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  #1  
Alt 30.11.2013, 09:29
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Hallo Moni, Emphi und Sky,
vielen Dank für Eure Beiträge. Es ist gut, wenn man mit Menschen über diese Ereignisse und Gedanken sprechen kann. Mich beschäftigen grundsätzliche Fragen. Der Tod hat viel an Schrecken verloren, das Sterben nicht. Meine Frau hat in den letzten Monaten gebetet, Gott möge ihr helfen, dass es ihr besser gehe oder ihr Leiden abkürzen. Zeitweise war sie auch sudizidal, Die Ärzte, die Tochter und ich versuchten sie, davon abzuhalten. Hatten wir das Recht dazu? Wir hofften damals, dass eine der Chemo-Therapien erfolgreich ist und sie noch einige Zeit mit wenig Nebenwirkungen leben kann. Das war falsch. In dieser Zeit sagte eine Ärztin zu mir, ich solle auf mich aufpassen. Wie macht man das als Ehemann einer schwerkranken Frau? Es ist übrigens eine gute und engagierte Ärztin, die uns öfters geholfen hat. Ich habe ein Tagebuch geführt, das hat ein bisschen geholfen. Wofür will ich leben? Unter welchen Bedingungen will ich leben? Dass sind Frage, die sich meine Frau stellte und die ich mir jetzt auch stellen. Es gibt wohl wenige Menschen, die diese Fragen aushalten.
Hallo Gabriele,
hallo Nicole,
ich bedanke mich auch bei Euch. Für Angehörige von Krebskranken gibt es wenig Hilfe. Ich kenne das auch. Ich war und bin berufstätig, wollte meine Frau aber auch so viel wie möglich unterstützen. Im Hospiz war es dann besser. Dort hat man sich auch um mich und die Tochter gekümmert.
Liebe Grüße
Hermann

Geändert von hermannJohann (30.11.2013 um 14:33 Uhr)
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  #2  
Alt 30.11.2013, 22:50
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Mir geht es schlecht. Ich weiß nicht, wie lange ich noch leben will. Für meine Tanja war die Ausbildung ihrer Enkelinnen wichtig. Dafür kann ich etwas tun. Ich habe schon ein Testament, ein neues werde ich machen. Die beiden Mädchen sind zwar nicht meine leiblichen Enkelinnen, aber sie sind mir ans Herz gewachsen.Aber im Grunde bin ich lebensmüde.62 Jahre habe ich gelebt. vielleicht ist das genug.
Das wäre meine Antwort. Aber wer will die schon hören.
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  #3  
Alt 01.12.2013, 11:19
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Liebe Moni,
vielen Dank für Deinen Brief. Ich verstehe Dich auch, aber ich bin in einer anderen Lebenssituation. Die Tochter meiner Frau ist in Deinem Alter.spätestens in drei Jahren bin ich Rentner. Meine Rest-Lebenszeit ist ohnehin begrenzt. Ich habe eine schwere Zeit hinter mir. Da die Tochter mit ihrer Familie im Ausland lebt, berufstätig ist und zwei Kinder hat, war ich die einzige Person, die meine Frau begleiten konnte.In der Literatur wird von Phasen der Trauer berichtet. Das haben meine Frau und ich mehrfach durchgemacht. Meine Frau hat nicht immer gekämpft, mehrfach hatte sie sich schon aufgegeben, es gab auch vor ihrem Tod lebensgefährliche Situationen. Ein Abschiedsbrief an mich wurde im März geschrieben. Zu meinem Geburtstag im Juni schreib sie, sie hoffe, dass wir noch einige Zeit zusammen leben könnten. Im August ist sie dann gestorben. Die Berufsarbeit konnte ich auch nicht völlig vernachlässigen. es war meine schwerste Lebensaufgabe. Sehr viel mehr bleibt nicht zu tun. So dringend braucht mich die Familie auch nicht. Jetzt bin müde. Wenn ich sage, dass ich eher lebensmüde bin, bedeutet das nicht, dass ich mich morgen umbringe.
Liebe Grüße
Hermann
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  #4  
Alt 06.12.2013, 15:28
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Hallo Moni,
ich haben keineswegs vor, mich umzubringen Aber Lebenssinn, Lebensqualität und Freitod sind für mich wichtige Themen geworden. Meine Frau hat öfters gesagt, sie möchte leben, aber nicht unter diesen Bedingungen. So würde es mir auch gehen. Ich glaube nicht, dass ihr bereit wäre, so wie sie zu leiden. Nur die Hoffnung auf ein paar bessere Monate nach der nächsten Chemo-Therapie war ein Grund, weiterzumachen. Ich weiß nicht, ob es richtig war, sie dazu zu ermuntern.
mit besten Grüßen
Hermann
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  #5  
Alt 06.12.2013, 17:36
Triangel Triangel ist offline
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Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Hallo Hermann,

ich kann gut verstehen, dass du dich jetzt so müde fühlst.
Du hast die Krankheit deiner Frau miterlebt, mitgelitten, stehst nun alleine mit der Frage da, ob es mit der Chemo so richtig war, in der Situation selber war die Einschätzung ja ganz anders als das nun wahrscheinlich fade Gefühl, was geblieben ist.
Müde und erschöpft von Traurigkeit.

Ich glaube, es macht einen großen Einfluss, ob man an ein "danach" glaubt.
Was war der Sinn unseres Lebens?
Was nehmen wir mit?
Ist auch diese Phase der "Lebensmüdigkeit" (ohne jetzt den Suizid zu meinen) etwas, was wir als Erfahrung, als Reife in uns behalten, was für ein Später,was wir nicht kennen, hilfreich ist.

All die Fragen, die du dir stellst und mit denen du dich beschäftigst, vielleicht haben sie ihren Sinn, auch ohne dass wir ihn kennen.

Ich wünsche dir viel Kraft!
Viele liebe Grüße
Triangel
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  #6  
Alt 06.12.2013, 20:49
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Beiträge: 203
Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Liebe Triangel,
vielen Dank Leider weiß man bei dieser Krankheit nicht, was besser ist. Im April wollte meine Frau zu ihrer Tochter und deren Familie. Die Tochter lehnte ab. Sie und ich dachten, es gebe eine Chance in Deutschland, die Ärzte glaubten es ja auch.Wir hofften auf eine längere Zeit bei guter Lebensqualität. Dann hätten wir ja wie jedes Jahr Weihnachten und Neujahr mit der Familie der Tochter verbringen können. Daher konnte ich ihre Entscheidung verstehen. Leider gab es diese Chance nicht. Sicherlich wäre sie auch im Ausland gestorben, aber vielleicht hätten sie noch ein paar gute Wochen gehabt. 'Es ist eine traurige Geschichte, auch für Maria, die in 1000 km Entfernung die Entwicklung verfolgen konnte. Ihre Enkelinnen hat meine Frau nicht wieder gesehen.
Ich fühle mich inzwischen wie ein alter Mann, der den größten Teil seines Lebens hinter sich hat. Viele Angehörige, die hier schreiben, sind junge Mütter oder Väter, die ihr Leben noch vor sich haben und gebraucht werden
Liebe Grüße
Hermann,

Geändert von hermannJohann (07.12.2013 um 10:06 Uhr)
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  #7  
Alt 07.12.2013, 11:31
Triangel Triangel ist offline
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Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Hallo Hermann,

im April wollte deine Frau zu ihrer Tochter, aber die Tochter hat abgelehnt.

Konntet Ihr das verstehen?
Gut damit umgehen?
Oder wie ist es Euch ergangen, als es hieß, keine Reise zur Tochter?

Ist es etwas, was dir "nachläuft", worüber du oft nachdenken musst?
Haderst du damit, dass deine Frau ihre enkel nicht mehr sehen konnte?

Ich glaube, es ist schwierig, den Blick nach vorne zu richten, wieder Mut und Kraft zu sammeln, wenn es noch Dinge gibt, die hinter einem liegen und einen nicht loslassen.

Liebe Grüße
Triangel
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  #8  
Alt 12.12.2013, 09:04
Geske Geske ist offline
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Beiträge: 87
Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Zitat:
Zitat von hermannJohann Beitrag anzeigen
Ich fühle mich inzwischen wie ein alter Mann, der den größten Teil seines Lebens hinter sich hat. Viele Angehörige, die hier schreiben, sind junge Mütter oder Väter, die ihr Leben noch vor sich haben und gebraucht werden
Liebe Grüße
Hermann,

Lieber Hermann,

es ist schwer, einen Lebenspartner zu verlieren. Ich bin genauso alt wie du, mein Mann starb vor fünf Jahren. Die Frage nach der Art des Sterbens, wie du sie hier anklingen lässt haben wir sehr häufig diskutiert. Dieser Impuls, wenn der Kranke an das Ende denkt, immer noch am Prinzip Hoffnung festzuhalten (ich meine, diesen Gedanken aus deinem Text herauszulesen) ist wohl ein Zeichen der Verlustangst, auch ich habe da nicht anders gehandelt.
Vielleicht hast du ja Lust mit deinem Thread in das Hinterbliebenen Forum umzuziehen, dort schreiben auch einige, in deinem Alter. Hier im Angehörigenforum haben die Leute noch andere Perspektiven, das ist auch gut so.
Ich wünschte mir meinen Partner auch zurück, aber letztendlich sind auch Paare zwei verschiedene Personen, das Ableben des einen bedeutet ja nicht, dass der andere sich innerlich bereits auch von dieser Welt verabschieden muss.

Liebe Grüße
Geske
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nach dem tod


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