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#1
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AW: Angst
Hallo, Morgenleben.
Ich weiss wovon Du sprichst. Ich bekam im Juni 2012 nach PSA über 15 die Diagnose Prostata- UND(!) Darm-/Rektalkrebs. Dann neun Monate Bestrahlung&Chemo/OP-künstlicher Darmausgang/Bestrahlung&Chemo/Kur. Der Darmtumor und das letzte Stück Darm sind raus, die Prostata von der Bestrahlung ordentlich verkokelt. Natürlich ist sie noch da und wahrscheinlich auch noch Krebszellen. Aber mein PSA dümpelt seit der Behandlung so um die 0,4 herum und das ist ein gutes Zeichen. Jetzt bin ich 63 und hab schon mal angefangen, für meinen 65. Geburtstag und den renteneintritt eine Super-Feier zu planen. Früher dachte man ja, dass eine Krebsdiagnose das Todesurteil sei. Heute haben wir gelernt, zu akzeptieren, dass der Krebs zwar da ist, aber gleichzeitig auch, dass ein "Leben mit Krebs" nicht bloss möglich, sondern auch lebens- und liebenswert bleibt. Mit der Angst ist es ähnlich: sie ist da und keiner kann sie wegdiskutieren. Wir müssen wohl akzeptieren, dass die Angst einfach dazu gehört und wir sollten deshalb einfach nur versuchen keine "Angst zu haben dass die Angst kommt". Vielleicht kann ein Psychoonkologe helfen Strategien zu entwickeln, die die Angst erträglicher machen, aber wegzaubern kann er die auch nicht. Meine Strategie (funktioniert natürlich nicht bei jedem) ist, das Schlimmste zu erwarten und mich dann über jede Kleinigkeit zu freuen, die weniger als das Schlimmste ist. Das hat in meinem ganzen Leben auch früher schon immer ganz gut geklappt. Mein Onkologe hatte mir im Juli geraten, mich nochmal beim Urologen vorzustellen ("Sie sollten unbedingt mal wieder ....). Klar, hatte ich da ein mulmiges Gefühl: der "worst case" wäre OP, Inkontinenz, Urobeutel/Windeln. Da ich aber mit meinem Beutel vor dem Bauch schon wunderbar klar komme, habe ich mich jetzt gedanklich auch mit der Windel "angefreundet". So wie mich "der Beutel" vor meinem Begräbnis gerettet hat, so würde auch die Windel mein Retter sein. Aber dann ist es ja zum Glück ganz anders gekommen: PSA 0,38. Juhuuuuh! Ich drücke Dir die Daumen und vielleicht hilft es ja, den Mut zu haben die Angst zu akzeptieren. LG Peter |
#2
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AW: Angst
Hallo Morgenleben,
ja mit der Angst ist das so eine Sache. Kurz zu mir, Gallenblasenkrebs mit Lymphknoten Metastasen. Zwei OP´s im Juni und Juli letztes Jahr, wovon die letzte es in sich hatte. Danach folgten 18 Wochen Chemotherapie. In der Therapiezeit, hatte ich keine Zeit für Ängste, so blöd sich das auch anhört aber es war so. Ich hatte eine denkbar schlechte Prognose, mit sehr hoher Rückfallwahrscheinlichkeit. Wie gesagt, es gab keine Angst, eher Gleichgültigkeit. Nun ist meine letzte Chemo im November 2013 gewesen und plötzlich war sie da, die Angst. Ich bin nach wie vor frei vom Rezidiv, das hätte man nicht erwarten dürfen und ich müsste mich eigentlich freuen, wäre da nur nicht die Angst. Ich hab ein Super Team von Onkologen und Therapeuten, die mich immer wieder versuchen aufzurichten. Die Angst ist für uns alle ein ganz normaler Begleiter und glaube mir, du bist nicht alleine. Wir können hier denke ich alle mit dir fühlen und kennen dieses Hoch und Runter. Was du brauchst ist viel Geduld, vor allem aber wieder das zutrauen in deinen Körper. Denn egal wie es kommen sollte, ändern kannst du es eh nicht. LG und alles Gute Mathias |
#3
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AW: Angst
Vielen lieben Dank für eure Antworten. Sie helfen mir gerade sehr. Weil soweit ich aktuell zur Ruhe komme klopft die Angst an. Und dabei arbeite ich wie ein Besessener um mich abzulenken. Aber das hilft nicht , und wahrscheinlich muss man es einfach akzeptieren das die Seele länger braucht um diese Krankheit zu verdauen. Aber es ist erstaunlich was diese Krankheit bewirkt plötzlich stelle ich ganz viele Dinge in Frage. Geh ich den Weg den ich wirklich gehen wollte, bin ich glücklich, genieße ich wirklich das Leben?
Jemand hat zu mir gesagt alles ist vorbestimmt. Nur wie geht es jetzt weiter? Ich würde sagen das dieses Jahr bisher ein fürchterliches ist in allen belangen. Lg Morgenleben |
#4
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AW: Angst
Hallo Morgenleben,
du musst nicht akzeptieren das die Seele länger braucht, sondern das Dinge sind, wie sie sind. Meine Onkologin erklärte es auf vielschichtige Weise. "Sie können Angst haben und es passiert nichts, sie können aber auch Angst haben und es passiert was. Was hätte die Angst dann geholfen oder geändert." Das schlimme ist ja, dass man immer denkt.....Krebs = Tot Das ist aber schon lange nicht mehr so, denn selbst mit schlechter oder palliativer Aussicht, heißt das nicht, das sofort alles vorbei ist. Es gab immer wieder Dinge in der Medizin, was man sich nicht erklären konnte. Zum Beispiel auch das Menschen mit einer Prognose von 6 Monaten 10 Jahre später fidel am Leben waren. Es ist ein langer Weg und man muss sich der Angst stellen und lernen sie zu besiegen. LG Mathias |
#5
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AW: Angst
Für mache oder manchen ist das auch so. Aber, mein lieber Mathias, so ist das Leben, zu dem leider auch der Tod gehört. Von meiner Seite aus wünsche ich Dir nur das allerbeste :-)
Chris |
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