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  #1  
Alt 15.07.2017, 14:36
Mel_1 Mel_1 ist offline
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Standard AW: Trauerverarbeitung - kein Stein mehr auf dem anderen

Hallo Marlene,

Ihr habt sicher einen Hausarzt, der Deine Eltern beide betreut /hat. Redet mal mit ihn, evtl findet er einen Zugang zu Deiner Mutter und sie lässt sich auf eine Trauertherapie ein.
Mir scheint, das ist grad richtig sinnvoll.
Was Euch betrifft, auch wenn sie Euch anschreit etc...nehmt Euch Eure Auszeiten und zieht das auch ohne Schuldgefühle durch.
Sie muss sich abfinden, dass die Kinder/Schwiegerkinder nicht ihr Leben leben können, jeder muss da alleine durch.
Ich würde auch auf die Zärtlichkeiten untereinander in ihrer Nähe nicht verzichten, sie muss sich dran gewöhnen.
Eine TRauertherapie kann ihr da sicher helfen, auch ihr Leben selbst alleine in die Hand zu nehmen.
Evtl wäre auch eine Kur gut, wo sie eine Trauertherapie macht. So wäre sie aus dem Umfeld erstmal raus und Ihr habt auch Luft zum atmen.
LG
Mel
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  #2  
Alt 16.07.2017, 04:36
Marlene2014 Marlene2014 ist offline
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Standard AW: Trauerverarbeitung - kein Stein mehr auf dem anderen

Hallo Mel,
den Hausarzt hat meine Mutter bereits verprellt. Sie meidet ihn, da er angeblich Schuld ist an Vaters Tod. Sie sagt jedem, was sie von ihm hält!!! Hemmungslos. Aber auf die Idee Kur kam ich gestern auch. Mutter lässt sich vermutlich nicht dazu überreden. Trotzdem werde ich morgen bei der Krankenkasse nachfragen, ob etwas in der Art angeboten wird. Ich war mit Mutter bereits 1x in einer örtlichen Trauergruppe. Die Schilderung ihrer Version war haarsträubend, die Ärzte hätten Vater ermordet und ihr Mann sei "plötzlich verstorben" Nur um ein Beispiel zu nennen. Sie hat Papa's Krankheit ja bis zuletzt geleugnet. Ich saß dabei und sagte nix dazu, es sollte ja IHR geholfen werden und ich konnte ihr in der Gruppe ja schlecht widersprechen. Allerdings hatten ihr die Therapeuten dort sofort, gleich nach der Vorstellung, Einzelgespräche vorgeschlagen. Haben also gemerkt, dass bei Mutter etwas sehr im Argen liegt. Die Einzelgespräche will sie nicht, die Gruppe erstaunlicherweise schon. Wenn ich sie begleite. Da momentan Funkstille ist, fehlt mir leider selbst dazu jede Motivation. Aber die Krankenkasse wäre ein Weg.
Pfarrer, Hausarzt, Verwandte, im Grunde hat sie schon fast jeden verprellt. Es ist schlimm mit ihr, sehr schlimm. Papa hat sie jahrzehntelang vor der "bösen Welt" bewahrt. Ich hab Angst, dass sie das nicht überlebt, wenn wir uns jetzt weiterhin zurückziehen aber im Grunde hat sie uns keine Wahl gelassen. So kann man nicht miteinander umgehen. Sie schrie mich an beim letzten Telefonat, dass wir uns gar nicht mehr treffen brauchen. Wenn wir ihr nicht 100% unserer Kraft und Freizeit schenken. Ich hab noch meinen Beruf, der Kraft kostet.. Konnte mich lange kaum darauf konzentrieren. Dann soll ich den bitteschön kündigen.. Die Liste ist endlos. Wir fragen uns, ob wir so herzlos sind und ob mit uns etwas nicht stimmt.
Jeder hier hat sein Päckchen zu tragen. Ob andere Mütter oder Väter auch so sind?

LG, Marlene
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  #3  
Alt 16.07.2017, 11:43
amunet amunet ist offline
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Standard AW: Trauerverarbeitung - kein Stein mehr auf dem anderen

Hallo Marlene,
eure Situation ist wirklich schwierig,um es mal vorsichtig auszudrücken! Mit normaler Trauerverarbeitung hat das nichts mehr zu tun. Einen wirklichen Rat kann ich dir leider nicht geben aber so wie ich das sehe wäre eine psychologische Behandlung wohl das beste für deine Mutter.Ich glaube Trauergruppen werden in diesem Fall auch nicht helfen.Du schreibst das dein Vater das 60 Jahre mitgemacht hat also schätze ich das deine Mutter so um die 80 sein muss? Wenn sie natürlich jede Behandlung ablehnt kann man wenig machen.Die Einsicht das man Hilfe braucht muss von selber kommen.Ich kann mir nicht vorstellen das eine Mutter mit solch einer Situation in der ihr jetzt steckt zufrieden ist.Mal ganz abgesehen vom Tod deines Vaters,was ja schon schlimm genug für sie ist,auch noch das Kind und Freunde "verlieren"?
Du fragst ob andere wohl genauso sind? Kann ich dir nicht beantworten aber schildern wie ich mit dieser Situation umgehe.Ich bin übrigens "erst 46 J"alt.
Mein Mann 54 Jahre, ist vor etwas über 4 Wochen an Lungenkrebs gestorben.Wir wussten das die Prognose nicht gut war also kam sein Tod nicht überraschend aber aufgrund einer Lungenentzündung dann doch sehr plötzlich.Man denkt das man Zeit hatte sich auf diesen Tag vorzubereiten,sich vorzustellen wie das ist wenn der geliebte Mensch nicht mehr da ist,aber dem ist nicht so! Von einer Minute zur anderen ist alles anders
Die Welt die ich kannte existiert nicht mehr,alle Pläne die man hatte sind auf einmal nichts mehr wert.Alles erscheint vollkommen sinnlos und egal.Ich denke das deine Mutter genau die gleichen Gefühle hat aber die Trauer in eine grosse Wut auf alles und jeden verwandelt hat.Ich bin sehr dankbar das mein Sohn 26J mit Freundin,meine Eltern,Schwager und meine beste Freundin jederzeit für mich da sind.Allerdings respektiere ich deren Leben welches für sie ja relativ normal weitergeht.Ich freue mich wenn jemand vorbeikommt und ich mich unterhalten kann (die Stille ist das schlimmste).Auch ich habe Probleme den vertrauten Umgang der Paare untereinander zu sehen.Einfache Sätze wie:"Schatz bringst du mal einen Teller mit raus",oder ähnliches erinnern mich daran das ich das nicht mehr habe.Letzte Woche habe ich mitten im Supermarkt angefangen zu weinen nur weil ein älteres Ehepaar vor mir lief und ich dachte:"Schön,die dürfen zusammen alt werden und warum durften wir das nicht"? Das hat nichts mit Neid oder das ich anderen etwas nicht gönne zu tun,es macht mich nur wahnsinnig traurig.ICH weine dann,DEINE MUTTER teilt aus.Vielleicht ist es so leichter für sie...Ich glaube nicht das sie realisiert das sie mit diesem Verhalten alles noch schlimmer macht.
Ich gehe zu einer Onkopsychologin um das ganze erlebte zu verarbeiten.Sieben Monate hoffen,bangen,kämpfen und stark sein haben Spuren hinterlassen.Mir helfen diese Gespräche sehr und ich hoffe das auch ich eines Tages wieder Licht am Ende des Tunnels sehe.
Sorry das es jetzt so ein Roman geworden ist
Liebe Grüsse:amunet
__________________
Mein Mann:kleinzelliges Bronchialkarzinom
ED:Ende November 2016
Gestorben am:14.6.2017 mit nur 54 Jahren
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  #4  
Alt 17.07.2017, 14:00
Marlene2014 Marlene2014 ist offline
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Beiträge: 25
Standard AW: Trauerverarbeitung - kein Stein mehr auf dem anderen

Hallo amunet,
deine Zeilen haben mich sehr berührt. Bin ich doch "bloß" Tochter. Mein herzliches Beileid!
Mir geht es dennoch so wie du schreibst alles sinnlos, grau in grau. Auch das Weinen im Supermarkt kenne ich. Z.B. wenn ich Papa's Lieblingsschokolade seh, die ich ihm jetzt nicht mehr mitbringen kann und und und. Ja, es kommt in Wellen. Möchte das jetzt nicht vertiefen, wir kennen das ja alle.
Was mich tröstet: Papa starb ebenfalls plötzlich wenn man so will, auch an einer Lungenentzündung
Denke, ihm ist dadurch viel Leid erspart geblieben. Knochenmetastasen sind sehr schmerzhaft.
Habe auch viele Bücher verschlungen zum Thema Nahtoderfahrung, etc. Auch ein Buch über die Trauerverarbeitung einer jungen Frau, die Mann und ihre 2 kleinen Kinder bei einem Unfall verloren hat. Sie wurde irgendwann wieder glücklich.
Du hast natürlich recht, bei meiner Mutter kann es nicht nur Neid sein, wenn sie glückliche Paare sieht, sondern Schmerz. Sie ist ganz sicher ganz schrecklich unglücklich mit diesem Kontaktabbruch. Das seh ich auch so. Wie du das machst mit Sohn und Freundin würde ich es auch sehen, dass es das einzig Richtige ist. Würde meinem Sohn (37), und seiner kleinen Familie niemals Vorschriften machen. Wenn alles freiwillig und man die Zeit gut miteinander verbringen kann, kommt jeder gerne. Von meiner Mutter kenn ich leider kein anderes Verhalten
Im Verlauf von 2 Therapien wurde mir wegen ihres narzisstischen Verhaltens zum Kontaktabbruch oder -einschränkung geraten. Das ist nun natürlich sehr schwer durchzuhalten. Früher war es immer Papa, der die Wogen glättete. Ihm zuliebe haben wir nachgegeben. Zu einer richtigen Aussprache mit ihr ist es niemals gekommen wegen Schreien, Toben und immer im Recht. Vielleicht wär jetzt der richtige Zeitpunkt? Doch mir ist auch klar, dass sie sich in ihrem Alter (82 ) nicht mehr ändern wird. Höchstens vordergründig, weil sie sich Vorteile dadurch erhofft Lieber sinnt sie auf Rache. Seit ich denken kann streitet sie mit Gott und der Welt, auch mit der Verwandtschaft. Und wenn sie mit jemand schöntut redet sie trotzdem schlecht über die betreffende Person. Hab ihr das schon 1000 x gesagt, Papa auch , dass wir so ein Gehetze nicht hören wollen. Hat nix genutzt. Dann fängt sie an zu streiten, man würde sich gegen sie stellen.

Was ist eine Onkopsychologin?

Liebe Grüße
Marlene

Nachtrag: wir sind knapp 60 und 63 Jahre alt und ebenfalls nicht gesund, 50% Behinderung, ich wegen Depressionen, auffällige Infektanfälligkeit...mein Mann Herzprobleme, Rücken, das ist IHR alles egal. Was ihr immer habt heißt es dann, sie sei gesund! Und hatte den Krieg und keine Kindheit. Und wir sollen uns gefälligst versklaven lassen, schließlich leidet sie am meisten. Wobei Letzteres ja sogar stimmt! Oh Mann...

Geändert von gitti2002 (18.07.2017 um 00:33 Uhr) Grund: Beiträge zusammengeführt
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  #5  
Alt 17.07.2017, 22:40
amunet amunet ist offline
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Ort: NRW
Beiträge: 42
Standard AW: Trauerverarbeitung - kein Stein mehr auf dem anderen

Hallo,

so wie du es schilderst ist wohl ein vernünftiges Gespräch mit deiner Mutter nicht möglich.Sehr schade aber da scheint echt Hopfen und Malz verloren.
Man könnte vielleicht noch eine letzte Sache versuchen:Wenn reden oder telefonieren keinen Sinn macht schreib ihr doch einen Brief. Gib ihr zu verstehen das ihr gerne bereit seit ihr zur Seite zu stehen FALLS man mit ihr mal wieder vernünftig reden kann und nicht nur angeschrien und mit Vorwürfen überhäuft wird.So weiss sie das die Tür angelehnt ist und sie kann entscheiden ob sie sie öffnen möchte.Ist nur so eine Idee...Falls das auch scheitert solltet ihr euch allerdings zu eurem eigenen Wohl zurückziehen.Ein Mensch kann nicht unbegrenzt einstecken.
Onkopsychologen kümmern sich um das seelische Wohl von Krebspatienten.Helfen beim verarbeiten der Diagnose und allem was da dran hängt.Eigentlich sollte mein Mann dort hin aber er wollte nicht.Er ist mit seiner Krankheit klargekommen weil er ein sehr positiver Mensch war und nicht immer alles "analysieren" musste.Bei mir hat das alles ziemliche Spuren hinterlassen also schickte unsere Hausärztin mich vorsorglich nach seinem Tod selbst dorthin.Mir hilft das sehr und ich bin froh über diese Hilfe.
Ich hoffe das ihr das mit deiner Mutter noch halbwegs hinbiegen könnt.An erster Stelle aber sorgt dafür das IHR nicht daran zugrunde geht!
LG amunet
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Mein Mann:kleinzelliges Bronchialkarzinom
ED:Ende November 2016
Gestorben am:14.6.2017 mit nur 54 Jahren
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