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  #1  
Alt 06.10.2008, 21:03
AndreaM AndreaM ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 12.09.2005
Beiträge: 182
Standard AW: Trauer auch nach über 1,5 Jahren

Hallo Mozilla,

ich erkenne mich wieder in vielem was Du geschrieben hast. Auch ich war 35 als meine Mutter starb - 3 Jahre ist es jetzt her. Und, ja, auch ich erlebe heute immernoch die dunklen Momente. Sie fehlt mir - mal mehr mal weniger. Auch ich bin sicher, dass meine Mutter nachdem sie gegangen war noch einmal "nach mir gesehen hat" - ich habe plötzlich für einen Moment ihre Hand auf meiner gespürt. Und lange Zeit hätte ich alles dafür gegeben, diesen Moment wiederholen zu können.

Es hat lange gedauert, bis mein Umfeld Sätze akzeptiert hat, die mit "Meine Mama sagte immer..." beginnen. Sie lernen es damit umzugehen, dass die Erinnerung einfach präsent ist. Jeder hört doch hin und wieder die mahnenden Worte der Eltern in seinem Kopf - dafür wurden sie gesagt, und das hört eben nicht auf, nur weil der Mensch nicht mehr präsent ist.

Ich war sehr überrascht als meine Schwägerin mir lange Zeit nach dem Tod meiner Mutter gestand, sie sei nahe daran gewesen, mir psychologische Hilfe ans Herz zu legen - und ich dachte doch, ich sei eigentlich schon "drüber weg". Und irgendwann, daran erinnere ich mich auch noch genau, musste ich lachen. Ein richtiges echtes Lachen. Erst da wusste ich, ich hatte bis dahin keineswegs "richtig funktionniert". Ich glaube, über dieses Lachen habe ich sogar hier in einem Thread geschrieben. Und, ja, es war ein weiter Weg. Und bis heute ist es immer wieder ein Weg. Ich bin sehr froh, dass ich Menschen um mich habe, die mit mir gegangen sind. Einige davon sind hier im Forum zu finden - denn hier sind viele Menschen, die verstehen.

Die "Zeitverzögerung" im Forum empfinde ich als Vorteil. Man kann sich dann auseinandersetzen, wenn man es will und kann. Mal braucht man Hilfe und schreibt. Mal hat man das Gefühl einen Hilferuf zu hören - aber man kann erst nach Tagen darauf antworten. Das Forum gibt die Möglichkeit dazu.

Jeder trauert anders, aber sei versichert: Auch Du wirst sicher nicht verrückt, es ist Deine Art damit umzugehen. Und Du wirst das schaffen, da bin ich sicher!

Liebe Grüße
AndreaM
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  #2  
Alt 13.10.2008, 16:40
mozilla mozilla ist offline
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Registriert seit: 03.10.2008
Beiträge: 3
Standard AW: Trauer auch nach über 1,5 Jahren

Nochmal ein Hallo an alle, die hier auf meinen Post geantwortet haben!

Ich möchte allen ganz ganz herzlich dafür danken, mir zugehört und die Gelegenheit gegeben zu haben, über meine wirklichen Gefühle zu sprechen. Das allein war mir schon eine so große Hilfe, ich fühle mich seit meinem Beitrag hier irgendwie wie befreit. So, als würde ich eine verschlossene Tür aufgestoßen haben. Ich denke, es war einfach nötig, mal alles auszusprechen, nicht nur immer alles mit mir selbst auszumachen, selbst wenn es hier im Forum ein relativ anonymer Akt der Befreiung ist.

Dass Deine Schwägerin, Andrea, das mit dem Therapeuten gesagt hat, finde ich zeigt, dass sie dich offenbar sehr gut kennt. Sie scheint Dich besser beobachten zu können als Du Dich selbst. Wo wir doch so angestrengt versuchen, unsere Gefühle und Innerstes geheim zu halten. Bei mir ist das einfacher, da ich ja hauptsächlich Freunde und Kollegen um mich habe, da meine Familie in Deutschland ist und ich im Ausland bin. Ich glaube, so etwas sieht nur die Familie.

So, nochmals allen vielen Dank und ganz viel Kraft für alle Schicksalsprüfungen, die jedem von uns irgendwann (wieder) bevorstehen werden. Es ist schön, dass es heute durch das Internet solche Möglichkeiten wie dieses Forum gibt.

Liebe Grüße,
Mozilla
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  #3  
Alt 14.10.2008, 21:12
Sabitz Sabitz ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 19.02.2007
Beiträge: 150
Standard AW: Trauer auch nach über 1,5 Jahren

Hallo Mozilla,

Deine Zeilen haben mich tief berührt und ich muss Dir gleich zu Anfang schreiben, dass alles ok mit Dir ist, eine ganz normale Reaktion auch nach 1,5 Jahren!
Ich habe meinen Vater vor 2 Jahren verloren und kenne diese Einbrüche der Trauer im Urlaub.
Ich denke, dass ich mich meistens meiner Trauer gestellt habe und mit Hilfe des Forums und von Büchern zum Thema mich auch wirklich damit auseinandergesetzt habe. Und trotzdem trauere ich auch nach 2 Jahren noch sehr intensiv um meinen Vater und ich glaube, dass auch dies ganz normal ist. Die Zeit die man dafür braucht wird sicher von Mensch zu Mensch verschieden sein. Jeder findet "seinen" Weg.
Im Urlaub habe ich viel Zeit zum Nachdenken und da lässt die Trauer nicht lange auf sich warten. Auch ich empfinde an Orten, die ich mit meinem Vater aufsuchte und die mich sofort an ihn erinnern immer noch den gleichen Schmerz.
Parallel dazu kann ich dann aber auch oft schon die freudigen Erlebnisse im Urlaub annehmen. Vom Genießen möchte ich da noch nicht reden, aber auch dass, hoffe ich, wird sich eines Tages wieder einstellen. Sicher auch wieder bei Dir!
Das wünsche ich Dir von Herzen!

Nochmal, Du wirst nicht "verrückt", es ist völlig normal, wie Du reagiert hast!
Der Schmerz lässt sich nun mal nicht leugnen und wir werden ihn unser Leben lang immer wieder spüren(mal mehr, mal weniger), aber wir lernen oder wir werden lernen damit umzugehen, damit zu leben und auch wieder "unser Leben " zu leben!
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