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  #1  
Alt 08.08.2014, 13:52
Flinchen Flinchen ist offline
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Registriert seit: 28.07.2014
Ort: Niedersachsen
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Standard AW: Auf einmal bricht die Welt zusammen...

Liebe Tina,

es gibt wirklich sehr viele Parallelen - meine Schwester scheint das alles auch nicht wahr haben zu wollen und geht im Moment besser damit um als ich. Sie ist allerdings auch näher dran, sieht meine Mutter täglich.
Da mag es leichter sein, jeden Tag als Alltag zu erleben als ich. Ich komme ja im Moment 1x in der Woche zu meiner Mutter und das ist schon anstrengend genug - für mich ist das dann aber auch immer mit Angst verbunden, wie wird sie drauf sein, hat sie sicher verändert etc...

Nach dem Tod meines Vaters habe ich auch sehr viel Zeit mit meiner Mutter verbracht und sie wieder aufgebaut und ins Leben zurückgeholfen. Das hat sehr zusammen geschweißt.

Ich habe von meiner Hausärztin ein Medikament bekommen, das mir hilft, am Tag ruhiger zu sein und mich besser zu konzentrieren - in den ersten Wochen nach der Diagnose habe ich durchgeweint und immerhin geht es mir im Moment ein bisschen besser.
Ich hoffe sehr auf Unterstützung durch eine Therapeutin, ich habe nächste Woche einen Termin. Auch eine Trauerbegleitung fänd` ich nicht schlecht, ich muss mal schauen, ob es hier so etwas gibt.

Und all die Dinge, die meine Mutter nicht mehr erleben wird - das macht mir schon sehr zu schaffen. Ich plane, mit ihr wegzufahren, sie hat gesagt, dass sie "noch mal ans Meer will". Ich habe dann direkt auch gesagt, dass ein "noch mal, also ein letztes Mal" nicht gibt, sondern wir zwischen zwei Chemos an die See fahren und dann zwischen den nächsten Chemos wieder ans Meer. Es soll nicht den Klang von nie wieder haben, dann ist es vielleicht für sie auch leichter.

Und das Haus - da darf ich gar nicht dran denken - all die Erinnerungen und ich will auch vieles nicht entsorgen, aber wohin damit? Alles nicht einfach und wenn ich erst mal richtig im Grübeln bin, dann mache ich mir auch wirklich über so was Sorgen.

Ich bin eben die Ältere und habe so das Gefühl, dass ich mich auch um das Organisatorische kümmern muss. Da gehören auch so Sachen wie irgendwann Pflegedienst, palliative care, Hospiz usw. dazu - meine Schwester hält sich da im Moment noch sehr raus und ich bin mir nicht sicher, ob sie in diese Situation noch hineinwachsen wird.

Alles Liebe
Kristina
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  #2  
Alt 11.08.2014, 15:24
Flinchen Flinchen ist offline
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Ort: Niedersachsen
Beiträge: 44
Standard AW: Auf einmal bricht die Welt zusammen...

Hallo ihr Lieben,

heute ist für mich irgendwie kein guter Tag - war es auch schon am Wochenende nicht.
Ich war am Wochenende nicht bei meiner Mutter, sie hatte Besuch von ihrer Schwester und das hat mich doch ein bisschen entlastet.
Ich bin aber leider - und muss das hier mal loswerden - ein wenig genervt von meiner Schwester, die sich nämlich überhaupt nicht kümmert, wie mir scheint.
Meine Schwester wohnt bei meiner Mutter, da sie sich vor nicht allzu langer Zeit von ihrem Freund getrennt hat und man meint, sie ist zu einem Entwicklungsstand von 18 Jahren zurückgekehrt - und dabei ist sie 30!!
Sie ist ständig unterwegs, nimmt meiner Mutter nicht wirklich was im Haushalt ab, verbringt nicht mehr Zeit mir ihr als sonst und wenn sie z.B. einen Kuchen für die Arbeit backen will (Geburtstag), dann könnt ihr 3x raten, wer den backt... Jedenfalls nicht meine Schwester, das überlässt sie schön meiner Mutter.
Es geht meiner Mutter ja im Moment noch ganz gut, auch wenn die Chemo sie sehr anstrengt. Ich finde aber, dass das so nicht sein sollte und denke, meine Schwester könnte ihre Zeit mit meiner Mutter doch auskosten?! Ich bin ganz neidisch, wohne ja 300 km entfernt und wäre am liebsten jeden Tag bei ihr, sozusagen, um die Jahre, die ich nicht mit ihr haben kann, "vorzuholen"...
Wenn ich an die Verteilung von Haus und Wohnung und die Organisation von allem denke, wird mir ganz schlecht - am Ende bin ich doch alleine, weil sich meine Schwester zurückzieht...

Außerdem habe ich heute mal wieder gelesen, dass die durchschnittliche Lebenserwartung bei 1 Jahr liegt und ich sehe nur den Sand durch die Uhr rinnen. Was ist denn, wenn sie noch länger hat? Oder schlimmer, was ist, wenn sie weniger Zeit hat? Ich bin beruflich im Moment so sehr eingespannt, vor Ende Februar kann ich gar nicht mehr machen als derzeit und ich könnte auch nicht wochenlang ausfallen. Wenn mir das bewusst wird, dann ist es mit meiner Fassung jedenfalls vorbei und ich will nur endlich aus diesem bösen Traum erwachen.

Ich wünsche Euch trotzdem einen schönen Tag!
Kristina
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  #3  
Alt 11.08.2014, 19:46
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Monika Rasch Monika Rasch ist offline
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Standard AW: Auf einmal bricht die Welt zusammen...

Liebe Kristina,
auch wenn ich Dir damit jetzt auf den Schlips trete


Zitat:
Ich bin beruflich im Moment so sehr eingespannt, vor Ende Februar kann ich gar nicht mehr machen als derzeit und ich könnte auch nicht wochenlang ausfallen.

Glaub mir, auch wenn Du morgen am Tag tot umfallen würdest, würde die Welt sich weiterdrehen.
Die Arbeit würde nicht liegenbleiben, wenn sie so wichtig ist.

Gesetzt den Fall, DU selber würdest schwer erkranken.
Kein Mensch ist unersetzlich.
Und wenn DU gerne Zeit mit deiner Mama verbringen möchtest, auf was willst Du denn noch warten ?
Sie stirbt....

und das in absehbarer Zeit.
Du musst auf jeden Fall einen Plan B haben, damit Du Dich wenigstens gelegentlich mal von der Arbeit loseisen kannst.
Glaub mir, danken tut es Dir sowieso keiner, und Du wirst lange Zeit haben zu bedauern dass Deine Verpflichtungen auf der Arbeit wichtiger waren als das was Dein Herz Dir sagte.
__________________
Mein Ehemann Georg+36jährig+1988(NHL)
Mein Liebster Joachim+42jährig+1997 (kleinzell. Bronchial Ca.)
Ich : 2002 DCIS re.Mamma, operiert, bestrahlt, AHT
Meine Schwester Heike +2011(Bronchialca)
Unsere Mama +2013(operiertes Glioblastom, Nierenversagen bei Temodal Therapie)
Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015
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  #4  
Alt 18.08.2014, 11:27
Flinchen Flinchen ist offline
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Standard AW: Auf einmal bricht die Welt zusammen...

... am Wochenende war ich wieder bei meiner Mom - es geht ihr relativ gut, allerdings reichen die präventiv gegen die Übelkeit während der Chemo gegeben Mittel nicht und sie kriegt jetzt noch MCP-Tabletten.
Die erste war so bitter beim Schlucken, dass sie sich das erste Mal überhaupt übergeben hat.... Beim zweiten Versuch haben wir dann die Tablette in ein Stück Apfel verpackt und das ist dann dringeblieben...

Heute und morgen sind die letzten Tage vom ersten Kurs und die Pause nutzen wir, damit meine Mutter ihre Schwester in Bayern besuchen fahren kann. Mit dem Zug und in der 1. Klasse! Von der 1. Klasse weiß sie noch nichts, sagte nur, "ich bin doch kein Snob, ich brauche die 1. Klasse nicht". Da sie aber ohne Bahncard fährt kostet die 1. Klasse im ICE nur 10 € mehr als die 2. Klasse - da habe ich nicht lange überlegt!

Euch allen eine sorgenfreie Woche!
Kristina
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  #5  
Alt 01.09.2014, 15:50
Flinchen Flinchen ist offline
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Standard AW: Auf einmal bricht die Welt zusammen...

... und jetzt merkt meine Mutter die Chemo doch ...

Nachdem sie den ersten Kurs gut überstanden und ihre Schwester besucht hat, hat heute nun der zweite Kurs begonnen. Und das hat sie nun doch richtig fertig gemacht, man gab ihr auch noch eine Spritze, die allergische (?) Reaktionen unterdrücken soll und die hat sie dann so müde gemacht, dass sie in der onkologischen Ambulanz eingeschlafen ist und auch jetzt zu Hause nicht auf die Beine kommt.
Sie ist ganz schön frustriert und sagt, dass es ihr letzte Woche noch so gut ging und sie sich so wohl gefühlt hat und heute hat sie richtig gemerkt, wie es schlechter wurde, als die Chemo in sie rein lief (Zitat...).

Es ist doch so ätzend und ich ertappe mich immer noch dabei wie ich denke, das muss alles ein Missverständnis sein...

Ich hoffe, Euch geht es besser!

Viele Grüße
Kristina
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  #6  
Alt 02.09.2014, 09:44
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BerliNette BerliNette ist offline
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Standard AW: Auf einmal bricht die Welt zusammen...

Liebe Kristina,

leider ist jede Chemo anders und, zumindest bei uns, es kommen immer wieder andere Nebenwirkungen zum tragen Deine Mutter macht das sehr gut, sie hält sich tapfer ihr müsst ihr nur die Angst vor der nächsten Chemo nehmen.

Leider ist das alles kein Missverständnis, das wäre zu schön um wahr zu sein. Ich wünsche deiner Mutter und dir alles Gute!

Liebe Grüße

Anette
__________________
Verweile nicht in der Vergangenheit, träume nicht von der Zukunft. Konzentriere dich auf den gegenwärtigen Moment!
Buddha

__________
mein Schatz:
Lungenkrebs ED: 06/2014 - ALK-Mutation (zurzeit Behandlung mit Xalkori)
Speiseröhrenkrebs ED: 07/2015 - 16 x Bestrahlung, vollständige Ernährung mit PEG
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  #7  
Alt 22.09.2014, 11:45
Flinchen Flinchen ist offline
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Standard AW: Auf einmal bricht die Welt zusammen...

Hallo liebes Forum,

ich melde mich mal wieder - im Moment lese ich nur viel mit und komme selbst kaum zum Schreiben...

Gestern war meine Mutter bei mir zu Besuch und der Tag hat ihr gut getan. Wir waren bei strahlendem Sonnenschein auf einem Mittelaltermarkt bei uns in der Nähe! Wie man so oft hier liest - eine Insel des Gesunden war das...

Aber als wir dann wieder in unserer Wohnung waren, hat sie dann geweint, weil heute bei ihr die Chemo wieder los geht. Sie hatte in der letzten Woche viel mit Übelkeit zu kämpfen und sagte, dass sie so nicht leben will, das sei ja gar kein Leben... Das verstehe ich, aber es ist nicht leicht, das zu hören.

Ihr macht es so zu schaffen, dass die Ärzte gesagt haben, eine Heilung gibt es nicht - sie fragt sich also, warum sie sich das antut, wenn es doch am Ende eh nichts bringt. Ich habe ihr dann gesagt, dass sie sich das antut, damit sie Momente wie am Tag vorher erleben kann! In der Sonne sitzen, Musik hören, mit uns zusammen sein - aber da hat sie nur mit den Schultern gezuckt...
Ich bin traurig...

Sie ist ein so sturer Mensch - wenn sie dem Sch...Tumor sagen würde, dass er sie mal kann, dann würde er wahrscheinlich vor lauter Angst gar nicht weiter wachsen! Da man ihr aber gesagt hat, dass sie nicht mehr gesund wird, wartet sie nur noch ab, bis ihre Uhr abgelaufen ist. Und lässt sich sturerweise auch davon nicht abbringen...

Und ich sitze hier im Büro, mache Pläne für das nächste Jahr und frage mich gleichzeitig, ob ich dann überhaupt an den Ausstellungen und Tagungen da sein werde...

Ich wünsche Euch allen, dass es Euch und Euren Lieben gut geht!!
Kristina
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