![]() |
![]() |
|
#1
|
|||
|
|||
![]()
Liebe Betroffene,
ich glaube, dieses Thema ist kein Thema, weil es relativ uninteressant ist. Also für die Ärzteschaft. Ein Arzt sagte nach der OP zu mir: "Aber Sie können doch noch Geschlechtsverkehr haben, Sie müssen halt viel vorbereiten. Viel Gleitgel nehmen, das müssen viele ältere Frauen machen. Der Mann merkt meist keinen Unterschied, er muss halt vorsichtiger sein als bei anderen" Da dachte ich mir noch nix, aber nachher dann dachte ich: eine Frechheit. Was ist mit mir und meinen verlorenen Empfindungen? Hat der Arzt überlegt, was es für ihn bedeuten würde, mit (s)einer Frau zu schlafen, die null Empfindungen oder gar Schmerzen hat? Und zwar nicht nur mal, sondern als Dauerzustand? Grad wenn Frauen schon Kinder haben, ist es wohl noch ärger. Bei Frauen mit Kinderwunsch, der ihnen dann auch genommen wird, hat man zumindest diesbezüglich (hoffentlich!!!) Verständnis. Und das ärgert mein feministisches Herz irgendwie. Männer nach Prostatakrebs oder nach Hodenkrebs- ha, da versteht jeder, dass das sehr problematisch ist. Vor allem, wenn die Betroffenen noch jung sind. Da versteht jeder, dass das für die Männer ein großes Problem ist. 'Es gibt auch Forschung diesbezüglich. Aber bei Frauen- da wird nicht drüber geredet. Wobei, der Großteil der Betroffenen wird wohl tatsächlich schon in einem Alter sein, in dem "das" nicht mehr so wichtig ist- oder gar unerheblich. Hier schreiben viele junge Frauen, aber ich denke, das verzerrt ein wenig das Bild. Die vielen betroffenen älteren Frauen kommunizieren vielleicht auch nicht übers Internet usw. Oder sie reden gleich gar nciht drüber?? Aber wir (noch jungen) Frauen, die ev. in Beziehungen leben, die "vorher" ein gutes und erfüllendes Sexualleben hatten, halt ein weibliches Leben in allen Facetten führten... Ich hab neulich in einem Buch gelesen, dass ein gutes und intaktes, erfüllendes Sexualleben ca. 15 bis 20% einer Beziehung ausmacht. Ist es problematisch (und das ist es bei uns operierten Frauen nach Krebs wohl in den allermeisten Fällen), dann kann es dazu führen, dass dieser "Defekt" bei dem/der Betroffenen sehr viel psychische Energie auffrisst und es dann 70, 80% "einnimmt". Weil er ja hilflos vor einem Problem steht, das erstens nirgendwo offen besprochen werden darf/kann und das zweitens unlösbar erscheint. Was ich nur bestätigen kann, aus eigener leidvoller Erfahrung. Und dass das dann auch überschwappt auf den Partner/Partnerin. Die sind auch oft hilflos und alleingelassen mit "dem". Es kann niemand, der es nicht selbst erlebt hat, ermessen, was es heißt, seine Sexualität, sein Lustempfindungen, usw. durch eine (notwendige) OP verloren zu haben. Ja, man ist danach verstümmelt. Rein faktisch. (Warum darf man die Dinge nicht beim Namen nennen?) Und das macht was mit einem Menschen! Im Nachhinein finde ich es unfair, dass zb. mein Mann niemals in irgendein Gespräch miteinbezogen wurde. Bei Männern, die von Prostatakrebs betroffen sind, macht man das umgekehrt schon. Warum?? Tabu halt. siehe hier: http://www.springermedizin.at/artike...d-unverstanden Und ich denke auch, das Reden drüber ist von der Ärzteschaft ein Tabu. Grade bei Erkrankungen der Geschlechtsorgane. Denn bitte, die Betroffenen hatten ja Krebs. Wen interessiert danach der Sex? Dass wir noch junge Frauen sind, die mitten im Leben stehen/standen, das wird übergangen. Oder auch ältere, die trotzdem diesen Teil ihres Lebens als wichtig betrachten. Ein Teil dieser ganzen Problematik ist sicher psychisch, aber ein Teil ist auch physisch. Das hängt zusammen. Mittlerweile seh ich das so: es ist ein Faktum, dass mir meine Sexualität genommen wurde mit meiner OP. (Niemand hat vorher mit mir darüber offen und ehrlich gesprochen, dass das passieren würde. Stillschweigen.) Und damit einen wichtigen Teil meines Mensch-Seins. (ich sag jetzt absichtlich nciht Frau-Sein dazu, denn betroffene Männer leiden bestimmt genauso, es ist ja eine Urangst des Mannes, impotent und kastriert zu sein) Sexualität ist ja auch so eine Urkraft, ja, ein Teil der Persönlichkeit. Und ja, vorher war das "ganz normal", einfach "ganz normal schön", eine Selbstverständlichkeit und Teil des Lebens. Ich finde auch, dass man als Frau mit lustvollem Leben (auf Sexualität bezogen) ganz bei sich sein kann, ganz weiblich, ganz pur, ja, das gibt Selbstbewusstsein und Stärke, definitiv!!! Das fällt natürlich mit so einer Erkrankung komplett weg. Denn was ist ein Mensch, der "funktionsunfähig" und/oder frigide operiert wurde? Diese Frage stelle ich mir seit geraumer Zeit. Ihr auch? Und ich kann diese Aussagen von wegen "Schmusen kannst ja noch" oder "es gibt so viele Arten von Liebe, nicht nur körperliche" auch oft nicht mehr hören. Weil sie das Problem nicht lösen. Das ist, als ob man einem durch OP impotenten Mann sagen würde: ach, kraulst halt den Frauen den Rücken, das ist auch geil. Verzeiht die offenen Worte, aber manchmal hab ich genug von den Umschreibungen usw. Bin heut etwas wütend, sorry für den langen Text. Ich bewundere Natalie, dass sie diese OP machen hat lassen und die Aussagen von wegen "Lernen Sie damit zu leben" etwas wegschieben konnte!! *verneigvordir* |
#2
|
|||
|
|||
![]()
Liebe Natalie, Liebes Hexlein,
ihr habt mit Allem absolut recht. Ich hatte bei Weitem nicht so umfangreiche Operationen und auch die Möglichkeit ein Kind zu bekommen blieb mir erhalten. ABER, es ist nicht mehr so wie "früher". Nicht das die Gefühle nicht mehr da sind, sondern einfach der Kopf spielt nicht mehr so mit. Da belastet mich schon erheblich und meinen Partner (der sehr verständnisvoll ist) doch auch. Wir hatten bis zum Tag X ein erfülltes Sexualleben und jetzt... Liegt es wirklich daran, dass "da unten" soviel "rumhantiert" wurde ich ich (mein Kopf) deswegen vielleicht gehemmt bin? Ich weiß es nicht... Liebe Natalie, ich danke dir wirklich dafür, dass du uns so offen von dem Weg berichtest, den du gegangen bist!! lg Krabbe |
#3
|
|||
|
|||
![]()
Hallo!
Ich bin sehr froh das hier doch mal eine sich getraut hat deutliche Worte zu finden. Ich hatte mit 39 Gebärmutterkörperkrebs (Entfernung Gebärmutter, Eierstöcke und Scheidenmanschette) und ich kann aus den Erfahrungen mit Arztgesprächen nur bestätigen das Sex nach der Op, länge der restlichen Scheide und andere Störungen durch Hormonmangel etc. ein ganz großes Tabu sind. Einige Ärzte und auch eine Psychologin waren geradezu entsetzt das ich mit klarer Sprache konkrete Aussagen zum Thema Geschlechtsverkehr getroffen habe. Das hat mich sehr verletzt. Bei Männern zeigt man mehr Verständnis. In vielen Broschüren zum Thema "Frau nach Unterleibskrebs und Geschlechtsverkehr" steht halt das man "mit Gleitcreme den Mann halt noch befriedigen kann "... "Ohne GROSSE Schmerzen", das Frau selber auch Spaß am Sex haben könnte wird wohl schon ohne Krankheit nicht für möglich gehalten, es scheint immer noch so zu sein das Frauen ES eben tun weil ER es will. Das ist entsetzlich frustrierend, ich hatte immer gerne Geschlechtsverkehr weil mir das Spaß macht und dachte bis vor meiner Erkrankung das die frau die sich Sex gefallen lässt einfach nur ein ziemlich verstaubtes Klischee ist. Scheinbar (zumindest wenn ich danach gehe wie auch hier immer wieder betont wird das Sexualität angesichts der Krankheit nebensächlich sei ) ist es aber wirklich so das viele Frauen Sex eher nur erdulden und kein Problem damit haben wenn es nicht mehr Geht und nur wegen ihrer Männer eine Lösung suchen. Wie eine Vorrednerin schon schrieb, das war immer normale Körperfunktion und hat zu mir gehört. Das Gerede das es auch andere Schöne dinge gibt und so weiter, Kommentare von Freundinnen das sie froh wären nie mehr mit einem Mann ins Bett zu müssen oder ich das ja wohl total überbewerten würde machen mich jedesmal wieder sprachlos vor Wut und Frust. Bei den mehr sichtbaren folgen von Brustkrebs gibt es ja massig "du bist trotzdem Schön" Werbung, aber über die weibliche Scheide und Klitoris darf in Gesundheit wie in Krankheit nur hinter vorgehaltener Hand getuschelt werden. Meine Mutter hat vor einer Weile mal gefragt ob ich "da unten" noch Probleme habe... Da unten??? ![]() Noch eine Warnung : erdreistet euch bloß nicht zu sagen ihr seid Kastriert, daraufhin ist mir eine Ärztin ins Gesicht gesprungen. Aber dabei ist es ein recht gute Beschreibung dessen was ich fühle bzw nicht fühle.. wie ein Kastrierter Kater nicht mehr umher streift so liege auch ich zuviel auf dem Sofa und träume von besseren Zeiten. Mir ist klar das dieser Beitrag nicht sehr konstruktiv ist, das liegt einfach daran das ich immer noch nicht mit meinem verändertem Körper im Reinen bin nach nun mehr gut zwei Jahren. Manch ein Arzt wollte mich mit SSRI (Antidepressiva) behandeln , aber das lehne ich wegen der Nebenwirkungen (unter anderem Gewichtszunahme, dabei wiege ich schon soviel wie ein mittlerer Kleinwagen) entschieden ab. Lösungen hab ich keine anzubieten, aber ich denke der ein oder anderen hilft es zu lesen das sie nicht alleine ist. |
![]() |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|