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  #1  
Alt 27.01.2012, 09:26
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs im fortgeschrittenem Stadium

Hallo,
die SAPV Verordnung läuft nun über das Krankenhaus, das habe ich alles geregelt. Der Palliativ-Koordinator hat auch gestern meinen Vater besucht und mit ihm gesprochen. Außerdem war eine Dame von der Pflegeberatung da, die wirklich Gold wert ist. Ich bin erstaunt, wie schnell beide reagiert haben und aktiv geworden sind. Immerhin etwas, das funktioniert!
Heute habe ich Papas Krankenkasse angerufen und einen Antrag auf Begutachtung von Pflegebedürftigkeit gestellt. DAs läuft also auch. Gerade warte ich auf den Rückruf des Krankenhauses, da ich einen der Ärzte sprechen will. Ich habe den Eindruck, dass mein Vater immer noch nicht weiß, wie es um ihn steht. Er meint, er ziehe jetzt die Bestrahlung durch und mache dann anschließend eine ambulante Chemotherapie. Keine Rede von weiteren Metastasen... Deshalb will ich jetzt wissen, ob die Ärzte ihm gesagt haben, was dazugekommen ist. Wenn ja, dann verdrängt er es offenbar und wenn nein, dann finde ich es ihm gegenüber unfair, da es sich ja um seinen Körper und seine Gesundheit handelt und er meines Erachtens ein Recht darauf hat, bestmöglich aufgeklärt zu werden, um selbst entscheiden zu können, ob er noch eine dritte Chemotherapie ertragen will. Eigentlich ist das alles zu viel, denn er wird ja nun auf Morphin eingestellt und bekommt ab heute die erste Bestrahlung wegen der Metastasen an den Rückenwirbeln.
Ich habe mir gestern zwei Bücher von E. Kübler Ross bestellt...
Alles Liebe
Miriam
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  #2  
Alt 28.01.2012, 12:32
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs im fortgeschrittenem Stadium

Hmmm, die Ärzte hatten bereits mit meinem Vater gesprochen und meinten, es sei wohl normal, dass ein Verdrängungsmechanismus einsetze. Das sei ein Selbstschutz. Dann meinte der Facharzt, Papa habe sich für die Chemo entschieden und die erste Infusion würde am Montag beginnen. Oh Gott, wie soll er das bloß überstehen?! Später am Tag habe ich noch einmal mit meinem Papa telefoniert. Er fragte mich, ob der Arzt mit mir gesprochen habe. Ja, hat er! Allerdings hat meine Mutter gestern lange mit meinem Vater über die Behandlung geredet und ihm geraten, nicht parallel zur Bestrahlung und zur Schmerztherapie auch noch die Chemo zu beginnen. Er hat mir dann mitgeteilt, dass er sich zu schwach dazu fühle und sich wieder umentschieden habe. Zum Glück, ich glaube, dass er diese Prozedur auch nicht überstehen würde. Nun fahren wir gleich ins Krankenhaus und besuchen ihn. Ich freue mich, wenn er endlich nach Haus kommt. Das wird zwar auch nicht gerade leichter für ihn, aber er wird sich eindeutig wohler fühlen in seiner Umgebung und bei meiner Ma. Außerdem freut er sich darauf, endlich etwas essen zu können, was er auch mag;-) Ich hoffe stark, dass er dann wieder ein wenig mehr zu sich nimmt und sich ein wenig erholt von all den Strapazen. Und wenn nur seelisch! Das wäre schon viel!
Euch allen ein schönes Wochenende
Miriam
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  #3  
Alt 28.01.2012, 17:47
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs im fortgeschrittenem Stadium

Furchtbar! Vor Schmerzen konnte mein Vater nachts nicht einmal schlafen. Das ist einfach grauenhaft. In der Onkologie schaffen die es einfach nicht, ihn so einzustellen, dass die Schmerzen zumindest gedämpft werden. So langsam platz mir echt der Kragen. Meine Mutter und ich haben meinem Paps empfohlen, auf die PAlliativstation zu wechseln. Da hat er wohl andere Möglichkeiten und nun ist er auch überzeugt. Am Montag redet er mit dem behandelnden Arzt und will sich sofort verlegen lassen. Wir haben uns die Station angeschaut und einen sehr guten Eindruck. Die Schwester meinte, dass sie die Menschen auch anders betrachten würden und auf deren Symptome eingehen. Sie würden sich intensiver kümmern und sie gehe davon aus, dass sie meinen Vater einstellen könnten. Es gebe immer einen Weg.
Außerdem ist es auf der Palliativ eine ganz andere Atmosphäre. Die Schwestern und Pfleger sind nicht so unpersönlich und gehetzt. Alles ist freundlich und warm und die Patienten haben ein Zimmer für sich. Das ist alles sehr viel würdevoller. Ich hoffe inständig, dass es am Montag klappt. Sonst schlage ich Alarm
Nichts tut mehr weh als einen geliebten Menschen so leiden zu sehen!
Miriam
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  #4  
Alt 29.01.2012, 22:20
freya 2519 freya 2519 ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs im fortgeschrittenem Stadium

Liebe Miriam,

nun habe ich deine Geschichte und die deines Vaters gelesen und es tut mir unendlich leid, was ihr alles durchmachen musstet! Ich stehe ja erst am Anfang des Prozesses und kann nur erahnen, wie es sich anfühlt so lange Zeit zuzusehen, wie ein Mensch schwächer und kraftloser wird. Aber mir reicht schon der Prozess der letzten drei Wochen. Es ist unglaublich, was dieser verdammte Krebs innerhalb kürzester Zeit mit einem Menschen machen kann.
Ich wünsche euch sehr, dass dein Vater morgen auf die Palliativstation verlegt wird und er einen menschenwürdigen Abschied von diesem Leben nehmen kann! Und ich kann deine Wut verstehen, dass sich alles so lange hinzieht.
Ich wünsche dir für die nächste Zeit alle Kraft der Welt und ich habe sehr viel Achtung vor dem, was du bis jetzt geleistet hast! Da ist so viel Liebe und Wertschätzung im Umgang mit deinem Vater, das hat er sicher immer gespürt und es wird ihm vielleicht auch helfen das Leben in Frieden loszulassen, wenn es soweit ist.
Alles Liebe
freya
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  #5  
Alt 30.01.2012, 12:58
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs im fortgeschrittenem Stadium

Liebe Freya,

vielen Dank für deine liebe Antwort! Gerade habe ich erfahren, dass mein Vater dem behandelnden Onkologen gesteckt hat, dass er die Chemo nicht antreten wird. Der hat ein wenig angesäuert reagiert, meinte aber, das sei ja das gute Recht meines Vaters... Und der Arzt ist auch nicht begeistert, dass mein Papa auf die Palliativstation wechseln will. Da meinte man Papa nur lapidar: "Wieso, sind Sie nicht auch daran interessiert, dass ich meine Schmerzen so schnell wie möglich los werde?!" Gut gekontert!
Meine Mutter ist heute Nachmittag dort, wenn mein Vater mit dem Chefarzt der Palliativ spricht. Da die Mühlen im FEK sehr langsam mahlen, werden wir Druck machen müssen, denn wenn mein Vater eines nicht mehr hat, dann ist es ZEIT.
Ich habe heute alles in die Wege geleitet, damit er einen vernünftigen Leichtmetall-Rollator erhält und eine Weichlagerungsmatratze. Ich hoffe nur ganz inständig, dass ich ihn heute Abend bereits auf der Palliativstation besuchen darf!
Du hast Recht, nun wird es Zeit, endgültig Abschied zu nehmen, doch seit mein Vater mit der Psychoonkologin gesprochen hat, wirkt er sehr gelöst. Zwar musste er auch weinen, aber das ist nur gut so. Ich hasse es, wenn ihm ständig die wohlgemeinten Worte "Sei tapfer!" begleiten. Nein, er muss gar nicht tapfer sein. Wäre ich er, würde ich bestimmt ganz laut brüllen, wenn ich es noch könnte...
Gestern sagte er mir, dass ich ihm ja geschrieben hätte, ich würde gern noch ein einziges Mal einen Drachen mit ihm steigen lassen, weil es er mit Helena gemacht hat, aber nicht mit mir, als ich noch klein war. Da kullerten ihm die Tränen aus den Augen und ich musste mich sehr anstrengen, dass es mir nicht ebenso ging. Ich habe ihm letztes Jahr eine Wunschliste geschrieben, was ich alles noch gern einmal mit ihm unternehmen würde... Nun hat er wieder ein Ziel und mag es für Außenstehende auch noch so kindisch erscheinen.
Liebe Grüße
Miriam
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  #6  
Alt 31.01.2012, 12:04
Sternenkreuzer Sternenkreuzer ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs im fortgeschrittenem Stadium

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Zitat von Mirilena Beitrag anzeigen
Liebe Freya,

vielen Dank für deine liebe Antwort! Gerade habe ich erfahren, dass mein Vater dem behandelnden Onkologen gesteckt hat, dass er die Chemo nicht antreten wird. Der hat ein wenig angesäuert reagiert, meinte aber, das sei ja das gute Recht meines Vaters... Und der Arzt ist auch nicht begeistert, dass mein Papa auf die Palliativstation wechseln will. Da meinte man Papa nur lapidar: "Wieso, sind Sie nicht auch daran interessiert, dass ich meine Schmerzen so schnell wie möglich los werde?!" Gut gekontert!
Meine Mutter ist heute Nachmittag dort, wenn mein Vater mit dem Chefarzt der Palliativ spricht. Da die Mühlen im FEK sehr langsam mahlen, werden wir Druck machen müssen, denn wenn mein Vater eines nicht mehr hat, dann ist es ZEIT.
Ich habe heute alles in die Wege geleitet, damit er einen vernünftigen Leichtmetall-Rollator erhält und eine Weichlagerungsmatratze. Ich hoffe nur ganz inständig, dass ich ihn heute Abend bereits auf der Palliativstation besuchen darf!
Du hast Recht, nun wird es Zeit, endgültig Abschied zu nehmen, doch seit mein Vater mit der Psychoonkologin gesprochen hat, wirkt er sehr gelöst. Zwar musste er auch weinen, aber das ist nur gut so. Ich hasse es, wenn ihm ständig die wohlgemeinten Worte "Sei tapfer!" begleiten. Nein, er muss gar nicht tapfer sein. Wäre ich er, würde ich bestimmt ganz laut brüllen, wenn ich es noch könnte...
Gestern sagte er mir, dass ich ihm ja geschrieben hätte, ich würde gern noch ein einziges Mal einen Drachen mit ihm steigen lassen, weil es er mit Helena gemacht hat, aber nicht mit mir, als ich noch klein war. Da kullerten ihm die Tränen aus den Augen und ich musste mich sehr anstrengen, dass es mir nicht ebenso ging. Ich habe ihm letztes Jahr eine Wunschliste geschrieben, was ich alles noch gern einmal mit ihm unternehmen würde... Nun hat er wieder ein Ziel und mag es für Außenstehende auch noch so kindisch erscheinen.
Liebe Grüße
Miriam
Hallo Miriam,

so nun komm ich hier nochmal schnell reingesaust

Dein Papa weiß dann jetzt also schon, dass es schlimmer um ihn steht und geht da sehr toll mit um. Das macht es euch ja auch alles ein wenig leichter. Ich drücck euch die Daumen, dass jetzt alles sehr schnell geht im KKH und er endlich auf der Palliativ die Behandlung bekommt, die ihm zusteht.

Und zu dem Arzt, der nicht begeistert über die Aussage deines Papas wegen der Chemo war, kann man nur sagen, Chemo bringt halt mehr Geld als Schmerzbehandlung!

Liebe Grüße,
Nadine

Geändert von Sternenkreuzer (31.01.2012 um 12:06 Uhr) Grund: Bemerkung zur Chemo vergessen
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  #7  
Alt 01.02.2012, 07:44
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs im fortgeschrittenem Stadium

Ja, seit Papa auf der Palliativstation liegt, geht es ihm allein psychisch sehr viel besser wenn auch nicht körperlich. Er ist viel offener geworden in den Gesprächen, kann sich sogar wieder besser konzentrieren und freut sich über so viele Kleinigkeiten. Dass die Schwesternschülerin mit ihm gemeinsam den Flur auf und ab gegangen ist, dass er zum Frühstück das erste Mal seit Tagen ein ganzes Brötchen geschafft hat, dass er Hilfe annehmen kann und dass alles so ist, wie es ist.
Ja, er weiß ganz genau, dass es schlecht um seinen Gesundheitszustand steht und er hofft nur, dass die Metastasen sich nicht noch weiter ausbreiten. Vielleicht hat er ja noch ein wenig Zeit hier bei uns. Er möchte als nächstes gern nach Haus und wenn die Schmerzen dann in Griff bekommen sind, möchte er natürlich auch mal wieder aufstehen oder einfach die Lust am Lesen wieder für sich entdecken. Viel Bewegung ist ja nicht zu realisieren. Insgeheim befürchte ich, dass ein weiterer Bruch hinzukommen könnte und das wäre dann fatal. Ansonsten: wir lachen und weinen zusammen, er fühlt, dass wir alle drei (Frau, Tochter und Enkelin) zu ihm stehen und immer da sind, wenn er uns braucht. Und er weiß jetzt, dass er nichts mehr mit sich allein ausmachen muss und sei es auch noch so traurig und schlimm. Wir können das alles gemeinsam ertragen.
Mama und ich lesen gerade "Warum wir hier sind" von Elisabeth Kübler-Ross. Ich wünschte mir, dass mir das hilft, den Tod besser anzunehmen. Wenn ich mir vorstellen kann, dass danach auch noch etwas ist und nicht das gähnend schwarze Nichts, dann wird es mir leichter fallen, meinen Paps gehen zu lassen, wenn es so weit sein wird. Und ich würde ihn auch gern wissen lassen, dass da noch etwas Schönes kommt. Leider sind wir nicht wirklich gläubig. Zwar sind wir keine Atheisten, aber auch keine praktizierenden Christen. Ich denke, dass es gläubigen Menschen leichter fällt, ihr Schicksal anzunehmen und es in Gottes Hand zu legen. Ich kann das nicht, denn ich gebe nicht gern die Kontrolle ab...
Liebe Grüße und allen, die dies lesen weiterhin viel Kraft auf einem beschwerlichen und anstrengenden Weg! So seltsam es klingt, auch mir hilft die Entwicklung meines Vaters, denn auch ich spüre diesen inneren Frieden und die Kraft, alles aushalten und ertragen zu können, was da auf uns zukommt. In diesem Sinne,
Miriam
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