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  #1  
Alt 25.06.2007, 13:21
Shakira Shakira ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Lieber Patrick,

das ist sehr schlimm, was du schreibst, es tut mir so leid.
Ich habe gerade meinen Mann verloren, ich bin auch erst 33 Jahre alt.
Ich versuche mir zu helfen, indem ich viel lese - es gibt so viele und gute Bücher über Trauerarbeit, was nach dem Tod kommt und wie man damit fertig wird. Ich finde das schon hilfreich.
Sofern man sich nicht in psycho-therapeutische Behandlung begeben möchte, würde ich zunächst mal ein Buch über Trauerbewältigung lesen.
Allerdings würde ich dir gern eine psycho-therapeutische Hilfe empfehlen!! Das ist wirklich nichts Schlimmes und ich empfinde es eher als Stärke denn als Schwäche, wenn man sich Hilfe holt und damit ja auch etwas tut, um das Leben mit denen, die noch da sind und zu dir gehören, so zu genießen, wie es deine Lieben um dich ja auch verdienen! Bestimmt ist es auch für deine Frau schwer, dich so leiden zu sehen, vieles (vermute ich) kann auch die Beziehung belasten. Eine Gesprächstherapie mit einem erfahrenen Therapeuten kann dir so viel helfen, wirklich!
Zögere nicht weiter, dich deiner Trauer und der Bewältigung dieser Trauer zu stellen! Leider vergeht die Trauer nicht von selbst, die Zeit heilt eben doch nicht alle Wunden. Man MUSS aktiv daran arbeiten.
Ich denke, deine tolle Frau und dein Sohn haben es verdient, dass du darüber hinwegkommst und mit deinem ganzen Herzen an ihrem Leben teilhaben kannst.
Versuch es - ich denke, es ist es wirklich wert!!!

Alles Liebe,
Shakira
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  #2  
Alt 25.06.2007, 21:00
Benutzerbild von marita76
marita76 marita76 ist offline
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Beiträge: 10
Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Shakira, hallo Patrick,

mein Beileid für euch zwei! Auch ich beschäftige mich zur Zeit immer wieder mit der Frage, ob ich "richtig" trauere.
Ich habe im März meine Mutter verloren, sie hatte Darmkrebs und hat nach der Diagnose nur noch vier Monate gelebt. Das ging alles ziemlich schnell.

Einerseits habe ich schon eine Zeitlang getrauert, als sie schon krank war und habe auch seit ihrem Tod nicht jeden Tag das Gefühl, dass ich nicht damit klarkomme. Andererseits habe ich immer wieder Tage, an denen ich denke, ich beschäftige mich nicht genug bzw. nicht bewusst genug mit dem Loch, dass Mama in meinem Herzen hinterlassen hat. Ich träume sehr oft von ihr und meistens geht es darum, dass sie doch noch lebt und noch irgendwelche Hoffnung besteht.. dass ich ihr noch helfen kann oder sie zumindest trösten (leider haben wir nicht offen über den Tod sprechen können, es war alles zu geballt und die Zeit lief uns am Ende davon.. ). Ich habe noch nie geträumt, dass sie tot ist oder stirbt oder vom Jenseits oder sonst irgendwas in der Richtung. Ich habe das Gefühl, in meinem Herzen ist es noch immer nicht angekommen, dass alles vorbei sein soll. Dass sie im September nicht auf unserer Hochzeit sein wird usw..

Wie du, Patrick, habe ich ein wunderbares Leben. Und doch bin ich nicht so glücklich, wie ich sein sollte. Ich habe auch noch nicht in Erwägung gezogen, eine Psychotherapie deswegen zu machen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was dort gesprochen wird und inwiefern mir das helfen kann. Ich nehme mal an, der Therapeut spricht gar nicht so besonders viel, sondern lässt einen erzählen? Würde mich sehr interessieren, Shakira, wenn Du mal die eine oder andere Sache erzählen würdest, was da so besprochen wird und inwiefern Dir das hilft oder anders hilft, als mit jemand anders zu sprechen. Oder was zum Beispiel in den Büchern über Trauerbewältigung steht bzw. welches Du besonders empfehlen kannst. Vielleicht ist das eine Hilfe für mich (und vielleicht auch für Dich, Patrick?), um mit der Trauer weiterzukommen. Ich hatte auch nicht eine so enge Beziehung mit meiner Mutter (wir haben uns nicht jede Woche gesehen und nur ganz selten telefoniert z.B.). und deswegen vermisse ich sie auch nicht automatisch jeden Tag.

Ich habe irgendwie "Angst" oder keine Lust oder sehe im Alltag keine große Notwendigkeit, mir z.B. abends "freizunehmen", um zu trauern. Wer ist schon gern traurig? Aber ich merke, dass es mir nicht guttut. Ich war z.B. bisher auch nur einmal an Mamas Grab.. wahrscheinlich gehört das auch zu meiner Verdrängungsstrategie.. Und meinen Freunden will ich irgendwie nicht meine Sorgen "aufdrängen", auch wenn sie bestimmt ein offenes Ohr hätten. Meine hauptsächliche "Trauerarbeit" besteht im Moment darin, dass ich hier im Forum lese und gelegentlich schreibe. Immerhin..

Liebe Grüße
Marita
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  #3  
Alt 26.06.2007, 09:07
AndreaB AndreaB ist offline
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Beiträge: 127
Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo ihr Lieben,
ja ich habe auch das Gefühl als würde ein Stück von meinem Herzen fehlen,
mein Sohn vermisst seine Oma auch soooooo sehr immer wenn er weint dann weine ich mit, freilich muß man an morgen denken aber es ist sehr schwer. Meine Tante ´hat vot 3Jahren ihre´n Mann verloren und sie hat gesagt vergesssen wird man es nie nie nie;-( Sie fehlt mir sehr meine Mami ich denke immer wo sie jetzt wohl sein mag..........
Ich kann Euch alle so gut verstehen.
Andrea
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  #4  
Alt 27.06.2007, 13:15
Shakira Shakira ist offline
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Beiträge: 76
Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Marita, Patrick und Andrea,

in der Tat hört es sich so an, als ob ihr nie die Chance hattet, die Trauer tatsächlich zu verarbeiten (denke ich, aber ich bin kein Therapeut!!)
Man verdrängt eine lange Zeit, aber irgendwann kommt es wieder hoch, bzw. es hindert einen daran, wieder voll und ganz am Leben teilzunehmen.
Ich denke, ein Therapeut würde nicht nur "erzählen" lassen, sondern wirklich Tipps geben, sofern er gut ist. Ich bin bis jetzt noch nicht in einer Therapie, sondern habe mir erstmal ein Buch zugelegt.
Ich habe mir ein Buch gekauft, was ich wirklich sehr empfehlen kann:
"Einen lieben Menschen verlieren - vom schmerzlichen Umgang mit der Trauer" von Dr Wolf. (über Amazon.de sehr schnell zu bestellen!)
Dieses Buch erzählt einem so viel über die Trauerbewältigung, man lernt was "normal" ist (eigentlich alles), dass man vieles einfach zulassen soll, sich für nichts schämen muss und einfach annehmen muss, was kommt. Man lernt, sich aktiv mit der Trauer und den damit verbundenen Gefühlen auseinanderzusetzen, um dann am Ende wieder frei und bereit zu sein, am Leben voll teilzunehmen.
Man lernt den Tod anzunehmen, man lernt, dass z.B. Schuldgefühle keinen Sinn machen und wie man sie los wird.
Man lernt, dass man einen Weg zu gehen hat, an dem keiner vorbei kommt, um den Schmerz und die Trauer zu bewältigen und sie dann auch irgendwann loslassen zu können.
Ich finde das Buch extrem hilfreich.
Eine Einschränkung für euch vielleicht: es spricht vor allem auch Menschen an, die gerade frisch einen Menschen verloren haben, es spricht also auch über diesen anfänglichen Schockzustand und gibt Tipps, wie man da durch kommt, ohne zu großen seelischen und körperlichen Schaden zu nehmen.
Aber vielleicht ist auch das nicht verkehrt für euch, die ihr zwar nicht mehr im ersten Schockzustand seid, den aber eventuell auch nicht voll ausgelebt habt und nun auf halber Strecke "stecken geblieben" seid.
Dr. Wolf vergleicht in dem Buch die Trauerarbeit als eine Bergbesteigung auf den Gipfel. Man fängt unten im Tal an und erklimmt den Berg Stück für Stück. Wenn man am Gipfel oben angekommen ist, ist man bereit für ein neues Leben ohne schmerzliche Gedanken.
Sie beschreibt auch, wie Leute auf halbem Wege umkehren oder aber auf halber Berghöhe stehen bleiben und im Nebel stehen und nicht wieder herausfinden. So ähnlich könnte man eventuell euren Zustand beschreiben.

Es gibt aber auch eine Masse anderer Bücher über Trauerbewältigung - einfach mal bei amazon.de schauen und sich für eins entscheiden.
Ich denke, es hilft wirklich!

LG,
Shakira
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  #5  
Alt 29.06.2007, 08:55
AndreaB AndreaB ist offline
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Registriert seit: 21.08.2005
Beiträge: 127
Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Shakira
Danke für deinen Rat aber ich habe viele Bücher gelesen!!!!!
Nach und vor dem tod meiner Mama, ich denke es braucht trotz alledem viel viel Zeit und vergessen wird man sie oder das nie ............................
Es ist einfach so es war die Mutter und meine Mutter war alles für mich ich lebe schon wieter aber anders..........
Ich habe mir auch viele Bücher gekauft über das leben nach dem Tod weil für mich das auch irgendwie unbegreiflich ist das ein mensch einfach veschwindet seine Energie usw.
Ich wünsche allen viel Kraft ............
Bin froh das es Euch gibt, dann fühlt man sich nicht so alleine..............
Andrea
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  #6  
Alt 29.06.2007, 17:23
Shakira Shakira ist offline
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Beiträge: 76
Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Andrea und alle anderen,

du hast Recht, natürlich kann man das nicht vergessen und soll man glaube ich auch nicht.
Jeder hat einen anderen Weg und muss sich den für sich selbst besten Weg um Umgang mit der Trauer herausfinden.
Ich war aber so beeindruckt von dem Buch, dass ich dachte, das sollte jeder mal lesen! Aber natürlich ist jede Situation anders.
Den Menschen wird man wohl nie vergessen - das wäre auch schlimm, denke ich. Ich habe aber die Hoffnung, irgendwann soweit sein zu können, mich nur noch gern an die schönen Augenblicke zu erinnern, ohne Schmerz, mit ein wenig Wehmut sicherlich, aber ohne dass es mich traurig macht.
Daran arbeite ich.

Ich kopiere an dieser Stelle mal einen Text ein, den ich in diesem Zusammenhang irgendwie tröstlich fand:

Der Tod ist gar nichts.
Ich bin ganz nah im Raum nebenan.
Ich bin ich und Du bist Du.
Was wir füreinander bedeuteten bleibt bestehen.
Ruf mich mit meinem gewohnten Namen,
sprich mit mir so wie Du es immer getan hast.
Rede nicht in Trauer oder anders als sonst mit mir.
Freue Dich so, wie wir uns immer miteinander gefreut haben.
Bete für mich und lächle in Erinnerung an mich.
Lasse meinen Namen so gebraucht werden wie er immer in unserem
Hause gebraucht wurde, ohne daß ein Schatten darauf fallen soll.
Leben bedeutet immer noch, was es schon immer
bedeutet hat, ohne Unterbrechung.
Warum sollte ich auch aus Euren Herzen sein,
nur weil ich nicht sichtbar bin?
Für einen Augenblick bin ich da, irgendwo hier,
ganz nah,
alles ist gut.

Harry Scott Holland
Comm. der St. Paul’s Cathedral zu London 1847-1918
´

Alles Liebe,
Shakira
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  #7  
Alt 30.06.2007, 15:15
Benutzerbild von marita76
marita76 marita76 ist offline
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Beiträge: 10
Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Shakira,

vielen, vielen Dank für Deine Tipps
Ich hab mir das Buch mal bestellt, mal sehen, ob es mir weiterhilft. Du hast ja geschrieben, dass es sich eher auf die erste Zeit bezieht, aber so ein Rückblick ist vielleicht ganz gut für mich. Ich hab mir auch gleich das Buch von Kübler-Ross (Interviews mit Sterbenden) dazu bestellt. Das wollte ich eigentlich schon lesen, als Mama krank war, aber es ging dann alles so schnell, dass ich nicht mehr dazu kam. Und es geht mir immer noch nach, dass ich nicht weiß, was wohl in ihr vorgegangen sein mag. Sie war immer so tapfer und wollte uns nicht belasten bzw. wollte nicht über ihre Ängste sprechen.

Heute hab ich mich aufgerafft, einmal ans Grab zu gehen. Ich war nicht lange da - der Ort ist mir fremd. Aber ich hatte schon länger das Gefühl, mal hingehen zu müssen. Das nächste Mal gehe ich mit meinem Vater.

Das Gedicht von Harry S. Holland finde ich sehr schön.
Als ich da neulich nicht schlafen konnte, hab ich auch ein Gedicht für Mama geschrieben, das will ich ihr beim nächsten Besuch in einer Laterne ans Grab stellen:

Gedenken

Dein Sinn für Schönheit strahlt noch immer
Dein Haus hat Dich noch nicht vergessen
Marionetten wohnen dort, Puppen und gute Gespenster.
Deine Welt war bevölkert von Kinderaugen und Romanfiguren,
von Hundeschnauzen und Katzenpfoten.

Deine Hände vermochten Dinge zu zaubern
aus Stoff und Farben, Rahmen und Garn,
aus Licht und Grün,
aus Gewürzen und Öl, Ton und Papier.

Du liebtest das Meer, die Malerei und den Lavendel,
Trödelmärkte und alte Gemäuer.
Du liebtest die Ferne, die Weite.
Du hieltest die Augen offen für Wolken und Bäume,
für Muscheln und Steine.
Du nanntest alle Blumen beim Namen.

Dein Haus hat Dich noch nicht vergessen
Deinen Gang, Deinen Duft und Deine Stimme
Deine Liebe leuchtet noch immer
Ich finde sie in Deinem Haus und in meinem Herzen.

Das Schreiben hat mir auch etwas geholfen.
Auch ich hoffe, dass ich es schaffe, mich irgendwann ohne Schmerz zu erinnern und in meinen Träumen nicht immer nur die kranke Mama sehe. Ich habe sie doch fast 30 Jahre gesund erlebt..

Liebe Grüße,
Marita
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