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  #1  
Alt 24.09.2015, 07:34
Wind Wind ist offline
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Beiträge: 352
Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

Ihr Lieben … es ist überstanden. Danke dafür, dass ihr an mich gedacht habt.
Es geht mir gut. Ich bin unendlich erleichtert, dass wir auch diesen letzten Weg mit dem Papa hinter uns gebracht haben. Und dass ich endlich einen Ort habe, an den ich gehen kann. Ich weiß, viele brauchen das nicht, aber ich schon. Mir ist das so wichtig und es tut mir einfach gut, mich beim Papa auf das Bänkchen zu setzen und das Gefühl zu haben, ich bin bei ihm.
Die Beisetzung war sehr schön, der Pfarrer hat ganz toll gesprochen. Mama hat sich ziemlich tapfer gehalten. Mein Keks hat dem Papa noch ein Plüschtier mitgegeben. Dafür hat er sich hingelegt und es ganz vorsichtig auf die Urne gelegt. Kurzzeitig dachten wir, er rutscht gleich nach und es hat allen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Dazu hat er noch ein Bild gemalt. Da war sein Wunsch aber, dass es nicht mit begraben wird. Schließlich hat er sich viel Arbeit gemacht und mit der ganzen Erde wird es dreckig und Opi kann es dann nicht mehr erkennen. Also haben wir es laminiert und es stand während der Beerdigung neben der Urne und jetzt auch auf dem Grab.
Was mich sehr, sehr gefreut hat, dass meine Mädels, die mir nach diesem Jahr geblieben sind, dabei waren. Alle hatten sich extra Urlaub genommen, damit hatte ich gar nicht gerechnet. Das war sehr berührend für mich, denn dieser Freundeschwund hat mir ja doch schon sehr zu schaffen gemacht.

Liebe Mysticrose … ich habe gegoogelt! Wir sind an unserem Wochenende in Bad Harzburg und das ist ziemlich weit weg von Dresden … das ist so schade. Ich hätte mich wirklich über einen schweigenden Latte Macchiato mit dir gefreut .

Liebe Kyra … es ist für mich absolut in Ordnung, dass du dich eingeschlichen hast. Ich freue mich sehr darüber! April hört sich schon so weit weg an … aber irgendwie scheint es, als wäre es erst gestern gewesen, oder? Gerade gestern wurde ich gefragt, wann der Papa denn gestorben wäre. Als ich das Datum nannte, war die Antwort: „ Ach, so lange schon.“ Ich glaube manchmal, dass können nur Menschen sagen, die noch nie so einen Verlust erleben mussten.
Wie geht es dir zur Zeit?

Liebe BerliNette … wie geht es bei euch?

Liebe Chrissi, liebe Hilflos … zu euch komme ich gleich nochmal rüber.
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  #2  
Alt 24.09.2015, 17:39
Kyra83 Kyra83 ist offline
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Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

Liebe Wind,

Du hast vollkommen Recht, es hört sich so lange an aber das ist es nicht.
Ganz im Gegenteil, ich habe das Gefühl, als wäre es gestern passiert!
Sooft gehen mir unsere letzten gemeinsamen Stunden durch den Kopf, der letzte Tag an dem ich sie im Krankenhaus besucht habe, keine Anzeichen das es das letzte Gespräch sein sollte.
Tja, wie geht es mir, ich habe " gute Tage", schlechte Tage und ganz schlechte Tage.
Gestern sagte meine Tochter:" Mama, wenn wir irgendwo Flügel kaufen können müssen wir die mitnehmen, so können wir Oma endlich im Himmel besuchen".
Das ist so süß und tut gleichzeitig so weh.
Als ich das bei dir mit dem Stofftier und dem Bild gelesen habe hatte ich Tränen in den Augen, so war es bei uns auch.

Ich bin auch der Meinung, dass das nur jemand versteht der selber so einen schweren Verlust erleben musste.
Zu sagen so lange schon ist hart.
Jeder trauert auf seine Weise und vor allem so lange wie es nun mal dauert, ich denke, es hört nie auf.

Ganz liebe Grüße
Kyra
__________________
Ich fang ein Bild von Dir
und dieser eine Augenblick
bleibt mein gedanklicher Besitz,
den kriegt der Himmel nicht zurück!
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  #3  
Alt 24.09.2015, 18:37
mysticrose mysticrose ist offline
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Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

Liebe Wind,

ich freue mich für dich/euch, dass ihr so einen schönen Abschied gestalten konntet, dein Keks sich so eingebracht hat....

Es ist so schwer, einen lieben Menschen gehen zu lassen und umso wichtiger, wenn Menschen in der Trauer füreinander da sind. Dass deine Mädels alle dabei waren, soviel Liebe u. (stille) Unterstützung, das ist wirklich nicht selbstverständlich.
Ich wünsche Dir, dass du jetzt zur Ruhe kommt, in deinem Tempo weitergehen kannst.

Und gib nichts auf das mitunter unüberlegte "Geschwätz" der Leute, es verletzt so sehr... Sie können den Schmerz nicht fühlen, ich glaub nicht, dass sie es bewusst/absichtlich tun, ist vielleicht auch eine Art Selbstschutz / "Verdrängungs-/Abwehrmechanismus", a la: Besser Reden, dann fühl ich nix und ist (in deinem Kontext auch zeitlich gesehen) weit weg von mir. Ich will das Verhalten keineswegs in Schutz nehmen o. gar billigen, aber diese Einstellung hilft mir, mein emotionales Gleichgewicht (sofern ich derzeit überhaupt eines habe) nicht (schon wieder) ins Schleudern zu bringen. Ich bin derzeit nach wie vor extrem sensibel u. dünnhäutig u. das wird wohl auch noch eine Weile dauern (ich habe mir natürlich auch keine Frist gesetzt ...) 11 Wochen nachdem meine Mum gegangen ist habe ich 3 Menschen um mich, die mich von sich aus aktiv nach meinem Zustand/Trauer fragen u. ggf. Reaktionen annehmen können, ohne gleich in Aktionismus, Erklärungen etc. zu verfallen (ich bin ihnen sehr dankbar dafür, aber habe gleichzeitig die Sorge, sie zu überfordern).

Den Latte trinken wir gedanklich gemeinsam ;-)
Liebe Grüße
mysticrose

Geändert von mysticrose (24.09.2015 um 18:51 Uhr) Grund: ergänzung
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  #4  
Alt 28.09.2015, 07:11
Wind Wind ist offline
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Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

Liebe Kyra, liebe Mysticrose … Ihr Lieben alle,

bei mir war es ein komisches Wochenende. Eigentlich fing es Freitag ganz gut an … wir waren noch auf einem Geburtstag bei einer Freundin und ich hatte mich da auch drauf gefreut. Aber dann empfand ich diese Gespräche einfach nur als anstrengend und nervend. Ich kann gar nicht sagen, wann meine Stimmung umgeschlagen ist und ob es dafür einen Auslöser gab, aber dieses ganze Gerede über die Urlaube und wie toll alles war und die Sonne und das Meer und dieser ganze Kram … mir war das mit einem Mal alles so zu wider. Na klar, sie können ja nichts dafür, dass wir keinen Urlaub hatten und ich freue mich ja auch für sie, dass sie sie eine gute Zeit hatten. Und ich erwarte auch nicht, dass sie mich mit Samthandschuhen anpacken … das will ich auch gar nicht. Aber eigentlich hat mir dieser Abend schon gezeigt, dass ich noch in keinster Weise wieder gesellschaftsfähig bin. Als sie dann anfingen, Bilder rum zu reichen, bin ich gegangen. Ich konnte einfach nicht länger bleiben, es hat mir die Kehle zugeschnürt, alle diese lustigen Geschichten zu hören. Ich bin heim gegangen und ich fühlte mich wie mit 20Tonnen Felsen in meinem Körper. Ich konnte kaum einen Fuß vor den anderen setzen. Einfach nur erschlagen.
Samstag habe ich mir dann noch ein Großevent in unserem Ort gegeben, weil ich wusste, dass mein Mann dort gerne hin wollte und sich freuen würde, wenn ich mitkomme. Ich habe halt gedacht, er hatte auch so ein schweres Jahr und ich bin es ihm schuldig, endlich wieder was zurück zugeben. Naja, der Tag endete in einem totalen Chaos und einem heftigen Streit. Diese Fröhlichkeit der Anderen, der Spaß, den Mann hatte, mein Bruder … bester Stimmung … es hat mich einfach rasend gemacht. Total ungerecht, das weiß ich alles selber und ich weiß auch nicht, was gerade mit mir los ist, aber es hat mich einfach nur angekotzt. Ich bin dann heim und als mein Mann später kam, bin ich total ausgeflippt. Ich habe mich dabei selbst so schlecht gefühlt, aber ich konnte nichts dagegen tun. Kennt ihr das? Ihr wisst, dass ihr was falsch macht, aber trotzdem tut ihr es? Mein guter Mann ist eigentlich ein ganz ruhiger, aber da war es dann wohl doch schon ein Gläschen Wein zu viel und er hat ordentlich zurück gebrüllt. Und er hatte ja recht. Er hat noch gesagt, er geht mit heim, aber ich habe gemeint, er solle bleiben und Spaß haben. Mann, was für ein Freitag und Samstag.

Sonntag waren wir dann früh am Grab und haben die Beerdigungsblumen abgeräumt und alles schön neu hergerichtet. Da konnte ich das erste Mal heulen. Und gerade schniefe ich meinem Mann den Kittel voll, kommt mein Bruder mit seiner Familie und ich habe wieder keine Zeit, mich mit meiner Trauer auseinander zusetzen. Mein Mann sagte dann nur ganz leise zu mir, wir kommen später nochmal wieder. Das haben wir auch gemacht, aber es war nicht mehr so wie am Morgen. Dieser Moment war vorbei.

Liebe Kyra … wenn ihr solche Flügel findet, vielleicht leiht ihr sie mal aus? Kinder sind einfach wunderbar … so einfach und so klar. Warum verliert man dieses Alles , wenn man erwachsen wird?

Liebe Mysticrose … meine Gedanken sind bei jedem ersten Schluck Latte Macchiato bei dir … ich lächle dann immer kurz meinen Kaffeebecher an.
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  #5  
Alt 28.09.2015, 08:31
LiebesHerz LiebesHerz ist offline
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Beiträge: 505
Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

Liebe Wind,

ich lese Deine Zeilen, lese die Trauer und die Hilflosigkeit...
Hab Geduld und Mitgefühl mit Dir... In erster Linie war es für DICH ein schweres Jahr; die Trauer wird erst langsam hochkommen.. Und auch immer wieder in Situationen wo es "nicht passt". Und dann wirst Du Dich "unpassend" benehmen.. Das ist ganz normal. Verurteile Dich nicht dafür.
Du scheinst einen sehr netten und verständnisvollen Mann zu haben. Ich kenne das, dass man denkt, dem anderen auch mal was geben zu müssen. Man ist ja nicht nur trauerende Tochter, sondern eben auch Ehefrau. Und ich finde es auch wichtig, sich Oasen mit seinem Partner zu schaffen, das gut einem ja auch gut. Dennoch kann es passieren, dass man manchmal ungerecht wird... Ihr scheint darüber reden zu können und das ist das wichtigste.

Gib Dir Zeit, sei gut zu Dir.
Du machst alles richtig.

Es drückt dich die Jana
__________________
Meine Mutter:
Pankreas-Ca ED 7/2014
verstorben am 3.11.15

Immer in meinem Herzen...
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  #6  
Alt 29.09.2015, 07:57
Kyra83 Kyra83 ist offline
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Beiträge: 28
Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

Guten Morgen Liebe Wind,

mach dir keine Vorwüfe wegen deinem Verhalten.
Die Tauer überkommt einen einfach so, lass es einfach zu.
Es ist doch völlig normal nachdem was hinter dir liegt.
Du scheinst einen ganz lieben verständnisvollen Mann ab deiner Seite zu haben, dass ist sehr schön und hilft dir.
Ich habe mich genauso verhalten wie du.

Aber natürlich leihen wir die Flügel aus, am besten wir kaufen direkt alle die es gibt, dann muss niemand lange warten.

Wie geht es denn deinem Keks?

Liebe Grüße
Kyra
__________________
Ich fang ein Bild von Dir
und dieser eine Augenblick
bleibt mein gedanklicher Besitz,
den kriegt der Himmel nicht zurück!
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  #7  
Alt 01.10.2015, 08:47
Bernsteinketterl Bernsteinketterl ist offline
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Beiträge: 99
Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

...ach meine Süsse...es tut mir leid, dass du so kämpfst...schau auf dich bitte...und lass deinen Mann gut auf dich schauen...hm...was du so beschreibst lässt mich meinen Mann um so vieles besser verstehen...unsere Auszeit hat (noch) nicht geholfen...aber vielleicht kommt das noch...hm...ich bin froh, dass du dich mit deinen Gefühlen auseinander setzt...das hat mein Mann lange nicht getan...denk an dich meine Liebe!
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