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  #1  
Alt 10.11.2009, 01:20
chaosbarthi chaosbarthi ist offline
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Standard AW: Gibt es überhaupt Überlebende?

Hallo Hope,

dies ist nicht meine "Abteilung". Von daher habe ich es jetzt erst gelesen. Ich fühle mit Dir und habe eine Kerze angezündet, die 48 h für Euch brennen wird:

Eine Kerze für den Bruder von Hope

Liebe Grüße chaosbarthi
__________________
Sigmacarcinom 2005 (T4, G3, alles andere 0, HNPCC), Ileostoma

Nicht die Dinge selbst, sondern nur unsere Vorstellungen über die Dinge machen uns glücklich oder unglücklich.
(Epiktet, griech. Philosoph, 50-138)
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  #2  
Alt 10.11.2009, 22:51
Hope80 Hope80 ist offline
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Standard AW: Gibt es überhaupt Überlebende?

Hallo,
ich danke Euch allen für Eure liebe Anteilnahme. Ich konnte das Ganze bisher leider noch garnicht auf mich wirken lassen, da ich gestern meine letzte Prüfung für mein Staatsexamen hatte. Noch nie in meinem ganzen Leben ist mir das lernen so schwer gefallen. Ich war am Ende total erschöpft. So erschöpft, dass ich nicht einmal mehr aufgeregt war, aber nun ist diese ganze Tortur vorbei und ich habe bis zum 1.Februar Zeit, mich voll und ganz auf die Trauer einzulassen.
Wir haben den Computer meines Bruders auf den Kopf gestellt und haben so erfahren, dass er bereits vor seiner Einlieferung ins Krankenhaus Anfang Februar geahnt hat, dass er Krebs hat. Zwar nicht dass er DIESEN Krebs hat, aber immerhin, dass er überhaupt Krebs hat. Aber er hat nie auch nur ein Wort mit uns darüber geredet. Er hat auch in den letzten Monaten nicht mit uns geredet. Ok, am Ende hatte er natürlich auch keine Luft mehr zum reden. Vermutlich hat er auch erst dann kapiert, dass es zu Ende geht. Aber er hat auch sonst nichts hinterlassen, was für uns etwas Klarheit in sein Verhalten bringt. Er hat seinen Freunden im Chat oft geschrieben, dass er uns alle nicht leiden kann - meine Eltern noch weniger als mich. Meine Mutter leidet sehr darunter. In seinen Chat-Verläufen ist sogar von Hass die Rede. Aber in den letzten Tagen und Wochen hat er sich für jeden kleinen Handgriff bedankt, und ich denke, dass das ein Zeichen dafür war, dass er seine Meinung über uns geändert hat. Ich hoffe es.
Ich habe Kontakt zu einer Freundin von ihm, und wir reden viel miteinander über meinen Bruder. Und sie sagte, dass er am Ende keinen Hass mehr empfand. Das versuche ich auch meiner Mutter klar zu machen.
An dem Tag an dem er starb, war ich untröstlich, aber auch erleichtert. Denn ich musste mir keine Sorgen mehr machen. Ich dachte eigentlich, dass ich mir nach der endgültigen Diagnose, dass er sterben wird, auch schon keine Sorgen mehr gemacht hatte, weil da eh schon alles zu spät war. Aber wie sehr mich das belastet hat, merkte ich erst, als er gestorben war. Ich war an dem Tag unheimlich erleichtert. Ich hoffe, ihr versteht das jetzt richtig, weil man auch den Eindruck bekommen könnte, ich wollte dass mein Bruder stirbt. Das war nicht so. Aber er hat so unglaublich gelitten in der letzten Nacht. UNd es wäre ja nicht mehr besser geworden...
Jedenfalls ist von dieser Erleichterung nicht mehr viel übrig. Momentan fühle ich mich einfach nur leer.
Aber ich wünsche jedem Betroffenen viel Kraft für den Kampf und die Trauer.
Vielleicht gibt es ja irgendwann einmal eine Möglichkeit, diesen Krebs zu heilen. Wollen wir es hoffen...
Liebe Grüße
Hope
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  #3  
Alt 11.11.2009, 14:45
Benutzerbild von Tinchen68
Tinchen68 Tinchen68 ist offline
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Standard AW: Gibt es überhaupt Überlebende?

Hallo zusammen....,

@Moni(kleine Schwester): Auch dir mein herzliches Beileid!Tut mir sehr leid mit deinem Bruder.Und das ihr nun mit deinem Vater das Leid nochmal durchmachen müßt,ist doppelt schlimm.Wünsche euch,das dein Vater nicht so sehr leiden muß und viel Kraft für die nächste Zeit!

@Hope ; Dir auch noch mal alles Gute und eine liebe Umarmung Ist klar,das du erst jetzt alles realisierst,wenn du so im Prüfungsstreß warst.Wünsche dir ganz viel Stärke für die Kommende Zeit!Ja,vielleicht ist irgendwann diese schreckliche Krankheit mal in den Griff zu bekommen.

LG Tinchen
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  #4  
Alt 11.11.2009, 22:43
Kleine Schwester Kleine Schwester ist offline
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Beiträge: 23
Standard AW: Gibt es überhaupt Überlebende?

@ Hope
Liebe Hope,
mein Bruder hatte vor seiner Erkrankung auch nicht viel mit Familie am Hut. Erst als er krank war und Hilfe brauchte, hat er sich auf uns besonnen. Aber auch da hat er auch geschimpft. Bewerte das nicht zu hoch. Ein kranker Mensch agiert und reagiert nicht immer so rationell wie ein gesunder Mensch. Der Neid und der Hass auf die gesunden Menschen beherrscht sicher auch ganz stark das Denken. Man läßt sein Leben Revue passieren und sucht vielleicht Verantwortliche. Das er so früh an diesem Krebs sterben musste, hatte ja auch eine Ursache, die in früher Kindheit liegen muss. Vielleicht kommt daher dieser Hass. Vielleicht hat er gedacht, dass seine Eltern ihn einer Situation ausgesetzt haben, die die Ursache für diese Erkrankung war. Ich spekuliere hier natürlich nur, da ich ja nicht weiß, was ihr genau gefunden habt. Auf jeden Fall wünsche ich Dir/Euch ganz viel Kraft. Ich war beim Arzt als es nicht mehr ging, nehme im Moment noch Antidepressiva und habe nun rein vorsorglich für den 16.11 einen Termin beim Psychotherapeuten gemacht. Vielleicht läßt sich damit ein Zusammenbruch verhindern, wenn dann mein Vater wirklich geht. Eigentlich bin ich ein fröhlicher und aufgeschlossener Mensch, daher passen diese Angstzustände und Depressionen so gar nicht zu mir. Lass Dir helfen, wenn Du das Gefühl hast, Dir wächst alles über den Kopf.

@Tinchen
Hallo Tinchen,
danke für Deine lieben Wünsche und Dein Beileid.
Haben meinen Vater heute besucht und er war so gut drauf, wie seit bestimmt 8 Wochen nicht mehr. Er hat mit uns geredet und gelächelt. Allerdings sitzt er aber auch voll Wasser, was natürlich nicht ungefährlich ist. Seine Nieren haben schon öfter fast den Dienst quittiert. Dadurch sah er heute natürlich properer aus. Ende dieser, Anfang nächster Woche wird er auf die Palliativstation des Krankenhauses verlegt, in dem er jetzt ist, damit die intensive Pflege gewährleistet werden kann.

Ich wünsche Euch allen, alles liebe und Gute. Es ist schön, dass es solche Foren gibt, in denen sich Betroffene austauschen und sich gegenseitig Trost spenden und Ratschläge geben können.

Liebe Grüße
Moni
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  #5  
Alt 16.11.2009, 12:33
Sobi Sobi ist offline
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Registriert seit: 03.02.2009
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Standard AW: Gibt es überhaupt Überlebende?

Hallo Hope,

auch von mir ein herzliches Beileid. Ich bin Sprachlos, mir kommen die Tränen.

Sei umarmt

LG aus Köln Matthias
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  #6  
Alt 16.11.2009, 21:57
Hope80 Hope80 ist offline
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Registriert seit: 19.03.2009
Ort: bei Stuttgart
Beiträge: 6
Standard AW: Gibt es überhaupt Überlebende?

Hallo zusammen,
nachdem ich mich die ganze Zeit am Riemen reissen musste, weil ich noch Prüfungen zu bestehen hatte und es in diesen knapp 3 Wochen nicht zugelassen hatte, dass mich die Trauer übermannt, warte ich nun vergeblich darauf, dass sich die Trauer einstellt. Ich dachte, ich falle gleich nach Ende meiner Prüfungen in ein tiefes Loch. Aber es passiert einfach nichts. Ich verstehe nicht, was los ist. KLar, hab ich mich manchmal mit den verschiedensten Gedanken versucht zu trösten "Er hing sowieso nicht am Leben", "Er war doch eh immer ein Sorgenkind", "Er hätte doch sowieso nichts aus seinem Leben gemacht" oder "Es ist besser so für ihn". Aber das diese verzweifelten Gedanken SO gut wirken, hätte ich nicht gedacht. Das kann doch nciht sein, dass ich garkeine Trauer empfinde?! Ok, GARkein vielleicht nicht, aber es fühlt sich so an, als wär schon alles überwunden und das ist jetzt eben so, es ist traurig, aber das wars auch schon. ICh bin über mich selbst zutiefst schockiert. Ich verstehe mich selbst nicht und ich hoffe wirklich, dass ich das tiefe Loch noch kennenlernen, von dem alle sprechen. Mein Bruder hat es trotz allem verdient, dass ich um ihn trauere. Vielleicht hab ich aber auch nur so hart daran gearbeitet, die letzten Prüfungen unbeschadet zu überstehen, dass ich jetzt nicht mehr loslassen kann. Und vielleicht kommt die Trauer noch... Ich weiß es nicht.
Grüße von Eurer verwirrten Hope
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  #7  
Alt 17.11.2009, 19:10
Takk Takk ist offline
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Beiträge: 41
Standard AW: Gibt es überhaupt Überlebende?

Liebe Hope,

nun mach Dich mal nicht selber fertig, bloss weil sich Dir das "tiefe Loch" immer noch nicht aufgetan hat, von dem "viele andere" berichten. Was machst Du Dir da denn eigentlich selbst für einen "Trauerdruck"? Bloss weil andere von tiefen Tälern oder Löchern berichten, so gilt das lange nicht für Dich. Hör auf damit! Bisher warst Du abgelenkt durch Deine Examina und nun, pünktlich nach dem Abschluss soll sich nun tiefste Trauer einstellen? Warum? Du bist weder eiskalt, noch musst Du schockiert über Dich selbst sein. Es ist, wie es ist. Du bist ganz sicher tieftraurig über den Tod Deines Bruders, das merkt man an Deiner Schreibe. Du kanntest ihn gut, sein Leben, seine persönliche Geschichte, seine Krankengeschichte. Manches davon war okay für Dich, anderes eben einfach nicht. So ist das. Man muss nicht unbedingt Tränentäler der Trauer durchwandern, weil das "allgemein erwartet" wird. Man kann auch einfach nur traurig sein, ab und an an den Bruder denken, wenn er einem halt in den Kopf kommt, an früher, an gemeinsam erlebte schöne Dinge, man kann zum Grab gehen, wenn man möchte und es einem danach ist. Und man kann auch froh und fröhlich sein, wenn einem schöne Erlebnisse mit dem Bruder in die Gedanken kommen und ein paar Tränchen verdrücken, oder aber sauer und wütend, wenn´s umgekehrt war. Man erinnert sich an bestimmte Gesten, an einen bestimmten Duft, an Kleinigkeiten manchmal ...
Ich glaub, Trauer hat viele Gesichter. Mach Dich nicht verrückt, Du hast Deine eigene Trauer.

Herzlichen Gruss,
Takk

P.S. Kriegen wir denn auch das Ergebnis Deiner Prüfungen zu wissen *lach*?
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  #8  
Alt 12.11.2009, 20:52
Kleine Schwester Kleine Schwester ist offline
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Registriert seit: 12.11.2008
Ort: Coesfeld/Duisburg
Beiträge: 23
Standard AW: Gibt es überhaupt Überlebende?

Hallo 007,

so trifft man sich wieder. Du hast mir ja schon geschrieben als es um meinen Bruder ging und mir Tipps gegeben. Nun geht es um meinen Vater. Ich schaue aber immer noch regelmäßig in das Forum Rippenfellkrebs. Das die Antidepressiva nicht die Lösung sind ist schon klar. Will die auch gar nicht auf Dauer nehmen. Aber so lange das mit meinem Vater noch so schwierig ist, traue ich mich auch nicht sie abzusetzen. Ich möchte nicht wieder so lange auf der Arbeit ausfallen. Das mit meinem Bruder hat mich ganz schön weggehauen, lag aber auch sicherlich daran, dass ich die ganze Zeit vorher immer unter STrom gestanden und mir keine Ruhe gegönnt habe und versucht habe meine Familie zu entlasten, wo es eben ging, weil ich ja nicht immer da sein konnte, weil ich nicht vor Ort wohne. So hatte ich nur noch wenig Erholungspasen, da ich eigentlich ständig auf der Piste oder in Bereitschaft war. Das ist jetzt ein wenig entspannter. Ich denke auch, dass es nach dem Tod nicht vorbei ist. Blöd, aber seit mein Bruder gestorben ist, traue ich mich noch nicht einmal mehr ein Insekt zur Strecke zu bringen, weil ich denke, es könnte die Reinkarnation meines Bruders sein. Ich weiß nicht was es nach dem Leben auf dieser Erde gibt, aber ich denke da ist auf jeden Fall was. Und ich wünsche meinem Vater einfach nur, dass er nicht mehr so lange leiden muss. Ich habe auch meinen Bruder gebeten, dafür zu Sorgen, dass er nicht so lange leiden muss
Die Morphiumdosis wird auch schon wieder erhöht.
Ich hoffe, dass ich dabei bin, wenn mein Vater gehen muss, aber ich befürchte und habe Angst, dass es nicht so ist. Mein Bruder war leider alleine als er für immer die Augen schloss, weil es doch dann ganz schnell passierte. Aber ich war am Abend vorher noch bei ihm, einem inneren Drang folgend. Normalerweise wäre ich gar nicht hingefahren. Ich hatte aber Sonntag Mittag plötzlich den Drang und hab mich ins Auto gesetzt und bin nach Duisburg gefahren. Rückblickend war es die richtige Entscheidung.

Schön, dass Du mittlerweile so entspannt mit dem Tod Deines Bruders umgehen kannst. Sie sind alle nun bestimmt in einer besseren Welt.
Danke für deine lieben Worte und Ratschläge und Deine Sorge.
Bis dann!
Liebe Grüße
Moni
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