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  #1  
Alt 24.10.2007, 04:12
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
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Standard AW: Umstellung von Morphium auf Polamidon

Hallo LaLuna,

könntest du hier über deine Erfahrungen im weiteren Verkauf mit Polamidon berichten?

Ich denke, dass sie für viele Menschen hier im Forum sehr wichtig sind, um ihren Schmerztherapeuten auf diese Therapie aufmerksam machen zu können. Viele von uns leiden nicht mehr oder nicht nur am Tumorschmerz, sondern auch an den "Nachwehen".
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Jutta
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  #2  
Alt 24.10.2007, 11:31
hoppit hoppit ist offline
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Standard AW: Umstellung von Morphium auf Polamidon

Hallo zusammen,
ich möchte auch kurz was zu Polamidon schreiben. Mein Mann hatte 10/03 Rektumampuation, vorher Chemos und Bestrahlungen. ca. 3-4 Monate später begannen Schmerzen im linken Po-Bereich ausstrahlend ins Bein. Die Schmerzen wurden immer mehr und das Bein immer schwächer. Er hat sich dann nach ca. einem 3/4 Jahr für einen Schmerztherapeuten entschieden. Nachdem abgeklärt war, dass es nichts direkt mit einer krebsigen Wucherung zutun hat wurde die Therapie begonnen. Von Neuraltherapie, Akkupunktur über Valoron, Lyrika, bis Morphium ging die Übung. Aber wirklich gebracht hat es nichts. Irgendwann stellte sich die Frage Morphium immer mehr zuerhöhen oder was anderes auszuprobieren. Anscheinend reagieren Nervenschmerzen nicht unbedingt auf Morphium. Jetzt nimmt er Valoron, Amytriptillyn und bei Bedarf Polamidon. Er nimmt es nur, wenn er vor Schmerz nicht schlafen kann oder es ganz schlimm ist. Er hat natürlich auch Angst vor einer Sucht. Wirklich schmerzfrei ist er nie, da er relativ wenig und nur ab und zu auf das Polamidon zurückgreift. Aber für ihn ist es gut zuwissen, dass er nicht völlig seinen Schmerzen ausgeliefert ist. Nachdem er letztes Jahr ein Rezidiv hatte, wurde die Schmerztherapie erstmal so weitergeführt. Vielleicht gibt es mittlerweile auch Neuerungen im Bezug auf die Therapie von Schmerzen.
Liebe Grüße
hoppit
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  #3  
Alt 24.10.2007, 15:25
LaLuna LaLuna ist offline
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Standard AW: Umstellung von Morphium auf Polamidon

Ja, ich berichte, freue mich aber wirklich über jedes Feedback, auch von Menschen, die nicht hospizmäßig betreut werden. Am meisten interessieren mich Geschichten von Menschen, die nach den OPs und Bestrahlungen, eigentlich tumorfrei, immer noch Schmerzen haben.

Denn ich bin ja eigentlich gesund *haha*, nur die Schmerzen gehen und gehen nicht weg.

Angst süchtig zu werden habe ich überhaupt nicht, denn wenn heute ein Wunder geschehen würde und ich wäre schmerzfrei, würde ich SOFORT alle Schmerzmittel absetzen.

Aber, so ist das eben nicht. Mit gut eingestellten Schmerzmittel kann ich ganz normal leben, bin fit und schaffe fast ebensoviel, wie vorher, wobei ich allerdings in Frührente bin und alles etwas langsamer angehe.

Gestern abend ging es mir ziemlich dreckig, ich hatte Atemprobleme, mir war gleichzeitig heiß und kalt, mir lief der Schweiß in Strömen runter und ich klapperte mit den Zähnen. Hui, ich dachte, jetzt geht's dahin.

Also, sofort den Schmerztherapeuten angerufen, er klärte kurz ab, wieviel Tropfen ich genommen hatte (ich hatte auf seinen Rat versuchsweise auf 15 Tropfen runtergefahren) und schon kam von ihm die Diagnose:

Entzugserscheinungen!

Da ich zudem noch immer zwei Tavor nahm, die aber seit dem Polamidon wegließ (ich dachte, es verträgt sich nicht und wollte heute nachfragen), sagte ich ihm das und er sagte: Sofort eine Tavor nehmen, die 5 Tropfen Differenz nachnehmen und in 10 Minuten sollte ich wieder fit sein.......war auch so.

Die Tavor will ich jetzt ganz langsam ausschleichen, die brauche ich ja nicht wirklich, es ist nur manchmal schöner zu schlafen, als zu leben, weil die Träume meist schöner sind, als das Leben......mein Gott, was sag ich da???........aber irgendwie habe ich manchmal dieses Gefühl, also eine Depression dazu, aber wer hat die nach einer so schweren Geschichte nicht?.

Gut die Tavor schleiche ich jetzt viertelweise raus, Polamidon heute um 6.00 und um 14.00 Uhr 20 Tropfen...die Müdigkeit ist so gut wie weg, ich fühle mich fit und bin ein wenig euphorisch, keineswegs niedergeschlagen, wie bei den Morphiumgaben.

Da ich heute zu einer Blutkontrolle musste und mein Mann noch fest schlief (der Arme musste mich die letzten Wochen immer rumfahren), stieg ich ins Auto und fuhr die paar Kilometer selbst, mit einem richtig gutem Gefühl. Ich fuhr gut, war nicht unsicher und wußte, es war richtig, zu fahren.

Polamidon flutet übrigens überhaupt nicht, wie ich es bei Sevredol anfangs hatte, man merkt die Gabe gar nicht, außer, dass die Schmerzen wegbleiben. Sie sind auch nicht irgendwo im Hintergrund, wie bei Morphium so oft, sondern einfach weg.

Mir wurde erklärt, dass sich Polamidon anderswo aufsetzt, als Morphium und das merke ich leider auch etwas negativ. Denn da ich amputiert bin (am Hintern), tat mir gestern der Stumpf etwas weh, das hatte ich unter Morphium gar nicht. Tipp vom Schmerztherapeuten: Spielt sich ein, bis dahin, wenn's zu unangenehm wird, ein paar Novalgintropfen, oder eine Ibuprohen vorübergehend.
Das habe ich aber nicht gemacht, so schlimm war es nicht und heute sind die Stumpfschmerzen (Phantomschmerzen) verschwunden.

Ich berichte weiter, soweit es Euch interessiert, möchte aber schon im vorherein sagen: Nur unter Aufsicht eines versierten Schmerztherapeuten, der auch 24 Stunden erreichbar ist, niemals nur mit dem Hausarzt.

Meiner ist ziemlich alte Schule. Wenn ich frage, wann ich wieder anrufen sollte, hörte ich als Antwort: Sie HABEN sich morgen vormittag zwischen 10.00 und 11.00 Uhr bei mir zu melden....ich musste soooo lachen und er lachte mit.

Geändert von LaLuna (24.10.2007 um 15:39 Uhr)
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  #4  
Alt 24.10.2007, 15:35
LaLuna LaLuna ist offline
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Standard AW: Umstellung von Morphium auf Polamidon

Ach ja, eins habe ich noch vergessen zu erzählen. ich denke, dass es ganz, ganz wichtig ist. Bei meiner 1. OP (nach Bestrahlungen und Chemo, fast 30 kg abgenommen), ließ ich schon am zweiten Tag die Schmerzpumpe weg, weil man doch taff ist und Schmerzen aushalten kann.
Das war ein ganz großer Fehler, meinen meine Ärzte inzwischen und murmeln etwas von *Schmerzgedächtnis*....aber ich wollte ja stark sein und nicht wegen jedem Wehwechen gleich ein Dipi oder Morphium.
So litt ich wochenlang vor mich hin, bis mein Mann (OP-Krankenpfleger) sagte, genau das wäre ganz verkehrt! Je weniger Schmerzen man habe, um so weniger merkt sich der Körper.....aber für mich war es da schon zu spät. Da hatte ich die Dauerschmerzen bereits, obwohl keinerlei körperlichen Ursachen vorlagen.
Ich fühlte mich selbst beim Onkologen manchmal nicht ganz verstanden, erst mein Schmerztherapeut (der erste) sagte, er kenne es gar nicht anders. Fast jeder, der 4 Bauch-OPs (davon 2 sehr schwere) hinter sich habe, litte an Schmerzen. Wow, da war ich aber froh, ich dachte schon, ich spinne!

Geändert von LaLuna (24.10.2007 um 15:50 Uhr)
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  #5  
Alt 25.10.2007, 18:54
LaLuna LaLuna ist offline
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Standard AW: Umstellung von Morphium auf Polamidon

Melde mich heute nur kurz: Mir geht es immer noch prima, ich bin vollkommen schmerzfrei, auch die Schmerzen am Stumpf sind total weg.

Am meisten hat mich heute gewundert, dass 5 Fläschchen a 20 ml (für mich ist das etwas 1 1/2 Wochenrationen, pro Fläschchen = Bedarf für ca. 6 Wochen) nur 40,00 Euro kostet.
Klar, das Zeugs ist ja rein syntetisch, im Gegensatz zu Morphiumtabletten, die doch zumindest ein bißchen echtes Opium oder Kokain enthalten.

Mir ist es egal, ob echt oder nachgemacht, es hilft und ich bin nicht mehr so dumm im Kopf, wie die ganze Zeit vorher.

Morgen muss ich mich wieder bei meinem Schmerztherapeuten melden, heute hat er mir großzügig *Urlaub* gegeben
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  #6  
Alt 27.10.2007, 00:02
LaLuna LaLuna ist offline
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Standard AW: Umstellung von Morphium auf Polamidon

So, ich denke, die Umstellung ist im großen und ganzen vorbei und ich kann nur sagen, dass sie ein voller Erfolg war.

Ich bin nicht nur absolut schmerzfrei (habe auch keine fiesen hintergründigen Schmerzen mehr), sondern bin klar im Kopf und wesentlich leistungsfähiger, als unter Morphium.

VERGLEICH

POLAMIDON

Ich nehme jetzt 3 x am Tag, im Abstand von 8 Stunden 20 Tropfen Polamidon
Ich habe keine Verstopfung, aber da bin ich wohl kein Maßstab, denn ich hatte noch nie Verstopfung, auch nicht unter großen Morphiumgaben gleich nach den OPs. Ich habe ziemlich guten Appetit und gr0ße Lust mich an frischer Luft zu bewegen.


MORPHIUM

Ich nahm 4 x 10 mg Sevredol (gleich wirkend) und 2 x 30 mg MST (Retardmittel) und fand, dass ich im Gesicht aufgeschwemmt aussehe und bin meine Schmerzen nie ganz losgeworden. Außerdem hatte ich manchmal das Gefühl mit den Füssen nicht ganz auf der Erde zu sein und mir fiel ständig etwas runter und ich schlief sehr viel.Irgenwie tapperte ich durch den Tag

Ich melde mich wieder, wenn ich die ersten Blutbilder bekomme.Im November bin ich eh wieder dran, mit der Nachsorge (großes Blutbild, Sono und Kernspinn...vielleicht auch Darmspiegelung), dann erst kann man sagen, ob die Behandlung etwas negatives an meinem Blutbild verändert hat. Soll ja nicht sein, im Gegenteil, aber das möchte ich doch noch abwarten.

Fragen beantworte ich gerne, behandelt wurde (und werde ich) vom ehemaligem Chefarzt des Kreiskrankenhauses Mühldorf am Inn, der sich nur noch um die Schmerzambulanz kümmert und um die palliative Station, bzw. um das Anna-Hospiz.

Was mich besonders beeindruckt hat, war die permanente Verfügbarkeit des Arztes, der auch (einmal musste ich ja) mitten inder Nacht, freundlich und kompetent beraten hat und mit mir einen Freudentanz (nur telefonisch ) aufgeführt hat, als alles so gut klappte.

Jetzt geht er eine Woche in Urlaub und ich habe seit heute die Handynummer (ebenfalls für 24 Stunden-Einsatz) einer Palliativschwester, so dass ich nie allein gelassen werde.

Dankbar bin ich auch meinem Hausarzt, der wieder einmal bewiesen hat, dass er ganz genau weiß, wann und wohin er mich weiterüberweisen muss und erst gar nicht versucht an mir rumzudoktern.

Also, bitte fragt mich (auch per PN oder eamil) und freut Euch mit mir, dass ich wieder ohne schlechtes Gewisssen autofahren kann und mein ganzer Tagesablauf dynamischer geworden ist. ich muss lange nicht so ausgiebig liegen, wie mit Morphium.

Nun werde ich erst mal abwarten, ob die positive Veränderung auch anhält. sollte das nicht der Fall sind (wer weiß das schon?), schreibe ich hier wieder! Froh wäre ich, wenn ich meine normale Gesichtszüge wiederbekäme. Ich habe wesentlich mehr Appetit, aber Übergewicht war nie mein Problem, sondern nur das Aufgeschwemmtsein im Gesicht, wie bei Cortisongaben.

Liebe Grüsse, LaLuna
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  #7  
Alt 27.10.2007, 03:43
gewwi gewwi ist offline
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Standard AW: Umstellung von Morphium auf Polamidon

Hallo,
bei meinem Mann war es fast genauso, ein voller Erfolg. Was mich persönlich am meisten freut, außer den Schmerzen sind auch die Depris weg, er will wieder leben.
Alles Gute für dich
petra
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  #8  
Alt 31.10.2007, 15:50
LaLuna LaLuna ist offline
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Standard AW: Umstellung von Morphium auf Polamidon

Auch heute wieder mal nur ganz kurz: mir geht's blendend! Die Psyche erholt sich zusehend, ich habe wieder Lust spazieren zu gehen, zu basteln, zu lesen, zu kochen, sogar zum putzen habe ich Lust.
Mit dem Schlafen klappt es nicht so besonders, ich bin einfach nicht müde, ich könnte die ganze Nacht durchmachen

Aber das wird sich bestimmt einspielen, da bin ich sicher!

Heute nacht habe ich um 0.30 das Treppenhaus geputzt, weil mich der Schmutz plötzlich störte. Mein Nachbar kam auf eine Zigarette raus und bekam den Mund nicht mehr zu.
Er wollte das Zeugs auch haben, aber ich sage niemand, WAS ich bekomme. Ich will ja nicht überfallen werden oder so. Ich erzähle nur, dass ich das Morphium absetze und auf nicht opiumhaltige Schmerzmittel umgestellt werde. Da bin ich total vorsichtig, muss ja keiner wissen, was ich schucke.
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