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#1
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AW: Du wirst mir an jedem Tag den ich lebe, fehlen
Danke für Eure lieben Antworten.
Wir hatten 16 Monate Zeit, die wir intensiv genutzt haben. Ich habe viele Gelgenheiten genutzt um ihn und uns eine schöne Zeit zu machen. Trotzdem waren es 16 Monate voller Angst. Alle 6 Wochen musste er zum MRT.. und die Angst, dass ein Rezidiv auftreten könnte, war der ständige Begleiter. Meine Familie und ich haben alles zum Thema Glioblastom gelesen, Betroffene, besonders Langzeitüberlebende kontaktiert, Spezialisten kontaktiert, wir haben alles versucht. Aber diese Krankheit ist so grausam und von heute auf morgen war mein Onkel halbseitig gelähmt, sprach nicht mehr etc. Die letzten vier Wochen lag er nur noch Zuhause im Bett und schlief unter einer Höchstdosis Morphium. Einen Abschied gab es somit nicht mehr wirklich. Ich saß an seinem Bett, hielt seine Hand und streichelte seine Haut.. ich wollte einfach da sein. Aber reden konnten wir nicht mehr, er konnte mich nichtmal mehr ansehen. Diese Krankheit ist, wie ihr ebenfalls schon geschrieben habt, so grausam, so unberrechenbar und so aussichtslos. Trotzdem möchte ich es irgendwie schaffen, die schöne Zeit mit ihm in den Fokus zu stellen und mich an den Erinnerungen erfreuen statt an diesem riesigen Verlust kaputt zu gehen. Aber es ist so schwer, nicht nur mein Leid, was mich täglich weinend zusammenbrechen lässt. Besonders das meiner Mutter (seiner Schwester) und seinen Eltern (meinem Opa und meiner Oma). Sie leiden zu sehen tut unendlich weh. Meine Freunde können schlecht damit umgehen.. es ist ja „nur“ der Onkel.. und man hätte ja so lange gewusst, das er krank sei.. sie verstehen es nicht .. Deswegen bin ich hier und freue mich umso mehr über Eure Antworten! Geändert von blindthoughts (27.07.2018 um 11:51 Uhr) |
#2
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AW: Du wirst mir an jedem Tag den ich lebe, fehlen
Hallo blindthoughts,
und wieder habe ich ein Déjà-vu Erlebnis. Unglaublich, wie sich alles wiederholen kann... Wie du, haben wir alles gelesen, recherchiert und probiert, was uns möglich war. Die Hoffnung stirbt ja bekanntermaßen immer zuletzt, zumal mein Schwager uns bis dahin kernig gesund zu sein schien, sportlich aktiv und athletisch war. Angesichts des rasanten Verfalls, der epileptischen Anfälle und neurologischen Ausfälle bei meinem Schwager wurden wir jedoch hilfloser und verzweifelten zunehmend. Die Zeit raste davon und ran wie Sand durch unsere Hände... der Tod war nicht aufzuhalten, aber WIR WOLLTEN IHN NICHT ZULASSEN!!! Das war bis dahin eine der schlimmsten Erfahrungen meines Lebens. Wie bei dir reagierten Freunde und Kollegen nach seinem Tod auf meine tiefe Trauer mit geringem Verständnis. " Mein Gott, es war doch NUR der Schwager"... Sowas kann nur sagen, wer niemals einen gesunden Menschen in kürzester Zeit an eine so grausame Krankheit verloren geben musste. Ich habe natürlich auch wegen meiner verzweifelten Zwillingsschwester, seiner Ehefrau, so gelitten. Ganz wichtig scheint mir zu sein, was du anstrebst, nämlich für euch die gute Zeit, die ihr der Krankheit abtrotzen konntet, in positiver Erinnerung zu behalten. Es klingt profan, aber nur wer erleben musste, was wir erlebt haben, weiß den Wert einzelner schöner Momente am Lebensende wirklich zu schätzen. Und das gibt uns Trost. Mir bis heute. Viele Grüße, Hertzhaus Geändert von Hertzhaus (27.07.2018 um 15:09 Uhr) |
#3
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AW: Du wirst mir an jedem Tag den ich lebe, fehlen
Hallo,
ein einhalb Wochen ohne meinen Onkel liegen hinter mir. Gestern war die Beerdigung. Es war alles so traurig: ihn zu Grabe zu tragen, die Rede, die Beileidswünsche, das war alles so unwirklich. Das passt doch gar nicht zusammen. Der Tod und mein über alles geliebter Onkel.. das passt doch nicht.. Gestern fühlte ich mich den ganzen Tag nur leer, wie ausgehöhlt und der Schmerz meiner Familie hallt doppelt und dreifach in mir nach.. |
#4
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AW: Du wirst mir an jedem Tag den ich lebe, fehlen
Diese Leere hatte, habe ich auch. Sie schafft es bis heute, anderthalb Jahre später, den schönen Sonnenschein, der hier herrscht, zu verdunkeln.
Ich habe gelernt, mit ihr klar zu kommen. Irgendwie. Nach der Beerdigung war es besonders schlimm. Die Termine um alles zu regeln sind erstmal vorbei. Dieses Loch aus Nichtstun ist riesengroß. |
#5
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AW: Du wirst mir an jedem Tag den ich lebe, fehlen
Dein Tod ist nun drei Wochen her, deine Beerdigung zwei Wochen.
In der letzten Woche war ich im Urlaub, er war schon so lange geplant und ich wollte raus.. Aber du hast mich begleitet. Bei jedem Sonnenuntergang habe ich weinen müssen. In diesen Momenten habe ich mich dir so nah gefühlt. Das Meer war immer etwas, was uns verbunden hat, und ich war so traurig, dir dieses Mal keine Bilder schicken zu können. Ich kann gar nichts mehr mit dir teilen, obwohl ich so oft möchte.. Du fehlst uns so sehr. Es ist so ungerecht. Ich hoffe ich finde bald einen Weg, nur noch freudig an dich zurückzudenken, ohne jedes Mal weinend zusammenzubrechen.. |
#6
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AW: Du wirst mir an jedem Tag den ich lebe, fehlen
Hallo,
mein Beileid zum Verlust deines Patenonkels. Am Ende spielt es doch keine Rolle ob es „nur“ der Onkel war. Wenn man einen Menschen von Herzen liebt, ist es auch egal ob man verwandt ist oder nicht. Ich habe im januar meinen Papa nach 4,5 Monaten Kampf verloren. Ich habe versucht es zu akzeptieren ab dem Moment wo klar war, dass sie ihm nicht mehr helfen können. Er hat in seinem Leben soviel Leid ertragen müssen, dass ich mir eingeredet habe, das es „ok“ ist, wenn er gehen darf. Jetzt, knapp 7 Monate später begleiten mich täglich Bilder. Mein starker Papa, unverwüstlich. So war er bis Oktober 17. zu sehen, wie er zerfiel hat mir so weh getan. Diese Bilder verfolgen mich. Ich hoffe sie werden bald gegen schöne Erinnerungen ausgetauscht. Ich wünsche dir viel Kraft für die kommende schwere Zeit und auch, dass es Momente gibt in denen du lächeln kannst statt zu weinen wenn du an ihn denkst
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Alles Liebe Däumling ——————— Geliebter Papa 21.11.1956-26.01.2018 Mein tapferer Kämpfer, mein Held, mein Herz. ——————— Papa: SPRK Diagnose 09/17, OP 10/17, Bestrahlung ab 12/17, Rezidiv wuchert ins Bronchialsystem Ende Dez 17 |
#7
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AW: Du wirst mir an jedem Tag den ich lebe, fehlen
Hallo Däumling,
erstmal lieben Dank für deine Antwort. Es tut mir sehr leid, dass du deinen Vater verloren hast, dein Verlust ist ja auch noch sehr frisch. Ich weiß genau, was du meinst. Es gibt Menschen in deinem Leben, die sind für dich unverwüstlich, stark, man glaubt, nichts könnte sie in die Knie zwängen. Und dann kommt so eine Krankheit daher, und zeigt dir, dass du falsch gelegen hast. Ich hätte mir nie vorstellen können, mein Leben ohne meinen Onkel verbringen zu müssen. Ein Pate ist dafür da, dass er den Part der Eltern übernimmt, wenn diesen etwas zustößt. So in der Art war es bei mir. Ich wollte so gerne, dass er mich irgendwann zum Altar führt.. und nun ist er nicht mehr da. Ich denke bei so vielen Dingen, Momenten, Liedern, Erlebnissen an ihn.. er wird für immer fehlen. Und ich glaube genau das ist es, was wir akzeptieren müssen. Ich wünsche dir viel Kraft, und das du irgendwann die Zeit dir ihr zusammen hattet, in den Vordergrund stellen kannst und nicht die böse Krankheitsphase, die gerade noch alles überschattet. |
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