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  #391  
Alt 21.06.2006, 17:10
Andrina Andrina ist offline
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hallo ihr lieben

ihr habt euch ja mächtig ins zeug gelegt mit schreiben! da war einiges nachzulesen! kompliment an euch!

ich kann gar nicht genau sagen, wie es mir geht! ich weiss nur, dass ich mittlerweile anders traurig bin als noch vor ein paar wochen! nicht mehr nur traurig, dass mein papi nicht mehr da ist, sondern irgendwie auch wütend über das leben! manchmal empfinde ich das leben als völlig sinnlos und nicht lebenswert! meine unbeschwertheit, meine leichtigkeit, meine freude am leben und mein unerschütterlicher glaube, dass jeder sein leben selber in der hand hat und für sein schiksal verantwortlich ist, dass das leben voller unerschöpflicher möglichkeiten ist für uns alle... das habe ich total verloren und DAS macht mich im moment extrem traurig oder eher niedergeschlagen und verzweifelt! mir war nicht bewusst, wie sehr uns dieses erlebnis alle verändern würde, wie sehr unsere werte und vorstellungen vom leben davon beeinträchtig werden würden! ich weiss nicht, ob dies ein "neuer" ausdruck der trauer ist und irgendwann, wenn ich alles besser verarbeitet habe, wieder verschwindet oder ob ich nun wirklich so geworden bin! ich weiss nur, dass ich auf keinen fall so sein möchte! andererseits habe ich im moment weder die kraft nocht die lust mich aktiv mit meiner trauer auseinanderzusetzten geschweige denn an meiner einstellung zu arbeiten! ich möchte einfach, dass dieser ausnahmezustand, der irgendjemand seit der diagnose im juni 2004 über uns verhängt hat, endlich vorbei ist und unser leben wieder in geregelten bahnen verläuft, dass unser leben wieder sinn macht!

für ein in geregelten bahnen verlaufendes leben, braucht es aber noch andere dinge! im moment mache ich mir über alles mögliche sorgen und ich denke, wenn sich das alles mal ein bisschen geklärt hat, kann ich mich auch wieder mehr auf mich selber konzentrieren! mein freund hat im letzten jahr die abschlussprüfung versaut und ende juni bekommen wir bescheid, ob es diesmal geklappt hat! dann mache ich mir sorgen, ob er danach einen job findet und wie generell alles weitergehen soll! ich mache mir sorgen, weil meine mami im moment in einer ziemlichen krise ist und noch nie seit er gestorben ist so traurig, depressiv und niedergeschlagen war und sich dies langsam eben auch gesundheitlich bemerkbar macht! seit einer woche hat sie fast täglich, zum teil sogar mehrmals am tag, heftiges nasenbluten! ich weiss, nasenbluten muss nichts schlimmes sein, aber mit meiner oben beschriebenen einstellung, ist natürlich auch das ein weltuntergang! dann ist meine schwester seit dezember auf jobsuche und dass sie bis jetzt noch nichts gefunden hat, belastet mich auch sehr! zu guter letzt ist da noch meine weiterbildung mit den prüfungen im september, bei der ich, obwohl ich seit jeher eine sehr gute schülerin war, angst habe, dass ich es nicht schaffe!

ich mag übrigens auch keine abschiede und ich glaube nicht, dass ich mich je daran gewöhnen werde! ich glaube, ich möchte es auch gar nicht! die menschen, die wichtig sind in meinem leben, bedeuten mir alle so viel, dass ich es nie "einfach" hinnehmen kann, wenn jemand, auf was für eine art auch immer, geht! der spruch von der afrikanischen frau gefällt mir aber trotzdem sehr gut... er ist so simpel und wie wir ja alles wissen, irgendetwas daran ändern was uns allen passiert ist, können wir ja leider sowieso nicht... auch wenn dir für den rest unseres leben trauern!

in diesem sinne... ich merke, dass ich mich mit meinem geschreibe selber ein bisschen aufgebaut habe... wünsche ich euch einen schönen (fussball)abend!

ganz liebe grüsse,
andrina
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  #392  
Alt 21.06.2006, 17:14
AndreaM AndreaM ist offline
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Petra,

ich wusste nicht, dass es am Stammtisch noch andere mit ähnlichen Gedanken gibt - sonst hätte ich den Anfang meines Beitrags sicher nicht so holprig formuliert. Und nein, ich möchte mich nicht exclusiv mit Briele unterhalten, sonst hätte ich ihr ja auch eine PN schicken können.

Ich profitiere hier so oft von Dingen, die ich nur Lese - oft fehlen mir die Worte zum Antworten. So denke ich, vielleicht ist irgendwo mal jemand, dem auch meine Zeilen irgendwie helfen.

Wie lange trägst Du Dich schon mit solchen Gedanken? Weisst Du, ich finde Kinder anderer Leute ja großartig, mein Patenkind ist eh das netteste von allen - aber möchte ich das im Moment wirklich? Das ist für mich die Frage - oder suche ich nur eine Möglichkeit, die Lücke zu schliessen?

Es würde für mich auch bedeuten, einen anderen Partner zu finden oder ein Kind allein aufzuziehen - ist es das wert? Ist das was ich suche?

Wie gehst Du denn damit um?

Herzliche Grüße
Andrea
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  #393  
Alt 21.06.2006, 20:33
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AndreaS AndreaS ist offline
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Hallo Chris, schön, dass du geschrieben hast. Sei herzlich willkommen an unserem "Stammtisch" hier kannst du jederzeit darüber reden, was dich beschäftigt. Nur keine Hemmungen, uns allen hier ist der Austausch eine große Hilfe hat sogar teilweise dazu geführt, dass unser Leben in neue Bahnen gelenkt wurde. Der Austausch, ob traurig oder hoffnungsvoll ist unglaublich hilfreich auf unserem neuen Weg. Erzähl uns von dir, schreib über alles, was andere vielleicht nicht mehr hören wollen oder können, du aber doch so gerne noch erzählen möchtest.

Hallo Annette, ich wünsche dir eine wunderschöne Zeit am Atlantik, lass die Seele baumeln, ordne deine Gedanken und Gefühle und versuch neue Kraft zu schöpfen während dieser Auszeit, denn der Kampf ist leider noch lange nicht zu Ende. Komm gesund wieder und dann erzähl uns, wie es dir ergangen ist.

Liebe Andrina,
irgendwie verändert sie sich ständig die Trauer. Mal ist die Wut dominant, dann wieder die Verzweiflung, manchmal auch fühlt es sich erträglich an. Aber ich glaube aus allem lernen wir uns wieder ein Stückchen mehr kennen, Gefühle, die man vielleicht vorher nicht gekannt hat ergreifen Besitz, man muss sich damit auseinandersetzen und versucht einen Weg zu finden, damit es erträglich wird. Bei mir ist es irgendwie ständig ein erneutes "Abhaken" Das ist wichtig, das ist es wert, dass ich mich einlasse, jenes wieder sollte einfach nicht wichtig sein, stört mich und mein Leben. Deine Angst ist mehr als verständlich, die Hoffnungslosigkeit ebenso. Aber du sagst so schön, dass du das, was dir im "alten Leben" gut gefallen hat an dir als Person, dein Lachen z.B. oder vielleicht auch dein Optimismus, dass du das alles wiederhaben möchtest. Ich glaube, das ist eine gute Voraussetzung nicht "unterzugehen" in der Trauer, der Wille, den Weg raus aus dem Loch, er ist so wichtig. Aber auch diese pessimistischen, mutlosen Gedanken sind wichtig auf dem Weg, müssen gedacht werden, müssen verdaut werden, um irgendwann klar zu sehen, die Liste machen zu können: das will ich und vor allem das will ich nicht! Du kannst nichts auslassen, es gehört zu dir.

Liebe Andrea,
wir schreiben nun auch schon länger miteinander und ich habe deine Beiträge mehr als einmal als sehr hilfreich empfunden. Jeder Gedanke, der formuliert wird, hilft irgendwie weiter. Den Standpunkt wechseln, aus einem anderen Blickwinkel betrachten, wie soll das möglich sein, wenn nicht viele Meinungen und Gedanken aufeinandertreffen.
Es ist gut möglich, dass Briele erst in den nächsten Tagen wieder liest, wird aber wohl eher auf pm oder e-mail - Weg antworten. Sie hat hier ja (ganz bestimmt nur aus technischen Gründen) "Redeverbot". Wenn du also nicht sofort eine Antwort von ihr erhälst, liegt es daran, dass sie zur Zeit einfach nicht da ist.
Was deine Gefühle und Wünsche im Augenblick betrifft, so kann Briele dir bestimmt besser weiterhelfen. Was mich jedoch etwas traurig macht ist deine Aussage, dass dein Partner so absolut deinen Kinderwunsch verneint, dass, wenn du ihn umsetzen würdest dies auch das Ende der Beziehung bedeuten würde. Sicherlich kann man ein Kind alleine erziehen, aber es ist bestimmt keine einfache Aufgabe und erst recht nicht wünschenswert für das Kind.

Ich wünsche euch allen einen erträglichen Abend. Kommt gut durch die Nacht
LG @ alle

Andrea
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  #394  
Alt 22.06.2006, 07:58
AndreaM AndreaM ist offline
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Liebe Andrea,

es ist lieb was Du schreibst - ich denke oft, nur ich finde hier Hilfe, ich habe selten das Gefühl, auch etwas zurückgeben zu können.

Ich möchte nur eben richtigstellen: nein, mein Partner verneint nicht meinen Kinderwunsch - darüber haben wir in der letzten Zeit nicht wirklich gesprochen. Wir waren uns nur von Anfang an einig, dass wir keine Kinder wollen - und ich habe bisher keinen Anlass davon auszugehen, dass seine Einstellung sich geändert hat. Bevor ich mit ihm darüber spreche, möchte ich mir allerdings erstmal selbst klarwerden, was ich eigentlich möchte. Denn ich hadere eigentlich mehr mit der Vergangenheit als dass ich jetzt ein klares Bild von einer Zukunft mit Kindern vor Augen hätte - es ist alles schwer zu beschreiben...

Liebe Grüße Euch allen und einen sonnigen Tag!
Andrea
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  #395  
Alt 22.06.2006, 08:32
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AndreaS AndreaS ist offline
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Guten Morgen an alle!

Liebe Andrea,

weißt du, wenn ich so über mich dachdenke, glaube ich fast, dass auch dieses Hadern dazugehört. Durch den Tod unserer Lieben vollkommen aus der Bahn geworfen, beginnt man irgendwie alles zu hinterfragen.

Ich habe mich sehr früh für ein Leben mit Kindern und gegen eine berufliche Karriere entschieden, hatte zum Glück einen Partner, der diesen Wunsch teilte. Ich glaube ihr alle wisst, wie viel mir meine Kinder bedeuten, dass ich jedes einzelne niemals missen möchte. Und dennoch habe auch ich mir hin und wieder die Frage gestellt: War alles so richtig? Hättest du nicht besser dies oder jenes tun sollen? Warum hast du dich damals nicht bei einer Behörde o.ä. beworben (damals waren die Möglichkeiten ja durchaus noch besser als heute) du hättest ausgesorgt, der finanzielle Druck wäre heute doch bei weitem nicht da. Natürlich kommt man in seinem Leben hin und wieder an einen Punkt, an dem man alles hinterfragt, Zweifel an seinen Entscheidungen hat. Und trotzdem drehe ich mich selbst in diesem Punkt immer wieder im Kreis. Denn jede Entscheidung führt dich in eine bestimmte Richtung. Und wenn du zurückblickst und sagst, es hat sich bis dato richtig angefühlt, kann die Entscheidung ja nicht wirklich schlecht gewesen sein, denn bis dahin hast du sie ja auch voller Überzeugung getroffen.

Und sogar dieser zugegeben auch etwas flache Spruch "wer weiß, wofür es gut war" ist bei näherem hinblicken gar nicht so verkehrt. Es ist tatsächlich sogar denkbar, hättest du dich für Kinder entschieden, dass dein Verhältnis zu deiner Mutter anders gewesen wäre. Es hätte andere Probleme, eventuell andere Spannungen und Streitpunkte gegeben, die du nicht kennst, da die Situation nie da war, denkbar, möglich, natürlich kann man es letztlich nicht wissen.

Wahrscheinlich kommt früher oder später doch jede Frau an den Punkt - da haben es Männer halt einfacher - da die Frage nach Kindern sich aufdrängt. In einer Situation, in der Gefühle und die Sehnsucht so groß ist, ist es für mich mehr als verständlich.

Ich glaube, jede Lebensart, die aus Überzeugung gelebt wird, ist richtig. Mit manchen Dingen muss man sich leider (altersbedingt) früher oder später dann endgültig abfinden. Ich werde niemals einen gut bezahlten Job haben, der mir ein sorgenfreies Leben ermöglicht, an meine Rente mag ich gar nicht denken. Bis zu Claus Tod war es kein Thema, unsere Planung war anders. Heute ist es ein Thema, aber nicht mehr zu ändern. Und trotzdem sage ich: Ich würde alles immer wieder so machen, denn bis das Schicksal mich gezwungen hat, meinen Weg anders zu gehen, war alles richtig.

Willst du denn nicht doch mal mit deinem Partner über deine Gedanken sprechen? Vielleicht hat bei ihm ja auch irgendwie ein "Umdenken" stattgefunden. Was gestern so war, kann doch heute auch für ihn anders sein. Wäre das nicht denkbar? Und in einem Gespräch mit allem pro und contra, besteht doch auch für dich die Chance, eventuell Klarheit zu finden, was du eigentlich wirklich willst.

Heute nun noch einmal Daumendrücken. Wenn auch nur noch für den Notendurchschnitt, alles andere ist ja zum Glück überstanden.

Ich hoffe, dass ich heute rechtzeitig rauskomme, habe noch so viel vorzubereiten. Freue mich auf das Wochenende und doch liegt es mir ein wenig im Magen. Morgen steigt die Überraschungsparty für Saski. Ihre Schwester bereitet heute Plakate vor, die wir an der Fassade entlang aufhängen werden "Und tschüss Saski" oder so. Bekomme auch Besuch aus der Ferne und erwarte Alibigäste, damit es nicht auffällt, dass was im Gange ist. Die Planung läuft schon seit Wochen, bin mir nicht ganz sicher, ob nicht doch etwas zu ihr durchgedrungen ist, hoffe aber nicht. Verdacht ist ja nicht Wissen. Saskia ist morgen auf eine Party eingeladen, auf die wir sie auch "ganz entspannt" gehen lassen werden. Von dort wird sie von einem "Überfallkommando" entführt und zu uns zurückgebracht, wo sie dann von ihren Freunden empfangen und mit einer Party nach Malle verabschiedet wird. Viel Improvisation, aber ich bin guter Dinge, zumal das Wetter auf unserer Seite zu sein scheint. So viele Leute im Haus, nein Danke!

Nun, wieder ein Roman geworden, werde mir noch ein wenig Arbeit suchen und dann gehts in die heiße Phase.

Kommt alle gut durch diesen Tag. Grübelt nur so viel wie es euch gut tut, lasst das Tier in der Ecke und denkt an den "neuen Spruch" Kopf hoch, damit die Lieben unsere Gesichter sehen

LG
Andrea
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  #396  
Alt 22.06.2006, 08:48
Monika W. Monika W. ist offline
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Liebe AndreaM,

das ist ein sehr aufwühlendes Thema mit Deinem Kinderwunsch.
Bei mir war es umgekehrt. Ich bin jetzt 46 und hatte mit 18 schon einen ganz starken Kinderwunsch in mir. Mit 23 habe ich das dann in Angriff genommen. Für mich wäre damals die Welt eingestürzt, hätte man mir gesagt, ich kann keine Kinder bekommen.
Du mußt jetzt zur Ruhe kommen und mal in Dich hineinhorchen ( klingt blöd ).

Seit dem Wochenende scheint es mir besser zu gehen. Ich habe mit einer Sache Schluß gemacht, die anderen vielleicht hilft, aber mich nur zusätzlich und unnötig belastete. Seit April war ich bei einem Online- Trauerseminar angemeldet. Mehr als 8 Teilnehmerinnen meldeten sich und der Leiter gab Text, " Hausaufgaben " und Kommentare ab. Einmal nahm ich an einem Chat teil, das zog sich über 3 Stunden hin und war sehr zähflüssig. Demnächst werden sie sich auch treffen.
Die ganzen schlimmen Schicksale, die gezielten Fragen, die bewirken sollen, daß man sich genau an den verlorenen Menschen erinnern soll, das ist ganz schön anstrengend.Besonders habe ich mich noch über eine Frage aufgeregt. " Wie und wann erfuhrst Du, daß Dein geliebter Mensch sterben soll" Als ich antwortete, durch ein Telefongespräch mit dem Onkologen und daß ich meinem Mann nichts vom bevorstehenden Tod mitteilte, ( er wußte es ja auch, wollte es aber nicht wahrhaben ) wurde dann noch gefragt, wie fühltest Du Dich dabei, daß Du es ihm verschwiegen hast.
Da platzte mir der Kragen und ich schrieb ihm sehr deutlich, daß ich es immer wieder so machen würde und kein schlechtes Gewissen empfinde.

Im nachhinein merke ich, daß ich einen Fehler gemacht habe, mich für dieses Seminar anzumelden. Der Leiter wollte Pfarrer werden, heiratete dann aber und irgendwie komme ich mit diesen christlichen Gedanken nicht klar und werde aggressiv.

Eine " richtige " Trauergruppe ist bestimmt besser. Aber es gibt ja auch den Stammtisch und hier ist man nie allein und bekommt immer Antworten.

Geht Ihr zu Trauergruppen oder hat jemand ein " Seminar " mitgemacht?

Bis dann

Moni
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  #397  
Alt 22.06.2006, 18:02
Wolke Wolke ist offline
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@ AndreaM

ich kann gut nachvollziehen, dass du dich hier manchmal nicht so ganz am richtigen Platz fühlst. Mir geht es da ähnlich. Daher lese ich auch eher mit und schreibe nicht mehr viel.

Der Kinderwunsch ist so eine Sache. Ich denke so was einschneidendes sollte man nicht überstürzen. Aber warum sprichst du nicht mit deinem Partner schon jetzt darüber. Wenn du jetzt beispielsweise für dich beschließen würdest, dass du ein Kind möchtest und dann deinen Partner erst einbeziehst, dann bist du schon einen Schritt weiter als er. Bezieh ihn doch einfach bei der Entscheidungsfindung mit ein.

Nicht nur beim Thema Kinder, sondern grundsätzlich finde ich, Entscheidungen die man getroffen hat und die zu dem Zeitpunkt richtig waren, die braucht man später nicht bereuen mit einem hätte, wäre wenn.

Frag dich, warum dieser Wunsch jetzt kommt. Du hast ja schon selbst angedeutet, dass es sein könnte, dass du damit eine Lücke schließen möchtest. Warum wolltest du bisher keine?

Ich wünsche dir viel Geduld für diesen Prozess die richtige Entscheidung zu finden.

Liebe Grüße auch an alle anderen

Wolke
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  #398  
Alt 22.06.2006, 20:06
SylviaW SylviaW ist offline
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Hallo zusammen,

habe heute eine Mail bekommen, sie hat mich sehr berührt und ich will euch gerne folgenden Ausschnitt schreiben.

Trauern ist wie ein großer Felsbrocken.
Wegrollen kann man ihn nicht.
Zuerst versucht man nicht darunter zu ersticken,
dann hackt man ihn Stück für Stück kleiner
und den letzten Brocken steckt man sich in die Hosentasche und trägt ihn ein Leben lang mit sich herum


Einen schönen Abend und liebe Grüße
Sylvia
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  #399  
Alt 22.06.2006, 22:26
tharau tharau ist offline
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Liebe Sylvia,

was du da geschrieben hast, hat mich berührt.
Ich werde es mir abschreiben und aufheben.

Danke, liebe Grüße
Ulrike
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  #400  
Alt 23.06.2006, 08:11
AndreaM AndreaM ist offline
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Zitat:
Zitat von Wolke
Nicht nur beim Thema Kinder, sondern grundsätzlich finde ich, Entscheidungen die man getroffen hat und die zu dem Zeitpunkt richtig waren, die braucht man später nicht bereuen mit einem hätte, wäre wenn.
Liebe Wolke,

diesen Satz - den habe ich schon so oft auch von meinem Partner gehört - leider gehöre ich zu den Menschen, denen gelegentlich das Selbstvertrauen fehlt - und dann stelle ich alle meine Entscheidungen in Frage. Oh, sicher, ich weiss es führt dann zu nichts, aber ich komme nicht immer dagegen an.


Liebe Moni,

ich hatte diesen Kinderwunsch nie - ich schaue auch heute nicht sehnsüchtig, wenn ich kleine Kinder sehe. Wir haben zwei sehr temperamentvolle Neffen und zwei ganz liebe Patenkinder. Wenn ich Zeit mit ihnen verbringe macht mir das sicherlich auch Spaß - aber bisher bin ich immer froh, wenn ich sie den Eltern "zurückgeben" kann.

Was das Trauerseminar angeht: Ich habe durchaus darüber nachgedacht. Allerdings habe ich mich dagegen entschieden, denn ich kann mir nicht vorstellen dass es mir hilft mich "mit Gewalt" mit meiner Trauer auseinanderzusetzen.

Für mich ist ein Forum wie dieses eher der richtige Weg. Man findet immer Rat (danke an dieser Stelle an alle, die sich mit mir und meinen Sorgen auseinandersetzen!), man findet gleichgesinnte, man kann anderen durch Zuspruch und Aufmerksamkeit helfen. Aber alles nach dem eigenen Rhythmus. Wenn es mir hier zuviel wird, wenn ich es nicht ertragen kann - dann fahre ich den Rechner runter und klinke mich aus. Und das ganz ohne jemanden zu verletzen, ohne jemandem sagen zu müssen "Du, ich kann das jetzt nicht - lass uns ein andermal reden", gerade wenn dieser sich einfach aussprechen muss, und durch meine Abweisung sehr verletzt wird.

Ihr habt auch sicher alle recht, ich muss mit meinem Partner wirklich darüber sprechen was mich bewegt - egal wie das Ergebnis aussehen wird. Vielleicht habe ich gerade die "typisch Frau"-Phase: ich erzähle nichts und erwarte am Ende trotzdem, verstanden zu werden .

Liebe Andrea,

es mag sein, dass dies gerade zum allgemeinen Hadern gehört - ich hatte ja schon geschrieben, ich setze mich mit der Beziehung zum Vater auseinander und so weiter, die Suche nach dem Sinn des Lebens...

Es ist schön, auch von Müttern zu hören, dass Kinder nicht zwingend der einzige Schlüssel zum Glück sind, man bekommt ja sonst im Umfeld oft solche Angriffe zu hören.

Ich wünsche Dir viel Spaß heute Abend mit der Überaschungsparty!

Liebe Sylvia,
der Spruch ist unglaublich treffend - ich hoffe, dass ich es irgendwann in die Hosentasche bekommen kann.

Liebe Grüße an alle und schon jetzt die besten Wünsche für ein "tierfreies" Wochenende!
Andrea
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  #401  
Alt 23.06.2006, 15:58
Monika W. Monika W. ist offline
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Hallo AndreaM,

warum sollst Du kein erfülltes Leben haben ohne Kinder. Jeder empfindet anders und wenn Du zeitweise mit den Kindern aus Verwandtschaft oder Nachbarschaft zusammen bist und ihr eine gute Zeit habt, ist das doch auch in Ordnung.
Du " leidest " ja nicht darunter, keine Mutter zu sein.


Nochmal zum Thema Trauerseminar. Ich wollte mich irgendwie selbst zur Trauer zwingen, weil ich dachte, es sei nicht normal, so wenig wie ich zu weinen.

Überdenke auch ständig meine Lebensplanung, drehe mich im Kreis und kann mich noch nicht zu großen Änderungen aufraffen.

Moni
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  #402  
Alt 25.06.2006, 14:04
Anemone Anemone ist offline
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Hallo alle zusammen,
seit letzten Donnerstag bin ich von meiner großen Radeltour durch den Spreewald zurück. Ich war mit Freunden unterwegs, es war sehr schön - die Landschaft, das Wetter, die Hotels alles prima. Aber es war unsere erste Tour, bei der mein lieber Schatz nicht dabei war. Sein Humor, sein Lachen, seine guten Ideen - alles haben wir schrecklich vermisst, ich natürlich ganz besonders. Es wird nie wieder so sein wie auf allen unseren Touren in den vergangenen 20 Jahren.
Andererseits bin ich froh, dass wir weitermachen mit unseren lieben Gewohnheiten.
Über das Nach-Hause-Kommen brauche ich Euch nichts zu erzählen, es war einfach nur furchtbar. Das Trauertier saß groß und fett in der Ecke und freute sich schon auf mich, denn während der Reise hatte ich ihm nicht erlaubt, mir zu nahe zu kommen. Viele Tränen und ein ein Schmerz, der sogar körperlich zu fühlen ist.
Jetzt habe ich alle Eure Beiträge der letzten Tage aufmerksam gelesen. Ich möchte auf keinen direkt antworten, es wäre einfach zu viel.
Aber ich bin sehr froh, wieder hier zu sein, und hier ein bißchen jammern zu können.
Manchmal tu ich das zwar auch bei meinen Kindern und Freunden, aber ich glaube, da kann mich keiner so richtig verstehen.
Die Kinder haben mit ihrer Trauer auch genug zu tun, und meine Freunde waren glücklicherweise bisher noch nicht in der Situation, ihren liebsten Menschen verloren zu haben.
Wenn es später nicht mehr so heiß ist, werde ich in meinem Garten werkeln. Dort sieht es, obwohl ich nur eine Woche weg war, ein bißchen dschungelmäßig aus. Ich hoffe, dass dann das Tier hinter dem Gartenzaun verschwindet und mich wieder in Ruhe lässt.
Seid alle miteinander ganz lieb von mir gegrüßt!!
Anemone
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  #403  
Alt 25.06.2006, 20:59
SylviaW SylviaW ist offline
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Liebe Anemone,

willkommen daheim.
Schön, daß deine Urlaubswoche gut war und ich hoffe du hast dich etwas erholen können.
Ja, das Nachhausekommen ist das Schlimmste. Das geht mir auch oft so wenn ich Abends nur mal zum Essen weg war. Erst hat man Unterhaltung und Gesellschaft und dann wird man daheim nur von Trauertier erwartet.
Wie du auch geschrieben hast, es scheint wirklich in einer Ecke zu lauern.
Ich hoffe du konntest es mit dem Unkraut loswerden.

Ganz liebe Grüße, natürlich auch an alle anderen.
Sylvia
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  #404  
Alt 26.06.2006, 10:27
Anemone Anemone ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Hallo Sylvia,
vielen Dank für Deine lieben Grüße. Ja, beim Unkrautzupfen konnte ich das Trauertier ganz gut wegschicken.
Dann kamen noch meine Kinder und Enkel zu Besuch, da war Leben in der Bude, was mit sehr gut getan hat.
Heute bin ich nicht mehr so ganz tief unten und ganz zufrieden -
Ich wünsche Dir und allen anderen Mädels vom Stammtisch (und natürlich auch den wenigen Buben) eine gute Woche und werde jeden Tag mal hier reinschauen.
Liebe Grüße an alle,
Anemone
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  #405  
Alt 27.06.2006, 11:48
Monika W. Monika W. ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Hallo Anemone,

schön, daß Du wieder da bist!


Moni
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