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Alt 26.12.2014, 02:18
tinep tinep ist offline
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Beiträge: 34
Standard AW: Weihnachten und Schönrednerei

Guten Abend!

Und vielen Dank euch allen, für's auf die Zehen treten. Danke eigentlich vor allem für meine Mama. Denn hauptsächlich wegen eurer guten Worte habe ich es heute geschafft, positiver und endlich mal ein bisschen witzig und locker mit ihr umzugehen, und gleich wirkte sie auch heiterer.

Ich weiß auch nicht so richtig was los ist. Als vor über einem Jahr die Diagnose kam war ich zwar komplett erschüttert, aber ich hab irgendwelche Kraftreserven ausfindig gemacht und meine Mutter immer aufgemuntert, bei allem geholfen was ging und ihr zugeredet, sie soll nicht aufgeben. Und auch um mich habe ich mich besser gekümmert, war auch noch mit Freunden aus und hab auch mal Spaß gehabt.

Jetzt das Rezidiv, kurze Zeit zuvor der Zusammenbruch meiner Schwester (sie hat mich mit heftigsten Nachrichten bombardiert in denen von Selbstmord die Rede war), wieder Weihnachtszeit, Chemo nicht angeschlagen und plötzlich bin ich zum kompletten Lappen mutiert. Gefangen in einem Gedankenkarussell.

@Cosma: Du hast natürlich Recht, dass 26 nicht mehr sehr jung ist. Ich bin erwachsen und unabhängig. Es hat sich im letzten Jahr auch viel verändert im Verhältnis zu meinen Eltern. Manchmal trauere ich der Zeit halt trotzdem nach, nicht, weil ich gern bemuttert werden will.
Mit Unbeschwertheit meinte ich eher diese Naivität, die all meine Freunde noch so haben. Mit der man irgendwie mutiger und spontaner noch auf Dinge zugeht. Blödsinn macht, unbedacht ist, nicht nur Sorgen im Kopf rumfliegen.
Das zermürbt mich eben so, dass dieses "Wird schon schief gehen" einfach weg ist. Ich befürchte nur noch das Schlimmste.

@Namida: Ein tolles Motto hat deine Mama da!
Und noch toller, dass du es doch wohl auch die meiste Zeit schaffst, diesem Motto zu folgen.
Freue mich auch sehr, zu hören, dass deine Mama auch noch dieses Weihnachtsfest mit euch erleben konnte.
"Es so zu nehmen wie es kommt" ist wohl der entscheidende Satz. Ich erinnere mich noch, als meine Oma damals krank wurde, die auch schon seit Jahren meine Opa gepflegt hatte. Sie hat sich kein einziges mal beschwert. Weder als ihr Mann schon sehr früh dement wurde, noch, als sie dann selber Krebs bekam. Für sie war einfach immer klar, dass es eben so ist, wie es ist. Ohne es zu hinterfragen. Mit einer beeindruckenden Leichtigkeit.
Kann deine Schwester denn trotzdem irgendwie richtig realisieren was mit eurer Mama passiert bzw sich eben damit auseinandersetzen? Bei meiner habe ich manchmal den Eindruck, sie dreht sich nur um sich. Pampt meine Mutter zum Teil noch blöd an. Sie ist 44 und noch 5mal kindischer als ich.
Hast du trotzdem ein gutes Verhältnis zu ihr?
Solche Worte von deinem Papa sind sicher hart zu hören. Noch hat er ja seine Frau und wer weiß, vielleicht schafft er es ja auch noch eine andere Haltung zu finden oder geht, wenn es dann soweit sein sollte, doch ganz anders damit um.
Bestimmt gibt es auch für ihn eine Lösung oder Hilfe, um aus diesen Gedanken rauszukommen. Letztes Jahr war mein Vater ähnlich, jetzt habe ich das Gefühl er findet schon an einigen Dingen eine Freude.

Liebes Berliner Engelchen.
Erstmal zu deinem Bildchen: Ihr seid ja mal das süßeste Trio und du wohl das Stehaufmännchen!
Deine Worte sind so souverän, klar und so selbstbestimmt. Ich habe bei mir manchmal das Gefühl, dass mich so eine richtige Wolke umgibt (wie du schreibst, dunkle Gedanken mich zudecken) und diese Wolke dann auch mit diese Texte hier verfasst und manchmal nicht mehr ich selbst.
Ich merke, ich muss wirklich noch wachsen. Wenn ich lese, wie toll du und auch viele andere (siehe Tündel) das meistern, wird mir das hier fast schon peinlich.

Wegen der Behandlung meiner Mutter bin ich jetzt eben stutzig, da sie seit Erstdiagnose nie eine zweite Meinung eingeholt haben. Die OP verlief denke ich gut und sie wurde sogar trotz Lebermetastasen operiert, erste Chemo habe ich mir auch noch keine Gedanken gemacht, die schlug ja zunächst gut an. Aber jetzt wäre es mir doch auch lieber man würde mal zu einem Spezialisten gehen und nicht immer hier im Kleinstadtkrankenhaus rumwurschteln.
Ich bin da halt leider weniger involviert, mein Vater regelt das, da ich seit 2 Jahren in Berlin leben und die Eltern in Baden Württemberg. Um deine Tipps, wäre ich natürlich wahnsinnig dankbar!! Ich werde mich auch jetzt die nächsten Tage reinfuchsen und mit ihnen sprechen.
Danke, dass du mir da auch noch mal zugesprochen hast!
Und Grüße an das schöne Berlin von mir

@Kalliroeh:
Ich wollte dir auch schon antworten, kam aber in den letzten beiden Tagen nicht dazu.
Wir sitzen ja wirklich in einem ähnlichen Boot und die meiste Zeit will ich echt am liebsten abspringen und wegschwimmen. Einfach aussteigen...

Man könnte jetzt darüber nachdenken, ob es besser ist, so wie du, vor Ort zu sein und sich richtig kümmern zu können, dafür aber ständig mit dem Thema konfrontiert zu sein. Oder, so wie ich, inzwischen 600 km entfernt zu wohnen und auch mal "Pause" zu haben, dafür aber ständig Gewissensbisse und natürlich Sehnsucht und Angst, wertvolle Zeit zu verschenken.

Alles irgendwie nicht ideal.

Du sagst auch, du fühlst dich wie 20 Jahre gealtert.
Ich will das irgendwie nicht. Ich bin jetzt 26. Man ist nur einmal 26 und ich will nicht jetzt schon eine Lebenseinstellung haben wie eine durchlebte Oma...
Mein Vater sagt auch immer, er will, dass ich eine lebensmutige Frau bleibe, die trotzdem das Positive sieht und auch mal lustig ist. Wir müssen das irgendwie hinbekommen. Ich hoffe ja, dass ich irgendwann aus dieser Sache vielleicht mitnehmen kann, dass ich das Positive auch mehr spüre. Irgendwie wach gerüttelt werde auch mal wirklich dankbar dafür sein zu können, wenn wieder Zeiten kommen, in denen es besser ist. Das dann schätzen und genießen.

So richtig tolle Tips habe ich leider grade auch nicht, bin selber noch sehr damit beschäftigt, die Situation zu akzeptieren, in kein komplettes Loch zu fallen.
Ich habe einen Therapeuten, der meinte ich muss auch als eine meiner Hauptaufgaben betrachten, für mich zu sorgen. Das soll/muss man. Also beschäftige dich nicht dauernd mit dem Thema Krebs! Nachher gehst du auch noch psychisch ein und dann ist die Katastrophe komplett da. (Ich sag das jetzt so, hab mich die letzten Tage aber eigentlich selber völlig reingesteigert)
Eigentlich sollten wir dieser scheiß Krankheit nicht die Genugtuung geben, auch noch uns mit zu zernagen und jeden Moment einzunehmen.

Geht es deiner Mama denn soweit noch ok? Habe schon gelesen, dass ihr eine schöne Weihnachtszeit habt mit Adventskalender und Plätzchen.



So jetzt hab ich aus Versehen einen Roman verfasst.

Gute Nacht!
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  #2  
Alt 26.12.2014, 10:50
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Tündel Tündel ist offline
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Beiträge: 877
Standard AW: Weihnachten und Schönrednerei

Ooooooooooh, oooooooooh, ooooooooooh,

Kleinstadtkrankenhaus

Ob das wohl die richtige Entscheidung war??? Ich bin da nicht wirklich sicher, auch in BaWü gibt es Eierstockkrebs-zertifizierte Krankenhäuser, Heidelberg, Freiburg, mehr fällt mir grad nicht ein......

Du kennst meine Geschichte!
"Inoperabel, nicht heil- aber behandelbar, Sie haben noch ein paar Monate!" und "Wir müssen aufschneiden und nachgucken, obwohl bei Ihnen ja eh nix mehr zu machen ist!"
Ich bin immer noch da, voll leicht boshafter Gedanken, diesen Herren gegenüber, z.B. Pfeffer-Senf-Ketchup-Cilisaucen-Torte als nettes kleines Geschenk für die maßgeblichen Herren!

Niemand kan euch einen Vorwurf machen, wenn du deine Mam einpackelst und mit nach Berlin nimmst, wo mit Prof. S. im Virchoe einer der kompetentesten Chirurgen für EK arbeitet!

Unheilbar...... pffffffffft, mag ja sein, aber auch ein Diabetes ist genau das, unheilbar, macht tot, sogar schneller als Krebs, wenn man ihn nicht gut behandelt!
Unheilbar........ "Puffblubberpuffpuffpuff!" macht mein Ap-li grad, ist Vieles.
Wie schon oben gesagt, deine Mam braucht eine optimistische Tochter, keine zweite, die sich die Haare rauft, jammert und heult! Sie braucht eine, die zupackt!

Nicht, dass du nicht heulen darfst, das darfst du! Du darfst sogar mit deiner Mama heulen, wenn der Zeitpunkt richtig ist!
Aber meistens solltest du das eben nicht vor ihr tun, deine Verzweiflung, die dir auch zusteht, nicht vor ihr breittreten.
Wie gesagt, ich hab meine Mama weggeschickt, ihr gesagt, dass sie heulen darf, aber doch bitte zu Hause, nicht vor mir!!! Verzweifelt war ich selber, von meiner Mama wollte ich Zuversicht, Trost und Zuspruch!

Das ist seeeeeeehr schwer, ich weiß, aber es geht! Nimm dir Raum für deinen Schmerz, deine Angst, deine
Verzweiflung, aber lass sie nicht unbedingt haltlos vor ihr aus!
Wenn SIE es möchte, wird sie mit dir auch darüber reden und DANN ist sie auch bereit, sich mit DEINEN Ängsten auseinanderzusetzen!sie wird dich dann rufen!

Nehmt euch fùr euch Zeit!

Und übrigens, es ist normal, dass du unbeschwert und glücklich dein noch junges Leben genießen willst, es steht dir zu und deine Mamacwill das sicher auch! Nimm dir auch die Zeit abzuschalten, jung zu sein, sich deines Lebens zu freuen, sonst gehst du auch kaputt! Und dann kannst du nicht mehr für deine Mama da
sein, wenn sie dich ruft!

Auch mein Psychodoc fragt mich immer wieder: "Uuuuuuuuund was bitteschön tun Sie sich selber Gutes?" Er hat ja soooooo Recht! Immer die anderen, nie wir selber! Lernen wir, egoistisch zu sein und "Neiiiiiiiin!" zu sagen!

Uffffffffäää, jetzt hab ich schon wieder einen Roman geschrieben!

Machts es gut, genießt eure Zeit zusammen, macht die Köpfe frei!

Servus
__________________
Tündel

Das Leben ist halt lebensgefährlich!!!

Geändert von gitti2002 (26.12.2014 um 12:15 Uhr) Grund: NB
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