Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Krebsarten > Magenkrebs

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 10.05.2007, 02:13
Beene Beene ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.01.2007
Beiträge: 148
Standard AW: Chemo bei Magenkrebs mit 39 ?

Hallo Maus,

na, das war ja eine lange Geschichte, die ich da gerade von Dir gelesen habe. Ich will versuchen, Dir ein wenig zu helfen:

Mein Vater hat Magenkrebs mit Lymphknotenbefall, Leber-Bauchfell-und wahrscheinlich auch einer Lungenmetastase. Also eigentlich ein aussichtsloser Befund ohne Aussicht auf Heilung.

Ich weiß, wie man sich fühlt, wenn man den Befund erhält. Ich kann nachvollziehen, was Du mitmachst und wie sehr Du Dich danach sehnst, dass alles wieder so wird wie vorher und ich kann auch verstehen, dass Du unbedingt Deine Mama noch ganz lange behalten möchtest und dass Du am liebsten mit ihr zusammen das Schwert zum Kampf ziehen möchtest....

Du darfst eines erst einmal nicht vergessen: Es ist nicht Deine Krankheit, Du bist nicht betroffen ! Ich weiß, dass ich jetzt vielleicht einen wunden Punkt treffe, aber besser für Deine Mutter ist sicherlich der Weg ihr zu sagen: "Mama, ich bin da, egal was Du machen möchtest (auch wenn sie gar nicht kämpfen möchte oder Zeit braucht, um die Diagnose zu verarbeiten), ich stehe hinter dir und wenn Du mich brauchst, kannst Du auf mich zählen !

Ich bin anscheinend ähnlich gestrickt wie Du, ich habe gedacht, wenn es mein Magen wäre, ich würde mir einen Krebs darauf tätowieren lassen und ihm jeden Tag sagen, dass ich ihn schon klein kriege.... Aber das bin ich und das ist nicht mein Vater !!!! Er erlebt die Krankheit am eigenen Körper und ganz anders als ich es tue..... Er ist ein stiller Mensch, eher introvertiert, es würde gar nicht zu ihm passen, wild zu kämpfen.... Versuche herauszufinden, wie Deine Mutter damit ungehen kann und will, vielleicht hilft ihr der Glaube (bete mit ihr zusammen), oder gute Gespäche (organisiere einen Psycho-Onkologen) oder vielleicht einfach nur ihre Hand zu halten, usw.
Erwarte nicht, dass sie Deine Krebsschale wütend zertritt, zwing sie nicht dazu, es ist vielleicht nicht ihr Weg ! Finde heraus, was ihr Weg ist und gehe ihn mit ihr zusammen !

Denke nicht, dass Du nichts tun kannst, Du kannst so viel machen !! Du hast den Weg hierher ins dieses Forum gefunden, das ist ein guter Weg, Du wirst viele Antworten auf Deine Fragen finden und vielleicht noch mehr !

Ich kann mir vorstellen, dass Dich Christians Antwort (Chemo bringt keinen nenneswerten Erfolg) schockiert hat. Nun, versuche aber den Realitäten ins Auge zu sehen, schau hin und nicht weg. Du glaubst zu 100% an den Erfolg der Chemotherapie für Deine Mutter, wobei wir ihr alle diesen Erfolg wünschen. In der Realität ist es oft anders, das kannst Du hier im Forum vielfach lesen. Es ist leider nicht sicher, ob die Chemo greift und ob der Erfolg gelingen wird. Frag´die behandelnden Ärzte, sie werden bestimmt ehrlich zu Dir sein und Dir sagen, wie hoch die Chancen sind, wie die Prognose ist, usw. Scheu Dich nicht zu fragen, fragen, fragen !!!

Du kannst viel organisatorische Hilfe leisten, Fahrdienst, Haushaltshilfe, leckeres Essen kochen, usw. und natürlich auch, wenn Du Dir das zutraust und Deine Mum einverstanden ist, sie zu den Arztterminen begleiten, Fragen stellen, Befunde lesen, usw.
Du kannst nach Alternativen suchen, Du kannst andere Meinungen einholen, gute Rehaklinken finden, Kontakte herstellen, usw.
Du kannst so viel tun und bist gar nicht machtlos !!!

Leider wirst Du Dich mit dem Thema Krebs jetzt intensiv auseinandersetzen müssen (wenn Du möchtest), aber das macht Dich sicherlich auch ein wenig reifer, erfahrener und bringt Dich Deiner Mutter vielleicht noch viel näher........

Wenn Du reden möchtest, kannst Du mir gerne eine PN schicken !!!!

Lass die Ohren nicht hängen !

Viele liebe Grüße
Beene
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 10.05.2007, 12:25
Maus_85 Maus_85 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.05.2007
Beiträge: 22
Standard AW: Chemo bei Magenkrebs mit 39 ?

Hallo Beene!

Danke für die Antwort. Ich glaube, du hast Recht. Ich kenne meine Mam nur als "Stehaufmännchen", sie hat sich noch nie klein kriegen lassen, und das, obwohl sie schon ziemlich viel mitgemacht hat in ihrem Leben. Bei jeder Krise ist sie nach einer kurzen Durchhängphase wieder aufgestanden und hat weiter gemacht. Diesmal ist es irgendwie anders. Vielleicht hab ich auch nur Angst, dass sie sich selbst aufgibt, dass sie zwar die Behandlungen und Untersuchungen über sich ergehen lässt, nicht aber mit dem Herzen bei der Sache ist. Mittendrin kommt ein kleines Aufflackern des alten Feuers, das hoffentlich doch noch in ihr brennt, aber eben nur mittendrin. Kann sein, dass ich an ihrer Stelle kämpfen möchte, weil ich Angst hab, dass sie es nicht tut... Ich weiß es nicht. Und glaube mir, ich hab schon sehr viel mit ihr geredet. Sie hört mir auch immer aufmerksam zu, ich bin ihre "kleine Psychologin" und nach unseren Gesprächen vermittelt sie mir eigentlich den Eindruck, dass es ihr gut getan hat, zu reden und mir zuzuhören. Wie gesagt, eigentlich...Ich weiß, dass ich sie nicht drängen darf, weil sie momentan sensibler ist als normal, aber wenn ich gar nichts sage, ist das doch auch nichts! Ich bin für sie da, zu 100% und das weiß sie auch. Ich hocke viel vor meinem PC, meistens dann, wenn sie gerade döst, recherchiere, hole mir Infos, lese Berichte Betroffener oder deren Angehöriger (so bin ich ja auch hier gelandet), bombadiere die Ärzte mt meinen Fragen, daheim kümmere ich mich ums Essen, schau nach der Wäsche, bügle... Mein Pap unterstützt mich zwar nach Kräften, doch er muss selber schauen, dass ihn das nicht zu sehr mitnimmt. Wir können ja nur voll und ganz für sie da sein, wenn wir bei Kräften bleiben. Ich scheue mich auch nicht davor, Freunde und Bekannte um Hilfe zu bitten, unsere Nachbarin, dass sie mal für meinen Pap mitkocht, wenn ich mal einen Abend weg bin. Ich hab ihr auch ans Herz gelegt, dass sie ein Tagebuch schreiben soll, in dem sie den Verlauf der Krankheit/Behandlung sowie ihre Gedanken und Gefühle festhalten kann. Es tut gut, wenn die Emotionen ein Ventil bekommen... Gemacht hat sie noch gar nichts. Versteh mich nicht falsch, aber es nervt mich einfach, wenn ich mir den Mund fusselig rede und gleichzeitig merke, dass alles nichts als heiße Luft ist. Sie ist froh über unsere Gespräche, vermittelt mir auch den Eindruck, dass sie über das Gesagt nachdenkt, macht aber nichts. So war das meistens, wenn wir wieder eines dieser "Gespräche" hatten. Ich hab ihr beigebracht, sich über Kleinigkeiten zu freuen, z.B. einen schönen Sonnenuntergang zu betrachten, wenn man an der Bahnschranke warten muss oder über die ersten Blumen im Frühling usw... Ich finde halt einfach, dass sie noch Glück im Unglück hatte und wünsche mir nur, dass sie das weingstens ein bisschen honoriert. Ich verlange bestimmt nicht, dass sie grinsend und schauspielernd durch die Gegend rennt und jedem vermitteln will: denk dir nichts, mir geht`s gut. Ich weiß, dass es ihr nicht gut geht, ebenso wie jeder andere. Doch in Selbstmitleid darf sie auch nicht versinken, doch das droht sie zuweilen. Davor will ich sie abhalten. Deshalb wohl meine kleinen "Tricks". Sie ist nicht tot und hat auch von den Ärzten kein Todesurteil bekommen. Sie hat auch herzlich wenig Lust, wenigstens für eine halbe Stunde an die frische Luft zu gehen. Beinahe wie ein verwundetes Tier, das sich zum Sterben zurückzieht. Diese Einstellung ist angebracht, wenn man ihr gesagt hätte: "Es tut mir Leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, aber iwr haben in sämtlichen Organen Metastasen gefunden und geben Ihnen höchstens noch drei Monate." Aber das hat man ihr nicht gesagt! Das Ding hat den Magen beschlagnahmt und der kommt früher oder später raus. Nur den Magen. Nichts in der Leber/Mils/Lunge etc. Und selbst dann... Ich halte einfach nichts von Aufgeben... Nenn mich ier egoistisch, aber ich wil sie wenigstens so sehen: und nicht so:

Und deshalb hab ich mich auch hier angemeldet, weil ich ein Ventil brauche. Eigentlich dachte ich, dass sie und nicht ich sich hier anmelden würde, weil ich gedacht hab, dass ihr das gut tun würde.

Im Moment kommt noch hinzu, dass ihr dauernd schlecht ist und die Tropfen, die sie gegen die Übelkeit bekommen hat, nicht so toll helfen... Es fällt schwer, nach vorne zu sehen. Aber nach hinten sehen kostet genauso viel Kraft und bringt gar nichts. Pessimismus bringt verdammt nochmal nichts! Wenigstens ein wenig Optimismus! Das klingt jetzt hart, dessen bin ich mir bewußt, aber: ein Kind will eine 1 in der Schule. Die Eltern unterstützen es, so gut sie können. Die Lehrer versuchen, alles so gut als möglich zu erklären und dem Kind zu vermitteln. Doch das alles nützt nicht sehr viel, wenn das Kind keine Hausaufgaben macht und das Erlernte Zuhause wiederholt.

Die Eltern: in erster Linie mein Vater und ich, mit Freunden und dem Rest der
Familie
Die Lehrer: ihre Ärzte
Das Kind: meine Mam


Am Sonntag ist Muttertag. Diesen hab ich vor, mit ihr zu verbringen und ihn zu einem schönen Tag zu machen. Sie meinte, wegen was denn... Weil es mir ein Bedürfnis ist, ihr einen schönen Tag zu machen und ihn mit ihr zu verbringen! Zudem kann sie nicht den ganzen Tag nur Daheim auf der Couch herumliegen, das tut ihrem Körper, v.a. ihrem Rücken auch nicht besonders gut.

Einen lieben Gruß,
Maus


Hey, es ist jetzt 14:37 Uhr und meine Mam hat endlich gesagt, dass sie WILL!!! Sie WILL essen und trinken, um ihren Körper zu stärken, denn sie WILL dagegen angehen! Keine Ahnung, was diese Gemütsänderung verursacht hat (und es ist mir auch relativ wurscht), ich bin nur froh, dass sie jetzt anscheinend auf den für sie richtigen Weg gekommen ist. Die Sache hat nur einen Haken: wie es scheint, macht ihr Pförtner dicht. Sie kann kaum was trinken, geschweige denn mehr als ein paar Bissen essen. Wie soll sie dann zu Kräften kommen? Noch mehr Infusionen? Ihre Arme tun ihr immer noch weh von den letzten Infusionen... Doch wie soll sie ohne ausreichende Reserven die OP überstehen? Und schlecht ist ihr immer noch...

Geändert von Maus_85 (10.05.2007 um 14:41 Uhr)
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 19:03 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55