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Ich weiß nicht mehr weiter....
...erstmal Hallo.
Bin heute zufällig auf dieses Forum gestoßen, vielleicht hilft es ja, alles mal aufzuschreiben. Erstmal zu mir, ich bin 22 Jahr alt und wohne wegen meinem Studium in hannover, 500 km weit weg von meinem Heimatort. Der Mensch, der erkrankt ist, ist mein Vater, er ist 56 Jahr alt. Im Moment bekommt er eine Chemo wegen inoperabler Metastasen in Lunge und Leber. Er hat auch schon eine Vorgeschichte, und zwar hatte er vor 10 Jahren Gaumenkrebs und vor 2 Jahren Speiseröhrenkrebs (die beide als "geheilt" angesehen wurden) Ich kam letzte woche überraschend für ein Wochenende nach hause, und da sah ich ihn, im Bett liegen, hustend und mit sauerstoffflasche. Meine Eltern haben mir bis zu diesem zeitpunkt nichts davon erzählt, weil ich mir keine sorgen machen sollte. Nun musste ich wieder nach hannover und jetzt ist meine Mama mit meinem Papa auf sich gestellt. Sie kann nicht mehr schlafen, weil sie ständig angst hat dass er erstickt. Sie muss ständig bei ihm sein, denn er kann nicht mal mehr selbständig auf die Toilette gehen. Ihm ist ständig schlecht und meine Mama weint die ganze Zeit. Dazu kommen ab und an epileptische Anfälle, an denen er seit ca. 13 Jahren leidet. Ich überleg sogar mein Studium hinzuschmeissen, oder ein Urlaubssemester einzulegen (falls es geht) um meinen Eltern beizustehen. Ich hab so ein schlechtes Gewissen "hier oben" zu sitzen, während meine Familie solche Schmerzen durchlebt.... Ich find das alles einfach so unfair, wie kann man einen Mensch mit so einer Krankheit quälen?? Ich weiß einfach nicht was ich machen soll, ich weiß nicht ob er das überlebt. Liebe Grüße Geändert von Birgit_86 (05.06.2008 um 20:08 Uhr) |
#2
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AW: Ich weiß nicht mehr weiter....
Hallo Birgit,
zunächst sei herzlich willkommen, auch wenn der Anlass kein schöner ist. Aber Du wirst hier viele, liebe Menschen treffen, die immer ein offenes Ohr für Dich haben und Dir auch den einen oder anderen Ratschlag geben können, da jeder mit dieser Sch...krankheit so seine Erfahrungen hat. Entweder als Betroffener oder Angehöriger. Natürlich musst Du den "Schock" erst einmal ein wenig verarbeiten. Deine Eltern haben es sicher gut gemeint, dass sie Dich nicht belasten wollten. Mein Mann hat auch einen inoperablen Nichtkleinzeller mit Lebermetastasen und gerade den 6. Zyklos Chemo beendet. Versuche doch mal in Erfahrung zu bringen, ob es Deinem Papa von der Chemo so schlecht ist und was er für eine bekommt. Name und usw. Wichtig ist auch, ob es ein Kleinzeller oder Nichtkleinzeller ist, da die Chemos dementsprechend verschieden ausfallen. Möglicherweise sollte man auch eine Zweitmeinung einholen. Aber da müsstest Du eben erst mal genau mit Deinen Eltern sprechen, damit Du weißt, was die Ärzte bisher gesagt haben. Positiv ist ja eigentlich, dass Dein Vater schon zwei mal diesen Sch...krebs sozusagen besiegt hat. Vielleicht schlägt ja auch diesmal die Chemo, usw. wieder gut an. Die epileptischen Anfälle werden natürlich den Gesamtzustand auch etwas verschlechtern. Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben, weil Du so weit weg bist. Du kannst ja nichts dafür. Ein Urlaubssemester wäre vielleicht keine schlechte Idee, da könntest Du Deine Eltern schon unterstützen. Aber überstürze nichts. Frage jetzt erstmal genau nach und dann melde Dich wieder. Du kannst Dich natürlich auch so melden. Einfach, wenn Dir danach ist. Einstweilen herzliche Grüße Mapa |
#3
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AW: Ich weiß nicht mehr weiter....
Hallo Birgit,
es ist bei allen, die in dieses Forum kommen der gleiche Grund. Entweder haben sie selber oder ein Angehöriger Lungenkrebs. Du wirst hier eine geballte Masse an Erfahrungen antreffen. Ich fühle mich hier gut gut aufgehoben und so wird es Dir auch gehen. Wegen Deinem Studium würde ich erstmal nichts überstürtzen. Das wird sicher auch der Grund sein, warum Deine Eltern Dir nichts gesagt haben. Alles Andere hat Dir Mapa ja schon geschrieben. Mein Mann hat übrigens seit Mai 07 einen inoperablen kleinzelligen Lungenkrebs und 2 Chemozyklen mit jeweils 6 Chemos hinter sich. Liebe Grüße Sigrid
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Die Hoffnung stirbt zuletzt - Sie starb am 18.06.08 genau ein Jahr nach der Diagnose |
#4
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AW: Ich weiß nicht mehr weiter....
Hallo Birgit,
da hast Du erst einmal einen Schock hinter Dir . Schön das du den Weg hier ins Forum gefunden hast. Das Studium schmeißen würde ich gleich mal verwerfen - Deine Eltern haben Dich nicht grundlos nicht belasten wollen. Ein Urlaubssemester einlegen, wär vllt. gut. Ich kann für mich sagen, das die Zeit die ich mit meiner Mutter verbringen durfte, sehr schön und intensiv war - ich möchte diese Zeit auf keinen Fall missen, ach wenn sie in unserem Fall recht kurz war. Den Krankheitsverlauf Deines Vater kann ja niemand wirklich vorraussagen und zweimal hat er schon gewonnen. Die Stärke, die aus Eurem Familienzusammenhalt kam hat Ihm bei seinem Kampf damals geholfen und wird ihm jetzt auch sicher wieder zu Gute kommen. Sicher wäre es sehr schön, wenn Du Deine Eltern unterstützen könntest - Deine Mutter scheint ja schon fast überfordert. Vllt. hat sie noch nicht alle Möglichkeiten der ihr zustehenden Hilfe ausgeschöpft, Pflegedienst......und Du könntest ihr in organisatorischen Dingen helfen. Alles Gute agistochter
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Meine Mutter Agnes 02.01.1941 - 08.05.2008 |
#5
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AW: Ich weiß nicht mehr weiter....
Vielen vielen Dank für die Anworten.
Ich telefoniere jeden Tag mit meiner Mama, die 15 Stunden am Tag bei meinem Vater im KH sitzt (da ist er jetzt seit drei Wochen weil die Erstickungsanfälle zuhause schlimmer sind. Weiß wer warum? Liegt es daran dass es "dreckiger" ist als in einem Krankenhaus??.) Ich schreibe nun meine Prüfungen und dann gehts ab nach hause für 2 Monate Semesterferien. Im moment sieht es sehr schlecht aus: Die Chemo hat laut den Ärtzen nichts gebracht. Die Leber und Lungen Metas sind gleich groß geblieben, die Lymphome (????) sind sogar größer geworden. Er kann nur noch liegen, nicht mehr sitzen oder gar aufstehen. Die Ärtze haben eine Antikörpertherapie (???) vorgeschlagen, aber mein Vater lässt keine Behandlungen mehr machen. Er hat aufgegeben. Er nimmt nur Haufenweise Schmerzmittel und sein Sauerstoffgerät. Das einzige was mich beruhigt, dass er zwei sehr fähige Ärzte um sich hat (der Stationsarzt im KH und sein Onkologe) hab inzwischen rausgekriegt, dass es ein nichtoperabler kleinzeller ist. Sowas hat wirklich kein Mensch verdient. Viele liebe grüße aus Hannover, die niedergeschlagene Birgit |
#6
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AW: Ich weiß nicht mehr weiter....
Liebe Birgit,
dein Vater ist im KH gut aufgehoben, nicht weil es Zuhause §dreckiger" ist.Du brauchst eine Menge Kraft jetzt.Es ist gut,das du jetzt Semesterferien hast und deiner Mutter beistehen kannst. Ganz viel Kraft und Zuversicht wünsch ich dir. Alles Liebe Marita |
#7
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AW: Ich weiß nicht mehr weiter....
Liebe Birgit,
wenn ich in der Lage von deinem Vater wäre und irgendwie noch genügend Lebensmut mobilisieren könnte (was ab einem bestimmten Zustand mit sicherheit schwierig ist), würde ich versuchen so eine neu Behandlung erhalten zu können. Wenn es schlecht verträglich ist, könnt ihr ja sofort wieder aufhören. Liebe Grüße Jutta |
#8
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AW: Ich weiß nicht mehr weiter....
Ich möchte mich bedanken, für alle Antworten.
Leider ist mein Vater heute Nacht verstorben. Er ist von seinen Leiden erlöst worden und schlief friedlich ein, so wie er es sich gewünscht hat. Hab heute meine letzte Prüfung geschrieben, er hätte es so gewollt. Fahre morgen heim, und werde meinen Vater noch ein letztes Mal sehen bevor er beerdigt wird. Er hat es nicht geschafft, doch ich wünsche allen Betroffenen von Herzen alles Gute!!!! Liebe Grüße. |
#9
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AW: Ich weiß nicht mehr weiter....
Liebe Birgit,
mir fehlen die richtigen Worte für jetzt. Die richtigen Worte die Dir helfen, es Dir leichter machen, es Dich verstehen lassen. Ich kann Dir nur sagen dass ich an Dich denke. Und vor allem, dass es ihm jetzt besser geht. Es gibt noch so vieles mehr, was diese Krankheit im Petto hat - ich bin froh, dass er nicht alles erleben musste. Ich habe auch Angst. Meine Mom lebt jetzt mit der gleichen Diagnose über ein Jahr. Deswegen fiel es mir schwer Dir vorher zu antworten. Das bedaure ich jetzt sehr.
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Liebe Grüße - Bibi ********************* Dankbarkeit ist die Erinnerung des Herzens |
#10
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AW: Ich weiß nicht mehr weiter....
Meine aufrichtige Anteilnahme!
Sandra
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Danke!!! PeLo 13.04.1948 - 09.10.2007 |
#11
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AW: Ich weiß nicht mehr weiter....
Liebe Birgit
Es tut mir sehr, sehr, sehr leid. Dich kann niemand trösten gerade, aber ich denke an Dich. In Gedanken bei Euch. Thessa
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Meine Mutter, ED 03/08 Adenokarzinom nicht operabel; T4N3M0. Chemokonzept: seit 03/08 Carboplatin/ Vinorelbine, Umstellung aufgrund von Versagen von Carboplatin auf Taxotere am 22.07.08. Letzte Chemo am 27.11.08 - nun watch and wait. 14.01.: Lunge fast tumorfrei, multiple Hirnmetastasen, 10 Ganzhirnbestrahlungen ab dem 22.01. am 09.02.2009 in unseren Armen eingeschlafen 1946 - 2009 |
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