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#1
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hallo miriam, gestern war ich zu müde zum schreiben, heute bin ich innerlich so zerrissen, weil ich nicht weiss, ob die entscheidung mit palliativ/hospitz die richtige war. ich habe mit 2 ärzten gesprochen, sie sagen heilung ist nicht mehr möglich, mit dem versuch einer chemo könnte man bestenfalls einen stillstand erreichen. wie lange er dann ruhe hat weiss niemand, aber so recht überzeugt ist keiner von erneuter chemo. da georg sich kaum äussert, bleibt viel an mir hängen, er ist einfach zu müde und kann sich schwer wach halten. nun kann er wahrscheinlich nächste woche ins hospitz zu uns verlegt werden. das ist so ein schwerer schritt für mich, weil ich nie hören möchte, dass ich ihm eine chance nicht gegeben hätte. aber er unverändert, isst und trinkt nicht, nimmt auch irgendwie an nichts mehr teil. gestern war seine schwester mit dabei, sie war richtig schockiert, dass ihr bruder so verfallen ist. das ging jetzt einfach zu schnell für alle, ich denke immer er mag halt nicht mehr. auch wenn er es nicht sagen kann, zeigt er es mit seinem verhalten. ich weiss nicht, was falsch ist oder richtig jetzt. morgen fahr ich wieder hin, aber ich denke nicht, dass sich was verändert hat.
ich habe gute freunde, die mich immer etwas auffangen, aber trotzdem fühl ich mich jeden abend allein und einsam im haus. heute geh ich früh schlafen, weil mich das autofahren in die berge ganz schön viel kraft kostet. der schnee jeden tag macht daraus eine kleine irrfahrt. ich wünsch dir was, bis bald, freu mich, dass du an uns denkst! liebe grüsse-sanna |
#2
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Liebe Sanna,
ich bin auch am mitlesen. Es tut mir so leid, dass dein Georg(meiner hiess auch so) keine Chance mehr hat auf ein erträgliches Leben. Er scheint es begriffen zu haben, dass er nicht überleben wird...ist aber sprachlos Dir gegenüber weil er so traurig ist Dich allein lassen zu müssen. Vielleicht....schaffst Du es ihm zu sagen was er Dir bedeutet und dass Du weisst dass er kämpfen würde wenn noch Hoffnung wäre... dass aber leider die Chemo ihn noch schneller sterben lassen würde und dass Du doch noch ZEIT mit ihm haben möchtest...GUTE ZEIT, schmerzfreie Zeit... und diese Zeit kann er im Hospiz bekommen, weil die wissen wie es geht.... Zeit die nur für Euch ist, ohne dass Haushalt gemacht werden muss...die Zeit im Hospiz die Du DORT bist ist nur für Georg.
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Mein Ehemann Georg+36jährig+1988(NHL) Mein Liebster Joachim+42jährig+1997 (kleinzell. Bronchial Ca.) Ich : 2002 DCIS re.Mamma, operiert, bestrahlt, AHT Meine Schwester Heike +2011(Bronchialca) Unsere Mama +2013(operiertes Glioblastom, Nierenversagen bei Temodal Therapie) Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015 |
#3
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Ach Sanna,
das tut mir so unendlich leid! So etwas möchte man auf keinen Fall hören, wenn man einen Menschen so lieb hat wie du Georg. Ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll, das dich nur ein klitzekleines bißchen trösten könnte. Ich weiß noch genau, wie ich mich fühlte, als mir klar war, dass mein Papa nicht mehr viel Zeit hat. Monika hat so recht, so schwer dir die Entscheidung auch fällt, Georg in ein Hospiz ziehen zu lassen, so kann ich dich auch nur darin bekräftigen. Dort kann man Georg seine Schmerzen nehmen und es ihm so angenehm wie möglich machen. Und du kannst die Zeit mit ihm verbringen ohne dich um Haushalt oder Ähnliches zu kümmern. Du kannst dich ganz auf Georg konzentrieren. Dort herrscht bestimmt eine besondere Atmosphäre, ein wenig so, als wärt ihr außerhalb von Zeit und Raum. Stille und Frieden. Liebe Sanna, ich wünschte so, ich könnte dir irgendwie helfen, aber ich kann es leider nicht. Wie hilflos musst du dich nur in dieser Situation fühlen?! Es ist so unsagbar schwer loszulassen. Die schwerste Lektion, die wir wohl lernen und durchleben müssen. Und doch ist es ein Akt der Liebe loszulassen, wenn keine Kraft mehr da ist. Ich wünsche euch beiden, dass noch Zeit bleibt mit schönen, warmen, innigen Momenten. Augenblicke voller Intensität. In Gedanken bin ich bei dir Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt... Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark! |
#4
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Hallo, bin wieder zurück aus den Alpen. Georg hat mal wieder seine Visite verschlafen. Mittags wurde er dann wach, hat mich zum Einkaufen geschickt, es hat mich richtig gefreut, dass er eine Zeitung und Saft wollte. Dann haben wir die ganzen Sachen fürs Hospitz ausgefüllt, ich glaube das er es besser annehmen kann als ich. Er meinte nur,mei es geht halt dahin mit mir. Dieser Satz hat wieder so weh getan, dass ich es nicht beschreiben kann. Nun bin ich wieder allein im Haus, gut ich könnte auch etwas unternehmen, aber dazu habe ich keine Lust. Ich bin froh, wenn Georg wieder hier ist und ich mit unserem dicken Kater zu ihm fahren kann. Nächste Woche kann er wohl ziemlich sicher dann ins Hospitz verlegt werden. Auch diese Zeit werden wir irgendwie verbringen müssen, ich denke mir zum Trost es wird keine bessere Zeit, sondern eine andere Zeit werden. Was nach dieser Zeit dann sein wird weiß ich nicht.
Vielen Dank für eure lieben Beiträge, es tut doch einfach gut, wenn man weiß, dass man mit diesen ganzen Problemem nicht allein ist. Sanna |
#5
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Ja, liebe Sanna, es wird eine andere Zeit sein. Womöglich eine Zeit der Stille, der Nähe, der Liebe. Eine Zeit, die man mit Worten schwer beschreiben kann. Für dich wird es sicherlich auch eine schwere Zeit, eine Zeit des Abschieds. Aber es ist auch eine wichtige Zeit und im nachhinein wirst du sicherlich froh sein, dass du diesen Weg mit Georg gegangen bist.
Wenn du etwas loswerden musst, dann weißt du ja, wo du uns findest! Wir haben immer ein offenes Ohr und wir werden versuchen, einfach für dich da zu sein. Mir hat das damals auch sehr geholfen. Allein die Tatsache, dass andere Menschen ebenso empfinden und Ähnliches durchleben und mich verstehen. Dann ruhe dich jetzt mal aus und kuschel' dich ein und schlaf dich ordentlich aus! Liebe Grüße Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt... Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark! |
#6
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Hallo, hab mal ins Forum geschaut, das Wochenende war traurig, dieses gedankenkreisen hört nicht auf. Morgen fahr ich wieder in die Alpen, mit einem immer schlechteren Gefühl.
![]() Ich drück Euch jetzt ganz fest in Gedanken!Sanna |
#7
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Guten Morgen Sanna,
das glaube ich dir gern, die Gedanken kreisen unaufhörlich und nichts von alldem, was man da denkt, bringt einen irgendwie weiter bzw. ist tröstlich. Ich kann auch sehr gut verstehen, dass der Gedanke an das Hospiz dich beunruhigt, da du es als letzte Station ansiehst. Als mein Papa Anfang des Jahres auf der Palliativstation lag (nachdem er einen Oberschenkelhalsbruch hinter sich hatte) und mir bewusst wurde, dass nichts mehr bei ihm eine Besserung herbeirufen konnte, ging es mir auch richtig schlecht. Ich bekam so eine irrationale Panik, dass wenn er stirbt, er dann ja allein gehen müsse, während Mama, meine Tochter und ich zusammen bleiben. Diesen Gedanken konnte ich nicht ertragen. Frag mich nicht weshalb, ich weiß, es war alles irgendwie unlogisch, doch das passt zu den Deals mit "wenn ich beim Hüpfen nicht über die Stein trete, dann passiert dieses und jenes nicht..." Also bestellte ich mir kurzerhand zwei Bücher von Elisabeth Kübler Ross und die verschlang ich dann. Und sie haben mich getröstet, die Worte von Frau Kübler Ross. Sie schreibt, dass wir alle einen Schutzengel oder Geistführer (wie auch immer wir das nennen wollen) haben, der uns unser ganzes Leben begleitet. Auch bis in den Tod hinein, denn er weicht niemals von unserer Seite. Man könne ihn auch rufen und wenn man Glück habe, zeige er sich. Genau das habe ich dann getan. Ich wollte nicht nur glauben, dass mein Papa so einen Begleiter hat, ich wollte es wissen. Und er hat mir ein Zeichen gesandt... Da war ich sicher und du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr mich das beruhigt hat. Wenn mein Vater schon gehen musste, dann wenigstens nicht allein... Ich habe am folgenden Tag mit meinem Papa darüber gesprochen. Ich sagte ihm, dass ich nun weniger Angst hätte, da ich wüsste, sein Schutzengel sei Tag und Nacht bei ihm. Eigentlich sind wir keine sehr gläubigen Menschen, doch es gibt so einige christliche Elemente, die mich trösten konnten. Warum ich dir das alles erzähle? Ich könnte mir vorstellen, dass zu deiner Verzweiflung und Traurigkeit auch Ängste kommen. Wie soll das alles werden, wie kannst du überhaupt ein Leben ohne Georg leben. Und allein bei dem Gedanken daran, kommt umgehend das schlechte Gewissen hoch. Wie kann man nur so etwas denken? Sanna, es sind tausende von Abschieden, die du bereits genommen hast und sie führen dich zu dem Ende des Weges. Ich wünsche dir von Herzen, dass dir noch gute Momente mit Georg bevorstehen. Momente, in denen er klar und bei Bewusstsein ist, ihr miteinander sprechen könnt. Aber selbst, wenn dem nicht so sein sollte, manchmal braucht es keine Antwort und Sprache, um sich auszudrücken. Manchmal reicht ein Blick oder ein schwaches Lächeln, ein Händedruck. Ich zünde jetzt zwei Kerzen an, eine für dich und eine für Georg und wünsche euch trotz aller Traurigkeit einen schönen zweiten Advent. Fahr vorsichtig, denn selbst hier im platten Norden hat's geschneit und schneit es noch! Ich umarme dich Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt... Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark! |
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