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AW: Ein Jahr...
Hallo Helmut,
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An den defekten HiFi-Endstufen bin übrigens nicht ich schuld, sondern die Frau, die mich nicht heiraten will. Vor lauter Frust musste ich da im Herbst frühmorgens die Stop making Sense DVD von den Talking Heads gucken/hören, und vielleicht hatte ich tatsächlich ein Bier zuviel. Ist nicht mehr rekonstruierbar. Aber wenn die mich in 5 Jahren immer noch nicht gereiratet hat, schicke ich ihr die Rechnung Mit den Boxen ist besonders ärgerlich, weil ich für die PA-Endstufe einen kleineren Wanddurchbruch gemacht habe (oder ein größeres Bohrloch - aber das ist bei 100 Jahre alten Fehlbrand-Ziegeln so in etwa das gleiche; einmal den Bosch-Hammer angesetzt, und schon kann man den Kopf durch die Wand stecken). Das Teil ist zwangsbelüftet und arg laut, also ab damit in die benachbarte Besenkammer. Zum Klopapier holen kann ich auch in den Keller gehen. Sollte dann aber keine akute Notlage sein, weil unser Keller nur von aussen zugänglich ist. Wird untenrum etwas kühl; und wieso steht die Hofbeleuchtung seit Jahren immer noch auf der to-do-Liste Aber alles halb so wild. Vorhin habe ich Lötkolben und Akkuschrauber beiseite gelegt. Waren nur 2 Mittel- und 2 Hochtöner, und Canton hat einen guten Ersatzteil-Service - jetzt klingt's wieder wie neu, aber das Dispo-Limit ist in Sichtweite (der Januar ist irgendwie immer ein extrem teurer Monat). Zitat:
Wenn Frauen bei HiFi mitreden dürfen, endet das - ein hohes Jahreseinkommen vorausgesetzt - oft wie bei meinem ältesten Freund: einer Sub/Sat-Kombi von Bose (der Sub hinter die Couch, und die kleinen Würfel hinter irgendwelchen Zierrat-Gedöns ins Regal). Das klingt für 1.000 EUR so gut wie richtige Lautsprecher für 200 EUR. Aber jegliche Versuche, Ehefrauen den physikalischen Zusammenhang zwischen Durchmesser der Bass-Chassis und zu hörendem Bass zu erklären, sind nach meiner Erfahrung von vornherein zum Scheitern verurteilt. Absolut sinnlos ist die Erwähnung der Tatsachen, dass der Raum nunmal dreidimensional und die Dezibel-Skala logarithmisch ist - und dass deshalb doppelte Lautstärke etwa 4-8 fache Leistung erfordert; und das ab einer gewissen Grenze nunmal so teuer wird, dass über Urlaub gar nicht mehr diskutiert werden muss Wobei Frauen da auch erziehbar sind, dauert aber lange. Meine hatte ihr Schlüsselerlebnis, als sie in der alten Wohnung für die Küche so einen 200 DM Ghetto-Blaster anschleppte. Den ich ohne anzuhören mit einem kategorischen "So nicht!" im Müllcontainer versenkt habe (OK, ich habe ihn wieder rausgeholt, und sie durfte ihn in ihrer Kleingartenlaube benutzen). Drei Wochen und einige Gebrauchtgeräte später gab's auch in der Küche anständige Musik. Und Jahre später, nachdem meine Frau von ihrem Weihnachtsurlaub bei der Verwandschaft wiederkam, sagt sie doch: "Mein Bruder hat da so eine Surround-Anlage im Wohnzimmer. Aber bei uns in der Küche klingt es um Längen besser." Sowas nennt man glaube ich späte Genugtuung Zitat:
Mein Musikgeschmack ist auch ausgesprochen altmodisch. Z.Z. ist die "Family Jewels" von AC/DC mein Favorit. D.h. die erste der beiden DVDs aus der Zeit mit Bon Scott. Wobei ich immer aufpassen muss, dass es mir beim einbeinigen Gitarren-Walk ala Angous Young (wo ist eigentlich mein Schultornister hin?) nicht die Lendenwirbelsäule verreisst. Ich fürchte, ich werde so langsam alt Zitat:
------------------------------------- Jetzt habe ich länger überlegt, ob so ein blödsinniges off-topic-posting nicht vor'm Absenden gelöscht gehört. Aber es ging doch um Einsamkeit, (neue) Partnerschaft und die Vorteile des Alleinlebens. Insofern passt's doch. Und ich überlege gerade: wenn mir mal wieder eine Frau in's Haus kommt, muss die unbedingt Vollzeit berufstätig sein. Nein, ich will ihr Geld nicht. Nur, dass sie regelmäßig lang genug aus dem Haus ist, um mir feste Zeiten für meinen Spass zu lassen. Gut möglich, dass ich doch als Single ende Viele Grüße, Stefan |
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AW: Ein Jahr...
Hallo Birgit,
für ihn war es Südtirol...schön die Kurven nehmen... Er hatte 4 Motorräder...und da ich nie und nimmer gefahren wäre...durfte ich sie alle verkaufen...hat bis Juni 2009 gedauert. Über Motorradfahren kann man bestimmt auch hinter dem Regenbogen fachsimpeln... Seine Freunde haben sich...zurückgehalten...wollten nicht stören: Waren überfordert! Sein Bruder hat ihn ein Mal im Krankenhaus besucht...als er gestorben war meinte er: "Ich dachte der packt das". Nö...hat er nicht "gepackt" wäre auch irgendwann kaum möglich gewesen. Seit der Beerdigung haben wir uns nicht mehr gesehen/gesprochen. Mannomann...da war die Familie Deines Mannes ja auch nicht gerade hilfreich. Hmmm...ich glaube, es war gut, dass ihr "sicher" im Krankenhaus ward und in Ruhe Abschied nehmen konntet. Jaa...mir tut es auch gut hin und wieder zu schreiben; beim Schreiben kann man wieder ein bißchen weiter sortieren, was da so passiert ist. Ich wünsche Dir eine angenehme Nachtruhe LG Morgana
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Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten. [Indianische Weisheit] |
#33
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AW: Ein Jahr...
Hallo Birgit,
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Macht nichts. Hündchen hat mir vorhin schon wieder den Tag gerettet. Wir haben hier 1 Grad plus, und Hündchen war vom Ballspielen etwas erhitzt. Und wollte natürlich baden (macht er sonst erst ab +5°C). Also wie gewohnt mit Hechtsprung in seinen "Pool" (so ein Kinderplanschbecken im Hof)... Leider war das Wasser im Pool durchgefroren, und Hündchen ist recht unelegant mit Nase zuerst auf der anderen Seite wieder rausgeschlittert Hat kurz etwas verwirrt geschaut, aber schlau reagiert: wenn Baden nicht geht, dann eben noch ein paarmal Wälzen im Schnee. Lass' mir doch vom Wetter meinen Spass nicht verderben! Jetzt liegt er auf meinen Füßen unter'm Schreibtisch und seuzt ausgiebig. Wahrscheinlich träumt er vom Frühling; und davon, dass sein Badewasser endlich wieder aufgetaut ist Das denke ich auch. Und hat mich daran erinnert, als meine Frau zum Sterben nach Hause kam. Mit Port, Infusionen und mobiler Morphium-Pumpe. Dann kam der Pflegedienst zum ersten mal, und die Chefin sagt mir: sie kann den Job nicht annehmen, weil sie mit ihrer Firma keine Medikamente intravenös verabreichen darf. Morphium per Pumpe ginge, das wäre ja automatisch. Aber die x anderen Sachen von Hand (anderes Schmerzmittel, Mittel gegen Übelkeit und was weiss ich) - nein, das dürften sie nicht, dafür bräuchte ich einen speziellen Palliativ-Pflegedienst. Eine Infusionsflasche anschließen dürften sie. Aber nicht, wenn in diese Infusionsflasche vorher 10 ml von Medikament x eingespritzt worden wären. Müßte ich verstehen, sie könnten ja ihre Zulassung nicht auf's Spiel setzen (das habe ich auch verstanden). Trotzdem bin ich fast ausgerastet. Schließlich hatte der Sozialdienst im Krankenhaus, der genau wusste, wie meine Frau gepflegt werden muss, extra diesen Pflegedienst ausgesucht. Und alles war wirklich bis zum Erbrechen mit diesem Sozialdienst, der Stationsleitung und der Oberärztin der Klinik abgesprochen. Und das nach wochenlangem Kampf gegen die Bürokratie mit Formularen, Beantragungen, Bewilligungen, Telefonaten, Bestellungen, (Nicht)Lieferungen, wieder Formularen, wieder Telefonaten, Nicht-Bewilligungen, usw. Ich war ohnehin völlig runter mit den Nerven. Und meine Frau auch. Die lag schließlich in der Klinik, wurde von Tag zu Tag schwächer und fragte immer nur: "Wann darf ich denn endlich nach Hause?". Ihr war nicht mehr zu erklären, dass das seit ewig nur an "Papierkram" hängt Und dann noch SOWAS Welch ein desorganisierter Schwachsinn! Nach tief durchatmen habe ich dem Pflegedienst gesagt, dass mir sche*ssegal ist, was die dürfen und was nicht. Und dass ich das, was die nicht dürfen, eben auf eigene Verantwortung selbst mache. Das ging aber nur, weil gerade zu der Zeit für länger eine Freundin meiner Frau hier war, die selbst Krankenschwester ist. Und mir im "crash-Kurs" erklärt hat, wie man mit den ganzen Schläuchen und Ventilen umgeht, einen Port spült, das Gedöns wechselt, Infusionen an- und abstöpselt, steril arbeitet usw. Wenn die nicht da gewesen wäre, hätte ich meine Frau sofort wieder ins Krankenhaus bringen müssen Viele Grüße, Stefan |
#34
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AW: Ein Jahr...
Bin ich anders?
Ihr schreibt hier so frei und offen über Eure Empfindungen, den Umgang mit der Trauer, der Verarbeitung des Verlustes, ich hab mich bisher nie getraut, auch nur ein Wörtchen darüber zu sagen, gechweige zu schreiben, vielleicht wirds mir besser gehen, wenn ich mal etwas loswerde. Eigentlich gehöre ich ja nicht hierher, bin zwar selbst Betroffene, auch Hinterbliebene, denn mein Mann starb vor 20 Jahren ohne Abschied, beiderseits ohne einen Gedanken an einen evtl. Tod (er war im KH wegen starker Luftnot aufgrund einer Bronchitis) innerhalb von 3 Tagen. Diesen Schock hab ich bis heute nicht überwunden, habe ihn nur verdrängt, tief in mir vergraben und lebe mit dem Gedanken... er ist nicht da, nun gut...war ja früher auch so wenn er auf Dienstreise war. Mein Problem nach lesen all Eurer Beiträge ist die Feststellung, zwar mit meinem ganzen Wesen Anteil am Geschick anderer zu nehmen, am Schmerz, der Verzweiflung und der Hoffnung, die in Euren Beiträgen ausgedrückt wird, empfinde genau wie Ihr die Leere in der Wohnung, das Fehlen der Gemeinsamkeit die Gespräche, die Gefühle, das gegenseitige Verständnis und doch ist in mir etwas, das für meine eigene Person alles abblockt, es wie einen fernen Traum erscheinen läßt und die Wirklichkeit negiert Seit dem Tode meines Mannes, als ich in dieses Loch fiel, spiele ich wohl nur noch Theater, zeige nach außen Mut, Kraft und Zuversicht, drum wird auch gesagt, ich vermittle Zuversicht, Mut und Kraft (stimmt es so wirklich, vielleicht nach außen ja, daß ist auch meine Absicht anderen zu helfen, aber ist es so für mich richtig?) Ich stürzte und stürze mich immer noch in viel ehrenamtliche Arbeit, packe mich voll mit Aufgaben, betreue soweit es mir möglich ist Alte, Kranke und Verzweifelte (in einer Selbsthilfegruppe und bei den Senioren im Club) sodaß ich nicht oder nur selten zu mir selbst kommen kann. Bin ich innerlich versteinert? Gegenüber meiner Person bin ich gleichgültig geworden, kleide mich, putze jmich sogar, alles für die Öffentlichkeit... weil es sich so gehört..., aber alles bringt mich nicht zur Ruhe, nur Zufriedenheit, hin und wieder ein gutes Werk vollbracht zu haben Zu Anfang war es, um Ablenkung zu bekommen, inzwischen ist mir diese ehrenamtliche Arbeit zum Bedürfnis geworden...auch wenn das ständige "Abschiednehmen" in der Krebsgruppe mich an die eigenen Erkrankungen erinnert . Ja, ich habe viel schweres erlebt, unsere Mutter starb mit 51 Jahen an Brustkrebs, der Bruder starb an Krebs, meine ältere Schwester hat Hautkrebs, aber andere Menschen doch auch, warum kann ich mit meinen Erinnerungen nicht leben, verdränge sie, nehme nicht mal meine eigenen Schmerzen, Unruhe, ja Unrast ernst? Dabei bin ich wahrlich kein Held, bei jedem Zipperlein erschlägt mich fast die Angst, aber dann zwinge ich mich zu der Überlegung...stell dich nicht so an, ist nicht schon wieder ein Krebs, vergeht auch wieder... und hinterher verhöhne ich mich selbst und denke dann an meine Mitmenschen, stelle sie in den Vordergrund, ihre Leiden, Ängste und Sorgen. Und- mein Mann begleitet mich bei all meinem Tun - er, der immer sagte... nicht der Einzelne ist wichtig sondern das Ganze, die Menschheit...,ist deshalb meine Seele, mein Inneres so allein oder hab ich mich verschlossen und zeige nach außen ein frohes Gesicht um ja nicht zu zeigen, wies in mir aussieht? Am Abend, wenn die Ablenkung vorbei ist, ich allein hier sitze dann laufen die Gedanken, was für einen Sinn hat dein Leben eigentlich noch, für andere da zu sein - schön und gut - was bleibt für dich? Die Einsamkeit. Ist das der Sinn der Lebens, die Zeit, die mir hier noch vergönnt ist für die Allgemeinheit einzubringen? Manchmal denke ich mach Schluß, was solls noch, aber ich hab mir das Leben nicht selbst gegeben, kanns mir also auch nicht nehmen. Ein Teufelskreis - find einfach keinen Ausweg aus all diesen meinen Gedanken. Falsch oder richtig, ich weiß es nicht, weiß nur, daß ich alles was ich hier geschrieben habe wohl wieder tief in mir vergraben muß. Es ist nicht meine Art, vor mir selbst davonzulaufen, aber mir bleibt wohl keine anderer Weg oder fliehe ich vor der Wahrheit und der Wirklichkeit des Lebens oder ist es "man kann nicht immer stark sein"? Meine Krebserkrankungen sind vorbei, meine Einstellung ist... du bist operiert, die Krebse sind raus, also bis du gesund - und - ich denke auch nicht mehr oft daran, versuche die schönen Momente des Lebens zu erhaschen durch Theater, Konzerte, Bücher, aber nicht mehr durch private Kontakte. |
#35
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AW: Ein Jahr...
Liebe Esmiralda,
Du hast Schweres erlebt. Du bist sehr wahrscheinlich älter als ich (52). Deine Zeilen haben mich sehr angesprochen. Auch wenn ich so zurück denke, da waren Abschiede...meine Mutter starb mit fast 49 Jahren an einem Hirntumor, mein Lebensgefährte mit 44 an Bronchialkrebs, meine gute Freundin mit 89 an Darmkrebs...mein Schwiegervater mit 90 schwer dement...und dann...der Mann mit dem ich alt werden wollte mit 56 Jahren.... Ja...ich habe mit 25, mit 33 Jahren...eben weitergemacht... War ja auch nicht gerade ein Thema was mein Umfeld verstanden hätte... Erziehung spielte da auch eine große Rolle: MeinGroßmutter sagte, unbekanntes Zitat: "Zeige der Welt ein lachend' Gesicht - Tränen im Augen verstehen sie nicht. Wenn Dir das Herze auch brechen will: Lache, Lache und sei still". Ich habe lange gebraucht um für mich einzugestehen, dass ICH ein Recht darauf habe, zu trauern, nicht die "Starke" sein zu müssen. Oh ja - auch ich habe mich ehrenamtlich engagiert - das war so etwas, wie die Lücke auszufüllen. Viel gegeben...doch letztlich...habe ich eingesehen, dass das nicht mein Leben sein kann; die Verlassenheit ließ sich nicht länger verdrängen. Du hast selbst als Betroffene den Krebs erlebt. Ich finde es ganz toll, dass Du den Mut hattest, Dich "zu Wort zu melden". Denn genau dazu soll der Austausch im KKF dienen! Ja, es ist gut im Leben Bilanz zu ziehen - und ganz wichtig sich zu fragen: "Tut mir das gut, was ich mache?" Die Erinnerungen an das Abschiednehmen, werden uns immer begleiten - immer wieder wenn es eine solche schwere Situation gibt, werden wir "zurückgreifen" auf das Erlebte. Vielleicht...greift bei Dir der Satz: "Anderen geht es doch viel schlechter!" Puh - mach dich mehr und mehr frei davon. Du hast Deinen eigenen Schmerz und ein Recht darauf! Ich kenne das Gefühl, abends nach getaner Arbeit, diese besondere "Ruhe" zu ertragen, wo keiner mehr mit mir auf der Couch sitzt und über den Tag redet; keiner mehr da ist, der mich einfach in den Arm nimmt...mit mir Salzstangen kaut und irgendeinen Film im Fernsehen schaut. Es sind ja nicht die großen Erlebnisse die fehlen, sondern diese einzigartige Zweisamkeit... Nix von dem was Du geschrieben hast solltest Du in Dir vergraben! Im Gegenteil: Durch Deine ehrliche Schilderung kannst Du anderen Menschen Mut machen, dass sie mit ihren Gefühlen nicht alleine stehen! Nein - es gibt keinen Grund immer stark zu sein! Ich finde das Leben ist irgendwie nicht gerecht...stets eine Herausforderung, was wohl "morgen" wieder passieren wird. Dennoch: Neuer Tag neue Chance! Ich gestehe es mir ein, dass es mich langweilt, wenn sich andere Menschen über die Erhöhung von Lebensmittelpreisen, Benzinkosten oder "Na ja...nach 20 Jahen Ehe, da ist das nicht mehr so...wie am Anfang" beklagen. Oh... jaa - deren Sorgen...sind nicht meine. Ich möchte Dich gern bestärken, dass Du, indem Du hier Dir ein Herz fasstest Deinen Lebensweg zu reflektieren, Dir vielleicht schon selbst eine Antwort gegeben hast. Du bist wichtig - erstmal für Dich und dann...gerne für andere! "Theater, Konzerte, Bücher"...das ist doch was - und was die privaten Kontakte betrifft: Das kann kommen, wenn Du dann bereit bist. Es gibt Hoffnung! LG Morgana
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Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten. [Indianische Weisheit] |
#36
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AW: Ein Jahr...
Liebe Esmiralda,
ich bin verblüfft. Nicht, weil dir in deinem Leben so schreckliches widerfahren ist, sondern weil du endlich den Mut gefunden hast, dich öffentlich dazu zu bekennen. Hut ab! Wir kennen uns bereits eine gute Zeit und ich weiss ja, was du alles erlebt hast. Schon oft haben wir uns die Zeit im Chat vertrieben und auch ausgetauscht. Manchmal die halbe Nacht über alles mögliche und auch ganz spezielles geredet. Nur ganz selten hast du in der Runde etwas rausgelassen, was dich bedrückt, sondern bist immer für andere da gewesen. In Berlin durfte ich dich persönlich kennenlernen. Ich bewundere dich für deine jugendliche Kraft. Mag auch dein Körper durch Krankheit und Alter geschwächt sein, dein Geist ist so jung und rege wie eh und jeh. DU hast DICH längst selbst gefunden, du weisst es vermutlich nur nicht. Wo andere längst abwinken "Ich bin zu alt!", da fängst du oft erst an. Du brauchst dich also nicht zu verstecken. Du brauchst deine Ängste, deine Probleme nicht zu verstecken. Du hast, wie Morgana bereits schrieb, ein Recht auf Trauer. Du hast ein Recht darauf, es dein Umfeld spüren zu lassen, wie schlecht es dir oft geht. Du musst das nicht runterschlucken und übertünschen. Wem tust du damit was Gutes? Niemandem, am allerwenigsten dir selber. Trauer ist keine Frage der Zeit, die vergangen ist. Pfeif auf die anderen: jetzt bist DU an der Reihe! Alles Liebe Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070 Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise. |
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AW: Ein Jahr...
liebe esmeralda,
nein, du bist nicht anders, gewiss nicht. vielleich geht es vielen so wie dir?? wer weiß das schon? mir ging oder geht (je nach tiefe des loches in dem ich mich befinde) auch so. noch nie war ich der mitteilsame mensch wenn es darum geht mein inneres zu zeigen. die angst vor verletzungen, zurückweissungen wenn ich schwäche zeige war immer größer als der leidensdruck des schweigens, des schreiens, des zulassnes von gefühlen. in einer lebensbedrohlichen situation im teeniealter habe ich gelernt, dass mich nur das schweigen, das nicht zeigen von gefühlen am leben erhalten hat...vielleicht habe ich auch in den jahren danach deshalb so gehandelt und dieses handeln igendwann verinnerlicht. mein freund starb, ließ mich allein mit drei kleinen kindern, die älteste grade mal 5 jahre alt, die anderen 3 und 1 jahr. eltern weit weg, ich auf mich allein gestellt. trauer hin oder her... ich hab sie irgendwo vergraben, hab funktioniert, für die kinder. tagaus, tagein, woche für woche, monat für monat, jahr für jahr. job, kinder, haushalt. niemandem hat was gefehlt, dem chef nicht "auf sie ist immer verlass", den kindern nicht "erstaunlich, wie du alles unter einen hut bekommst und trotzdem immer ein volles haus hast, gute laune, kraft ohne ende...." ja, niemandem fehlte was...außer mir. meine leere, meine innere leere, die einsamkeit hab auch ich gefüllt mit allerlei... für jeden da, immer hilfsbereit, stets ein offenes ohr für meine mitmenschen. dabei hab ich mich mehr und mehr verloren....ohne es anfangs zu merken.manchmal war der innerer schmerz so groß, dass ich gegen ihn mit körperlichen schmerzen angekämpft habe, getreu dem motto..."wenn dein körper schmerzt hat das innere keine chance mehr weh zu tun". also habe ich holz gehackt bis zum umfallen, bin gerannt bis ich die marathon-strecke schaffte.... und dabei bin ich doch nur mir davon gelaufen. irgendwann war marathon zu kurz, mehr, weiter, länger musste es sein, dazu schwimmen und radfahren... und niemand kam in der ganzen zeit zu kurz... die arbeit nicht, die kinder... aber ich, denn rennen, radeln und schwimmen sind zwar nett aber helfen eben auch nur zeitweise. freunde wollte ich nicht sehen, nicht m it ihnen reden... ich wusste nicht was sagen, wie mich verhalten. alle dachten doch, dass ich mein leben im griff habe, sahen den inneren kampf nicht, die verzweiflung. und je mehr zeit ins land ging, desto weniger kam ihnen in den sinn, dass es mir vielleicht doch nicht so gut ging und je weniger hatte ich den mut es ihnen zu sagen. jahre gingen ins land, ich hab alles in mir vergraben.... dann im august starb meine ma an bsdk. die monate davor waren die schlimmsten in meinem leben. das leid zu sehen und hilflos da zu stehen war wirklich schrecklich. der leere blick, dann wieder die angst in den augen meiner ma, mein paps und mein bruder, meine kinder... es war wirklich schlimm. als ma dann starb, glücklicherweise ohne dass sie vorher schlimme schmerzen hätte erdulden müssen, war es für alle eine erlösung. ma hatte ihren frieden gefunden und wir irgendwie auch. alle fielen wir in ein tiefes loch der trauer, jeder aus der famile erlebt es anders. ich war wieder still, habe allein getrauert- habe funktioniert für meine kinder, meinen papa. meinen schmerz hab ich vergraben..... langsam sehe ich ihn an, lasse ihn zu. und mit diesem schmerz kommt auch der, den ich all die vielen jahre in mir verschlossen gehalten habe, nämlich den schmerz um meinen freund. geholfen hat mir das forum.in ihm habe ich erlebt, gelesen, dass es auch anderen so geht wie mir, dass trauer einfach da ist, dass es okay ist sie zuzulassen, dass niemand da steht und mit dem finger auf mich zeigt wenn ich verzweifelt bin, weine, um mich schlage und mir doch eigentlich nichts mehr wünsche, als dass mich einer mal ganz fest in den arm nimmt. ich habe gelernt, dass es einmal richtig war, meine verzweiflung, meine schwäche nicht zu zeigen (als teenie) um zu überleben. aber ich habe auch gesehen, dass eben diese schwäche, verzweiflung und ohnmacht zu zeigen auch überlebensnotwendig sein können. in diesem sinne bist du auf dem richtigen weg, sind wir auf dem richtigen weg. steine mögen sich ihm in den weg legen und das umkehren leichter erscheinen als das weitergehen, doch solltest du es dir wert sein und ich es mir auch. einen schönen tag euch allen mollie |
#38
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AW: Ein Jahr...
Lieber Stefan,
ich habe heute Deine Geschichte gelesen. Nun weiss ich warum Du mir die Katzentipps gibst...Du hast selbst ganz viele Tiere. Du hast sogar Hühner.. Mein Vater hatte bis letztes Jahr noch Gänse. Liese und Friedolin...er wollte sie zu Weihnachten schlachten. Haha... Zwei Vögel, die hinter einem Mann herlaufen als wären es Hunde...die kann man nicht einfach so schlachten. Er hatte auch einen Hund. Diese Bordercollie Hündin war sein ein und alles. Als sie letztes Jahr im März vergiftet wurde und starb...brach seine Welt zusammen. Im April wurde ein Plattenephithelkarzinom im sehr fortgeschrittenen Stadium festgestellt.Ich wusste schon da, dass wir nur noch eine kurze gemeinsame Zeit haben werden.Ich wollte diese Zeit nutzen...für uns beide nutzen und wir haben es getan...diese Wochen, Tage, Stunden sind mein kostbarster Schatz! Mögen sie heute um Pflichteilsergänzungsansprüche kämpfen.....die wahren Kostbarkeiten...wie Liebe und Berührung und viele ungesagte Worte die wir still miteinander getauscht haben und das Glück in seinen Augen wenn ich bei ihm war.....das ist das Erbe von dem keiner ein PFLICHTTEIL bekommen kann.Das ist auch nicht käuflich gewesen! Ab diesem Zeitpunkt wuchsen wir zusammen wie nie zu vor. Er hat mir absolut vertraut und ich habe alles für ihn getan. Leider sind meine Geschwister in all dieser Zeit nie da gewesen. Mein Vater hat sehr darunter gelitten...das hat ihn sehr traurig gemacht. Später sagte er dann immer...ich brauch auch keinen...hauptsache ich habe Dich und meine Schwester. Wenn ich sehr verletzt und enttäuscht von den Menschen bin, neige ich auch dazu dies zu sagen.Aber er wollte tatsächlich keinen mehr sehen. Ich musste ihm zwei Tage vor seinem Tod versprechen ihm alle vom Leib zu halten. Er wolle nicht, dass ihn so jemand sieht und er will kein Mitleid. Auch seinen Wunsch, dass wir eine ganz kleine und stille Abschiedsfeier machen, habe ich umgesetzt. Meine jüngere Halbschwester...habe ich ihm wunschgemäß "vom Leib" gehalten...ich bin nun die Bufrau...sei es drum! Lieber Stefan...wie geht es Dir heute? ich verstehe sehr gut, wenn Du sagt, dass die lieben Menschen und Freunde...Deine Frau und Partnerin nicht ersetzen können...wie denn auch! Ich bin auch seit 21 Jahren mit meinem Mann zusammen...wir brauchen oft keine Worte um uns zu verstehen...das sind Qualitäten die nicht so einfach zu ersetzen sind. Aber nach dem Winter kommt auch wieder der Frühling und möglicherweise auch eine Frau die ein Stück des Weges mit Dir geht...dies wünsche ich Dir. Für heute eine ganz herzlichen Gruß von Mariesol |
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