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AW: jung verwitwet in nrw
Hallo Nicole,
zunächst mein Mitgefühl für deinen Verlust. Ich denke, für die Tiefe der Trauer ist es unerheblich, ob man mit 30, 35 oder 55 den Partner oder die Partnerin verliert. Der Schmerz, die Gefühle sind die gleichen und Träume, die hatten wir mit 55/56 auch noch jede Menge. Bemerkungen wie: "Du bist jung, du hast das Leben noch vor dir", die sind Schwachsinn. Auch ich mit inzwischen 59 habe noch (wieder) Pläne und niemand weiß, wann der Tag kommt. Es könnte Morgen sein. Ich bin viel mit dem Bully beruflich unterwegs auf langen Strecken. Schon oft gab es Situationen, wo ich dachte: "OK, das wars!" Naja, ich habe anscheinend einen guten Schutzengel. Das Leben ist immer "jetzt". Jetzt hast du deinen Mann verloren. Jetzt läufst du verloren durchs Leben. Jetzt weißt du nicht, wie es weitergehen soll. Jetzt vermisst du deinen Mann. Jetzt sind deine Träume den Bach runter. Jetzt verstehst du die Welt und das Leben nicht mehr. Jetzt fragst du nach dem Sinn des Ganzen. Jetzt scheint dein Leben Vergangenheit. OK, ich denke, so geht es dir "jetzt". Es wird ganz sicher nicht so bleiben. Das Leben hat dir (und uns allen hier) eine unbarmherzige Aufgabe gestellt. Niemand wollte sie und schon gar nicht hat sie sich jemand ausgesucht und immer trifft sie einen, in ihrer Schwere, völlig unvorbereitet. Doch wenn ich eines weiß, dann das: in uns allen steckt die Kraft zum Weiterleben und wir alle haben die Kraft, einen Weg zu finden aus diesem schwarzen Loch. Die Lösung ist nicht die Vernichtung der Trauer, sondern sie zu zähmen. Die Trauer wird uns nie mehr verlassen. Sie wird sich verändern. Grundlegend, denn irgendwann wird die Trauer dir auch mal ein Lächeln in dein Gesicht zaubern, wenn du an vergangene Tage denkst. Immer öfter. Ganz sicher, auch wenn du es dir "jetzt" vielleicht nicht vorstellen kannst. Zähme sie, wie der kleine Prinz den Fuchs. Alles Liebe, Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070 Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise. |
#2
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AW: jung verwitwet in nrw
Hallo Helmut,
das hast Du schön geschrieben und es stimmt so wie Du es schreibst. Mir ging es ja auch so, nachdem mein Mann verstorben war. Das große schwarze Loch, die Leere und das Gefühl der Ensamkeit hat mich fast aufgefressen. Damals konnte ich auch die Sprüche der Leute nicht hören, ich dachte immer jeder lügt wenn er sagt es wird besser. Das Gefühl der Trauer wird bleiben, aber es verändert sich von Zeit zu Zeit..es wird anders und erträglicher. Das erste Jahr war sehr hart und irgendwann kann man immer besser mit umgehen. Heute habe ich auch noch Phasen wo ich so schrecklich traurig bin und meinen Mann so vermisse....aber das sind nur gewisse Situationen, wie Geburtstage, Urlaube oder halt Hochzeitstage usw. Wenn ich was besonders schönes erlebe würde ich das gerne mit meinem Mann teilen...aber ich weiss er ist im Herzen immer bei mir. Hätte mir damals jemand gesagt, dass der Schmerz nicht mehr so vernichtend ist, ich hätte es nicht geglaubt...es ist aber so. Ich bin jetzt fast 5 Jahre Witwe und ich hab meinen Frieden mit dieser Situation gefunden. Liebe GRüße |
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