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  #1  
Alt 19.06.2007, 12:43
Berta48 Berta48 ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Liebe Susanne,
kann dich gut verstehen, habe eine "fast" Schwiegermutter, 78 Jahre alt,welche seit Oktober 2006 an Lungenkrebs erkrankt ist.Es handelt sich um ein großzelliges BCA, inoperabel ( T3 NO MO/Stadium IIb)mit Rippenarrosion. Nach Strahlentherapie hat sich das "Haustierchen" gut zurückgebildet laut Kontroll CT, aber meine Schwiegermutter klagt nach wie vor über starke Schmerzen im linken Rippenbereich. Habe glücklicherweise seit Februar 2007 einen guten Onkologen gefunden ,welcher ihr auch MST verschreibt.Sind mittlerweile bei 60mg gelandet.
Reicht ihr aber immer noch nicht. Nimmt jetzt noch Novalgin Tropfen (120 tgl.)dazu. Einerseits schimpft sie auf die " Giftpillen ", anderseits habe ich sie gefragt, was sie denn ohne diese machen wolle? Ich mußte ihr das ganz einfach vor Augen führen.Hinzu kommt, dass Sie an chronischer Verstopfung leidet- seit Jahren - kein Wunder, wenn man keine Ballaststoffe zu sich nimmt, sondern jahrelang Bekunisdragees eingeworfen hat und sich auch fast nicht mehr bewegt.Und um den Teufelskreis zu schließen hat sie seit den Wechseljahren natürlich auch nichts gegen die Osteoporose unternommen.
Ihr Onkologe gibt ihr seit Februar monatlich Infusionen mit Bisphosphonate.
Nach ihrer Meinung "neumodisches Zeugs" und wer weiß, ob das überhaupt was bringt? Alles nur Quälerei - sagt sie - und angeblich hat sie in ihrem Alter das Verfallsdatum überschritten. Da sie als junges Mädchen an Lungentuberkulose erkrankt war und trotzdem mit ihrer Vorgeschichte bis vor 10 Jahren geraucht hat (40py), fällt es mir schwer, wirklich Mitleid für Ihren Zustand aufzubringen. Ich werde leider manchmal den Verdacht nicht los, daß sie Ihre Krankheit dazu benutzt, um die ganze Familie (Ehemann 85 Jahre, Sohn, Enkel und Schwiegertochter)in Schach zu halten. Wenn sie etwas braucht, will oder möchte, müssen alle springen, weil sie ja todsterbenskrank ist. Psychologisch gesehen, glaube ich, dass sie sich auch an ihrem Ehemann "rächen" will, für Dinge aus früheren Ehezeiten.Sie "scheucht" ihn von morgens bis abends und machmal tut er mir leid, da er auch nicht mehr der Jüngste ist.
So, ich wollte das nur mal los werden,vielleicht ist es ein schwacher Trost für Dich , wenn Du weißt, daß es ähnliche gelagerte Fälle gibt. Ich nehme mir auch ab und zu "Auszeiten", da ich selber zwei Enkelkinder habe, die auch Ansprüche auf meine Zeit haben und es macht mir natürlich Spaß ,diese mit Ihnen zu teilen, egal ob es meiner Schwiegermutter gefällt oder mißfällt.
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  #2  
Alt 25.07.2007, 00:29
Benutzerbild von Susanne28
Susanne28 Susanne28 ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Hallo ihr Lieben,
jetzt muss ich meinen eigenen Thread mal wieder nach oben schubsen, weil es bei uns leider immer schlimmer wird....
Es gibt ja kleine Lichtblicke, aber insgesamt...
Vielleicht machen wir auch einfach alles falsch.... Tatsächlich fand ein Kurzurlaub statt, aber meine Mutter und ich haben auch meinen Vater mitgenommen und tatsächlich war der Reisetag und der erste Tag wirklich gut und mein Vater hat sogar ein bisschen etwas mit uns unternommen.... dann ging es aber nur noch bergab... Panikattacken, Schmerzen, endlose Gespräche darüber, ansonsten völlige Verweigerung für alles und jeden, alles wie daheim... Den letzen Termin beim Psychotherapeuten hatte er abgesagt, weil er "keine Lust hatte", jetzt ist der Mann für 3 Wochen im Urlaub....
Irgendwie hatte ich mir viel von diesem Ortswechsel versprochen, auch für meine Mutter die 2 Wochen vor der Reise eine Blutdruckentgleisung und Hörsturz hatte... der Arzt meinte, die Reise täte ihr bestimmt gut..... Tja, so kann man sich irren... Seit wir zurück sind wird es quasi täglich schlimmer, auch wenn sich der Auslöser geändert hat. Es hat nämlich urplötzlich eine relativ starke Neuropathie in den Füßen eingesetzt um die jetzt Tag und Nacht die Gedanken meines Vaters kreisen, weil er der festen Überzeugung das käme vom Tumor. Davon konnten ihn auch Telefonate mit Hausarzt, Oberarzt der Radiologie und Chefarzt der Radiologie nicht richtig abbringen... Er beschäftigt sich nur mit seinen Füßen, liest was man bei Polyneuropathie tun kann, lässt alles vorbereiten, tut aber nichts... wir haben Schüsseln mit Erbsen, Linsen, Reis etc im Wohnzimmer stehen- er geht aber nicht regelmäßig hinein. Er sitzt den ganzen Tag Nachdem er letzte Woche doch einmal kurz mit uns einkaufen war und gemerkt hat wie gut er am Einkaufswagen gehen kann, hat er sich von seiner Mutter den Rollstuhl seines (toten)Vaters bringen lassen- zum Schieben. Am nächsten Tag hatten wir ihm einen Rollator organisiert über den Hausarzt, aber übt nicht damit zu Laufen.... statt dessen läd er lieber die Akkus des Rollstuhls, damit die nicht kaputt sind, wenn er sie mal braucht.... Heute abend wollte er sich zum Fernsehen in das Ding setzen, weil das Sofa angeblich ungünstig steht- klar wie haben ja auch sonst keine Stühle... Er hat Gefühl in den Füßen, verlagert das Gewicht beim Laufen völlig auf Arme und Schultern- das ist natürlich super, wenn man einen Tumor im Schulterbereich hat.... trotzdem achtet er nicht darauf langsam und bewusst zu gehen, wenn er z.B. auf Toilette geht... lieber erhöht er das Fentanyl um ein weiteres 25er Pflaster. Er verhält sich als wären seine Beine gelähmt und nicht als hätte er ein Kribbeln in den Füßen. Eben hat er sich nach dem er die Teppe hochgegangen auf den Boden gesetzt, ist ins Bad gerobbt und hat dann versucht sich an Toilette und Waschbecken hochzuziehen OHNE auch nur ansatzweise Füße und Beine zu benutzen oder sich zuvor in eine halbwegs dafür geeignete Position zu bringen... Vor lauter Anstrengung atmete er dann nicht mehr richtig, hechelt nur, japst nach meiner Mutter und mir und dem Sauerstoffgerät.... Seit der Arzt ihm gesagt hat, dass er mit Fentanyl und Antidepressiva am oberen Limit angekommen ist, weil mehr die Atmung lähmen könnte, braucht er das zuvor in der Ecke einstaubene Gerät ziemlich oft...
Jetzt ist er recht normal vom Bad ins Bett gegangen und nachdem er nach diesem Auftritt auch noch eine Tavor nehmen konnte (neben Amineurin und Remagil? regelmäßig), ist seine Welt wieder in Ordnung.....
Das eigentlich Schlimmste an der ganzen Sache ist, dass meine Mutter und ich ihn teilweise schon gar nicht mehr richtig ernst nehmen können, weil seine Auftritte teilweise wirklich filmreif und nicht ernstzunehmen sind, egal wie krank er ist und so gemein das auch klingen mag.... Schmerzmittel- und Psychopharmakagebrauch haben bei ihm tatsächlich Suchtcharakter und sein Verhalten wenn es darum geht liegt irgendwo zwischen einem 3jährigem Kind und einem Drogensüchtigen der um mehr Stoff bettelt und kann schlagartig von einem Extrem ins andere umschlagen, inklusive vorgetäuschten Weinens...
Im Moment müssen wir ihm einfach unterstellen, dass er daran arbeitet, wieder ein Bett unten im Wohnzimmer aufgestellt zu bekommen, was wir nach 14 Monaten endlich abbauen konnten (bekommen hatte er es im März06 wg einer Lungenentzündung)... Er weckt nachts alle auf, weil er enormen Lärm mit irgendwas macht, weckt regelmäßig meine Mutter weil sie ihm irgendwas holen soll- schon bevor das mit den Füßen war und ich höre ihn nachts ohne Publikum deutlich sicherer durch den Flur schlappen als mit...... Und dann eben das Drama.....
So, es war einfach mal wieder Zeit sich das von der Seele zu schreiben. Es ist einfach schrecklich, ich kann ihn bei vielen Dingen nicht mehr ernst nehmen, hab aber dauernd ein schlechtes Gewissen deswegen.... Und er tut mir so leid, wenn ich sehe wie schlecht er läuft, und dann könnte ich ihn anbrüllen wenn ich sehe, wie er sich anstellt wie der letzte Mensch und sich null auf sein Handeln konzentriert (also z.B. aufs Laufen...)... und meine Mutter obwohl sie krankgeschrieben ist und unter Schwindel leidet durchs Haus scheucht......
Liebe Grüße Susanne
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  #3  
Alt 25.07.2007, 00:44
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Susanne28 Susanne28 ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Liebe Berta,
entschuldige, dass ich erst jetzt antworte...
ja, es stimmt, das ist tatsächlich ein kleiner Trost für mich, ich kann mir immer nicht vorstellen, dass es anderswo auch nur annähernd so chaotisch zugeht wie bei uns... mein Vater verlangt Hilfe in welcher Art auch immer, nur von meiner Mutter und mir- wir sollen am besten Arzt, Therapeut und Apotheker ersetzen- irgendwie hab ich da wohl das falsche studiert....
Das Verhalten deiner Schwiegermutter erinnert mich ein bisschem an das meines Opas, der hat sich meiner Meinung nach auch an seiner Frau gerächt.... von je her haben die darum konkurriert wer kränker ist und am liebsten über sich und ihre "Leiden" geredet... Meine Oma hat lange Zeit "geführt", letztlich hat jedoch der Opa "gewonnen" und für sie war es die reinste Qual ihn pflegen zu müssen... Bei diesem netten Paar handelt es sich übrigens um die Eltern meines Vaters...
Und das was du bei deiner Schwiegermutter vermutest trifft vielleicht auch ein bisschen irgendwie auf meinen Vater zu.....
Liebe Grüße Susanne
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  #4  
Alt 05.08.2007, 20:55
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Susanne28 Susanne28 ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Immer wenn ich denke wir haben mal ein Problem etwas im Griff kommen mindestens zwei neue bei uns dazu... ich habe nach wie vor das Gefühl wir kämpfen ein völlig anderen Kampf als alle anderen hier, so bescheuert das auch klingen mag, ich frag mich immer wieder ob mein Vater eigentlich schon aufgegeben hat oder ob es wirklich jemanden gibt, der uns noch helfen kann, denn eigentlich wird es immer schlimmer- nur eben ganz anders als ich es bei der Diagnose eigentlich erwartet hätte- insoweit man sich überhaupt auf irgendetwas einstellen kann... Ich hatte so Angst davor- und hab ich natürlich auch immer noch- meinen Vater körperlich verfallen zu sehen, wie der Krebs sich ausbreitet, ihm Schmerzen bereitet, ihm die Luft zum Atmen nimmt, ihm nicht helfen zu können... Helfen kann ich ihm jetzt zwar auch nur am Rande aber der Krebs richtet ihn nur sehr indirekt zu Grunde, was ihn wirklich kaputt macht ist sein Kopf. Sein Lungentumor verhält sich ja relativ konstant, sein kurzes Aufbegehren konnte Chemoebolisation sei dank direkt gestoppt werden aber mein Vater horcht seit Monaten nur in sich und treibt sich und uns damit in den Wahnsinn. Erst waren es die Schmerzen auf die er Tag und Nacht geachtet hat und die egal mit welcher Schmerzmitteldosierung nicht zu lindern waren, dann die Panikattacken kombiniert mit den Schmerzen und jetzt seit ca 4 Wochen die Füße und Beine. Merkwürdigerweise sind jetzt die Schmerzen quasi weg und nachdem klar war dass auch ein bisschen die Motorik der Beine unter dem Fentanyl leidet, konnte es problemlos von 150 auf 75 reduziert werden und er würde am liebsten auf 50 gehen.... Keine Rede mehr von Schmerzen. Kein Wunder, die komplette Aufmerksamkeit liegt auf den Beinen. Mittlerweile kann er ja gar nicht mehr laufen, wundert sich dass er heute kaum noch stehen kann, wenn sein Trainingsprogramm darin besteht 3 mal am Tag aufzustehen und ca 1min das Laufen zu üben. Dann ist er entsetzt, wenn es nicht geht..... 300mal kann man ihm erklären, dass es sich ohne Muskeln, mit Medikamentencocktail, mit Wasser in den Füßen, Chemo und Polyneuropathie natürlich nicht gut läuft und dass er vermutlich nur mit sehr viel Training das wieder halbwegs in den Griff bekommt... so dass er vielleicht wenigstens wieder mit Rollator vorwärts kommt. Er war ja der festen Überzeugung dass der Tumor die "Lähmung" (die keine ist) verursacht, nach MRT der Lendenwirbelsäule konnte dies entkräftet werden und wir dachten es geht nun vorwärts... Auch der Radiologieprof meinte trainieren, trainieren, trainieren. Trotzdem ist er nun heute nachmittag zu der festen Überzeugung gelangt, dass es was organisches ist, hinzu kam noch Beklemmungsgefühl in der Brust...... da haben wir entschieden ihn ins Krankenhaus zu bringen, auch da wir so Angst hatten er bekommt eine Thrombose. Zum Glück konnte an allen Fronten Entwarnung gegeben werden. Er ist jetzt aber erstmal da geblieben, vielleicht kann da auch alles endlich neurologisch abgeklärt werden- alle guten Neurologen-Praxen sind natürlich zur Zeit im Urlaub....
Seit Monaten sitzt mein Vater nur auf dem Sofa/ Rollstuhl und macht nichts. Er liest nicht, er bastelt nicht, er wäscht sich nicht selber, er holt sich/macht sich nichts zu essen oder zu trinken...... wir schleppen Bastelsets an, versuchen ihn wenigstens zum Telefonieren zu animieren, waschen ihn, machen Übungen mit ihm, kontrollieren ob seine Füße warm sind, erinnern ihn daran sie hochzulegen wg des Wassers, massieren, cremen, holen, rennen,....
Mittlerweile steuern wir immer mehr auf den Rand der Belastbarkeit hin, permanent will er über seine Beine reden, warum das Gehen nicht klappt, warum es mal schlechter, mal besser ist, warum dies so und dies so ist.... Er macht nichts aus eigenem Antrieb, regt sich bei was immer er tut total auf, kann eigentlich keine Energie mehr für die eigentliche Aufgabe haben. Natürlich ist der Umgangston dann auch beim 3000. durchhecheln des gleichen Problems nicht mehr unbedingt herzlich...
Wir wissen einfach nicht mehr was wir machen sollen, er hört nicht auf uns, Krankengymnast, Professor... wen auch immer. Ich denke Reha wär vielleicht nicht schlecht, aber dann können wir nicht zur Therapie nach Frankfurt fahren, Psychiater/Neurologen sind im Urlaub, ebenso wie sein Psychotherapeut (bei dem er den letzten Termin abgesagt hat, weil er keine Lust hatte), Psychoonkologe hatten wir ja zu dritt aufgesucht, aber das hat ihm ja nicht gefallen, was der ihm gesagt hat und daher wollte er da nicht mehr hin. Ihm sind eigentlich die Ärzte am liebsten die einfach Tabletten u.ä. verschreiben und ihm nicht sagen, dass er auch mit dem Geist kämpfen muss. Oder eben wie jetzt mit dem Körper. Er geht davon aus wenn er das Fentanyl reduziert hat, dann müsste jetzt auch sofort alles wieder besser gehen....
Ich denke dass mein Vater unter einer handfesten Depression leidet, aber wir kriegen das alles einfach nicht mehr hin und kriegen auch keine gescheite Hilfe organisiert. Vielleicht hilft ja auch der Krankenhausaufenthalt ein bisschen... ich weiß es nicht. Für die Psyche nimmt er zur Zeit Remergil, Promethacin (?) und Tarvor, aber vermutlich muss er von einem Psychiater richtig eingestellt werden....
So, jetzt bin ich diesen ganzen Mist mal wieder los geworden, vielleicht hilft das wieder ein wenig. Ich werde gerade von vielen Freunden um die sensationellen 6 Wochen Ferien, die man als Lehrer hat, beneidet- 4 Wochen sind jetzt rum und bis auf 4 Tage in Hamburg mit meinem Freund kann ich kaum sagen was ich überhaupt gemacht hab, ich weiß nur, dass ich kaum eine ruhige Minute hatte und mich nicht ansatzweise erholt oder für das neue Schuljahr gewappnet fühle... Habe ich das Haus tatsächlich mal verlassen, hat sich meist in meiner Abwesenheit alles irgendwie noch mehr dramatisiert, dass es mich dann erst recht mit voller Wucht getroffen hat.... Ich weiß auch nicht....

Kann es eigentlich sein, dass der Tumor Botenstoffe ausschüttet die Muskeln abbauen und man dem nichts entgegensetzen kann? So ähnlich drückte sich mein Vater gerade im Telefonat aus, nach Gespräch mit dem Arzt, aber er neigt allgemein leicht zum dramatisieren..... Das man egal bei was nichts mehr machen kann, glaub ich erst wenn es soweit ist....

Susanne

Geändert von Susanne28 (05.08.2007 um 22:25 Uhr) Grund: Wörter in Sätzen vergessen..
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  #5  
Alt 05.08.2007, 21:29
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destiny68 destiny68 ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Hallo Susanne,

leider habe ich keine Tipps für Dich und weiß auch eigentlich gar nicht, was ich dazu sagen kann. Das muss unheimlich schlimm für Euch sein und ich kann gut verstehen, dass Ihr mit Eurem Latein am Ende seid, weil Dein Vater so gar keine Hilfe annehmen kann oder will.

Es hört sich wirklich nach einer schweren Depression an. Habt Ihr vielleicht hier die Möglichkeit, anzusetzen? Tavor ist ja, soweit ich weiß, zur Beruhigung. Die anderen Medis kenne ich nicht. Aber vielleicht könnt Ihr das ganze auch mal bei den Ärzten im Krankenhaus ansprechend und ihnen die ganze vertrackte Situation schildern.

Es tut mir wirklich total leid und wie ich schon sagte, habe ich auch keinen Tipp für eine solche Situation, aber ich finde es immer so traurig, wenn ein Thread zig mal gelesen wird und es folgt kaum eine Reaktion.

Lieben Gruß
destiny68
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  #6  
Alt 05.08.2007, 21:40
mouse mouse ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Liebe Susanne,
bring mich bitte nicht gleich um. Aber vielleicht darf ich als Betroffene so was sagen: Ihr macht euch kaputt. Das weisst Du natürlich. Aber reicht es nicht, wenn Dein Vater kaputt geht, so grausam das sich auch anhört. Habt ihr mal überlegt, ob nicht ein Hospiz der richtige Aufenthaltsort für ihn wäre?
Ewig haltet ihr das nicht durch.
Sei lieb gegrüßt
Christel
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  #7  
Alt 05.08.2007, 22:13
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Susanne28 Susanne28 ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Liebe Destiny,

mhm, eigentlich tut es ja wirklich schon gut sich den ganzen Frust mal von der Seele zu schreiben, helfen kann ja eh keiner und verstehen leider auch nicht, hat man meinen Vater nicht mal live in natürlicher Umgebung erlebt. Ansonsten ist er eben für alle der arme, bemitleidenswerte Krebskranke bei dem es trotz der Therapieerfolge nichts macht, wenn er eben gar nichts macht ... Aber weißt du, das aufschreiben hilft und wenn dann noch eine so liebe Antwort kommt, wie deine fühlt man sich trotz allem etwas getröstet. Und es schiebt einen noch ein bisschen mehr an, doch wieder Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, dass geholfen wird.... DANKE

Liebe Christel,
deine Meinung als Betroffene ist mir ungemein viel wert und du zeigst mir dass man mit der Erkrankung auch anders umgehen kann!! Insofern darfst du alles schreiben, denn du sagst mir damit auch: auch ein Kranker darf nicht alles und ein Angehöriger kann nicht alles...Ich hab ja schon dauernd das Gefühl dass ich meinen Vater quäle, nur weil ich versuche ihn dazu zu animieren wieder am Leben teilzunehmen in welcher Form auch immer (und wenn es das Lesen eines Buchs ist) Ich habe tatsächlich auch schon kurz an ein Hospiz gedacht, einfach weil ich nicht weiß wo sonst mein Vater eine solch gute Betreuung hätte. Allerdings hab ich auch schon an ein psychiatrisches Krankenhaus gedacht... Es ist wirklich so verfahren, den Krebs haben wir "so gut im Griff" und alles andere entgleitet völlig... Da kann er doch nicht ins Hospiz.... Aber dass wir nicht ewig so weitermachen können ist mir auch klar. Ich muss gestehen, dass ich tatsächlich ein bisschen aufatme, dass er jetzt im Krankenhaus ist, dabei will ich ihn doch nicht verlieren.... Ich hoffe jetzt einfach dass wir bald- entweder noch in der Klinik oder danach- einen Arzt finden der mit Medikamenten seine Depression lindern kann, sodass er wieder mehr Antrieb hat... ich weiß nicht ob diese Hoffnung vermessen ist... Er sagt ja er will kämpfen, will auch auf keinen Fall die Therapien abbrechen aber wenn er selbst etwas erarbeiten soll kriegt er einfach seinen Popo nicht hoch......
Ich danke dir für deine ehrliche Antwort!


Liebe Grüße an euch beide
Susanne

Geändert von Susanne28 (05.08.2007 um 22:16 Uhr)
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  #8  
Alt 07.08.2007, 18:20
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Susanne28 Susanne28 ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Hallo ihr Lieben,
ich danke euch für eure netten Antworten-sie spiegeln genau das wieder was mir sowie so bewusst ist... es ist nur eben sehr schwer umzusetzen und das fängt eben leider schon damit an die richtige Hilfe zu finden- sei es für uns oder eben für meinen Vater.
Unterstützung bei der häuslichen Pflege brauchen wir eigentlich nicht, das nimmt quasi den geringsten Teil der Zeit in Anspruch und bis zum Rollstuhl mussten wir ja auch nur unterstützen. Es sind einfach die Millionen Kleinigkeiten im Alltag und dafür gibt es einfach niemand zum Helfen.. wie sollte sowas auch bezahlt werden. Die einzige Chance hierbei wird einfach sein einige Annehmlichkeiten zu streichen, ihn in die Selbstständigkeit zu führen. Tja und der alleraufwendigste Punkt sind die stundenlangen Gespräche über die Krankheit, Symptome,.... auch hierfür wird sich niemand finden, nicht in dem nötigen Ausmaß. Wir müssen wohl lernen NEIN zu sagen , spätestens wenn wir uns zum dritten Mal im Kreis drehen...
Meine Mutter hat heute mit dem Pychotherapeuten meines Vaters telefoniert, er kommt notfalls auch zum Hausbesuch, vielleicht kriegt er meinen Vater auch mehr als einmal pro Woche unter... Das wäre ein Anfang. Zudem versucht die Oberärztin meinen Vater in einer guten Rehaklinik unter zu bringen, vielleicht haben wir ja dabei Glück.

Der Besuch beim Neurologen gerade hat sich als totaler Fehlschlag entpuppt, ich bin stinksauer... Der hat zwar seine Tests durchgeführt und festgestellt dass mein Vater eine Polyneuropathie hat aber dass das nicht allein die Ursache sein... Das wussten wir auch schon! Woher die Schwäche nun kommt wusste er nicht- angeblich aber keinesfalls vom Nichtbewegen, was mir nicht so richtig einleuchtet,- naheliegend ist aber, dass es vom Tumor kommt. Klar, beim Tumorpatienten. Entweder würde der Tumor eine Krankheit verursachen (welche hat er nicht gesagt, ich tippe mal auf LEMS, allerdings gibt es das eigentlich mehr beim Kleinzeller) oder eben Tumor/Meta in der Wirbelsäule. Jetzt soll er zum MRT. Ich kann mir das nicht so richtig vorstellen, da mein Vater alle 4 Wochen in Frankfurt von einem sehr guten Radiologen CT und MRT mäßig gut durchgecheckt wird, der Tumor wächst ja wenn sowieso in Richtung Wirbelkörper, das wissen wir ja. Und die letzten Untersuchungen sind ja erst eine Woche her und der Radiologe wusste von den Problemen meines Vaters...
Naja, egal, was mich so richtig geärgert hat, war dass ich ihn dreimal auf auf die pychischen Probleme meines Vaters ansprechen musste bis er außer der Antwort " ach, er ist ja so schwer krank, da macht es dann nichts wieviel Tarvor er nimmt" die Möglichkeit in Betracht gezogen hat, dass vielleicht was Stimmungsaufhellendes besser ist, als etwas dass ihn schachmatt setzt...aber ist ja auch egal wie er seinen Tag bewältigt. Krönung des Gesprächs war dann noch die Aussage, dass es ja alles insgesamt nicht gut für meinen Vater aussähe wie er das hier so vor sich hätte, auch wenn das natürlich nicht seine Baustelle sei....
GENAU DAS HABEN WIR GEBRAUCHT!!

Also, wir sind ja schließlich nicht blöd, wir wissen durchaus dass Lungekrebs eine sehr bedrohliche Krankheit ist und mein Vater im Stadium4 ist, aber die behandelnden Profs finden den Krankheitsverlauf meines Vaters bislang recht erfreulich. Sie machen ihm keine falschen Hoffnungen aber sie würdigen auch gute Ergebnisse. Alles ist eben relativ....

Jetzt hoffe ich, dass mein Vater wirklich keinen neuen Untermieter bekommen hat... bitte Daumendrücken.

Liebe Grüße Susanne
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  #9  
Alt 07.08.2007, 22:27
Schnucki Schnucki ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Liebe Susanne,

seit ein paar Tagen geht mir Euer Problem einfach nicht aus dem Kopf, ich weiß nur nicht, wie ich es formulieren soll.

Dein Vater hat bis jetzt schon viele Therapien mitgemacht, Chemos, Tarceva etc. Für einen Nichtbetroffenen ist es nicht ganz nachvollziehbar, was genau er da alles erlebt hat, klar, man steckt ja nicht in seiner Haut.

Dein Vater hat Angst, Angst um sein Leben und das ganze ja zurecht. Er hat Angst vor Schmerzen.

Meiner Meinung nach ist sein Verhalten einfach den Weg, den er für sich wählt, um mit der Krankheit fertig zu werden.

Ich stelle mich da bewußt gegen alle anderen vorläufigen Meinungen, weil ich einfach denke, dass jeder damit anders umgeht.

Ich fände hier etwas mehr Akzeptanz für seinen Weg gut, aber das heißt nicht, dass Ihr Euch endlos tyrannisieren lassen dürft.

Ich würde ihn den von ihm gewählten Weg der Verarbeitung gehen lassen, Du wirst ihn nicht ändern können. Dieses "Ich will ihn ändern" funktioniert nicht bei gesunden Menschen, bei einem Menschen in dieser Lebenssituation erst recht nicht.

Ich glaube, Ihr tätet Euch leichter, wenn Ihr das einfach anerkennen würdet. Natürlich nicht immer gleich hüpfen, weil Ihr Euch sonst aufarbeitet - aber ihn einfach gewähren lassen. Das ist auch eine Art von Beschäftigung für ihn.

Mal eine gegensätzliche Meinung, aber wenn ich mir einfach nur vorstelle, ich wäre in der Situation, wären für mich Angehörige, die mit Gewalt versuchen, meinen Weg, meine Akzeptanz zu hintergehen, einfach nicht akzeptabel.

Bei meiner Mum hab ich es auch versucht und schnell gemerkt, dass ich akzeptieren muß, wie sie damit umgeht. Dann konnte sie auch damit umgehen.

LG

Astrid
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  #10  
Alt 08.08.2007, 00:25
Benutzerbild von Susanne28
Susanne28 Susanne28 ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Liebe Astrid,
danke für deine ehrliche Meinung! Ich bin mir nur nicht so sicher ob das was mein Vater da geht wirklich ein Weg oder einfach eine Sackgasse mit tiefem Loch am Ende ist... Es erschöpft ihn völlig, was er da macht... Seine Angst hat ihn völlig im Griff, diese Angst verstehe ich völlig, auch wir haben Angst. Aber er ist eben der krank ist, Schmerzen hat, durch das alles wirklich durch muss. Das tut mir in der Seele weh. Er will auch nicht wirklich so sein, ärgert sich selbst, dass sein Puls bei 150 ist nur weil er aufstehen will, weil das Telefon klingelt,... Merkt dass ihm die Aufregung die Kraft raubt. Aber er kann nichts dagegen tun. Er sagt selber, er fühlt sich wie in einer tiefen Grube und da sind Hände die nach ihm greifen, die ihn nach unten ziehen wollen.... Er will da raus und er/wir schaffen es einfach nicht. Im Moment will er nichts lieber als wieder laufen zu können, aber vor lauter Aufregung über das Nicht-Laufen-Können bringt er kaum Kraft fürs Üben auf. Sooft ich auch insgeheim wütend bin, dass er nichts macht, so genau weiß ich auch bei vielen Sachen, dass er es einfach nicht kann. Ich will ihn nicht ändern, ich will dass ihm jemand irgendwie hilft die Krankheit zumindest ein bisschen zu bewältigen. Wir können das nicht obwohl wir uns soviel Zeit zum Reden nehmen wann immer ihm danach ist, Unterstützung anbieten, Alternativen aufzeigen, Krankengymn., Psychotherapie, med. Therapien, Hilfsmittel... organisieren. Trotzdem ist es eigentlich unglaublich wieviel einfacher es scheinbar ist gute Onkologen/Radiologen/ Komplementärmediziner zu finden, als jemanden der Zeit für psychische Probleme hat und sie nicht mit "naja, kein Wunder, so krank wie sie sind.." abtut.
Mal gehts einen Schritt nach vorne, dann wieder 5 zurück. Die Krankheit hat aus meinem mitten in Leben stehenden Vater einfach einen völlig hilflosen Menschen gemacht, der sich nicht mehr zu helfen weiß....

Liebe Grüße Susanne
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