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  #1  
Alt 28.05.2015, 21:25
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Hermann,
danke für die Antwort.

Die letzten Tage im Krankenhaus dachte ich, dass die Ärzte der onkologischen Ambulanz nur meinen Mann so wenig beachtet haben, weil er sich in seiner misslichen Lage sehr zurückgehalten hat mit allem.
Du berichtest ähnliches wie wir es erlebt haben.
Die meisten Ärzte können mit dem Sterbeprozess nicht gut umgehen, es hat keiner mehr nach ihm gefragt....

Er war schon enttäuscht und beunruhigt darüber und sagte mal in seiner trockenen Art:
" Den Japser wollen sie hier nicht mehr haben."

Du hast Recht, wenn du schreibst, dass schwierige Zeiten die Menschen verändern.

Das stelle ich an mir selbst auch fest.
Ich bin jetzt oft freundlicher und zugewandter meinen Mitmenschen gegen über, als vor der Krise und bekomme viel zurück.
Manchmal treffe ich Bekannte aus der Trauergruppe und wir unternehmen etwas zusammen.
Positiv fällt mir auch auf, dass sich eine gewisse Reife einstellt, indem wichtige Dinge gut von unwichtigen unterschieden werden können - und dadurch viel Ballast wegfällt....

Natürlich ist das Leid und die Not in der sich hauptsächlich mein Mann befand unvergessen.

Wenn es mir schlecht geht - denke ich daran.
Wenn ich krank bin - denke ich daran.

Wenn ich Sehnsucht nach ihm habe denke ich allerdings fast immer an die schönen Momente die wir zusammen erlebt habe.

Wenn du magst kannst du mir gerne berichten wie es dir jetzt aktuell so geht.

Herzliche Grüße

Jutta

Geändert von gitti2002 (29.05.2015 um 00:25 Uhr) Grund: NB
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  #2  
Alt 29.05.2015, 19:10
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Hermann!

Mir fällt gerade auf, dass ich bei meinem letzten Beitrag vergessen habe Omondi zu erwähnen.
Sie fand unseren Austausch im vergangenen Jahr sehr interessant und bat mich dich herzlich von ihr zu Grüßen.

Ihr Mann ist so ziemlich in der selben Zeit gestorben wie deine Frau, nur ein paar Jahre früher.

Liebe Grüße

Jutta
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  #3  
Alt 31.05.2015, 17:58
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Ich denke gerade an die letzten 2 Monate und 1 Woche die du ab Juni 2014 noch gelebt hast.
Viele Gedanken gehen mir dabei durch den Kopf.
Du bist vor mir gestorben.
Das Zurückbleiben ist nicht leicht. Nie werde ich getröstet von dir sterben können.
Manchmal denke ich, was du wohl gemacht hättest wenn ich vor dir gegangen wäre. Vielleicht wärst du in deine Heimatstadt zurückgekehrt und hättest die verhasste Arbeit hier aufgegeben?
Du bist immer zuverlässig zur Arbeit gegangen trotz der scheinbar unüberwindbaren Konflikte mit deinem Abteilungsleiter wolltest du bis zur Rente durchhalten. Genau 10 Jahre hätte das noch gedauert.

Ende November 2013 hattest du dir einen Tag Urlaub für den Termin beim Lungenfacharzt genommen. Der Husten den du schon länger hattest war chronisch und dröhnend geworden.
Uns war klar dass etwas " im Busch " war. Ich dachte an COPD oder an eine Allergie...
Du hattest vor 10 Jahren mit dem Rauchen aufgehört und ich habe nicht an das Schlimmste gedacht ...
Als die Untersuchungen abgeschlossen waren teilte dir der Arzt - kühl und sachlich - die todbringende Diagnose ( Bronchialkarzinom innoperabel/palliativ ) mit. Es tat ihm - glaube ich - noch nicht einmal leid.
Das war der schwärzeste Tag in unserem Leben.

Plötzlich warst du aus der normalen Wirklichkeit gestürzt und das endlose, ergebnislose Grübeln setzte ein.
Du als Betroffener und ich - die ich Weiterleben durfte - es gab wahrscheinlich keine gemeinsame Wirklichkeit mehr.
Du hast dir selten anmerken lassen was in dir vorging.

Für mich war das zusehen müssen und nichts für dich tun können das aller schlimmste. Du wolltest mich trösten, sagtest mir dann immer wieder es sei das Wichtigste " dass ich da bin."

Noch heute denke ich manchmal das ich nicht oft genug da war.
Ich weiß das diese Gedanken unsinnig sind und trotzdem sind sie da.

Meist an den Wochenenden - ohne dich - grübel ich über Dinge nach, die nicht mehr zu ändern sind und von denen ich dachte, dass ich sie schon längst akzeptiert hätte.

In Liebe

Jutta
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  #4  
Alt 02.06.2015, 09:53
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Jutta
Hallo Jutta,
vielen Dank für die Grüße von Omondi. Ich wünsche Ihr alles Gute.
Ob ich die letzte Antwort auf die Frage nach dem Lebenssinn finden werde, weiß ich nicht. Ich glaube eher nicht. Religiöse Menschen glauben die Antwort zu wissen. Es sei Gottes Wille. Aber was ist der Sinn von Gottes Willen. So komme ich nicht weiter. Ich begnüge mich mit vorläufigen Antworten. Bereits nach meiner Geburt stand fest, dass ich sterben werde. Nur sehr wenige Menschen sterben plötzlich und unerwartet. Die meisten Menschen haben Zeit, sich darauf vorzubereiten. Eine Frage ist dann: Wie war mein Leben? Das hat sich meine Frau auch gefragt. Man hat anderen Menschen etwas bedeutet, man hat etwas geleistet. Man hat auch Dinge getan, die unnötig waren, auch Fehler hat man gemacht. Ich weiß nicht, welche Antworten ich auf die Frage habe, wenn es soweit ist. Die zweite Frage ist dann: Was wird sein? oder Was sollte sein. Es ist eine altruistische Frage, denn es eine Zukunft ohne den Sterbenden. Meine Frau hat in einem Abschiedsbrief an mich einiges dazu geschrieben. Ich warte nicht, bis ich weiß, dass ich bald sterben werde, und denke jetzt schon darüber nach.
mit besten Grüße
Hermann
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  #5  
Alt 02.06.2015, 10:34
Femaleinstinkt Femaleinstinkt ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Mein lieber Schatz, meine große Liebe wurde gestern beigesetzt. Es tut so unendlich weh. Ich habe Dich über Alles geliebt und Du fehlst mir so unendlich. Dein Optimismus und Deine tröstenden Worte wenn ich ganz unten war. Unsere Zukunft hatte gerade erst begonnen.... Wir wollten doch endlich einfach nur glücklich sein. Zusammen leben - das war immer unser Thema.
Ich wünschte ich könnte Dich einfach zurückholen. Es wäre wieder Alles normal.... Ich brauche Dich doch so sehr.
Wie kommt man jemals damit klar? Ich bin so verzweifelt. Bis zum Schluss war der Tod keine Option für Dich. Du hast nie darüber gesprochen. Im Gegenteil, noch kurz vor Deinem Tod hast Du Pläne gehabt. Hast immer gesagt: Schatz es wird bald Alles besser.
Ich bin zerbrochen, fühle mich schutzlos. Du warst mein Ein und Alles.
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  #6  
Alt 03.06.2015, 13:20
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Zusammen,

Hermann: Deine Antwort bringt mich zum Nachdenken, nimmt dem Gefühl des Alleinseins mit meinen Fragen ein wenig den Stachel.
Zweifellos ist es richtig sich jetzt schon mit dem Ende seines Lebens zu befassen, es wäre wohl schwer damit zu beginnen wenn die Krankheit quälende Beschwerden bereiten würde.
Ob es gelingt im Ernstfall einigermaßen entspannt zu bleiben weiß man erst wenn es soweit ist.

Liebe Femalinstinkt,
es tut mir leid was du gerade durchmachst, du hast mein ganzes Mitgefühl.
Gerade kurz nach dem Verlust ist der Schmerz meist am intensivsten.

Ich bin in der ersten Zeit ziellos umhergelaufen, habe meinen Mann gesucht, habe wenn ich mit meinem Hund allein im Wald war nach ihm gerufen, war verwirrt - konnte es nicht glauben.
Er blieb abwesend, die Welt ohne ihn war leer.

Dieses tiefe Verlustgefühl muss durchlebt werden. Nach einiger Zeit wird es ein wenig besser.
Die Trauer hört nicht auf, unterschwellig ist sie immer da, mal mehr und mal weniger stark. Doch ich möchte es auch nicht anders, - zeigt sie mir doch die innige Verbundenheit zu meinem Mann. -

Ich hoffe du hast in dieser anstrengenden Zeit liebe Menschen um dich, die zuhören können und die es verstehen dich in deiner Trauer so zu nehmen wie du gerade bist.

Liebe Grüße

Jutta
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  #7  
Alt 07.06.2015, 22:08
Benutzerbild von Yogi 12
Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Heute vor 10 Monaten bist du von mir gegangen.
Meine Erinnerung an dich ist gerade glasklar und es ist als könnte ich dich hautnah erleben.
Lange habe ich auf der Bank - deinem Grab gegenüber - gesessen, habe die Sonne genossen, war tief entspannt und du warst mir ganz nah.

Ich sehe die schöne bunte Unterwasserwelt deines Aquariums dessen Anblick mich so oft gefreut hat. Es hat dir viel bedeutet und du hast es regelmäßig gepflegt.
Das Aquarium vielleicht zu verlieren hat dich bedrückt. Wir wagten uns damals gar nicht vorzustellen, was wir noch alles verlieren könnten.

Dann wieder versuche ich die unerfüllbaren Sehnsüchte zu unterdrücken, dabei habe ich nichts zu verbergen.
Der Tod selbst hinterlässt das Geschenk der Sehnsucht.

Oft habe ich dich während der Krankheit in den Arm genommen und du hast es gern zugelassen, obwohl du früher gar nicht so für`s herzen und umarmen warst.

Das alles ist unwiderruflich vorbei, doch es erleichtert mich über diese Dinge zu schreiben.

In Liebe

Jutta
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