Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 07.08.2008, 00:47
illy illy ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 31.05.2008
Beiträge: 146
Standard AW: Nach OP rechtseitige Lähmung und Sprachstörung

Liebe Ela,

das mit dem Bessergehen, war wohl nichts. Heute morgen hatte ich wieder das gleiche Problem. Er wollte wieder nicht aus dem Bett und wurde sogar etwas ungehalten. Ich war total verzweifelt, denn ich kann ihn nicht pflegen, wenn er nicht mitmacht und mich nicht lässt. Meiner Tochter ist es dann später gelungen ihn zu überreden, doch noch aufzustehen.
Ich sträube mich auch noch gegen ein Pflegebett, denn morgen kommt endlich der Rollstuhl. Ich will nicht, das er sich den ganzen Tag ins Bett legt, dann steht er bald gar nicht mehr auf. Es wird aber schon jetzt immer schwere, ihn aus dem Bett oder abends wieder ins Bett zu bekommen. Er weiß auch oft nicht, wo er ist, ob Couch oder Bett, außerdem schläft er immer mehr und sagt auch immer öfter etwas von Kopfschmerzen. Heut habe ich schon innerhalb einer Stunde 2 Morphium geben und auch das möchte ich solange wie möglich hinauszögern.
Jezt schläft ganz fest, mal sehen was morgen wieder kommt. Vielen Dank auch noch für deine lieben Wünsche.
Ich habe mir einen ganz tollen Spruch in meiner Küche über den Tisch gehängt.
Ich habe diesen Spruch hier im Krebsforum gefunden und etwas für mich verändert. Er ist von "neverend", glaube ich jedesfalls. Ich hoffe, er ist mir nicht böse, wenn ich ihn auch hier noch mal schreibe:

Ich bin ein starker Mensch. Meine Seele hat irgendeinmal "Ja" gesagt, als eine gesucht wurde, die dieses Schicksal leben soll. "Ja, ich kann das, ich traue mir das zu". Starke Seelen sind einfach so! Ich verlass mich auf meine Stärke.

Ich lese diesen Spruch so oft am Tag und es hilft mir.

Alles Liebe
Illy
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 07.08.2008, 09:29
Ela4811 Ela4811 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.12.2007
Ort: Hannover
Beiträge: 2.030
Standard AW: Nach OP rechtseitige Lähmung und Sprachstörung

Liebe Illy,

ich hoffe, du nimmst mir das jetzt nicht übel, aber ich erzähle von Mama:

Mein Papa wollte auch immer, dass sie aufsteht, um sie zu waschen. Ihr fehlte die Kraft und die Tabletten haben sie k.o. gemacht.Ich bin ausgerastet und hab ihn an gemacht. Was macht es für einen Unterschied, wenn meine Mama mittags aufsteht und nicht morgens. Wollte sie irgendwo hin? Nein.

Das Problem war, dass Papa Mama behandelt hat als ob sie eine Erkältung hat. Mama konnte einfach nicht mehr. Sie war am Ende.

Was ich sagen will, vielleicht kann dein Mann auch nicht mehr. Nur weil du möchtest, dass er nicht immer liegt, heißt das nicht, dass es gut für ihn ist.

Mama hat es einfach nicht geschafft. Und ich glaube, dein Mann ist auch am Ende. Und uns hat der Palliativdienst gesagt, wenn Mama Schmerzen hat, sollen wir ihr zusätzlich was geben, denn was macht es schon, wenn sie eine Tablette mehr bekommt. Hauptsache sie hat keine Schmerzen...

Ich weiß, es ist hart und schwer, dass zu verstehen.

Wenn dein Mann nicht mehr aufstehen kann, früher oder später wird er nicht mehr hoch kommen, dann solltest du einen Pflegedienst in Anspruch nehmen. Wir hatten einen super lieben, die haben sich alle Zeit genommen, haben Sprüche auf den Lippen gehabt, die meine Mama zu lachen gebracht haben.

Ich weiß, aber leider kann man die Krankheit nicht aufhalten. Und ich habe immer gesagt, wer weiß, was oben im Kopf passiert. Mama hat fast auch nur noch geschlafen. Das sind die Medikamente und der Tumor.

Es tut mir leid, aber ich musste das mal sagen. Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel.

Ich kann dich auch verstehen. Ich wünschte, es gäbe ein Medikament gegen diese Sch...Krankheit. Aber leider ist das Leben manchmal sehr hart...

Ach Illy, ich weiß doch auch, wie schwer es für dich und deine Tochter ist. Es zerreißt einen innerlich und tut unheimlich weh, den geliebten Mann und Vater so zu sehen.
Ich weiß nur, dass mein Papa einiges bereut, was während der Krankheit passiert ist...

Drück dich

Ela
__________________
Mam
* 18.06.1949 + 08.01.2008

Wenn wir Dir auch die Ruhe gönnen,
ist voller Trauer unser Herz;
Dich leiden sehen und nicht helfen können,
das war unser größter Schmerz.

Ich werde Dich ewig lieben!!!
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 07.08.2008, 23:08
illy illy ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 31.05.2008
Beiträge: 146
Standard AW: Nach OP rechtseitige Lähmung und Sprachstörung

Liebe Ela,
vielen Dank für deine ehrliche Meinung. Ich bin dir bestimmt nicht böse und ich frage mich auch oft selbst, ob ich nicht zuviel von ihm verlange. Aber ich habe auch gestern gelernt, dass man manchmal nur abwarten muss, denn ich gebe dir recht. Es ist wirklich egal,ob er um 10.00 Uhr oder um 12.00 Uhr aufsteht. Heute habe ich wieder festgestellt, dass es ein guter Tag war für ihn.
---Aber ich lerne ja auch---
Ich habe ihn im Bett gelassen, und erst einmal allein gefrühstückt und ihn dann ganz allmählich aus dem Bett geholt, ihn erst frühstücken lassen und ihn dann erst gewaschen und angezogen. Ich habe auch gemerkt, dass, wenn er erst einmal aus dem Bett ist, alles andere kein Problem mehr ist. Abends will er dann auch kaum von der Couch und ich habe dann wieder Probleme ihn ins Bett zu bekommen, aber auf der Couch die ganze Nacht liegenbleiben will er auch nicht. Er hat es wohl noch gerne, wenn ich nachts neben ihm liege, obwohl es meist schon schläft, wenn ich ins Bett komme.
Na, ja heute war jedenfalls für uns ein guter Tag. Morgen wird unser zweites Enkelkind ein Jahr alt und wenn das Wetter es zulässt, werden unsere Kinder bei uns im Garten feiern. Wir möchten so gerne meinem Man mal nach draußen in den Garten holen, aber jedes Mal, wenn wir alles vorbereitet haben, wir haben jetzt sogar schon den Rollstuhl, dann hat uns das Wetter einen Strich druch die Rechnung gemacht. Also bitte für morgen Daumen drücken -nur für gutes Wetter- kein gutes MRT-man wird ja bescheiden.

Und nochmal, ich finde es sehr gut, dass du mir das mit deiner Mutter geschrieben hast und ich bin dir ganz bestimmt nicht böse deswegen, höchstens dankbar, weil du ehrlich warst.

Bis zum nächsten Mal
Illy
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 08.08.2008, 09:53
Ela4811 Ela4811 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.12.2007
Ort: Hannover
Beiträge: 2.030
Standard AW: Nach OP rechtseitige Lähmung und Sprachstörung

Ach liebe Illy,

es ist so schwer. Ich habe während der ganzen Zeit Mama gegen jeden verteidigt. Hab sogar meinen Papa angeschrien, da ich nicht auch noch Kraft für ihn hatte. Er hat nicht kapiert, dass Mama bald sterben wird. Ich habe ja nicht nur geschlichtet und vermittelt zwischen meinen Eltern. Meine Mama hat dicht gemacht und mit mir hat sie geredet. Ich glaube, dass hat Papa verletzt besonders wenn sie immer gesagt hat, wie schön der Besuch von mir war.
Aber ich habe mich ja auch um alles andere gekümmert und ich war eingetragen in der Patientenverfügung. Also habe ich mich schon früh auf ihre Seite geschlagen und immer wieder versucht zu erklären, warum Mama anders ist.

Ich finde es schön, dass es ein guter Tag war. Und hoffe, dass bei euch heute schönes Wetter ist (vielleicht nicht zu warm wegen dem Kreislauf, aber trocken soll es sein). Das sind Momente, wo dein Mann die Kraft herholt, um weiter zu machen.
Und Mama wollte auch so lange wie möglich in ihrem Bett schlafen. Am Schluss ging es nicht mehr, aber da hat Papa auf dem Sofa neben ihr geschlafen und immer eine Hand bei ihr gehabt.

Papa bereut so vieles aus der Zeit. Aber Mama wußte doch, dass wir sie alle lieben. Sie meinte noch zu mir, dass sie eine tolle Familie hat, da wir uns kümmern und uns um sie sorgen... Und dann kamen die Tränen.
Papa hat ihren letzten Wunsch erfüllt. Sie konnte zu Hause sterben.

So jetzt hab ich genug sentimentales geschrieben...

Ich wünsche euch heute einen schönen Tag und hoffe, dass dein Mann das in vollen Zügen genießen kann....

Denk an euch

Ela
__________________
Mam
* 18.06.1949 + 08.01.2008

Wenn wir Dir auch die Ruhe gönnen,
ist voller Trauer unser Herz;
Dich leiden sehen und nicht helfen können,
das war unser größter Schmerz.

Ich werde Dich ewig lieben!!!
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 08.08.2008, 10:30
ClaudiaE. ClaudiaE. ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.05.2008
Beiträge: 75
Standard AW: Nach OP rechtseitige Lähmung und Sprachstörung

Liebe Illy, liebe Ela,

Ela, schön zu hören dass ihr einen schönen Tag hattet und ich wünsche Euch das noch ganz viel schöne Tage folgen werden. Die Ärzte haben uns bei der Schmerztherapie geraten, Mama immer so zu versorgen, dass sie keine Schmerzen haben muß. Also hab da bitte keine Bedenken. Ich hoffe ihr könnt heute schön mit Eurem Enkelkind Geburtstag feiern. Ich wünsche es Euch von Herzen. Mein Sohnemann wurde gestern 13 Jahre alt. Jetzt habe ich einen kleinen Teenager. Er wollte nicht feiern und hat sich nur einen Freund eingeladen und mit ihm hat er einen schönen Tag im Garten verbracht.

Meiner Mutter wurde vorgestern von der Ärztin über die schwere ihrer Krankheit informiert. Sie hat es sehr gut verarbeitet und nur gesagt, dass das schlimmste die Angst ist vor dem was jetzt noch kommt. Die Ärztin hat sehr lange mit ihr gesprochen und ihr, gemäß Mamas Wunsch, Medikamente gegeben die Mama etwas die Angst nehmen würden. Ich mußte kurzzeitig das Zimmer verlassen, da ich die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Meine Mutter ist so tapfer. Die Ärztin hat gesagt, dass Mama sie jederzeit rufen kann, wenn sie weitere Fragen hat und sie sich ganz viel Zeit für sie nehmen würde.

Gestern war ich mal nicht bei Mama und Papa hat mir später berichtet, dass sie fast die ganze Zeit geschlafen hat. Papa kam am späten Nachmittag um seinem Enkel zum Geburtstag zu gratulieren. Ich hoffe Sie hat heute einen guten Tag!

Alles Liebe,

Claudia
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 08.08.2008, 12:28
Ela4811 Ela4811 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.12.2007
Ort: Hannover
Beiträge: 2.030
Standard AW: Nach OP rechtseitige Lähmung und Sprachstörung

Liebe Claudia,

ich nimm dich mal in den Arm
Es ist so schwer. Klar sind wir erwachsen und du hast einen Familie, aber wir hängen doch so sehr an unsere Eltern. Und es wird immer viel zu früh sein.

Ich muss die Ärztin loben. Leider gibt es von solchen Ärzten viel zu wenige. Sie wird deiner Mama helfen, damit klar zu kommen. Und es ist schön zu wissen, dass jederzeit gefragt werden kann und sie die Dinge nicht zwischen Tür und Angel bespricht. Auf deine Mama kannst du Stolz sein.

Drück dich

Ela
__________________
Mam
* 18.06.1949 + 08.01.2008

Wenn wir Dir auch die Ruhe gönnen,
ist voller Trauer unser Herz;
Dich leiden sehen und nicht helfen können,
das war unser größter Schmerz.

Ich werde Dich ewig lieben!!!
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 09.08.2008, 00:53
illy illy ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 31.05.2008
Beiträge: 146
Standard AW: Nach OP rechtseitige Lähmung und Sprachstörung

Liebe Ela und Claudia,
leider hat das Wetter wieder mal nicht so mitgespielt, wie wir uns das gewünscht hatten. Mein Mann war wieder nicht im Garten. Ich habe es auch erst um 15.00 Uhr geschafft ihn aus dem Bett zu kriegen. Es wird immer schwieriger, abends musste mir dann mein Sohn helfen, weil er zwar ins Bett wollte, aber nicht von der Couch weg wollte und einfach nicht aufgestanden ist. Als wir es dann endlich zu zweit geschafft hatten, ihn ins Bett zu legen, mussten wir noch zusehen, dass er auch richtig liegt, -ist das eigentlich bei euch auch so, dass die Kranken, einfach so liegenbleiben, wie sie gerade liegen oder umgefallen sind?---
Danach hatte er wieder Kopfschmerzen und da ich ihm heute tagsüber schon mehrmals Tabletten gegeben hatte und ich in Bochum bei den Ärzten nachgefragt habe, habe ich dann heute abend zu ersten Male Morphium-Tropfen gegeben. Ich hoffe, er wird jetzt nicht noch mehr schlafen und noch weniger mitkriegen.
Ich weiß einfach nicht, wieviel er noch mitkriegt und was er denkt. Ich weiß auch nicht, was er noch kann, und was er aus Bequemlichkeit (mein Mann ist nämlich schon immer sehr bequem gewesen) nur nicht will, er lässt sich nämlich sehr gern bedienen.
Er redet nie über sich und seine Lage, eigentlich redet er überhaupt nicht. Das war vor drei Monaten noch ganz anders, aber da war er auch noch voller Optimismus, den ich schon damals nicht teilen konnte. Da habe ich mich schon immer angestrengt, damit er ja nicht merkt, dass ich an den kleinen Veränderungen, die bei ihm auftraten, einfach nicht so optimistisch sein konnte.
Aber ihr kennt das ja.
Es ist einfach besch....

Man hofft, dass es bald vorbei ist, schämt sich aber gleichzeitig für diesen Gedanken und hat einfach furchtbare Angst vor der dann folgenden Endgültigkeit.
Ich will nicht, das er geht, aber ich will auch nicht, dass er so leben muss ---und das geht nicht.
Also muss ich abwarten, Kraft sammeln und weitermachen.

Illy

Geändert von illy (09.08.2008 um 00:56 Uhr)
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 02:07 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55