Unsere Zukunft löst sich gerade auf

[Grisu62]

Hallo Ihr Lieben,

jetzt ist es schon (??) eine Woche her ... und die Welt dreht sich einfach weiter, als wäre nichts geschehen. Und doch ist für mich nichts mehr wie zuvor... Dabei hat mein Kopf es noch lange nicht begriffen, dass mein Mann nicht "nur auf Urlaub" weg ist - wie so oft zuvor. Über weite Strecken des Tages kann ich deshalb auch ganz normal agieren, räume seine Schränke aus, kümmere mich um Formalitäten, als gingen sie mich persönlich gar nichts an. Und dann macht es plötzlich wieder "klick" und jede Faser meines Körpers spürt auf einmal den Verlust... dann stehe ich planlos, ratlos, orientierungslos da und weiß gar nicht, wie es weitergehen soll.

Meine Tochter hat sehr treffend geschrieben "Das einzig Gute daran, dich verloren zu haben, ist, dass ich auch die Angst verloren habe, dich zu verlieren."

Die Beerdigung am Dienstag wird noch ein Herausforderung. Eine Woche später fahren wir beide für eine Woche in die Sonne. Ich habe das vor acht Jahren, nach dem Tod meines Vaters, auch gemacht: eine Woche Türkei, um fern der Heimat die Nerven mal zur Ruhe kommen zu lassen. Vielleicht eine kleine Flucht, aber auf diese Weise kann ich ein bisschen Kraft tanken. Und die habe ich bitter nötig... ganz bestimmt, wenn am 3. November wieder der echte Alltag für mich beginnt.

Seid alle ganz lieb gegrüßt ... und verzeiht mir, dass ich im Moment sehr um mich selbst kreisel...
Grisu

[mausi69]

Liebe grisu!

Der Satz deiner Tochter ist wirklich sehr treffend. Du schaffst das und die Woche Türkei wird dir ganz bestimmt gut tun! Dienstag bin ich in Gedanken bei dir!



LG mausi

[NO SURRENDER]

Auch von mir liebe Grisu ein dolles Drückerli das du dich im Moment im Kreis drehst kommt mir sehr bekannt vor und dafür sollte man sich nicht entschuldigen.

Ich hoffe sehr das du den Dienstag gut überstehst, aber du bist eine so starke Frau und deshalb gibt es für mich daran garkeinen Zweifel. Ich hoffe sehr das es eine "schöne" Feier für dich und deine Tochter wird und ihr euch hinterher dankbar und nicht ungern daran erinnern könnt. Ich wünsche euch liebe und einfühlsame Menschen die euch in der nächsten Zeit zur Seite stehen.

Wenn wir uns nicht mehr lesen sollten dann wünsche ich euch jetzt schon einen erholsamen "Urlaub" und hoffe du kannst in dieser Zeit wieder ein wenig zu dir selber finden.
Unsere Liebsten sind alle auf dieser Riesenwolke, passen auf uns auf und wollen das es uns gut geht!

Sei lieb gegrüßt und halt die Ohren steif!!
Gabi

[peggi136]

Liebe Grisu,
ich weiß, es ist verspätet, aber ich möchte Dir von ganzem Herzen mein aufrichtiges Beileid aussprechen. Es tut mir sehr sehr leid, dass Dein Mann seinen Kampf verloren hat. Es tut so weh, nicht helfen zu können und der Ausspruch Deiner Tochter trifft wirklich den Kern.
Für Dienstag wünsche ich Dir viel Kraft, aber wahrscheinlich wird der Ablauf doch so, wie Du es Dir wünschst. Viele haben hier schon geschrieben (leider schreiben müssen), dass es doch eine "schöne" Trauerfeier für ihre Angehörigen wurde.
Für Deinen Urlaub mit Deiner Tochter wünsche ich Dir gute Erholung und ein bißchen Ablenkung. Es wird Euch bestimmt gut tun, mal was anderes zu sehen.
Alles Liebe und viele Grüße von
Petra (die letzte Woche Chemo hatte und fast nur geschlafen hat, entschuldige noch mal)

[Marmot]

Liebe Grisu,

hab`keine Angst, auch der Tag geht vorbei

Ich dachte, ich überlebe diesen Tag nicht, habe ich aber doch und Silvia hat mir vorher gesagt "Auch der Tag geht vorbei." Sie hat Recht behalten. Ich denke an Euch!

Traurige Grüße
Marmot

[buffy197111]

Liebe Grisu,

das hast Du sehr treffend beschrieben, wie es dir derzeit geht. So habe ich es auch die ersten Tage empfunden. Für morgen wünsche ich euch ganz viel Kraft!

Der Tag der Beerdigung war dann auch bei mir nicht so schlimm, wie vorher gedacht. Da ich eine kleine Perfektionistin bin, war alles gut geplant und lief auch genau nach meinen Wünschen ab. Ich war total überwältigt von so viel Anteilnahme und froh, dass ich so viele liebe Menschen an dem Tag an meiner Seite hatte. Unsere Freunde haben einen Ordner mit Anekdoten über Tobi erstellt. Es macht mich stolz zu lesen, dass ich so einen tollen Mann hatte.

Gestern Abend hatte ich mein erstes richtiges Loch. Der Abend allein viel mir schwer und ich hatte ganz argen Herzschmerz. Mit Hilfe einer Tablette bin ich endlich irgendwann eingeschlafen, und habe bis heute Mittag geschlafen. Diese Ruhe brauchte mein Körper wohl. Und mit dem neuen Tag geht es mir auch momentan wieder besser. Tagsüber ist es eh leichter zu ertragen.

Wenn ich oder Tobi im Urlaub waren, kam mir eine Woche ohne ihn, immer verdammt lange vor, wobei wir täglich telefoniert und gesimst haben. Heute sind es schon 14 Tage ohn ihn und es werden täglich mehr Tage. Ich hoffe, sie werden erträglicher, obwohl jetzt diese melancholische Jahreszeit kommt, die ich schon ohne Trauer nie wirklich mochte!

Diese Woche bin ich noch arbeitsunfähig geschrieben. Ich denke, dass ich es in der nächsten Woche wieder versuchen werden zu arbeiten. Eigentlich hätte ich ja jetzt Urlaub gehabt. Bevor Tobi gestorben ist, wusste ich nicht, wie ich meine Urlaubstage aufteilen sollte, ich dachte, sie würden nicht reichen, wenn ich ihn so oft ins KH begleiten muss. Nun habe ich noch ziemlich viel Urlaub für dieses Jahr über, ich muss den auch dieses Jahr nehmen, weiss aber gar nicht wie und wofür, alleine macht das alles irgendwie überhaupt keinen Sinn.

Dieses Gefühlschaos ist schrecklich! Es ist anders als während der Krankheit, aber auch nicht besser

LG MEL

[Linux71]

Ich bin gerade wie in Trance...

Die letzte Woche war mein Mann im Krankenhaus, vor der nächsten Chemo wollten sie das mit dem Pleuraerguss in den Griff kriegen. Erst hieß es nur 2-3 Tage, dann zog es sich hin. Heute morgen wurde endlich die Drainage wieder gezogen und ich sollte ihn abholen dürfen. Komme um 16 Uhr mit meiner Tochter aus der Kita, sind auf dem Weg zum Auto. Da klingelt das Handy. Das Krankenhaus ist dran. Mein Mann hatte einen Herzstillstand, leider haben sie es nicht geschafft, ihn zu reanimieren. Sie vermuten eine Lungenembolie.

Aus, vorbei... und ich hatte nicht mal die Möglichkeit, auf irgendeine Weise Abschied zu nehmen. Ich fühle mich gerade so leer. Das kann doch nicht wirklich wahr sein... Ich warte immer noch drauf, dass ich aufwache und denke 'was ein schrecklicher Albtraum'...

Traurige Grüße

Moni