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  #11  
Alt 08.05.2005, 22:48
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Nicht nichts ohne dich, aber nicht dasselbe.......

Liebe Briele,

du hast mir heute so eine besondere Freude gemacht damit, dass du an diesem doch schwierigen Tag an mich gedacht hast, danke dir sehr dafür. Und wie schön wäre es gewesen, wenn es das wirklich gegeben hätte,nämlich dich,mich und unsere Mütter zusammen beim Gedankenaustauschen ! Ich bin sicher,dass sich deine Mutter, so wie ich sie aus deinen Erzählungen kennengelernt habe und meine Mutter einiges zu sagen gehabt hätten.Das wäre eine tolle Frauenrunde gewesen und ein schönes Bild, das ich mir zum Einschlafen mitnehme. Weißt du,Mama und ihre 6 Schwestern, das waren/sind schon ganz tolle Frauen mit viel Power und alle haben/hatten einen Sinn für Mystik und ein Gespür für Dinge/ Situationen,die mit Logik nicht zu erklären sind.Ein gewisses "hexisches" Talent ( im positiven Sinn, Hexen waren ja ganz tolle, weise Frauen )haben/hatten sie alle !Deine Mama und du auch ?

Tja, Briele, momentan ist es noch nicht so, dass ich wie du schon gesunde Erinnerungsbilder von meiner Mutter habe.Ich bin doch noch sehr am Verarbeiten, das ganze Krankheitsjahr kommt in kleinen und großen Portionen über mich und will nochmal durchlebt und durchfühlt werden.Doch da waren ja so viele schöne, intensive Momente dabei, da fühl ich ganz viel Zärtlichkeit für meine kleine,tapfere Mama in mir- das ist schön und schmerzlich zugleich. Tapfer war sie wirklich- sie hatte nämlich eine Krebsart, die ihr Gesicht langsam entstellte und ihr linkes Auge zerstörte.Ihr Krebs war also für alle sichtbar,jeder starrte sie an. Manche Leute waren da besonders gefühllos, sie konnten sich von ihrem Anblick gar nicht losreißen. Das hat ihr so weh getan und ich,ich hätte sie so gerne beschützt vor diesen zusätzlichen Verletzungen. Ich gebe ehrlich zu,in solchen Situationen habe ich diese taktlosen Menschen wirklich gehaßt ! Mama ist trotzdem mit mir in die randvolle Krankenhauskantine marschiert, das hat sie sich bzw.uns Kaffeetanten nicht nehmen lassen. Einen so sichtbaren Krebs zu haben ist irgendwie doppelt schlimm,denn Mama konnte nicht wie andere mal die Krankheit verdrängen oder verleugnen, denn jeder Blick in den Spiegel erinnerte sie an ihren Krebs. Und sie musste ihm hilflos beim Wachsen zusehen, die "Beule" auf ihrer Stirn wurde immer größer und ich hatte solche Angst, dass die Haut platzen könnte und der Tumor durchbricht. Es war wie eine Zeitbombe, die wir beide, Mama und ich ticken hörten.
Das sind so Bilder, die mich doch immer wieder mal einholen und nur sehr langsam Schrecken verlieren.
Mama war letztlich auf das Sterben gut vorbereitet, sie schien es gut zu wissen, als nicht mehr viel Zeit blieb und hat sich selbst und mich darauf durch Gespräche " eingestellt". Ein Wunsch von ihr ging nicht in Erfüllung.Es war ihr irgendwie sehr wichtig, dass ich meinen Geburtstag groß feiere mit einer Gartenparty und all den Freunden, die mich- wie sie wußte- so toll unterstützt haben. Sie machte dauernd Pläne und freute sich darauf,mir bei den Essensvorbereitungen zu helfen.Ich habe mich sogar gewundert, dass ihr mein Geburtstag bzw. das Fest dazu so wichtig waren,mir war mein Geburtstag in dieser Situation völlig egal, feiern wollte ich schon gar nicht.Es kam aber ohnehin anders und an meinem Geburtstag war ihr Begräbnis ! Ich glaube, das hat sie ziemlich " gestört" da drüben ,deshalb sage ich ihr oft, dass das schon gepasst hat und dass sich halt mit ihrem Begräbnis an meinem Geburtstag der Kreis des Lebens geschlossen hat.

Ach,Briele, da schreibe und schreibe ich und es tut so gut, dir von meiner Mutter erzählen zu können. Es ist so schlimm, niemand spricht mehr über sie,nicht mal erwähnt wird ihr Name- es ist, als wäre sie nie gewesen ! Das tut mir so weh, ich habe kaum je Gelegenheit, über sie zu reden, weil es niemanden, nicht mal meinen Bruder zu interessieren scheint. Deshalb Briele,danke dir sehr für dein geduldiges, verständnisvolles "Ohr" !

Die nächste Woche, was wird sie uns bringen? Papa hat morgen Untersuchungstermin,dein Werner 4 Tage später. Ich habe Angst und gleichzeitig denke ich, dass wohl schon alles vom Schicksal beschlossen und vorbestimmt ist, was wird.Aber hoffen, wünschen und beten können wir.Und wenn es anders kommt bzw. schlimm kommt,dann beten wir, dass uns die Kräfte wachsen !

Ich denke fest an dich ( und sehe dich bei mir in der Küche sitzen zum Gedankenaustausch und Kaffeetrinken ),

Alles Liebe
Alina
 

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