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AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Lieber Friedrich,
ich kann Dich sooo gut verstehen. Ich habe nächtelang im Internet gehangen und jede Menge Bücher gelesen in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, was unterstützend wirkt. Meine Mama ist jedoch ein Mensch, der sich lieber nur auf die Medizin verlässt - und das musste ich akzeptieren. Mistelspritzen hat sie damals während der ersten 6 Zyklen Cisplatin/Etoposid auch bekommen und zwar Lektinol. Der Doc meinte zwar, es wäre ihm lieber, wenn die Misteln erst in der Chemopause gegeben würde, aber sie hat sie trotzdem damals genommen. Die Chemo damals hat sie sehr gut vertragen, obwohl sie in einem schlechten Allgemeinzustand war - und sie hat auch gut angeschlagen. Leider wuchsen der Tumor und die Metas ein paar Monate später wieder. Zwei andere Chemos schlugen bisher nicht an und Mistelspritzen will sie im Moment nicht mehr. Es ist schwierig, eine Entscheidung zu treffen, was man versuchen will und was nicht. Manchmal denke ich auch, dass Michaels Rat, die Zeit so gut wie möglich zu genießen und nicht bei Ärzten und in Wartezimmern, das Beste ist. Aber jeder Mensch ist anders und für viele ist es vielleicht einfach wichtig, das Gefühl zu haben, selbst etwas tun zu können, um zu unterstützen, sei es nun mit Mistel, Selen, Ernährungsumstellung, leichte Sportarten ... Man wird vermutlich immer Gegner und Befürworter finden und muss einfach das Für und Wider und die Risiken gegenüber dem möglichen Nutzen abwägen. Michaels Tipp mit dem Psychoonkologen finde ich prima. Gibt es so etwas bei Euch? Ich vermute mal, dass man dort auch eher Termine bekommt als bei herkömmlichen Therapeuten. Vielleicht kann Dir auch der Krebsinformationsdienst einen Therapeuten empfehlen oder aber auch Eure Krankenkasse. Ich habe das Gefühl, dass Dir das seelische Befinden sehr am Herzen liegt und ich persönlich bin fest davon überzeugt, dass es sehr wichtig für den Umgang mit der Krankheit und auch für eine Besserung oder gar Heilung ist. Hast Du schon mal von O. Carl Simonton (amerik. Arzt) gehört? Er arbeitet mit einem Therapiekonzept von Visualisierungen, gerade bei Krebspatienten. Es gibt ein Buch inkl. CD: "Wieder gesund werden" - erschienen im rororo-Verlag. Eine weitere Hilfe könnte die Doppel-CD von Dr. med. Hanns Grün "Innere Heilkraft wecken" sein. Ich weiß nicht, wie Ihr zu solchen Hilfen steht (für viele ist das ja Mumpitz), aber ich persönlich glaube, dass es dem Unterbewusstsein einfach gut ist und - was ein wesentlicher Punkt ist: Es gibt keinerlei Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen dabei. Soweit ich weiß, gibt es in größeren Städen sogar Gruppen, die nach der Simonton-Methode arbeiten und in vielen Reha-Kliniken wird es ebenfalls angeboten. Es ist eine enorme Stress- und Belastungssituation für Deine Frau, aber auch für Dich. Und Entspannung ist gerade jetzt so wichtig und gleichzeitig so schwer zu erreichen. Viele schwören auch auf Yoga, gerade weil man die Übungen entsprechend seines körperlichen Zustandes machen kann und sich dabei nicht überlastet. Vielleicht mögt Ihr das mal ausprobieren. Ein gutes Buch hierzu ist "Yoga für die Seele" von Ursula Karven, dass die Seele wieder ins Gleichgewicht bringen soll. Ihr könntet zusammen üben und hättet bestimmt auch Spaß dabei. Wie schon gesagt, ist das nicht jedermanns Sache, aber vielleicht ist es einen Versuch wert und man spart sich Antidepressiva. Medikamentös kann Euch sicher der Hausarzt ansonsten unterstützen oder aber auch ein Psychiater oder Neurologe, bei denen schneller ein Termin zu bekommen sein wird als bei einem Therapeuten (Psychotherapeuten dürfen ja sowieso keine Medikamente verschreiben). So, jetzt hab ich Dich aber auch zugetextet! Sorry Lieben Gruß Helga |
#2
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AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Ihr Lieben!
Ich darf mich ganz, ganz herzlich bei Euch Allen für Eure lieben und vor allem informativen Beiträge auf meine Postings bedanken!!!! Sie haben mir bzw. natürlich uns beiden alle sehr, sehr geholfen! Momentan denke ich aber, daß es wohl besser sein wird, jetzt erst einmal alles sacken zu lassen! Das mit der psychoonkologischen Betreuung war selbstverständlich auch meiner Frau und mir bereits bekannt! Fast jede renommierte Klinik, die eine onkologische Abteilung/Station hat, hat auch mindestens einen Psychoonkologen angestellt. Bisher haben wir seine Betreuung aber noch nicht benötigt und daher auch noch nicht in Anspruch genommen. Erst jetzt, die letzte Zeit über, stellen sich sowohl bei meiner Frau als auch bei mir schwere bis mittelschwere psychische Beschwerden und Depressionen ein, die unbedingt von fachkundiger Hand behandelt werden müssen. Ich habe auch sofort Ende letzter Woche für uns beide einen Termin besorgt, um die Sache sofort anzugehen. Bei uns beiden hat sich momentan das Problem eingestellt, daß wir einfach nichts mehr darüber hören und lesen wollen und können! Wir wollen also einfach nicht mehr darüber reflektieren und permanent mit der Krankheit konfrontiert werden. Irgendwann braucht ja schließlich auch jeder Mensch einmal Ablenkung und auch eine kleine Pause und Ruhe. Überall bei den Recherchen im Internet finden sich zur Therapie des kleinzelligen Bronchialkarzinoms nur Hiobsbotschaften, kein helles, hoffnungsfrohes Licht am Ende eines langen und schwarzen Tunnels! Momentan geht es meiner Frau aber gesundheitlich noch sehr, sehr gut! Sie verkraftet die Chemotherapien ausgezeichnet und wird hoffentlich auch mit den Belastungen einer sich anschließenden Strahlentherapie fertig werden. So hoffen wir beide zumindest! Was hinterher "vielleicht" einmal kommen könnte, kann lediglich der liebe Herrgott wissen! Wir beide beten und hoffen, daß meine Frau zu den wenigen Glücklichen zählt, - wie Michael schon ganz recht geschrieben hat! - bei denen sich eine dauerhafte Vollremission einstellen und sich der Krebs schließlich verkapseln wird. Wenn nicht, kann und muß man sich leider hinterher immer noch Sorgen bereiten und weitere intensive Überlegungen anstellen, was nun weiter zu tun sein wird. Das man sich aber schon im Vorfeld graue Haare wachsen lassen und permanent nur Unkenrufe ausstossen sollte, halten wir beide mittlerweile für vollkommen verfehlt. Wir beide sind durch diese übliche Herangehensweise an die schlimme Erkrankung ja mittlerweile seelisch vollkommen am Ende und finden fast keine Nacht mehr ausreichend Schlaf! Die Onkologen der Klinik in Hemer sind ja ebenfalls der Auffassung, daß man keineswegs in den Wahn verfallen solle, sich an die zahlreichen Horrorstatistiken im Internet zu halten und sich durch diese seelisch abbauen und herunterziehen zu lassen, da eben halt jeder Krebs individuell sei. Viele liebe Grüsse Friedrich Geändert von Khayyaam (12.01.2008 um 18:55 Uhr) |
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AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Hallo Friedrich,
der Krebs darf nicht das alleinige Thema in der Familie sein. Geniesst lieber das schöne Leben, gönnt Euch was und wenn es was verrücktes ist. Macht Sachen die Spass machen und kehrt den Humor nach oben. Freundlichen Gruß Wolfgang |
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AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Ich kann Dich nur sehr zu dieser Einstellung beglückwünschen, Friedrich.
Michael |
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