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  #1  
Alt 08.02.2009, 22:48
Benutzerbild von Rosmarin
Rosmarin Rosmarin ist offline
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Registriert seit: 31.07.2008
Beiträge: 202
Standard AW: Ich will mein Leben zurück

Ich überlege gerade, ob es klug ist, etwas Vergangenes zurück zu wollen. Das hieße ja, daß das Leben zurückginge. Ich habe seit der Krebsdiagnose so viel Schönes erlebt, das möchte ich nicht missen . Und ich selbst bin auch eine Andere geworden.

Natürlich ist es manchmal sehr sehr schwer. Manchmal habe ich nicht gewußt, ob ich es schaffe, meine Kleinen früh zum Schulbus zu schaffen, wenn ich so elend war und das Wetter so wild und kalt, die Öfen so schlecht angingen und ich nur einen kleinen Krob Holz und Kohlen auf einmal tragen konnte, und deshalb öfter gehen mußte. Wenn nienmand außer mir hier die Kleinen versorgen und betreuen konnte und ich nur schlafen wollte, schlafen...Ich bin um 4 Uhr aufgestanden, um es zu schaffen, mit ihnen um 7 Uhr am Bus zu sein, da alles so viel, langsamer ging

Sehr viel ist mir nicht mehr möglich. Wobei die OP das wenigste war, sondern die Chemotherapie mit ihren Nebenwirkungen und den Nebenwirkungen der Medikamente, die war wirklich belastend. Ich schreibe dies(und das ist nur eins meiner Probleme) um zu zeigen, daß es mich auch sehr getroffen hat.

Doch diese Krankheit gehört nun zu mir dazu. Ich habe viel gelernt dadurch, über mich und andere.

Mich kotzt dieser Krebs auch an...aber mein früheres Leben wünsche ich mir nicht zurück, sondern ein zukünftiges Besseres.

Und das möchte ich auch anregen...nach vorne zu schauen. Trauer muß sein, und das schmerzt natürlich. Man spricht auch davon, einen Verlust zu verschmerzen...doch jeder Verlust schafft auch Platz für etwas Neues.

Das sieht man manchmal nicht, wenn man zu sehr sich auf das Verlorene orientiert.

LG, Anne(die in 2 Wochen umzieht und dadurch Vieles leichter hat*freu*)
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  #2  
Alt 08.02.2009, 23:19
parallele parallele ist offline
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

Hallo Christa,

jetzt habe ich auch Deinen zweiten Beitrag
Zitat:
Bitte, ich will mein Leben wieder zurück.....
gelesen, nachdem ich mich vom ersten schon so angesprochen gefühlt und geantwortet habe.

Zweimal habe ich jetzt hier den Eintrag in Öffentliche Tagebücher gelesen, gedacht, ah, hier steht er. Also wird es weitergehen. Weitere Einträge. Ein Verlauf. Und das hat mich irgendwie zufrieden gemacht und zuversichtlich!

Und auf einmal war mir (für mich) klar: es ist die falsche Formulierung. Dies: Ich will mein Leben zurück. Natürlich wissen wir beide, dass das nicht 1:1 möglich ist, aber unser Wesen wieder bekommen, das fröhlich, positiv, aufgeschlossen, stark gewesen ist. Auch ein paar Äußerlichkeiten (diese Sch...kilos z. b.).
Die passendere Formulierung für mich muss heißen:

Ich hole mir mein Leben zurück.

(mit der Einschränkung, dass ich vielleicht manches ein wenig anders gewichten will)

Und mit der Einsicht, dass das ein schönes Stück Arbeit sein wird und nur in kleinen Zügen passieren und mehr werden kann.
Mich selbst zurückerobern. Mir Taktiken aneignen, meinen früheren Wertigkeiten wieder den Weg zu bahnen.

Mal sehn. Eigentlich bin ich schon dabei, wenn es mir gelingt, nach solchen Angst- und Verzweiflungsstunden zu sagen: genug jetzt. Davon wird es nicht besser. - Und mir selbst etwas Gutes tue (ein Buch kaufen, Musik hören, Schokolade essen (große Ausnahme), meine Tochter anrufen, ins Bett gehen, obwohl da eine Arbeit anstände) - um den Kreislauf zu unterbrechen. Damit sich diese aussichtslose Gestimmtheit nicht weiter verfestigen kann.

Aber abgesehen davon bin ich der Meinung, dass man ab und zu unbedingt seiner Angst oder seinem Leid eine Stimme geben muss. Aussprechen. Klagen. Ich finde, man darf das eigene beklagenswerte Geschick auch anprangern. - Um dann wieder die Kurve zu kriegen. Denn wenn ich etwas ein bisschen in der Hand habe, dann meine Sicht der Dinge. Und von dieser Sicht hängt die Qualität meiner Tage und meines Lebens ab. Also weiter dran arbeiten. Sag ich mir. Hinfallen. Aua-aua schreien. Weinen. Aufstehen. Weiterstrampeln.

Lieben Gruß
von der parallele
und Danke!! Dein Eintrag hat mir sehr geholfen gerade!!
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  #3  
Alt 08.02.2009, 23:36
Äpfelchen Äpfelchen ist offline
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

Hi,

ich kann das auch nur zu gut nachvollziehen. Ich hatte immer das Gefühl "ich hab nix und ich krieg nix" - ich war nie krank vorher und mit krank sein habe ich keine Gedanken verschwendet.
Nun ist es seit 2 Jahren völlig anders. Ich will nicht mein altes Leben zurück, aber das Lebensgefühl, das Urvertrauen, das Gefühl unverwundbar zu sein, das hätte ich gerne wieder.
Klar habe ich auch viele schöne Erlebnisse gehabt, die ich ohne Krebs evtl. nicht gehabt hätte - keine Ahnung - aber ehrlich gesagt, würde ich jedes dieser Erlebnisse sofort eintauschen für Gesundheit.

Liebe Grüsse
Beate
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  #4  
Alt 09.02.2009, 00:19
Benutzerbild von Christa Martina
Christa Martina Christa Martina ist offline
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

Hallo Christa,

ich glaube dass wir Alle, die Krebs haben, dieses Gefühl kennen.

Ich lebe inzwischen 6 Jahre damit, habe auch schöne Zeiten gehabt, aber zwischendurch habe ich auch den Wunsch gehabt, so zu sein, wie früher.
De Angst kommt meist dann, wenn die Psychologin nicht in der Nähe ist, wie du schon sagtest, und mein Mann meint auch dass ich gesund bin und nicht daran denken soll. Das habe ich immer getan, aber der Krebs kam wieder, nur wo anders, und denn fragt man sich, werde ich jemals wieder gesund, wie alle Freunde meinen.

Diese Gedanken kommen und gehen, und je länger man die Krankheit hat, umso weniger kommen sie.

Ich wünsche dir und uns allen, die Kraft um unser Leben zu kämpfen, auch wenn es manchmal schwer fällt!!!

Liebe Grüsse, Christa
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  #5  
Alt 09.02.2009, 00:46
patzi patzi ist offline
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

Zitat von Christa Martina
Zitat:
Diese Gedanken kommen und gehen, und je länger man die Krankheit hat, umso weniger kommen sie.
Liebe Christa, das kann ich genau so bestätigen!
Vielleicht hilft Dir die Aussicht auf bessere Zeiten!

Lieber Gruß,
patzi
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  #6  
Alt 09.02.2009, 01:32
Schachspielerin Schachspielerin ist offline
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

Zitat:
Zitat von patzi Beitrag anzeigen
Vielleicht hilft Dir die Aussicht auf bessere Zeiten!
Verstehe ehrlich gesagt überhaupt nicht euer Problem.

Ist es nicht so, dass man sein Leben noch viel besser genießt, wenn man die Diagnose BRUSTKREBS irgendwann bekommen hat und diese Zeit der vielen Fragen bzgl. der möglichen Metastasen und Rezidive mittlerweile besiegt hat?

Was für "bessere Zeiten" meinst du, patzi?
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  #7  
Alt 09.02.2009, 08:22
Benutzerbild von Löwin69
Löwin69 Löwin69 ist offline
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

Hallo Christa,
dir,den anderen und auch mir,uns geht es allen gleich ,wir haben alle die gleichen Gefühle,auch ich will mein altes Leben zurück.Bei mir war die Diagnose vor 1 1/2 Jahren und am Anfang war die Zeit schlimmer,die Ängste,Sorgen,Fragen und der Wunsch mein altes Leben wieder zu Haben,der Gedanke wie lange Lebe ich noch,wieviel Zeit habe ich noch,was darf ich noch erleben...Auch heute hab ich immer noch diese Gedanken,aber die Tage an denen ich sie habe werden weniger,und ich fange an wieder zu planen,nicht so weit im voraus,aber es geht wieder,ich habe wieder Hoffnung und den Wunsch zu leben,es zu geniessen.Und ich versuche das Thema Krebs etwas zu verdrängen,es ist noch da,aber es wird mich nicht unterkriegen.So langsam kommt der Alltag wieder,wir planen die Konfirmation unseres Sohnes,den 18.Geburtstag meiner Tochter,eine neue Küche,den Sommer...
und ich habe kein schlechtes Gewissen,ich frage mich nicht mehr ob ich das erlebe,ich werde es wieder erleben,Stück für Stück...und wenn nicht..so denke ich das könnte auch wirklich jedem passieren,ein Autounfall,ein Herzinfarkt,oder oder...Das ist meine Art damit fertig zu werden.
Ich wünscshe dir das auch du mal so denkst,das es wieder einigermassen "normal" wird und das bei dir jetzt erstmal alles heilt...
Viele Grüsse Tina
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  #8  
Alt 09.02.2009, 08:06
Benutzerbild von friebe
friebe friebe ist offline
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

Zitat:
Zitat von Rosmarin Beitrag anzeigen
Ich überlege gerade, ob es klug ist, etwas Vergangenes zurück zu wollen.
Wenn ich so darüber nachdenke, frage ich mich auch, ob ich jetzt mit meinem alten Leben überhaupt glücklich sein könnte. Es ist vielleicht so, wie mit einem inniggeliebten Kleidungsstück. Man lässt es Jahr für Jahr im Schrank hängen, weil es doch so toll war. Was wäre aber, wenn man es heute anziehen würde und sich damit im Spiegel betrachtet? Vielleicht wäre das eine große Ernüchterung?

Irgendjemand im Forum (ich weiß leider nicht mehr wer) hat mal geschrieben, es wird einem die Illusion der Unsterblichkeit genommen. Das, finde ich, trifft es sehr gut. Manchmal denke ich, ich habe nicht einfach Angst, in einem überschaubaren Zeitraum an Krebs zu sterben, sondern ich habe einfach überhaupt Angst, dass ich sterben werde und das möglicherweise in einem überschaubaren Zeitraum. Früher konnte ich so etwas wunderbar ignorieren, heute geht das nicht mehr. Ich weiß eben, das es sein kann. Ich möchte glauben, dass ich von Jahr zu Jahr besser damit leben kann und mir geht es heute schon besser als noch vor einem halben Jahr.

Ich wünsche uns ganz viel Kraft
Liebe Grüße - Klara
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