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  #1  
Alt 06.11.2015, 08:25
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Lunaselene Lunaselene ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Guten Morgen!

Wie gestaltet ihr euren Alltag? Trefft ihr euch schon mit Freunden oder geht raus? Bei mir ist es noch keine 3 Monate her als mein Mann starb, viele fragen mich nach einem Treffen, wollen mich ablenken. Aber doch, fühle ich mich am wohlsten daheim. Meist sag ich zu und 5 min vorher schick ich ne SMS das ich doch nicht komm.
Ich hab jetzt mal ein Theaterabo mit den Kids genommen, mit ihnen fällts mir leichter und klar die Kids brauchen Abwechslung. Wenn ich sie nicht hätte :-)

lg Luna
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Mein Schatz, gestorben am 22.08.2015
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  #2  
Alt 06.11.2015, 16:50
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo zusammen,

es gibt nur noch wenige Menschen, denen ich mich aufrichtig öffnen kann, hier gelingt es mir aber gelegentlich, auch wenn es nur ein grober Einblick in meine Gedanken und Gefühle ist...

Manchmal habe ich Angst vor den noch vor mir liegenden (Lebens)Jahren und dem, was womöglich noch Schreckliches geschehen könnte.
Und dann wieder verspüre ich eine innere Kraft, dann will ich leben. Aber wie?

Ich hoffe und wünsche es wird mir gelingen, meinen Mann ohne Wenn und Aber in mein Leben einzubeziehen, in Gedanken daran teilhaben zu lassen.
Wenn auch nicht glücklich, wäre es schön mehr Sinn zu spüren, ohne neidisch auf das Leben anderer zu schauen, die vielleicht gemeinsam alt werden dürfen.
Feste Strukturen habe ich, es fehlt nur manchmal an Geduld, die Stimmungsschwankungen auszuhalten.

vintage: Schön von dir zu lesen. Wenn der seelische Schmerz sehr groß ist und du intensiv um deinen lieben Mann trauerst wünsche ich dir, dass du Menschen um dich hast, bei denen du weinen darfst, ohne dich dafür rechtfertigen zu müssen, damit sich der Schock irgendwann langsam auflösen kann. Sei virtuell herzlich von mir umarmt....

Nur wer selbst die Erfahrung gemacht hat, wie schwer es ist einem zutiefst verängstigten Menschen , dessen Lage aussichtslos scheint ( wie bei unseren lieben Männern und Frauen während ihrer Krankheitsphase) tatenlos gegenüberzusitzen, weiß wie es sich anfühlt so hilflos zu sein.
Ich hatte oft das Gefühl, es sei nichts das ich "nur" da bin im Angesicht der schrecklichen Erlebnisse. Die Trauer begann nicht erst nach dem Tod meines Mannes, sondern lange vorher.

Lunaselene: Gib dir Zeit zum Trauern! Du könntest dich solange von den anderen distanzieren, wie es dir gut tut und es dir möglich ist. In der Trauer ist (fast) alles erlaubt und es kann dir keiner vorschreiben wie du dich zu verhalten hast. Die vertraute Wohnung bietet gerade in der ersten Zeit nach dem Verlust einen wertvollen Schutz, den ich bis heute brauche um zu mir selbst zu finden.
Manchmal hatte ich besonders im ersten Jahr das Gefühl ich "verstumme."
Es gibt Tage, da sprach/spreche ich - außer mit meinem Hund - mit niemanden.
Dann vermisse ich auch keinen "nur" meinen Mann.

Jutta
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  #3  
Alt 13.11.2015, 15:58
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Ich bin gerade vom Hundespaziergang zurückgekommen.
Der Tag war bis jetzt ausgefüllt. Gleich erwarte ich noch meine Schwester und wir plaudern meistens nett miteinander.

Am Ende eines Tages Streife ich die Alltagsfassade ab und bin allein.
Andere Menschen, die selbst bei allem Mitfühlen nicht den Hauch einer Ahnung haben, was so ein brennendes Vermissen bedeutet, lasse ich draußen und versuche solche Kontakte schnell wieder zu vergessen.
Wahrscheinlich ist es gut so, dass sie ( noch ) nicht wissen, wie sich so eine Katastrophe anfühlt, sonst würde man in dieser Welt wohl schnell komplett verrückt werden.
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  #4  
Alt 13.11.2015, 17:51
vintage vintage ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Zitat:
Zitat von Yogi 12 Beitrag anzeigen
Andere Menschen, die selbst bei allem Mitfühlen nicht den Hauch einer Ahnung haben, was so ein brennendes Vermissen bedeutet, lasse ich draußen und versuche solche Kontakte schnell wieder zu vergessen.
Wahrscheinlich ist es gut so, dass sie ( noch ) nicht wissen, wie sich so eine Katastrophe anfühlt, sonst würde man in dieser Welt wohl schnell komplett verrückt werden.
liebe yogi,

ja, du hast es wieder erfasst mit deinen zeilen.
manche muss man sich vom leibe halten.

lg, vintage
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #5  
Alt 15.11.2015, 19:34
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Zusammen,

erst einmal danke für deine Antwort vintage.

Obwohl im Grunde alle Menschen im Laufe des Lebens Leid erleben, fühlt man sich durch den Verlust mit den anderen nicht mehr eins.

Ich möchte meine Trauer nicht klein reden, aber manchmal, wenn ich mir entsprechende Dokumentationen früherer Epochen anschaue, wird mir bewusst, dass das Leben vieler Menschen sehr schwer war.
Die persönlichen Verluste durch Krankheit und Tod waren so zahlreich und alltäglich, dass Trost noch viel mehr nottat, als das heute bei den meisten Menschen in unserer westlichen Welt der Fall zu sein scheint. Dass es im Grunde alle traf, scheint dem Verlust etwas von seiner Schärfe genommen zu haben.

Es ist bestimmt kein Zufall, dass sich viele Trauernde nur noch unter ihresgleichen wohlfühlen können.
Nur wer versteht, was es heißt, einen geliebten Menschen zu verlieren, kann einem wirklich nah sein.

Jutta
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  #6  
Alt 20.11.2015, 09:54
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Neulich in der Trauergruppe konnte ich Gedanken und Gefühle ansprechen, die ich sonst für mich behalte.

Hier werde ich in meinem Denken und Verhalten ernstgenommen, kann darüber reden, wofür zu leben es sich noch lohnt, oder auch nicht...
Niemand maßt sich an, zu wissen was der Verlust für den anderen bedeutet, denn jeder trauert anders.
Es gibt Momente der Nähe zu meinem Mann und ich habe dort genug Zeit, über ihn in all seiner Vielfalt zu sprechen.

Wiederholt träume ich von Ingo - und kürzlich auch von meinem Vater.-
Beide sind an Lungenkrebs gestorben.

Es sind keine schönen Träume.
Trotzdem hoffe ich, dass gerade mein Mann mir im Traum ein Zeichen oder eine Botschaft übermittelt, aus der ich Kraft schöpfen kann, die vielleicht sogar
Gutes bewirkt.





Mein Mann: 12.02.58 - 07.08.2014
Mein Vater: 12.06.35 - 16.08.2010
Meine Mutter: 09.08.32 - 21.02.2014
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  #7  
Alt 20.11.2015, 10:20
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Lunaselene Lunaselene ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Das ist schön das du eine Trauergruppe hast. Würd ich mir hier auch sehr wünschen, aber irgendwie findet sich nichts. Ich finds immer ganz spannend wenn mich Freunde fragen: Und wie gehts dir jetzt, ist schon besser? Ich sag dann immer das sich für mich noch nichts verändert hat. Der Alltag funktioniert, aber er funktioniert eben nur...

Träume, die wünsch ich mir immer wieder vorm Einschlafen, aber es kommt nichts. Mehr Erfolg hab ich wenn ich bewußt eine Meditationsmusik höre und versuche ihn zu erreichen.

Die Kraft glaub ich, bekommen wir alle irgendwie, sonst würden wir das gar nicht so bestehen. Woher...vielleicht von unseren Lieben und wir bekommens gar nicht so mit? Ich glaub, gerade wenn sie zur Energie (alles noch mit viel ????) werden, könnten sie das mit Leichtigkeit oder? Ich wünsch es mir auch

vlg und ein schönes Wochenende euch allen!
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