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  #631  
Alt 23.06.2009, 20:58
heizi heizi ist offline
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Standard AW: Zwischen Hoffen und Bangen, mein Papa hat BSDK

liebe kirsten,
ich bin sehr froh dass du noch immer hier herein schaust, denn du bist eine wichtige hilfe für alle hier.
fühl dich gedrückt,
lg
heike
__________________
Meine Mum hat BSDK, Diagnose September 08, inoperabel da in Arterie eingewachsen
Den Kampf verloren am 7.3.2011.
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  #632  
Alt 24.06.2009, 08:09
Elfi44 Elfi44 ist offline
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Standard AW: Zwischen Hoffen und Bangen, mein Papa hat BSDK

Liebe Kerstin, was du fühlst, ist ganz normal.
Mein Papa ist schon 24 Jahre tot, er starb nach einem Herzinfarkt, innerhalb von nur 10 Tagen war alles vorbei. Abschied nehmen war nicht richtig möglich, da er im Koma lag und nichts mehr sagen konnte. Ich dafür um so mehr.
Die Trauer ist wie eine Glasscherbe, die im Sand liegt. Die scharfen Ecken und schneidenden Kanten werden mit der Zeit, mit langer Zeit, stumpfer. Die Tränen überfallen mich nicht mehr plötzlich, aber ich denke jeden Tag, mehrmals am Tag, an ihn, jetzt wo Mama so schwer krank ist, noch viel öfter, und wenn ich alleine bin oder an seinem Grab stehe, weine ich immer noch.
Gerade jetzt bräuchte ich ihn so dringend.
Aber ich weiß auch, dass er lebt, in mir, und da wird er immer leben. Sein Bild hängt an der Wand und für meine Tochter ist er der liebe Opi, obwohl sie ihn nie kennen gelernt hat, also lebt er auch ein wenig in ihr. Sie kennt alle seine kleinen Eigenheiten und Marotten, die Witze, die er gemacht hat, was er mir erzählt hat von seinem Leben, seiner Kriegsgefangenschaft, seinen Dummejungenstreichen, das habe ich ihr erzählt.
Lass dir Zeit. Die Liebe stirbt nie und die Erinnerung auch nicht. Man kann einen solchen Verlust nicht 'verarbeiten', wie man die Bügelwäsche abarbeitet. Man kann und soll die Schmerzen nicht vergessen, Kummer und Leid haben dich geformt ebenso wie Liebe und Freude, sie gehören jetzt zu dir und du wirst irgendwann imstande sein, dich nicht mehr davon überwältigen zu lassen, sondern Freunde und Lebenslust werden wieder die Überhand gewinnen.
Ich umarme und drücke dich.
Elfi

Geändert von Elfi44 (24.06.2009 um 08:12 Uhr) Grund: Ergänzung
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  #633  
Alt 25.06.2009, 13:38
Kirsten67 Kirsten67 ist offline
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Beiträge: 842
Standard Erfahrungen einer Angehörigen

Hallo zusammen,

eigentlich ist dies ein Erfahrungsbericht fürs BSDK-Forum gewesen.
Es gab aber ein paar Wünsche, den Beitrag auch hier einzustellen, weil einiges sich nicht nur auf den BSDK bezieht (hauptsähclich im hinteren Teil). Das mache ich hiermit gerne:

Hallo,

bei meinem Papa wurde im Mai 2008 ein Tumor an der Bauchspeicheldrüse diagnostiziert.
Die geplante Whipple-OP konnte nicht durchgeführt werden, weil sich die Befürchtung von Leber-Metastasen bewahrheitet hatte. Er bekam Chemo, erst Monotherapie mit Gemzar. Als sie nach dem zweiten 12-Wochen-Zyklus nicht mehr wirkte, wurde auf dringenden Wunsch meines Papas noch ein Versuch mit 5-FU, Folinsäure und Oxaliplatin gestartet.

Im Laufe der 10 Monate zwischen der Diagnose und Papas Tod habe ich einige Erfahrungen gesammelt, die ich hier niedergeschrieben habe. Es sind MEINE Erfahrungen. Andere Menschen machen andere Erfahrungen, vielleicht sogar konträre. Es sind auch nur kurze Anrisse, alles nieder zu schreiben wäre ein seitenlanger Beitrag geworden.

Aber vielleicht hilft es dem einen oder anderen, der neu hier ist.

Chirurgische Eingriffe nur in einer Spezialklinik
Whipple-OPs und auch andere Eingriffe wie z.B. die Bypass-OP (s.u.) sollten nur in einer Spezialklinik vorgenommen werden (am besten auch die Stent-Legung). Mein Papa war für die große OP in Bochum bei Prof. Uhl. Das war erstklassig. Ich bin davon überzeugt, dass ihm durch die Bypass-OP zusätzliches Leiden erspart blieb. Die Stent-Legung wurde zuerst in einem Krankenhaus vor Ort versucht. Dabei ist einiges schief gegangen, bis dann eine spezialisierte Klinik das hinbekommen hat.

Zweitmeinung
Im Zusammenhang mit OPs bzw. Nicht-OPs wird immer das Einholen einer Zweitmeinung empfohlen. Dies gilt aus meiner Sicht auch für die palliative Chemo. Wir haben immer einen zweiten Onkologen um seine Therapieempfehlung gebeten. Als mein Papa merkte, dass ihm keine Chemo der Welt mehr helfen konnte, war er zumindest sicher, die bestmögliche Therapie bekommen zu haben. Das ist mehr ein psychologischer Aspekt.
Jeder gute Arzt, egal ob Chirurg oder Onkologe, wird übrigens einer Zweitmeinung zustimmen.

Einer in der Famile sollte sich schlau machen und bei wichtigen Arztgesprächen dabei sein.
Das geht auch aus der Ferne, dann sollte man den behandelnden Arzt, z.B. im Krankenhaus einmal vorher gesehen haben, das hilft.
Es hilft auch, im Vorfeld mit dem Patienten alle wichtigen Fragen zu notieren und während des Gesprächs alle Antworten fest zu halten. Außerdem habe ich die Ärzte so lange und immer wieder gefragt, bis ich es richtig verstanden hatte. So konnten wir im nach hinein noch mal alles in Ruhe zu Hause besprechen.

Die Bypass-Operation wurde gemacht, weil der Tumor nicht mehr entfernbar war. Grund war das Vorhandensein von Metastasen. Bei dieser Bypass-OP wurden Galle und Blinddarm entfernt. Gelegt wurden dann zwei Bypässe = neue Verbindungen aus der Leber und dem Magen jeweils in den Dünndarm. So kann der Tumor nicht mehr stören, wenn er sich vergrößert (Gelbsucht, Verrutschen der Stants, Unterbrechung der Verdauungswege).

Tumormakrer CA 19-9: Auch wir haben diesen Marker fieberhaft verfolgt. Gebangt, wie hoch er ist. Dabei sagt die Höhe des Markers nicht zwingend etwas über den Fortschritt der Krankheit. Bei Papa war der höchste Wert unter 700. Es gibt Berichte im Forum über Werte in den zig-Tausenden. Und im Verlauf der Erkrankung ist der Marker dann bei Papa sogar gesunken und hat sich auf 100- 150 "eingependelt". Müßten wir nochmal von vorne da durch, würde ich (hoffentlich) keinen Blick mehr auf den Marker oder andere Blutwerte werfen. Unsere Stimmung war in Teilen abhängig von den Werten. Vielleicht wäre der ein oder andere Tag viel schöner gewesen ohne das Wissen um die Blutwerte.

Welche Chemo ist die richtige?
Meine Erfahrung: Das können wir Laien gar nicht beantworten. Zu berücksichtigen sind die Art des Tumors, Metastasen, die körperliche und seelische Verfassung und insbesondere auch Zusatzerkrankungen (z.B. des Herzens).

Informationen
Sehr zu empfehlen sind aus meiner Sicht die blaue Ratgeber der Krebshilfe: BSDK, Schmerzen, Fatique
http://www.krebshilfe.de/blaue-ratgeber.html

Und natürlich das Forum hier!!!!

Auch der Krebsinformationsdienst hat wertvolle Hinweise gegeben.
http://www.krebsinformationsdienst.de/


Zusatzversorgung
Die ergänzende Misteltherapie war für meinen Papa sehr gut, auch während der Chemo. Mein Vater hat sich gut damit gefühlt. Das alleine zählt, wenn die Metastasen wachsen und es keine echte Chance mehr gibt.
Die Mistel gibt’s auf Rezept, auch bei den gesetzlichen Kassen!!!

Fresubin war als Nahrungsergänzung ebenfalls gut, und das gibt’s auch auf Rezept, auch bei den gesetzlichen Krankenkassen. Musterrezepte (!!!) dazu kann man im Internet finden und dem Hausarzt zur Verfügung stellen.

Auf Empfehlung bekam mein Papa Zusatznahrung, u.a. Lipovenös. Von einer Hospiz-Mitarbeiteren (s.u.) wurde ich dann gefragt, ob Papa davon nicht schlecht wurde. Ja, es war ihm oft sehr übel. Aber das wusste kaum jemand, dass es da einen Zusammenhang gibt.
Mein Papa hat irgendwann dann die Zusatznahrung abgelehnt. Auch die Flüssigkeitsgabe. So schwer das für uns ist, wir haben es akzeptiert und sind froh, dass mein Papa dies selber entscheiden konnte.

Dronabinol zur Appetitsteigerung hat er erst sehr spät bekommen. Ob es Wirkung gezeigt hätte, kann ich leider nicht mehr sagen.

Haldol hat mein Papa erst relativ spät bekommen. Es war das einzige Medikament, welches seiner Psyche ein klein wenig Ruhe verschaffen konnte. Außerdem hat es eine verstärkende Wirkung auf Schmerzmittel und lindert die Übelkeit.

Mein Papa litt eine lange Zeit unter schweren nächtlichen Schweißausbrüchen. Es hat etwas gedauert, bis wir herausgefunden haben, dass es an den Zuckertabletten lag. Man war davon ausgegangen, dass er Diabetes hat, weil das oft so ist, also gabs Tabletten gegen Zucker. Nach regelmäßigen Zuckermessungen hat er dann die Tabletten abgesetzt und die Schweißausbrüche reduzierten sich auf ein erträgliches, chemo-bedingtes Maß.

Bluttransfusionen: Besonders während der Chemo mit Gemzar war Papas Hb-Wert oft sehr niedrig. Bereits ab einem Hb-Wert von < 10,0 g/dL bekam Papa Bluttransfusionen, die seine Müdigkeit erheblich minderten.

Patientenverfügung
Die Frage nach einer Patientenverfügung hat sich uns natürlich auch gestellt. Aus meiner Sicht sind die Bausteine vom Bundes-Justiz-Ministerium die verbindlichsten. http://www.bmj.de/enid/e346185efaab7...uegung_oe.html
Es kostet allerdings sehr viel Kraft, diese auch wirklich zu erstellen. Und es setzt voraus, dass man sich damit auch auseinander setzten kann und will. Papa wollte das nicht mehr, deshalb haben wir für ihn "nur" einen zweiseiten Vordruck verwendet, den uns der Hausarzt zur Verfügung gestellt hat. Am Ende haben wir das nicht benötigt. Aber Mama und ich haben jetzt eine vollstänge Verfügung auf Basis der Bausteine vom BMJ.



Es gibt einiges, was wir zu spät in die Wege geleitet haben. Könnte ich heute noch mal entscheiden, würde ich die folgenden Dinge viel viel früher angehen:

Mein Papa hat am Ende eine Zöliakusblockade bekommen. Sie hat ihm tatsächlich für 2 Tage die Schmerzen genommen. Die Schmerzen, die dann kamen, waren andere und hatten damit nichts zu tun. Hätten wir die Blockade eher durchführen lassen, hätten wir Papa sicher noch mehr Erleichterung bringen können. Der Eingriff war unkompliziert und nur wenig belastend.

Papa hat während der Chemo mit 5-FU einen Schluckauf bekommen. Hier haben wir viel zu lange gewartet, bis er ins Krankenhaus kam, wo dann ein Pilz als Ursache gefunden wurde. Mit dem heutigen Wissen hätten wir ihn schon nach einem Tag Schluckauf in KKH bringen sollen. Da fängst nämlich an, dass es unnormal und quälend wird.

Irgendwann in den letzten Tagen hat der Hausarzt entschieden, Papa Cortison zu geben. Ich kann es nicht beschwören, aber ich glaube, das war eine gute Sache. Ich wünsche, wir hätten das 2 Wochen eher dazu genommen.

Betreuung
Ich hätte gerne ein ambulantes Hopsiz eingebunden. Papa wollte das aber nicht. Letztendlich bin ich dort für mich hingegangen. Heute würde ich das viel früher machen. Es hat MIR geholfen und ich habe dort wertvolle Tipps und Hinweise bekommen (z.B. dass BSDK-Patienten von Lipovenös oft schlecht wird und zur Hilfe für die Flüssigkeitsaufnahme). Und damit hat es auch indirket Papa geholfen.

Despressionen und Trauer
Mein Papa war oft sehr traurig und depressiv. Kein Medikament hat geholfen. Zum Psychologen wollte er nicht. Aber ich bin gegangen um zu lernen, meinem Papa zu helfen. Es hat etwas gedauert, aber dann habe ich mit Hilfe dieser Psychologin gelernt, dass es mehr gibt, als die Diagnose, die den Patienten erschüttert.
Es kann sein, dass ein Mensch in dieser Zeit nicht nur seine aktuellen Ängste verarbeitet, sondern alle Ängste und all seine Trauer aus seinem bisherigen Leben. Wenn dies der Fall ist und man dann ein Türchen für diese Trauer öffnet, kann dies eine große Hilfe sein. Und es kann uns einander näher bringen, als wir jemals geahnt hätten.

Also, was ich eigentlich sagen will: Wenn der Patient keine psychologische und hospizliche Betreuung möchte, heißt das nicht, dass wir sie nicht in Stellvertretung suchen können. Ich habe die Erfahrungen gemacht, dass diese Menschen sehr bemüht sind, auch „um diese Ecke rum“ zu helfen. Und bei uns hat es gut funktioniert. Und die Zeit, die man dafür aufbringen muss, hat sich allemal gelohnt. Jedes Fünkchen Erleichterung ist Lohn genug für alle Aufwände.

Die Würde
Das Wichtigste ist, die Würde des Patienten zu erhalten und ihn soweit irgend möglich, selber entscheiden zu lassen. Dies gilt für die Frage, wo der Patient liegen will, ob er den Mund abgetupft haben will, Creme möchte, eine Decke braucht, Musik hören will, Schmerzmittel braucht..... eben für alles. Das ist manchmal mühselig, besonders, wenn man keine eindeutige Antwort mehr bekommt. Aber es geht länger und besser als man vorher denkt, wenn man sich gemeinsam vereinbart. Manchmal sind Pflegedienste etwas merkwürdig in den Vorschlägen, man kann dem ruhig widersprechen (Z.B. wurde ich gebeten, das Gitter im Pflegebett hoch zu ziehen. Warum konnten sie nicht sagen. Also habe ich es gelassen.)

Es gibt in den Erfahrungsberichten einen wundervollen Beitrag zum Respekt vor Wünschen http://www.krebs-kompass.org/cms/content/view/1485/

Abschied und Tod: Oft habe ich mich gefragt, wie das Sterben ablaufen wird. Wie erkenne ich, dass "es" so weit ist? Wie kann ich meinen Papa in dieser Zeit unterstützen. Ich möchte dazu ein Buch empfehlen: "Zeit des Abschieds: Sterbe- und Trauerbegleitung" von Monika Specht-Tomann, Doris Tropper. Das Buch wird auch in der Ausbildung von Hospizmitarbeitern verwendet. Das Buch wirklich zu lesen war nicht einfach. Aber letzendlich hat es mir viel geholfen und Unsicherheiten und Ängste genommen.
Kürzer aber auch sehr informativ ist die Broschüre der Krebsgesellschaft NRW http://www.krebsgesellschaft-nrw.de/...begleitung.pdf

Hoffnung - dies ist ein sehr persönlicher Teil
Spätestens, als Papa sich gegen die Fortsetzung der Chemo entschieden hatte, liefen wir alle Gefahr, die Hoffnung zu verlieren. Spätestens da - eigentlich schon nachdem die Metas trotz Chemo ungebremst weiter wuchsen - haben wir uns von der Hoffnung auf Verzögerung des Verlaufs und erst recht von einer Heilung verabschiedet. Und dennoch hatte Papa Hoffnungen, denn anders hätte er die letzte Zeit gar nicht verkraften können. Aber die Hoffnung bezog sich dann auf andere Dinge, wo wir im zeigen wollten, dass wir alles tun würden, um ihm diese Hoffnungen zu erfüllen: dass er möglichst wenig Schmerzen hat, dass wir ihn in alle Entscheidungen einbeziehen (5 Tage vor seinem Tod hat er noch über die Farbe eines neuen Stuhlbezug entschieden), dass wir ihn nicht alleine lassen und ihn nicht alleine sterben lassen, dass wir gemeinsam gute Stunden genießen können, dass er seine Würde behält, dass er immer in unserer Erinnerung bleibt, dass wir das, was er uns hinterläßt (nicht im materiellen Sinne) würdigen und dankbar dafür sind.
Ob wir alle ihm wichtigen Themen berührt haben, weiß ich nicht - aber es war keine totale Hoffnungslosigkeit, nicht für ihn und nicht für uns.

Was können wir sonst noch als Angehörige tun?
Da sein, Zeit haben, den Patienten uneingeschränkt und bedingungslos akzeptieren und lieben und dies auch oft und offen zeigen.
Wir können empfindsam sein und bei vermuteten Problemen den Patienten ansprechen. So hat mein Papa immer gestöhnt, wenn er an die Zusatznahrung angeschlossen wurde. Irgendwann war mir das so komisch, da habe ich dann gefragt: Möchtest Du überhaupt noch die Zusatzversorgung. Mein Papa hat dann den Kopf geschüttelt. Selber hätte er nichts gesagt – uns zuliebe. Aber so konnten wir dann doch noch seinem Willen entsprechen.
Wir können Angebote machen, was wir für hilfreich halten. Aber nicht alles empfindet der Patient selber als hilfreich.

Wir können loben, danken und darauf hinweisen, was nach dem Tod bleibt, was der Patient geschaffen hat, was von ihm in dieser Welt bleibt.

Manchmal können wir dann nicht mehr helfen. Das Schlimmste ist gut gemeinte Hilfe, die mehr schadet als hilft.
Und dann müssen wir unsere Hilflosigkeit aushalten – zum Wohle und im Sinne unserer Lieben.


So, dies sind – wie gesagt – meine Erfahrungen. Wenn mir noch was einfällt, werde ich es ergänzen.
Ich wünsche mir, dass sie dem einen oder anderen weiter helfen, vielleicht Hinweise geben, vielleicht Sicherheit geben.

Jedenfalls wünsche ich allen, die dies Lesen, alles Liebe, viel Kraft und Durchstehvermögen.

Kirsten.
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Mein Papa: Diagnose BSDK mit Lebermetastasen Ende Mai 2008
Den schweren Kampf verloren am 05.04.2009


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Geändert von Kirsten67 (14.07.2009 um 14:46 Uhr)
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  #634  
Alt 25.06.2009, 15:03
Benutzerbild von Birne
Birne Birne ist offline
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Standard AW: Erfahrungen einer Angehörigen

Liebe Kirsten,

ich sag einfach Danke!
Ich les ganz ganz viel Liebe aus deinem Erfahrungsbericht.

Elbi
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  #635  
Alt 25.06.2009, 16:17
sonnenscheinchen38 sonnenscheinchen38 ist offline
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Standard AW: Erfahrungen einer Angehörigen

Liebe Kirsten!

Ich habe deine Beiträge auch schon im BSDK Forum verfolgt.

Mein Papa ist am 16.02.09 innerhalb von 14 Tagen nach den ersten
Beschwerden an den Folgen von Gallengangskrebs verstorben. Für
Ihn gab es keine OP und auch keine Chemo mehr.......

Aber was du über die Würde, den Abschied und den Tod schreibst,
dem kann ich nur zustimmen. Meine Mama und ich konnten ihn
leider nur noch bei Sterben begleiten. Das war eine sehr schwierige
aber auch eine bereichernde Erfahrung für mich. Ich habe die letzen
5 Nächte bei Ihm verbracht und auch wenn er nicht mehr reden konnte,
so wußte er ganz gewiss daß er nicht alleine ist. Auch er wollte keine
künstliche Nahrung mehr und auch keine Spritzen. Er hat sich bis 2 Tage
vor seinem Tod richtiggehend gegen die Schwestern gewehrt.

Ich denke, daß derjenige der gehen muß ganz genau weiß, wann sein
Ende gekommen ist. Und alle "Bemühungen" sind dann nur noch eine
Qual. Wir hatten das große Glück, daß uns verständnisvolle Ärzte und
Schwestern begleitet haben und meinem Vater einen würdigen Abschied
von dieser Welt ermöglichten.

Oh je, jetzt hab ich schon wieder viel zu viel geschrieben. Aber es brennt
einfach auf meiner Seele!

Ich wünsche dir ganz viel Kraft, die kommende Zeit durchzustehen. Der
Schmerz wird mit der Zeit erstmal größer werden. Ich bin einzig getröstet,
weil ich ganz sicher weiß, daß mein Papa bei uns ist!!!!

Alles erdenklich Gute, lass dich drücken!

Christina
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  #636  
Alt 25.06.2009, 21:03
BeBeBalaton BeBeBalaton ist offline
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Standard AW: Erfahrungen einer Angehörigen

Liebe Kirsten,

auch vielen Dank für Deinen Bericht.

Wenn man als Frau eines Betroffenen sich mit dem Gedanken befassen muß, ist so ein Erfahrungsbericht von großer Hilfe.

Es deckt sich vieles was ich mir bis jetzt auch gedacht habe, wenn sich die Aussichtslosigkeit abzeichnet, nicht mehr weiter zu drängen dies oder das zu versuchen.

Mit Schmerzmittelgaben diverse schöne Zeiten und Orte zu erleben, sollte möglichst das noch gemeinsame Ziel sein.

Ich wünsche Dir für Dein weiteres Leben viel Glück und Gesundheit

alles Liebe


Angelika
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  #637  
Alt 28.06.2009, 13:31
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Jogilein Jogilein ist offline
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Beiträge: 538
Standard AW: Erfahrungen einer Angehörigen

Liebe Kirsten, vielen Dank auch von mir, für Deinen sehr guten informativen Bericht. Ich bin Angehörige, habe aber selbst grosse Handicaps. Da wird es schon sehr schwierig alles allein zu machen. Ich möchte für meinen Mann, wenn es mal soweit ist, natürlich das Beste, u. alles mir mögliche tun, werde dies aber leider aufgrund meiner Problematiken, z.B. meiner sehr kranken unheilbaren Augen, Schwerbehindertenausweis unbegrenzt gültig, GdB 90 %, RF-Befreiung, kaum alleine leisten können. Seine Familie ist keine grosse Hilfe. Seine Mutter ist 80 Jahre alt, u. kann sich kaum bewegen. Seine Schwester fast 47 Jahre, hatte schon ihren ersten Schlaganfall, u.v.m. Sonst gibt es niemand. Habe eine unterschriebene Vorsorgevollmacht. Reicht die aus? Patientenverfügungen kosten doch Geld oder? Wie u. wo kann ich mir Hilfe suchen? Ich wäre für Infos sehr dankbar. Mit den besten Wünschen, u. alles Gute, LG Jogilein.
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  #638  
Alt 29.06.2009, 11:41
Kirsten67 Kirsten67 ist offline
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Beiträge: 842
Standard AW: Erfahrungen einer Angehörigen

Hallo Ihr Lieben,

ich freue mich, dass der Erfahrungsbericht auch hier gelesen wird und nützlich ist.
So habe ich wenigstens das Gefühl, dass Papas Leiden und Sterben nicht ganz umsonst war.
Papa wäre glücklich, wenn er wüßte, dass er dadurch helfen kann.


Liebe Elbi, danke für Dein nettes Feedback. Ja, ich liebe meinen Papa. Er hatte immer schon seinen festen Ehrenplatz in meinem Leben. Jetzt noch in meinem Herzen. Ich feue mich, dass es bei Deinem Mann gute Nachrichten gegeben hat!!!!!


Liebe Christina, es tut mir sehr leid, dass Ihr nur so wenig Zeit hattet. Ich bin sicher, dass Dein Papa wußte, dass er nicht alleine war, denn diese Empfindungen bleiben am längsten erhalten, auch wenn anderes nicht mehr geht. Und auch mein Papa wußte genau, wann sein Zeitpunkt des Abschieds gekommen war. Er kannte Tage vorher die Zeit, die ihm noch blieb und wußte es auch genau, als der Zeitpunkt des Abschieds gekommen war. Auch Dir alles alles Liebe - unsere Väter werden uns unser Leben lang weiter begleiten.


Liebe Angelika, ich habe von Dir uns Hans gelesen, Ihr habt einige Päckchen zu tragen!!! Ich hoffe, dass für Euch der Punkt der Aussichtslosigkeit nicht kommen wird und Ihr Euer gemeinsames Leben genießen könnt!!!! Auch Euch alles Liebe.


Liebe Katja-Jogilein, es tut mir sehr leid, dass bei Euch zur Erkrankung Deines Mannes noch so viele andere Baustellen dazu kommen. Es ist schon so schwer genug, alles zu tragen.
Eine Patientenverfügung kostet kein Geld. Seit der kürzlichen Entscheidung des Bundestages ist die Verbindlichkeit der Verfügungen zum Glück auch geregelt. Oben findest Du einen Link auf die Verfügung vom Justizministerium. Sie ist detailliert genug, um im Ernstfall auch wirklich zu helfen. Ihr könnt Euch auch vom Hausarzt beraten lassen.
Mit den Vollmachten kenne ich mich nur in Teilen aus. Mama hat jetzt eine "Generalvollmacht" erstellt. Die ist mit Unterschrift vom Vollmachtgeber und Vollmachtnehmer gültig. Es gibt zwei Ausnahmen:
Banken wollen oft eigene Kontovollmachten haben. D.h. wenn Dein Mann ein Konto oder Depot hat, dass nur auf seinen Namen angelegt ist, sollte er Dir darüber eine Vollmacht erteilen.
Zweite Aussnahme: Für Immobiliengeschäfte benötigt Ihre eine notariell beurkundete Vollmacht. Und das kostet dann Geld, abhängig vom Immobilienwert.
Genaue Informationen und Erläuterungen findest Du aber auch dazu auf den Seiten des Justizministeriums.


Ich wünsche Allen eine angenehme und lebenswerte Woche!
Kirsten.
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Geändert von Kirsten67 (29.06.2009 um 12:23 Uhr)
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  #639  
Alt 05.07.2009, 12:13
Kirsten67 Kirsten67 ist offline
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Standard AW: Zwischen Hoffen und Bangen, mein Papa hat BSDK

Petra, Heike und Elfi, Danke, dass Ihr mir hier nochmal geschrieben habt!

Mein Eckchen ist verwaist, eine Wolke voller Trauer überschattet den heutigen Tag.

Heute vor drei Monaten ist Papa gegangen. Es war auch ein Sonntag.
Um diese Zeit waren wir schon alle versammelt: Mama, meine Schwester, mein Schwager, Kai und ich.
Alle saßen im Eßzimmer, nur ich saß bei Papa, habe stille Wache gehalten.

Gegen 13:10 Uhr ist dann noch Mamas Schwägerin gekommen.
Ab da waren wir alle an Papas Bett. Sein Kopf war an meine Schulter gelehnt.
Um 13:35 Uhr war Papa dann erlöst.



Es tut so weh.

Kirsten.
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  #640  
Alt 05.07.2009, 19:03
heizi heizi ist offline
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  #641  
Alt 05.07.2009, 21:29
Queeny Queeny ist offline
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Standard AW: Zwischen Hoffen und Bangen, mein Papa hat BSDK

Liebe Kirsten,

ich drücke Dich gaanz ganz fest

Deine Queeny
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  #642  
Alt 06.07.2009, 11:30
Benutzerbild von Tine70
Tine70 Tine70 ist offline
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Standard AW: Zwischen Hoffen und Bangen, mein Papa hat BSDK

Hallo ihr Lieben,

ganz oft schon habe ich mich hier wieder eingeloggt, doch mir fehlten die Worte. Heute will ich wenigstens mal einen kurzen Trost- Gruß hier lassen.

Liebe Kirsten,
ich kenne es nur zu gut, wie man minutiös alles vor Augen hat und wieder und wieder durchlebt. Manchmal springt es mich nahezu an und ich könnte schreien, weil es so weh tut, so unfassbar und ungerecht scheint.

Ganz liebe Grüße und eine große Umarmung für euch alle,
Martina
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  #643  
Alt 06.07.2009, 22:41
Kirsten67 Kirsten67 ist offline
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Standard AW: Zwischen Hoffen und Bangen, mein Papa hat BSDK

Ihr Lieben!

Wie gut es tut, von Euch treue Seelen zu lesen!!!!

Heike, Du weißt, dass ich für Dich da bin!

Queeny, Martina, Ihr treuen Seelen, wie lange haben wir uns hier gegenseitig begleitet!!!
Und Ihr seid immer noch da - gerade jetzt - in den Tagen, die für mich schwerer sind, als ich geahnt habe.
(Ich melde mich auch wieder per Mail - versprochen!) Ich hoffe, es geht Euch soweit o.k.????

Ich habe es noch nicht begriffen, dass Papa tot ist.
Es ist immer noch wie ein böser Traum. Wenn ich mit Mama telefoniere, will ich immer Grüße an Papa ausrichten.
In ihrem Haus führt mich mein erster Weg in Papas Arbeitszimmer, fühle mich ihm dort so nah.
Heute war ein großer Regenbogen Himmel, hab mir gewünscht, dass Papa ihn geschickt hätte.

Nicht allein mit dem Kummer zu sein, hier (und in der Burg) doch verstanden zu werden.... Danke.

Schlaft gut, traumlos und erholsam.

Kirsten.
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Geändert von Kirsten67 (06.07.2009 um 22:59 Uhr)
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  #644  
Alt 07.07.2009, 08:53
Kirsten67 Kirsten67 ist offline
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Standard AW: Erfahrungen einer Angehörigen

Ich schubs mal einmal hoch.....
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  #645  
Alt 07.07.2009, 10:19
Benutzerbild von Tine70
Tine70 Tine70 ist offline
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Standard AW: Zwischen Hoffen und Bangen, mein Papa hat BSDK

Liebe Kirsten,

wie gesagt, ich habe es lange nicht geschafft, hier zu posten, weil ich einfach zu all dem Leid und Schmerz nichts sagen konnte, niemandem Hoffnung machen und niemanden trösten konnte, zu tief war mein eigener Spiegel...
Ich kann so gut nachvollziehen, was du schreibst, manchmal renne ich in Mamas Haus und denke dann,Mist, musst doch leise sein, wenn Wilhelm schläft...wenn ich bei diesem Wetter auf den Friedhof fahre, denke ich voll Zorn und Trauer, dass wir jetzt zusammen grillen sollten, anstatt das Grab zu gießen....
Ich weiß nicht, ich dachte auch, es verändert sich schneller, aber es wird nur schlimmer, je mehr ich es begreife.

Ich wünsche dir dennoch einen guten Wochenstart,
ganz liebe Grüße von mir!

Martina
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