Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 13.03.2006, 14:22
Benutzerbild von Murmel65
Murmel65 Murmel65 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 09.03.2006
Ort: Elsdorf (NRW)
Beiträge: 4
Standard AW: Wie die Beziehung unter dem Krebs leidet

Hallo Olli,
werde jetzt meine Frau verlassen, allerdings nur um Brötchen zu holen ;-)
Das Sabine die Diagnose Brustkrebs bekommen hat liegt bei und jetzt schon fünf Jahre zurück. Und wir hatten das volle Programm, fünf OP’s, Chemo, Bestrahlung (Danach erneute OP weil auch das gesunde Gewebe durch die Bestrahlung zerstört wurde) und anschließende Hormonbehandlung. Als die Erkrankung bei Sabine ausgebrochen ist waren unsere Kinder 3 und 8 Jahre alt. Diese ganze Geschichte hat meine Frau mehr als deutlich gezeichnet; der Bauchnabel wurde irgendwo hingesetzt nur nicht da wo man ihn normalerweise suchen würde, und auch quer über den Rücken laufen Narben.
Du Olli ich möchte Dir damit nur sagen das wir uns schon eine ganze Zeit tapfer geschlagen haben. So und nun komm ich zu unserem eigentlichen Problem. Ich werde mich da ganz kurz fassen und Dir wenn Du möchtest mal einen Bericht über eine Studie zuschicken in dem ein Prof. aus Heidelberg sehr schön dieses Phänomen beschreibt (nur wie man es verhindert nicht). Also das Problem ist das der erkrankte Partner ein traumatisches Erlebnis hat und dadurch sich automatisch bestimmte Verhaltensweisen ändern. Eines davon, und das ist auch das worunter ich leide (und ich möchte dieses Leid nicht mit dem meiner Frau vergleichen) ist das sich der Partner sehr stark auf sich selber fokussiert. Das kommt dann bei dem Partner als Liebesentzug bzw. als Gefühl nicht mehr angenommen zu werden, an. Diese Problem haben wir anfangs gar nicht wahrgenommen weil man viel zu sehr mit dem direktem Kampf gegen den Krebs beschäftig ist. Aber irgendwann stellten wir fest dass wir ein ganzes Stück auseinander gerutscht sind und dies mehr zu schaffen macht als die direkten Einschränkungen durch dir Krankheit. (Hierzu zählt z.B. die Sexualität)
Und jetzt zu meinen Fehlern:
Ich habe sehr lange gegen jede Veränderung gekämpft, meine Strategie war es so viel wie möglich so zu erhalten wie es vorher war, denn da haben wir uns ja wohl gefühlt.
Und damit habe ich meiner Frau bei ihrem Kampf gegen dem Krebs nur im Wege gestanden, denn Sie musste sich verändern um das traumatische Erlebnis verarbeiten zu können.
Sabine hat sich nach allem umgeschaut was ihr helfen könnte, ich habe mit meinen „technischen Sachverstand“ Dinge in denen sie Hoffnung sah, direkt als Hokus Pokus bezeichnet. Die Aufzählung könnte ich noch ein wenig fortführen, aber ich glaube Du weißt jetzt in welche Richtung es geht.
Du Oli, Du hast geschrieben das Dir was fehlt, Du es Dir aber nicht anmerken lässt. Es gibt sicher keine allgemein gültigen Regeln, aber ich habe anfangs auch meine Sorgen und Ängste für mich behalten. Zumindest für uns war das kein guter Weg. Sabine hätte sich gewünscht ich hätte ihr eher von meinen Gefühlen und Ängsten erzählt.
Ich weiß nicht ob ich das was Du schreibst nur falsch interpretiere, aber ich liebe mein Frau schon seit 17 Jahren und wir haben beide eine Menge Fehler(Erfahrungen) in dieser Zeit gemacht, wir sagen jedoch beide auch heute noch das wir alles wieder so machen würden. Ja, unsere Beziehung hat in der letzten Zeit schwer gelitten und ich glaube dass die Umstände nicht unwesentlich dazu beigetragen haben. Aber weil wir uns immer noch lieben, leiden wir unter diesem Umstand und kämpfen jetzt für unsere Beziehung. Und ich glaube Du siehst auch dass wir schon so manschen Kampf erfolgreich gewonnen haben.
Unsere Beziehung ist mir sehr wichtig, ich möchte nicht die gleichen Fehler noch mal machen. Deshalb wollte ich mich hier im Forum mit anderen Betroffenen austauchen. Ich habe innerhalb kürzester Zeit eine ganze Meng Mails erhalten, jedoch alle nur von Personen wo der Ausbruch der Erkrankung noch nicht so weit zurückliegt. Vielleicht ist das Forum doch nicht die richtige Anlaufstelle. Wie auch immer, ich wünschen Dir und Deiner Frau alles Gute und das ihr den für euch richtigen Weg finden werdet.
Liebe Grüße
Thomas

Geändert von Murmel65 (13.03.2006 um 14:26 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 13.03.2006, 15:51
sonnenstrahl sonnenstrahl ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 21.02.2006
Beiträge: 1.592
Standard AW: Wie die Beziehung unter dem Krebs leidet

Hallo Thomas,

ich finde es etwas schade, dass Du hier nur an Olli schreibst, dir haben in diesem Thread schon viele Frauen ihre Geschichte erzählt. Du hast ihn doch hier rein gestellt um Antworten zu bekommen.
Deine Antwort finde ich aber etwas unpassend.

Viele Grüße
Anett
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 16.03.2006, 09:38
shalom shalom ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.08.2005
Ort: Baden-Württemberg
Beiträge: 221
Standard AW: Wie die Beziehung unter dem Krebs leidet

Hallo Thomas,

ich "war" Angehöriger und bin seit Juni 2000 Hinterbliebener. Wenn Du magst lies in meinem Thread ("Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit") im Hinterbliebenenforum nach.

Die Krebserkrankung eines Partners kann eine arge Belastung für die Beziehung bedeuten, aber es ist auch möglich, dass die Krankheitsbewältigung die Partnerschaft zusammenschweißt.

Viel hängt davon ab, ob Ihr Eure Gefühle, Ängste, Sorgen miteinander austauscht/stehen lassen könnt oder eben auch nicht. Viel hängt vom Grundvertrauen zueinander ab, denn die Krankheit "Krebs" macht empfindsam und einsam.

Du sprichst davon, Deine Erfahrungen (vielleicht auch die anderer) einmal publizieren zu wollen. Du findest in den Foren dieses Krebkompass eher mehr weibliche als männliche Beiträge. Frauen können wohl besser (und anders) ihre Gefühle aussprechen. Männer sind da eher zögerlicher und wollen auch nicht in jedem Fall alles publik gemacht haben in solchen Foren (mein persönlicher Eindruck).

Du selbst läßt in Deinen Beiträgen von Dir selbst wenig bis gar nichts an Gefühlen heraus, sprichst eher abstrakt über die Probleme Eurer Partnerschaft, bittest aber andere Betroffene um deren offene Äußerungen im Forum oder als E-Mail. Ein solcher Austausch von Gefühlen und Erfahrungen ist jedoch ein sehr sensibles Unterfangen. Es muß sich dabei Offenheit und Vertrauen erst entwickeln.

Thomas, Du bist wie ich wohl eher kopfgesteuert, das erleichtert jedoch nicht in jedem Fall die Äußerung und den Austausch von Gefühlen, weder in der Partnerschaft noch hier im Forum.

Das Austauschen von Gefühlen ist manchmal mühsam, es ist mutig und kann sehr viel Vertrauen und Nähe schaffen, wenn man lernt, mit den eigenen Gefühlen und denen des Partners sorgsam und liebevoll umzugehen.

Nur Mut.

Liebe Grüße
Shalom
__________________
Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 17.03.2006, 07:48
shalom shalom ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.08.2005
Ort: Baden-Württemberg
Beiträge: 221
Standard AW: Wie die Beziehung unter dem Krebs leidet

Hallo Thomas,

ich bin durch Zufall in diesen Thread hereingerutscht, da derselbe Thread von Dir am gleichen Tag auch im Angehörigenforum gestartet wurde. Das habe ich dann aber erst später bemerkt, daß Du eigentlich im Brustkrebsforum schreibst. (Daher also mein "Eindringen" hier.)

Durch eine Krebserkrankung wird so etwa alles einer Belastungsprobe unterzogen, was vorher selbstverständlich und stabil war. Es ist auch so, daß einem der Boden unter den Füßen entzogen wird. Meine Frau und ich haben damals sehr viel nachgedacht, sehr viel geschwiegen, sehr viel miteinander gesprochen. Es klingt so banal, aber jeder von uns mußte erst neu herausfinden, wie mit der Krankheit und wie miteinander umgehen. Nichts war mehr so, wie es vorher war. Du hast recht: Jeder war auch sehr viel mit sich selbst beschäftigt, oder wie Du das nennst: auf sich focussiert.

Das Meiste mußte neu austariert werden: Kontakte zu Verwandten und Freunden, die Selbstgestaltung des Tagesablaufs meiner Frau (jeden Tag aufs Neue mit sehr viel Zeit zum Grübeln), die Neugestaltung von Nähe und Distanz (im allgemeinen täglichen Umgang, im Erotischen, im Sexuellen) zwischen uns beiden mit häufiger emotionaler Rückversicherung.

In den beschwerlichen Phasen ihrer Krankheit und bei den Nachwirkungen der schweren Chemos versuchte ich ihr alles Erdenkliche abzunehmen, sie jedoch wollte aus verständlichen Gründen nicht die Kontrolle über sich und ihre Umgebung komplett abgeben. Sie hat mir liebevoll signalisiert, daß sie sich ein wenig "overprotected" fühlte, und dies oder jenes selbst wieder in den Griff bekommen wollte.

Es gibt so viele Dinge, die ich als Gesunder mal eben schnell gemacht habe, für sie war jedoch jede kleine Aktion eine selbst vollbrachte Leistung und machte ihr Mut: Das kann ich schon wieder.

Es sind die vielen kleinen alltäglichen Dinge und der neue Umgang mit ihnen gewesen, die zeigten, ob ich/wir sensibel füreinander waren. Die "großen" Fragen standen dabei immer im Raum: Wie geht es weiter ? Was ist wenn ? Auch das haben wir nicht ausgeklammert. Zeit zum Nachdenken gab es ja viel, aber auch wunderschöne unbeschwerte GEMEINSAME Erlebnisse trotz Krankheit. Und genau die sind es, von denen ich jetzt noch zehre.

Es ist eine sehr intensive, schwere und dabei sehr schöne Zeit, füreinander da zu sein. Diese gemeinsam erlebte Zeit ist nicht wiederholbar, also lohnt es sich bewußt und intensiv gemeinsam zu leben.

Liebe Grüße
Shalom
__________________
Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 18.03.2006, 09:35
Babsi1970 Babsi1970 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 18.03.2006
Beiträge: 6
Standard AW: Wie die Beziehung unter dem Krebs leidet

Hallo Thomas,

vielen Dank für diesen wunderbaren Thread!!
Für unsere Beziehung war meine Erkrankung ein geradezu ein Segen, ich war zu diesem Zeitpunkt grade dabei über Trennung nachzudenken.

Ich spreche jetzt mal für meinen Mann, der auch schreibfaul ist, aber wir haben oft und lang über dieses Thema gesprochen:
Er sagte, meine Krankheit hätte ihm erst die Möglichkeit gegeben, mal zu zeigen was alles an Kraft und Männlichkeit in ihm steckt. (Vorher hab ich ihn scheinbar unterm Pantoffel gehalten, weiß auch nicht so recht....?? Über diese Äußerung war ich dann doch ganz schön entsetzt)
Erst durch meine Schwäche und Hilfsbedürftigkeit hat er sich selbst als potenten Mann wahrnehmen können, und ich habe davon nur profitiert.

Er war für mich der einzige verlässige Partner, dem ich alles sagen konnte, auch was meine Ängste über das Sterben und Entstellt-sein anbelangte. Das war glaub ich die größte Hilfe, die ich von ihm bekommen konnte: das es keine Tabus in unseren Gesprächen gab.

Hallo ihr Männer da draußen, ohne euch geht´s nicht, oder nur sehr viel schwerer - ABER wenn ihr und eure Partnerin es zulassen könnt, dann haben alle beide davon was Gutes.
Hiermit möchte ich stellvertretend für die, die´s so wie ich erlebt haben, allen Männern danken:

Danke
daß ihr da seid für uns,
daß ihr uns eure starken Schultern anbietet, einfach weil ihr das Starke Geschlecht seid, und ihr das halt so macht ohne es groß zu betonen
daß ihr unsere Launen und Zickereien aushaltet,
daß ihr uns so nehmt wie wir sind, einfach weil wir eure Frauen sind.

Und im Speziellen: Mike, ich liebe dich über alles, und bin froh, daß wir beide gemeinsam und jeder für sich da durch gegangen sind.

Liebe Grüße von Babsi
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 10:46 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55