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  #1  
Alt 09.09.2014, 17:59
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo an Alle,
Kann ich mich auf meinen Tod vorbereiten? Teilweise schon. Ich kann versuchen, meine Angelegenheiten vorher zu regeln. So vermeide ich Streitigkeiten nach dem Tod, wie einige sie erlebt haben. Mein Begräbnis kann ich vorplanen. Aber einiges kann man sich nur wünschen. Möglich ist ein plötzlicher Tod. Dann hat man keine Zeit oder sehr wenig Zeit, sich darauf einzustellen. Dann gibt es längere Verläufe. Es kann eine Phase geben, in der kurative Therapie erfolgreich sein könnte (ob das so ist, weiß niemand). Dann möchte ich entscheiden können, wie viele Leiden ich ertragen will, um vielleicht ein paar Jahre länger leben zu können. Möglich ist auch, dass von vornherein nur noch eine palliative Therapie geplant ist. Dann möchte ich erst recht entscheiden können, was ich mit mir machen lasse. Ob zum Beispiel eine zweite Chemo mit einem anderen Medikament etwas bringt an Lebensqualität? Sterben möchte ich lieber in einem Hospiz oder einer Palliativ-Station, nicht auf einer Normalstation. Für Tanja und mich waren sehr wichtig, dass die Schwestern im Hospiz uns die Zeit und den Raum gaben für den Abschied. Auf der normalen Krankenstation ist das Pflegepersonal häufig überlastet. Auch das Sterben im Pflegeheim kann schrecklich sein. Aber ich kann nicht wissen, wann und wie ich sterbe. Viele meiner Verwandten hatten Krebs, trotzdem waren die Verläufe unterschiedlich. Daher kann ich mich nur teilweise auf den Tod vorbereiten. Selbst die Ärzte können häufig nicht sagen, ob ich eine schwere Krankheit überlebe, wie lange ich noch damit leben werde und mit welcher Lebensqualität. Als Patientin muss man entscheiden, oder die Folgen der Entscheidung zu kennen.
Liebe Grüße
Hermann
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  #2  
Alt 09.09.2014, 21:23
Benutzerbild von Yogi 12
Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Hermann.
Du bestätigst das was ich auch über dieses Thema denke.

Mein Mann war von Anfang an Palliativpatient mit unrealistischer Prognose.
Die Zeit die ihm nach der Diagnose noch geblieben ist war mit Ängsten und Schmerzen besetzt. Zum Teil durch die fortgeschrittene Erkrankung. Es machten ihm aber auch heftige Nebenwirkung- von der Chemotherapie,- z. B. Knie und andere Gelenkschmerzen, Erschöpfungssyndrom usw. das Leben schwer.
Dann darf auch nicht die psychische Situation vergessen werden, die sich sofort verschlechterte, so wie er aus dem "normalen" Leben gestürzt war.
Die Ärzte haben auch einen gewissen Druck ausgeübt, in dem sie ihm suggerierten das er ohne die Giftkur (ohne Nutzen) schnell sterben würde.

Ich bin feige und möchte das nicht so ähnlich erleben wie er es erduldet hat.
Für mich käme in so einer ausweglosen Situation nur eine Symptombehandlung und zuletzt eine den Umständen entsprechende Sedierung in Frage.

Gut das dieses unangenehme Thema durchdacht und besprochen wurde.

Da ich es für mich jetzt geklärt habe, bedanke ich mich für eure Geduld, eigene Meinung und für die Anteilnahme.

Liebe Grüße

Jutta

Geändert von gitti2002 (18.10.2014 um 22:41 Uhr)
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  #3  
Alt 11.09.2014, 14:08
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo zusammen!

Es wäre gut wenn ich so langsam mit der Trauerverarbeitung beginnen könnte.

Einiges hat sich verändert, bei anderen Gewohnheiten gibt es einen Stillstand.
Anfangs war es wie bei einem Film bei dem ich von außen zuschaute.
Ich habe manchmal darauf gewartet das mein Mann zur Tür hereinkommt-und
alles ist wie früher.-
Ich weiß das er gestorben ist. In meinen Gefühlen ist er jedoch bei mir geblieben und hat mich keinesfalls verlassen.
Ich spüre das etwas mit mir nicht stimmt. "Er fehlt mir so sehr. Wie kann ich ohne ihn leben? Es tut so weh."
Die Schmerzen sind in meinem Körper versteckt und melden sich immer wieder.
Ich zerbreche mir den Kopf und nehme mir alles zu Herzen.
Ich denke immer wieder an den schmerzhaften Verlust und möchte trotzdem mit ihm leben.

Es braucht sicher noch viel Zeit bis ich für mich eine neue Lebensperspektive gefunden habe. Es braucht auch Zeit bis ich den Zugang zu mir selbst gefunden habe und mit den chaotischen Gefühlen einigermaßen zurechtkomme.

Ich möchte großzügig mit mir umgehen.Will nicht böse auf mich selbst sein nur weil ich etwas vergessen habe oder ich keine Worte finde wie bisher.

Nur nicht den Mut verlieren, weil die Trauerverarbeitung eine ziemliche Belastung ist- ich möchte damit zurechtkommen.-

Das wünsche ich allen Anderen die noch zweifeln ganz genauso......

Liebe Grüße

Jutta
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  #4  
Alt 11.09.2014, 20:38
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Jutta,
Trauerverarbeitung braucht Zeit und der Verstand ist meistens schneller als die Gefühle. Du solltest keine übereilten Entscheidungen treffen, die Du später bereuen könntest. Dein Mann ist vor kurzem gestorben, meine Tanja ist seit einem Jahr tot. Auch ich habe die Trauer nicht wirklich „verarbeitet“. Alles ist anders und es wird nie wieder so sein, wie vor Tanjas Tod. Diese Traurigkeit wird nie ganz aufhören. Aber ich muss weiter leben. Einiges ist sinnlos geworden, zum Beispiel die Altersvorsorge. Ob ich als Rentner etwas mehr oder weniger Geld habe, ist nicht wichtig. Auf Reisen habe ich keine Lust mehr. Ich arbeite nicht, weil ich das Geld brauche, sondern um eine Aufgabe zu haben. Die Entscheidungen, die sachlich notwendig waren, habe ich getroffen. Es wird nicht „gut“, aber vielleicht etwas besser als vor einem Jahr. Vielleicht bedeutet das Leben leiden. Die Buddhisten fühlen wohl so.
Liebe Grüße
Hermann
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  #5  
Alt 11.09.2014, 23:05
Benutzerbild von Morgana
Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Zitat:
Zitat von hermannJohann Beitrag anzeigen
Es wird nicht „gut“, aber vielleicht etwas besser als vor einem Jahr. Vielleicht bedeutet das Leben leiden. Die Buddhisten fühlen wohl so.
Jo!
Gut...ist für mich, was sich für mich gut anfühlt.
Ich lebe gern. Ich habe "miteinander" so viel Schmerz erleben dürfen...ohnmächtig...diese Diagnose nicht "löschen" zu können...das gemeinsame Glück einfach ´"endlich"!
Dankbar bin.für "unsere gemeinsame Zeit"..noch immer...seit 6 Jahren.

Liebe Jutta:! Langsam voran...die Seele muss mithalten auf diesem Weg der Trauer. Klar...der Verstand weiß so viel. Die Seele darf einfach langsam...ihren Weg finden!

LG
Morgana
__________________
Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
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  #6  
Alt 12.09.2014, 11:18
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo alle zusammen!

Vielen Dank für eure Antworten.
Es hilft, wenn mich jemand in meiner Trauer wahrnimmt und besonders wichtig ist es das es Menschen sind, die es erlebt haben- und wissen wie trostlos und schmerzhaft es im Herzen und in der Seele aussieht.-

Gestern war ich in einem Trauercafe.
Dort traf ich auf einen Kreis trauernder unterschiedlichen Alters.
Wir wurden von ehrenamtlichen Helfern betreut, die sich auch in einem Hospiz arrangieren.

Ein alter Herr saß neben mir, der untröstlich war weil er seine Frau kurz nach der goldenen Hochzeit verloren hatte.
Zuerst war ich wieder mit den Vorurteilen verhaftet, die mich denken ließen "Hatte er nicht das Glück mit seiner Frau ein langes gemeinsames Leben führen zu können, so wie ich es auch so gerne gewollt hätte?"Die Dankbarkeit müsste die Trauer schon bald in Freude umwandeln. Dann erkannte ich, das auch ein langes Leben zu wenigen Augenblicken zusammen zu schrumpfen scheint, wenn es um einen endgültigen Abschied geht.
Außerdem schienen die meisten Teilnehmer keine finanziellen Probleme zu haben und ich denke das Geld eine eher untergeordnete Rolle in
unserer Situation spielt, so ähnlich wie Hermann es schildert....

Der Buddhismuss kann durch die Erkenntnis- das es ein Leben ohne Leiden und Verlust nicht gibt eine kleine Hilfe sein.
Es ist gut zu wissen das- man keiner Religion angehören muss,- für eine Tradition die Buddha vor 2500 Jahren hervorgebracht hat, die sich intensiv mit Leid, Armut, der Krankheit, des Alters und der Vergänglichkeit beschäftigt.
Auch wenn ich nicht an eine Reinkarnation glauben möchte, habe ich die Möglichkeit mich durch Meditation in Achtsamkeit zu üben....

Mir ist nicht klar, wofür es diese Bewertungen hier im Forum eigentlich gibt,
mich würde es nicht stören wenn mein Thema keine Sterne hätte.

Euch allen einen guten Start ins Wochenende.

Liebe Grüße



Jutta

Geändert von gitti2002 (19.10.2014 um 00:07 Uhr)
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  #7  
Alt 12.09.2014, 11:56
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gitti2002 gitti2002 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Yogi12,

Zitat:
Zitat von Yogi 12 Beitrag anzeigen
Mir ist nicht klar, wofür es diese Bewertungen hier im Forum eigentlich gibt,
mich würde es nicht stören wenn mein Thema keine Sterne hätte.
die Möglichkeit, Themen zu bewerten ist leider fixer Bestandteil der Forensoftware und lässt sich nicht entfernen. In Foren mit anderen Themen mag es durchaus sinnvoll sein, dass man Themen bewerten kann aber auf einer Plattform wie dieser, halte ich es auch für voll daneben.

Gruß Gitti
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  #8  
Alt 14.09.2014, 15:59
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Beiträge: 370
Standard AW: Geht es euch auch so?

An Alle die es interessiert,

vor ungefähr einem Jahr, im September 2013, fing der Husten bei Ingo an.
Wir haben uns keine Gedanken darüber gemacht, dachten an eine Sommergrippe- und das es bald wieder aufhört.- Im Oktober dann hustete er immer häufiger und anhaltend. Er wollte nicht so schnell zum Arzt damit, weil es eigentlich keinen Grund für den anhaltenden Husten geben konnte.
Wir hatten ja schon vor vielen Jahren mit dem Rauchen aufgehört, führten ein normales suchtfreies Leben.
Unbewusst ahnte er vielleicht doch schon das, der Husten nicht normal war. Immer wieder habe ich auf ihn eingeredet er sollte sich einen Arzttermin holen. Er wollte noch den 1. November abwarten, denn seit Anfang des Jahres hatte er für ein Konzert von" Deep Purple" die Karten für uns besorgt- und dieses mit Freude erwartete Konzert wollte er in der Westfalenhalle unbedingt ungestört erleben.-

Erst am 25. Nov. kam es zur Untersuchung bei einem Lungenfacharzt, der ihm sachlich und emotionslos die schreckliche unheilbare Erkrankung mitteilte.....

Am 7.8.2013 musste ich dann Abschied nehmen von ihm und unserer Zukunft.

Was wir uns erhofft haben wird unerfüllte Hoffnung bleiben.

Was ich mit dir geplant habe, bleibt ein leerer Plan.
Nie wieder werde ich mit dir lachen, nie wieder werde ich mit dir deine Musik hören, die auch meine war und die uns sehr miteinander verband.....

Ich bin untröstlich- und könnte ich mich schnell über den Verlust hinwegtrösten, käme es mir vor wie ein Verrat an dich...
Gerade jetzt wo es darum geht , angesichts des Todes eine andere Form des Liebens zu finden, da spürt die Liebe sich tiefer an,wie nie zuvor.....

Omondi: Danke für deine freundlichen Worte. Der Dorn des Verlustes schmerzt uns immer wieder, auch nach Jahren noch- und das ist gut so.

Liebe Grüße

Jutta

Geändert von Yogi 12 (14.09.2014 um 16:02 Uhr)
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