am Anfang diesen Jahres zusammengebrochen und wurde direkt am nächsten Morgen notoperiert. Diagnose : Glioblastom multiform WHO Grad IV, das nicht vollständig entfernt werden konnte. Ein Schock für die ganze Familie, zumal er grade mal junge 40 ist und drei kleine Kinder hat. Ich war damals die ganze Zeit bei ihm, auch als auch aus der Narkose erwachte. GsD ist er direkt wieder erwacht - die Prognose der Ärzte sah damals nämlich nicht so gut aus. Er konnte auch sprechen, laufen, hat uns alle erkannt. Nur an den Tag davor konnte er sich nicht mehr erinnern. Mitlerweile hat er eine Bestrahlungstherapie, und 6 Blöcke Chemo (Temodal) hinter sich sowie zwei weitere MRT. Alles verläuft derzeit super. Es geht ihm sehr gut, hat die Chemo gut vertragen und der Feind in seinem Kopf ist zumindest nicht größer geworden. Mein Bruder hat einen unglaublichen Lebenswillen und wir sind fest in dem Glauben, dass es ihm auch aus diesem Grund so gut geht. Wir genießen die Zeit jetzt so sehr. Ich möchte allen hier Mut machen, egal ob Selbstbetroffene oder Angehörige. Geniesst die Zeit, lebt das Leben .... es kann so schnell vorbei sein. Uns hat es in dem letzten halben Jahr schon ein paar Mal wieder den Boden unter den Füßen weggerissen; es ist ein ständiges Auf und Ab. Manchmal ging es meinem Bruder plötzlich sehr schlecht, dann wieder bestens. Mal waren die Blutwerte im Keller, dann wieder spitze. Aber es hat uns als Familie stark gemacht, wir als Geschwister sind sehr eng zusammengerückt. Lg Tina Geändert von aerotina (28.10.2011 um 10:20 Uhr) |
#2
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AW: Der Feind in seinem Kopf
Es gab mal einen Film über einen Cellisten, der sich jahrelang immer vorstellte, wie er seinen Tumor bekämpfte. Er hat ihn in Gedanken beschossen, hat ihn verflucht und ihm gesagt, er solle verschwinden. Der Tumor wuchs unbeirrt weiter.
Ein Psycho-Trainer riet ihm dann dazu, das Gegenteil zu tun. Den Tumor anzunehmen als etwas, das er sich selbst erschaffen hat und offenbar zu ihm gehörte. Also visualisierte der Cellist den Tumor von da an freundschaftlich, er nahm seine Krankheit an als etwas, das zu ihm gehörte wie eine Hand oder ein Fuß. Die Pointe ist leicht zu erahnen: Der Tumor schrumpfte und schrumpfte und verschwand schließlich. Ich weiß, wie schwer diese Krankheit ist. Bestimmt nicht leicht, einen Hirntumor "anzunehmen". Aber es nicht zu tun, heißt ja doch, sich der Realität zu verweigern. Ich glaube (oder ich hoffe), ich würde Begriffe wie "Feind" und "Teufel" vermeiden. |
#3
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AW: Der Feind in seinem Kopf
Ich denke einen Hirntumor "anzunehmen" ist mit Sicherheit doppel so schwer. Wir versuchen alle damit zu leben aber wir kämpfen auch dagegen an. Und mein Bruder hat einen außerordentlichen Lebenswillen.
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Lg Tina |
#4
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AW: Der Feind in seinem Kopf
Danke für deinen Bericht, Tina, und herzlich willkommen hier im Forum.
Glio ist einfach echt sch*** und noch schlimmer, wenn die Kinder darunter leiden. Finde es toll, wie ihr damit umgeht und drücke euch die Daumen, dass ihr noch möglichst lange immer wieder schöne Momente genießen könnt... kätzchen |
#5
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AW: Der Feind in seinem Kopf
Danke schön.
Wir geben uns die allergrößte Mühe. Wichtig ist nicht die Hoffnung zu verlieren. Vor zwei Wochen hat sein Arzt (der auch operiert hat) ihm allerdings gänzlich die Hoffnung genommen, dass der Tumor je weg sein wird. Er hat nach wie vor fest daran geglaubt. Aber auch das trägt er mit großem Lebenswillen. Wovor ich eine riesen Angst habe, ist wenn wieder was passiert. Gerade erst vor ein paar Wochen hat es mir schier den Boden unter den Füßen weggerissen. Damals war mein Bruder zum MRT gewesen und als er hinterher auf die CD´s schaute, stand da nicht nur sein Name wie sonst sondern auch das Wort "Metastasen". Ein riesen Schock !! Er hat dann erst mich angerufen und danach sofort seinen Arzt. Der hat sich die Bilder angeschaut und Entwarnung gegebn. Er kann sich auch nicht erklären, warum das auf den CDs stand. Ich find es absolut Unglaublich, dass soetwas passiert. Wäre es nun ein labiler Mensch gewesen, wer weiss was passiert wäre. Aber auch so waren es die schlimmsten 2 Stunden seit der OP die verbracht haben.
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Lg Tina |
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