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  #1  
Alt 05.10.2015, 21:55
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Pitti70 Pitti70 ist offline
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Standard AW: Pitti70 hat es auch erwischt

Vielen Dank für eure lieben Worte..

Oh was war das für ein aufregender Tag heute

Zuerst zum Hausarzt. Er meinte, dass er selbst mal in einer Onkologie gearbeitet hat und mich sehr gut verstehen kann. Boah wie war ich erleichtert... da wäre also schon mal ein Arzt in meiner Nähe, zu dem ich Vertrauen habe und der mir alles übersetzen kann.

Dann ging es zu der Mammographie... bei der gesunden Brust war alles i.O. nur als die "böse" Brust dran war, habe ich sofort gewarnt.. die Frau war auch gaaanz vorsichtig und bemüht.. fand ich dann doch net so toll, da durch die besorgten Fragen der Frau alles noch viel länger gedauert hat.. also die Brust viel länger gequetscht war.. MEIN Fehler.. ich konnte dann nur noch schmerzverzerrt flüstern: "schnell, machen Sie schon" Sie nahm das aber zum Glück gut auf.

Dann die Besprechung: Der Herr meinte, dass ich ein sehr junges und dichtes Gewebe habe.. ( - ich bin 45! Ertastet hat er die Knoten aber.) .. und dadurch alles nicht sooo deutlich zu sehen ist, es müsse also dringend eine Biopsie gemacht werden. Aber das hatte ja die Ärztin im Voraus bereits gesagt, dass das auf mich zukommt.

Und weil meine super liebe Freundin sich für heute als Händchenhalterin und Fahrerin bereitgestellt hat (ich habe nie einen Führerschein gemacht) , sind wir direkt mit dem Auto ins Krankenhaus gefahren. Die haben mir dann gleich für Mittwoch den Termin für die Biopsie gegeben. Ebenfalls sagten sie im KH, dass es heutzutage oft vor der OP die Chemo gestellt wird.. war mir net so bewusst, daher hab nach der OP gefragt.

Daheim angekommen, ist mir erst bewusst geworden, dass es nun echt schnell losgehen könnte Chemo?... Angst.. Schmerz.. Übelkeit.. Leiden... Haare.. ja da war doch was?.. meine Haare.. Ja ich gebe zu, ist doof in meiner Situation über meine Haare nachzudenken.. aber ich konnte die Gedanken net verdrängen. Mit einer Freundin geschrieben und sie dann: dann spende doch deine Haare.. wow.. was für eine Idee.. hey dann wärs net für umsonst ich meine, das sind ein halber Meter Haare. Habe eine Spende-Haare Seite im Netz gefunden. gespendet wird zugunsten Kinderkrebshilfe Weseke e.V. oder Deutsche Krebshilfe e. V. ... Komisch.. nun finde ich das gar net mehr schlimm, meine Haare zu lassen.. Denn dann ist es meine Entscheidung und sie werden net von der Krankheit genommen.. Bäh ausgetrickst ..

So... irgendwie bin ich nach den ganzen Eindrücken heute auch euphorisch ... hmm komisch zu erklären.. Chaotisch?... ja halt bissl gaga.. und derweil hatte ich heute Morgen noch einen absoluten Heulflash

Auf dem Kurzbefund steht übrigens: leider kann ich net alles lesen, weil handschriftlich..

Li 3 -5 cm, ca 2 cm große Verdichtung, Auch wenn nicht streifig begrenzt bei Palp.-befund & Grauenarztlich dringend sonog. Auffälligkeit histologische Abklärung angeraten BIRADS 4 li 2r ALR 2-3

Mammaknoten, Mamma Ca

Erbitte Stanz-Biopsie






(Für mich ist das Chinesisch.. es könnte auch heißen: Streifenhörnchen ist grauenhaft und muss dringend wegen der Auffälligkeiten zur Mama )



Ganz liebe Grüße und Kraft für euch
Anita
__________________



(ED:02.10.2015)
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  #2  
Alt 05.10.2015, 22:28
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Resi HST Resi HST ist offline
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Standard AW: Pitti70 hat es auch erwischt

Liebe Anita,
Du scheinst jedenfalls den Humor nicht verloren zu haben! Damit kommst Du gut durch! Auch wenn ich. Dir noch wünsche,dass sich alles als gutartig herausstellt habe ich schalkend gelacht und Du würdest gut zu uns passen.
Nein, lieber Fehlalarm!
Schreib, wenn Du mehr weißt, und wenn noch Unklarheiten bestehen.
Aber auch Entwarnungen nehmen wir gerne entgegen!
LG
Resi
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  #3  
Alt 05.10.2015, 23:02
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Pitti70 Pitti70 ist offline
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Standard AW: Pitti70 hat es auch erwischt

Ja, meine Art von Humor kann für andere schon anstrengend sein

Aber, wenn ich den Humor nun verliere, dann hab ich verloren.

Ich darf aber net vergessen, dass es mir noch körperlich gut geht. Ich kann noch gar net richtig mitreden, da ich noch keine Therapie begonnen habe. Sicherlich werde ich auch eine Zeit haben, in der ich aufgeben möchte Da mache ich mir nix vor.

Also solange es noch geht, werde ich dem Schei... den Schrecken nehmen und ihm ins Gesicht lachen. Ich bete zu Gott, dass mir das bissl erhalten bleibt während dieser schweren Zeit.
__________________



(ED:02.10.2015)

Geändert von gitti2002 (06.10.2015 um 22:21 Uhr) Grund: Bilder bitte nicht in Plakatgröße einstellen
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  #4  
Alt 06.10.2015, 01:03
berliner-engelchen berliner-engelchen ist offline
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Standard AW: Pitti70 hat es auch erwischt

Zitat:
Zitat von Pitti70 Beitrag anzeigen
Streifenhörnchen ist grauenhaft und muss dringend wegen der Auffälligkeiten zur Mama )


das ist ja mal wohl ein super toller Spruch. DANKE dafür

Ein herzliches Willkommen möchte ich noch dazusetzen.
ich bin eigentlich gar nicht aus dem Brustkrebsforum , trotzdem. Eierstockkrebs, aber Berührungspunkte gibt's wegen positiven Gentest ....

Bin übrigens genauso alt wie Du und bei mir ist eine Mammografie komplett nichts aussagend, weil mein Gewebe zu dicht ist. Ich werde grundsätzlich per MRT untersucht. Wenn Du keine Platzangst hast, wegen der engen Röhre, dann ist das nicht schlimm.

Für die Biopsie sind meine Daumen gedrückt für allerbeste Ergebnisse !!

LG vom berliner chen
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  #5  
Alt 07.10.2015, 20:02
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Pitti70 Pitti70 ist offline
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Standard AW: Pitti70 hat es auch erwischt

Liebe (ungewollte) Mitstreiter,

heute war die Biopsie...ja nun kommen die grauenhaften Tage auf mich zu... waaaaarten ... aber heute war ein Wendepunkt.... die haben nun viele Proben für die Pathologie ausgestanzt.. und ich habe beschlossen MEHR bekommen die nicht von mir. Ich werde dagegen kämpfen, auch wenns noch so schwer fällt. Sie haben mir noch eine Menge von Überweisungsscheine gegeben, dh nächste Woche habe ich jeden Tag woanders einen Termin. U.a. auch bei einer Psychoonkologin. Die ist spezialisiert auf Krebskranke.. was es net alles gibt. Ich war ganz ruhig bei der Behandlung heute, nur die Tränen wollten einfach raus. Ich konnte nix dagegen machen. Meine Freundin, die mich begleitet hat, hat mir echt die ganze Zeit die Hand gehalten und nur durch Glück sind ihr net ihre Finger durch mich gebrochen worden. Die Ärztin meinte heute auch, dass das sehr nach böse ausschaut, aber sie hat mir auch Hoffnung gemacht. Es ist zu schaffen! Es wird wirklich erst die Chemo gemacht und dann die OP.. ich konnte es net verstehen, aber sie hat es gut erklärt. Die brauchen während der Chemo einen Vergleich, ob sie anschlägt. dh ob der große Scheißerli auch kleiner wird... Auch war ich überrascht, dass die nun auch in der rechten Brust was gefunden haben. Goldgräberstimmung blieb jedoch aus.. Es sah aber wohl "nur" nach einer Zyste aus, hatte mich aber gefragt, ob sie das gleich mitstanzen darf... klar durfte sie, wenn ich schon mal so freizügig da lag.



(Kaum zu glauben... heute vor einer Woche sah die Welt noch so anders aus...)
__________________



(ED:02.10.2015)
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  #6  
Alt 07.10.2015, 20:11
OrangeFlower OrangeFlower ist offline
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Standard AW: Pitti70 hat es auch erwischt

Liebe Pitti,

ich drücke dir trotzdem immer noch die Daumen, dass dein Ergebnis dich überrascht (im Positiven) und doch noch alles gut ausgeht.

Mein Arzt hat bei der Sonographie und der anschließenden Stanze (es war sehr unklar und sah eher aus wie ein Phyllodes Tumor) zu mir gesagt, dass es nicht wie Krebs aussieht und das ich mir keine Sorgen machen muss. Er war so überrascht und bestürzt, dass es dann doch bösartig war. Das geht sicher auch andersrum. Ärzte sehen Anzeichen, sind aber keine Hellseher!

Und falls doch der worst case eintrifft hat deine Ärztin Recht: es ist zu schaffen und du packst das auch.

Liebe Grüße
Flower
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  #7  
Alt 08.10.2015, 11:42
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Pitti70 Pitti70 ist offline
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Standard AW: Pitti70 hat es auch erwischt

Vielen vielen Dank euch für die aufbauenden Worte. Ich hätte nie gedacht, dass es einem so hilft "über" ein Forum so aufgemuntert, aber auch bestürzt über die anderen Schicksale zu sein.

Liebe Flower, das ist ja schrecklich zu lesen. Um so mehr versteh ich den Schock. Ich weiß net, ob das nun besser für dich gewesen wäre, wie bei mir, beim ersten Termin bereits "keine Hoffnung auf gutartig" zu hören.. aber ich weiß, dass ich mit "meiner Variante" besser klar komme. Fühl dich ganz dolle gedrückt

Hey Conny, eine so tolle Besprechung (unter diesen Voraussetzungen) ist toll... das macht Hoffnung und Mut.


Heute war nur Blutabnahme beim Hausarzt. Die Arzthelferin fragte ganz ungezwungen, warum ich diese Untersuchungen brauche. Naja dann habe ich es ihr gesagt und dass wir uns ja nun öfter sehen werden. War ein komisches Gefühl, es auszusprechen. Hier zu schreiben ist nun einfacher, aber es auszusprechen Aug in Aug.. war schon heftig. Geht/ging euch das auch so?

Wie seid ihr überhaupt damit umgegangen? Ich kann keine Geheimnisse oder drumherum Reden.. wir wohnen in einer Kleinstadt und in unserem "Viertel" kennt jeder jeden. Bin zwar net hier geboren, habe aber einen Alteingesessenen geheiratet Obwohl ich weiß, dass es noch keiner wissen kann, fühle ich mich jetzt schon angestarrt.. Ich weiß gar net, wie ich damit umgehen kann, wenn es wirklich viele wissen..

Und während ich das hier so schreibe, denke ich.. waaa wie banal.. aber trotzdem beschäftigt mich sowas.. ich hab echt dauernd so banale Fragen.. Kann ich während der Chemo meine Gelnägel lassen? Was setze ich denn auf dem Kopf? Mütze oder Perücke? Darf ich alles essen? Was sollte ich weglassen.. Kann ich während der Chemo häkeln? u.v.m. .. alles Fragen, die mir peinlich sind, weil die Krankheit doch so ernst ist.. wie nebensächlich sind dann solche Belange...
Ne Freundin sagt, das ist Verdrängung. Aber über die Krankheit kann ich nix fragen,w eil ich vieles net verstehe. Ich verstehe oft net mal die Worte. Und ja, das ist mir peinlich Weil ich mich sonst für normal allgemein bildend gehalten hatte. Ich hab heute beim Arzt angefangen ein Heftchen (98 Seiten) zu lesen. Brustkrebs eine Leitlinie für Patientinnen. Das werde ich nun lesen und hoffe, dass etwas Licht ins Dunkle kommt...





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(ED:02.10.2015)
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  #8  
Alt 08.10.2015, 12:35
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wkzebra wkzebra ist offline
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Standard AW: Pitti70 hat es auch erwischt

Zitat:
Zitat von Pitti70 Beitrag anzeigen
...Obwohl ich weiß, dass es noch keiner wissen kann, fühle ich mich jetzt schon angestarrt.. Ich weiß gar net, wie ich damit umgehen kann, wenn es wirklich viele wissen..
Ich bin damit total offensiv umgegangen und habe dadurch einige Leute auch ganz schön geschockt. Die dachten, ich wäre beim Friseur gewesen und machen mir Komplimente wggen der tollen neuen Frisur - und dann knall ich ihnen lächelnd vor den Latz, dass ich wegen Chemo eine Perücke trage.

Zitat:
Zitat von Pitti70 Beitrag anzeigen
... Was setze ich denn auf dem Kopf? Mütze oder Perücke?
Ich bin mit Perücke angefangen und habe sie knapp 6 Wochen immer getragen, wenn ich das Haus verlassen habe. Zu Hause lief ich "oben ohne" oder mit Tuch, wenn ich mal an die Tür musste.
Dann kam der Sommer und es war so warm. Zu warm. Mir liefen die Schweißtropfen im Urlaub in Schweden unter der Perücke runter, so dass es kitzelte. Also schattiges Plätzchen gesucht, Perücke runter, Kopf abgetrocknet, Tuch raus und weiter. Es hat mich niemand, wirklich NIEMAND komisch angeguckt. Ich habe extra drauf geachtet.
Nach dem Urlaub bin ich auch im Alltag peu à peu von Perücke auf Tuch gewechselt. Klar gab es dann Reaktionen - wenn dich jemand mit Haaren kennt und du dann mit einem Schlauchtuch rumläufst, das ziemlich deutlich macht, dass außer Schädel nichts drunter ist, fällst du schon auf.
Ich habe mir damals eine Riesen-Portion Selbstbewusstsein zugelegt. Verstecken war nicht...

Zitat:
Zitat von Pitti70 Beitrag anzeigen
...Darf ich alles essen? Was sollte ich weglassen.
Grapefruit solltest du weglassen. Ich habe am Abend nach der ersten EC einen Cocktail (alkoholfrei) getrunken, in dem Grapefruit drin war. Dann musste ich aufstoßen und mein Toast trat den Rückweg an.
Übel war mir aber nicht, es war nur das Aufstoßen. Später habe ich erfahren, dass man während der Chemo um Grapefruit einen Bogen machen sollte.

Ansonsten kann ich nur empfehlen, beim Essen mit kleinen Bissen anzufangen. Etwas nehmen, probieren - und wenn es schmeckt, gibt es mehr.

Zitat:
Zitat von Pitti70 Beitrag anzeigen
... Kann ich während der Chemo häkeln?
Warum nicht? Schwierig dürfte es nur werden, wenn du keinen Port hast und den Venenzugang in der Armbeuge gelegt bekommst. Da bist du natürlich etwas bewegungseingeschränkt, während die Chemo einläuft.
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  #9  
Alt 08.10.2015, 12:53
grimaudoise grimaudoise ist offline
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Standard AW: Pitti70 hat es auch erwischt

Hallo zusammen,
kurzer Gruss aus der Ferne: Um Grapefruit sollte man unbedingt einen grossen Bogen waehrend der Chemo machen, nicht wg. Uebelkeit und Aufstossens, sondern weil sie - kaum zu glauben bei dieser sonst so gesunden Frucht, ist aber so und auch ueberall nachzulesen - die Wirkung der Chemomedikamente ausser Kraft setzt. Ist aber auch immer Thema im Aufklaerungsgespraech der Onkologen.
Gruesse und alles Gute!!
Grimaudoise
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  #10  
Alt 08.10.2015, 13:09
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allgaeu65 allgaeu65 ist offline
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Standard AW: Pitti70 hat es auch erwischt

Da gebe ich wkzebra vol recht. Auch mir hat man von Grapefruit voll abgeraten. Das würde die Wirkung beeinträchtigen. Und das wollen wir ja nicht, gell.

Ich habe draußen Perücke getragen, zu Hause Schlauchtuch oder Glatze, beim Karatetraining Tuch. Wobei ich mich in der Kabine umgezogen habe, also mit Perücke rein. Beim allerersten Mal habe ich den Mädels gesagt, das ich jetzt die Perücke ausziehe und wer das nicht sehen kann, könnte die Umkleide bitte kurz verlassen.

Keine !! ist gegangen und es war nachher total natürlich.

Und ich bin offen damit umgegangen auch in der Firma. Ich arbeite in einem großen Konzern. Es wussten alle das ich Krebs hatte und so konnte man auch offen mit mir sprechen. Die Leute waren froh und trauten sich zu fragen wie es mir geht.
__________________
Das Leben ist schönund das lassen wir uns nicht kaputt machen

Geändert von allgaeu65 (08.10.2015 um 13:12 Uhr)
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  #11  
Alt 10.10.2015, 05:59
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la vie est belle la vie est belle ist offline
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Standard AW: Pitti70 hat es auch erwischt

Liebe Pitti,

die anderen haben schon so vieles gesagt und letztlich ist jeder anders und geht mit dieser Situation anders um. Und das ist auch gut so. Du musst dich an dem orientieren, was gut für dich ist!

Natürlich, es ist eine ernste Erkrankung. Ich weiß auch,dass wir hier nicht nur Schnupfen haben, aber dennoch geb ich dem Ganzen nur den absolut notwendigen Raum, nicht mehr. Der Krebs hat sich meinem Leben unterzuordnen.

Es ist eine neue Welt, in die man eigentlich nie wollte. Mir selber hilft einfach Wissen. Informationen abwägen, einschätzen und Schlüsse daraus ziehen, das mache ich eben auch beruflich tagtäglich und da kann ich in so einem Fall auch nicht von ab. Ich mag mich auch nicht in Opferhaltung den Ärzten ergeben und will da schon tatsächlich auf Augenhöhe agieren.

Ich bin ein pragmatischer Mensch, das scheint mir gerade zu helfen. Jedenfalls finde mich alle großartig (was ich eher befremdlich finde), da ich das Ganze relativ nüchtern betrachte und eben Schritt für Schritt geh und mich nicht vogelig mache. Natürlich hab ich auch Ängste, aber ich lass mich davon nicht auffressen. Wenn es aber raus muss,dann muss es raus. Das ist wichtig für die Balance.

Alle, die von meiner Krankheit wissen müssen, wissen davon. Ich bin da auch für absolute Offenheit. Schwierig bzw anstrengend finde ich diesen mitleidigen Touch, den die Diagnose bei ganz vielen auslöst. Krebs ist nun mal das Schreckensgespenst, das über allen schwebt. Man kann es sich aber auch furchtbarer ausmalen, als es wirklich ist. Natürlich sind gewisse Schritte nicht schön,aber besser aushaltbar als man vorher denkt. So bei mir zumindest. Man hängt doch sehr an Vorstellungen. Mir wurde die linke Brust entfernt. Eine zunächst furchtbare vorstellung. Jetzt, in der Realität ist es nur halb so schlimm - zumindest für mich. Und ich bin absolut fasziniert von der Prothese. Ähnlich wird es jetzt mit den Haaren sein. Wer will die schon verlieren? Letztlich wird auch das nur halb so wild sein. Und so ist es mit einem Einschnitt nach dem nächsten. Einfach das Beste hoffen und alles annehmen, aber auf nichts warten. Das ist meine Devise.

Du schaffst das! Und hier sind so viele Frauen, die sich wunderbar helfen und stützen,wenn die Moral in den Keller sinkt und alles zu viel wird.
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  #12  
Alt 08.10.2015, 12:43
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Drachenkopf Drachenkopf ist offline
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Standard AW: Pitti70 hat es auch erwischt

Liebe Anita

Schon länger lese ich in deinem Thread mit, hatte aber noch keine Gelegenheit, mich einzklinken. Hier nun auch von meiner Seite ein herzliches Willkommen bei den Frischlingen Ich bin dir nur in wenigen Monaten voraus. Meine Erstdiagnose war im Juli, OP im August, Chemo seit Mitte September. Habe gestern gerade die 2. EC bekommen.

Mir geht/ging es genauso wie dir. Viele Fragen, Verwirrung, neue Begriffe, ein ganz neues Themenfeld, in dem man sich nun auskennen muss/will, von dem man eigentlich lieber gar nichts wüsste - und das obwohl mein Mann vor 3 Jahren ebenfalls an Krebst erkrankte.

Dazu ist das Forum doch genau da, damit du all die Fragen loswerden kannst bei uns, die das gleiche durchmachen. Ob banal oder nicht, würde ich nicht werten. Dich beschäftigt die Frage, darum ist sie wichtig. Es geht doch darum, dass du den Mistkerl effizient besiegen kannst, und gleichzeitiig doch noch so viel Normalität wie möglich da ist.

Wie weit du dein Umfeld offen informierst, hat wie du schreibst, mit verschiedenen Faktoren zu tun, deiner eigenen Persönlichkeit (eher offen oder nicht) aber auch mit der Wohn- oder Arbeitssituation.

Bei mir ist es so: Ich bin en offener Typ, das merkst man wohl aus meinen Beiträgen. Ich hasse es, um den Brei zu reden. Es hilft mir, wenn ich über die Krankheit reden kann. Es hilft auch meinem Umfeld, wenn sie keine Angst haben müssen, mich zu schonen. Und bei vielen ist auch ein grosser Informationbedarf da, wie es mir geht, mit mir weiter geht. Darum habe ich auf der einen Arbeitsstelle und im näheren Bekanntenkreis offen informiert. Beim Aug in Aug fand ich es jeweils fast heftiger für mein Gegenüber. Ich wusste ja schon, mit welcher Keule er/sie jetzt gleich traktiert wird. Die Betroffenheit ist jeweils gross, oft folgt minutenlanges Schweigen.

Eine Ausnahme gibt es: Ich leite neben meiner fixen Anstellung eine winzige Privatschule, in der ich auch ein paar wenige Lektionen unterrichte. Dort habe ich zwar das Lehrerteam, nicht aber die Eltern informiert, aus Angst, dass ein paar von ihnen in einer Panikreaktion ihr Kind schon vorsorglich mal irgendwo anders anmelden, weil sie glauben, die Schule gehe nun vor die Hunde. Bei einer Gesamtschülerzahl von 14 Kindern, braucht es nur wenige und die Schule muss dicht machen. Dort habe ich nur gesagt, dass ich nach einer OP in den Sommerferien eine länger Rekonvalsenz brauche. Inzwichen, da ich die Chemo sehr gut vertrage, habe ich auch schon wieder einige Lektionen erteilt und werde wohl nach den Herbstferien nun mit der Wahrheit rausrücken, da ersichtlich ist, dass ich trotz BK die Schule weiterhin leiten kann.

Im weiteren Umfeld entscheide ich von Fall zu Fall, wem ich was sagen möchte. Ich trage seit einer Woche eine Perücke, die meiner alten Frisur täuschend ähnlich sieht. Nun freue ich mich jeweils diebisch, wenn ich auf Leute treffe, die noch nichts wissen, und die nichts merken. Es tut eben auch gut, wenn man nicht dauernd auf die Krankheit angesprochen wird, wenn nicht jeder dir die Krankheit ansieht. Man kann dann auch mal über normale Themen sprechen, wie früher. Und wenn ich es dann doch sagen möchte, steht mir das frei.
Eine Frau aus der Selbsthilfegruppe, die ich hier im Ort besuche, meinte gestern, sie hätte sich das Leben wohl selbst schwer gemacht, weil sie keine Perücke getragen hat. Mit den Tüchern ist die Krankheit einfach viel sichtbarer. Aber am Ende musst du selbst entscheiden, was für dich stimmt. Ich kenne auch Frauen, für die kam eine Perücke gar nicht in Frage.

Zu den Gelnägeln kann ich leider nichts beitragen, vielleicht weiss das jemand anders.

Was das Essen angeht, so habe ich viele gute Informationen gefunden in einem Buch, das jemand anders hier im Forum erwähnt hat: Gemeinsam gegen Krebs von Prof. Dr. G. Dobos und Dr. Sherko Kümmel. Ich finde das Buch sehr empfehlenswert, zeigt es doch auf, wie die Schulmedizin und die Komplementärmedizin kombiniert werden können. Mir gefällt, dass man es gemeinsam anpackt von beiden Seiten und nicht dieser Grabenkrieg herrscht, wo jede Seite die andere verteufelt. Ich mache selbst zusäzlich eine TCM-Begleittherapie (TCM = traditionell chinesische Medizin). Ich bekomme Vitalpilze für das Immunsystem und die Entgiftung und Akupunktur um das Blut und Qi aufzubauen. Bestimmt trägt es dazu bei, dass ich die Chemo so gut vertrage - und wenn es nur ist, weil ich daran glaube.
Grundästzlich sagt mein TCM-Therapeut aber in Sachen Essen, dass es das Wichtigste ist, dass man überhaupt isst, und dann natürlich so ausgewogen wie möglich. Keine spezielle Krebsdiät auf eigene Faust.

Häkeln ist ganz bestimmt eine gute Sache. Ich habe mehrfach gelesen, das Stricken gut sein soll um die möglichen Nervenstörungen in den Fingern zu behandeln/Vorzubeugen und habe mir deshalb auch wieder ein Strickzeug zugelegt. Bin allerdings aus Zeitgründen noch nicht so weit gekommen ... Mit meiner neuen Forumsgemeinschaft verbringe ich viel mehr Zeit als mit Stricken

Noch meinen Senf zum Thema Verdrängung: Ich denke nicht, dass es Verdrängung ist, wenn du dir ganz praktische Fragen stellst, wie Perücke oder Mütze, kann ich häkeln, was darf ich (nicht mehr) essen. Im Gegenteil. Du befasst dich ja mit der neuen Realität. Es ist wohl eher Pragmatismus, den ich hier sehr viel im Forum antreffe - und auch an mir gut kenne. Einfach Schritt um Schritt kleinere und grössere Themen anpacken, die gerade auftauchen.
Ich habe mich zu Beginn auch sehr oft gefragt, ob ich etwas verdränge. Bin am Tag nach der Erstdiagnose 2 Wochen in Urlaub geflogen und habe ihn GENOSSEN!
Aber bewusst - nicht unbeschwert. Trotzdem habe ich mich mit dem Thema befasst, die nach dem Tod meines Mannes längst geplante Patientenverfügung nun endlich in Angriff genommen. Ich glaube nicht, dass ich etwas verdränge - und gleichzeitig finde ich es kaum fassbar, diese Tatsache dass ich nun BK habe. Alle Fakten sind da, ich kann drüber sprechen, weiss, welche Behandlung kommt, weiss mittlerweile auch, wie sich die anfühlt - aber richtig fassen kann ich es trotzdem nicht.
Ich denke, das ist eher so ein psychischer Schutzmechanismus als aktive Verdrängung. Das ging mir ähnlich nach dem Tod meines Mannes. Man weiss es, aber man kann es nicht fassen.

So, genug für den Moment. Der Magen knurrt und am Nachmittag kommt Besuch.

Ich schicke dir viel Kraft und Zuversicht, davon habe ich im Moment noch genug auf Reserve.
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