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  #1  
Alt 09.04.2010, 14:40
Julita Julita ist offline
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Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

Ach, Yvonne, bei meiner Mama war es auch so. Als der Arzt ihr gesagt hat, dass er ihr nicht mehr helfen kann, war es für sie vorbei. Es war so schlimm für mich, sie so zu sehen und ihr nicht helfen zu können. Sie war immer so ein lebensfroher Mensch. Aber dann ihre traurigen Augen, als sie mir gesagt hat, dass sie so schnell wie möglich sterben will… Es war einfach schrecklich. Sie hat ja auch schon gemerkt, dass ihr Körper nicht mehr mitmacht, auch wenn sie es vorher so gern wollte. Wenn ich daran denke, was in ihr vorgegangen sein muss, zerreißt es mir das Herz. Und sie war so tapfer, da bin ich sehr stolz auf sie. Aber ich wünsche mir oft, ich hätte ihr noch mehr helfen können. Im Nachhinein fallen mir noch viele Sachen ein, die ich noch hätte sagen können oder was ich vielleicht noch hätte besser machen können. Aber ich war in der Zeit mit meinen Nerven auch völlig am Ende und habe versucht stark zu sein, es war einfach zu viel. Ich hoffe trotz allem, dass ich genug für sie da war.

Ich denke auch, es wäre vielleicht besser gewesen, wenn meine Mama ein paar Tage früher erlöst worden wäre. Dann wären ihr so viele Schmerzen und Ängste erspart geblieben. Es tut mir so weh, dass meine Mama ihre letzten Tage so erleben musste. Aber man kann sich den Zeitpunkt ja nicht aussuchen. Vielleicht ist alles so gekommen, wie es kommen musste. Vielleicht wäre es anders noch viel Schlimmer gewesen? Das kann man nie wissen.

Ich wünsche uns allen auch noch viel Kraft und das wir diese traurige Zeit irgendwie durchstehen!
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  #2  
Alt 09.04.2010, 15:09
Antara-01 Antara-01 ist offline
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Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

Liebe Julita,

wie sich unsere Geschichten doch gleichen... Meine Ma war auch immer ein optimistischer Mensch. Selbst in den schwierigsten Situationen hat sie nie ihr Lachen verloren. Bis dann der Krebs kam. Das erste Mal hat sie schon sehr mitgenommen, aber wir glaubten ja alle, er käme nie wieder. Aber als er dann doch wieder da war, zerbrach sie. Ich werde nie vergessen, wie sie auf dem Stuhl im Garten saß, mit ganz toten Augen, wie ich sie noch nie zuvor an ihr gesehen habe, und sich in einem kleinen Spiegel betrachtete und schaute, wo ihr die Haare von der Bestrahlung ausgefallen waren. Sie hat so tapfer gekämpft, hat alles Mögliche und Unmögliche über sich ergehen lassen, aber nichts hat dieses Monster besiegen können.

Meine Gedanken kreisen auch oft darum, was ich hätte anders machen können, besser, wo ich mehr für sie hätte da sein können. Aber auch ich war mit meiner Kraft völlig am Ende und war mit vielen Dingen auch überfordert. Viel besser hätte ich es wohl nicht machen können. Aber natürlich denkt man doch weiterhin darüber nach. Ich denke, sie wusste, dass ich alles für sie getan habe, was ich nur konnte und sogar mehr als das. Und sie wusste, wie sehr ich sie liebe, dass sie mir die Welt bedeutet. Das ich alles dafür getan hätte, diese furchtbare Krankheit zu vertreiben. Dass ich dennoch nur hilflos zusehen konnte, wie der Krebs immer stärker und meine Ma immer schwächer wurde, darauf hatte ich keinen Einfluss.

Ich bin sicher, dass auch du genug getan hast für deine Ma. Bestimmt schaut sie jetzt stolz auf dich herunter. Sie wird gewusst haben, wie sehr du sie liebst. Am Ende ist es nur das, was wirklich zählt.

Durchstehen werde wir diese traurige Zeit gewiss. Uns bleibt ja keine andere Wahl. Der Ort hier hilft. Der Kontakt zu Menschen, denen es ähnlich ergeht, hilft. Einerseits ist es immer furchtbar traurig, zu sehen, dass andere denselben Schmerz erleiden, denn er ist so tief, so allumfassend, dass man ihn niemandem wünscht. Es ist so furchtbar, zu sehen, dass so viele Menschen durch dieses Leid gehen müssen. Aber andererseits hilft es, sich auszutauschen und gegenseitig ein wenig zu stützen auf diesem Weg. Was in uns vorgeht, kann wohl nur jemand wirklich verstehen, der dasselbe durchmacht. Es ist so schlimm, dass man es wohl erst dann mitfühlen kann. Tja.

Uns bleibt nur die Hoffnung, dass es unseren Mamas da besser geht, wo sie jetzt wird. Dass sie hoffentlich keine Schmerzen mehr haben und nicht mehr leiden müssen. Hoffentlich sehen wir sie eines Tages wieder.

Alles Liebe,

Yvonne
__________________
Mama 21.11.1941-09.08.2009 (Zungenkrebs)
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  #3  
Alt 09.04.2010, 16:45
Julita Julita ist offline
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Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

Liebe Yvonne,

vielen Dank für Deine lieben Worte. Es tut mir so leid, dass es bei Deiner Mutter auch so schlimm war. Wie ich Dich verstanden habe, hatte Deine Mutter auch zum zweiten Mal Krebs? Meine Mama war 2007 das erste Mal krank, gut zwei Jahre vor Ihrem Tod. Nach OP und Strahlentherapie galt sie als geheilt. Ich war sehr dankbar, dass meine Mama alles so gut überstanden hatte. Habe damals schon überlegt, wie es wäre, meine Mutter so früh zu verlieren. Aber es ging alles gut. Ich dachte, das Schicksal meint es gut mit uns. Ich verstehe auch nicht, warum die Ärzte manchmal gegen diese Krankheit nichts tun können. Manche Menschen werden geheilt und andere sterben daran. Wie kann das sein? Ich verstehe die Welt nicht mehr.

Naja, die letzten Tage sind bei mir ganz schlimm. Letzte Woche ging es mir recht gut und ich war sogar schon irgendwie versöhnt und konnte mit etwas Dankbarkeit zurückblicken. Und jetzt kommt alles wieder… es ist zum verzweifeln!

Ich glaube auch, dass wir alles getan haben, was wir konnten. Überfordert fühlte ich mich auch manchmal, aber ich habe alles für meine Mama gerne gemacht. Ich hätte auch alles getan, um sie zu retten, aber es ging leider nicht :-( Ich hoffe, dass sie das auch wusste. Werde sie gleich auf dem Friedhof besuchen, danach geht es mir meistens etwas besser. Das hätten meine Mama und ich auch nie gedacht, dass ich so bald zur Friedhofsgängerin werde. Ist immer ein komisches Gefühl.
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  #4  
Alt 09.04.2010, 17:15
Antara-01 Antara-01 ist offline
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Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

Liebe Julita,

ja, meine Ma hatte zwei Mal Zungenkrebs. Das erste Mal 2002. Damals sagten die Ärzte, es gäbe eine 90%ige Chance, dass er nie wiederkommt. Meine Ma gehörte keiner Risikogruppe an, hat nie geraucht, nie getrunken, immer betont gesund gelebt (hat leider nichts genutzt). Wir hatten Ende der 80er meine Oma an Krebs verloren (CUP), binnen zwei Jahren. Als der Krebs meiner Ma nach zwei Jahren noch nicht zurück war, dachten wir, wir hätten es geschafft (sehr naiv, wie ich heute weiß). 2007 war er dann plötzlich wieder da, nach exakt fünf Jahren. Tja, und dann war er nicht mehr zu bremsen. Es blieben von da ab kaum mehr 2 Jahre.

Wir scheinen wirklich viel gemeinsam zu haben, inklusive dieser 2 Jahresfristen... Was für einen Krebs hatte deine Ma denn? Wie schnell nach der Bestrahlung kam er wieder? Bei meiner Ma wuchs noch während der Bestrahlung eine Metastase. Diese erste befand sich allerdings außerhalb des bestrahlten Bereichs, sodass die Ärzte dachten, OK, Pech, aber nicht weiter schlimm. Tja, das war ein Irrtum. Die zweite Metastase kam dann mitten im bestrahlten Gebiet, nur wenige Wochen nach der Bestrahlung. Die ganze Quälerei hatte wohl nicht wirklich was gebracht. Der Krebs hatte sich davon überhaupt nicht beeindrucken lassen.

Deine Ma ist noch nicht lange fort. Du dachtest, du hättest dich jetzt schon irgendwie versöhnt mit ihrem Tod? Ich denke, das wird noch dauern. Das ist ein langer Prozess. Meine Erfahrung ist eher die, dass es die ersten Monate eine ziemliche Achterbahnfahrt ist. Mal geht es ganz gut, mal gar nicht, aber man denkt, es wird. Der richtige Tiefpunkt kommt oft erst Monate nach dem Tod. Zumindest bei mir war das so. Vom Versöhntsein bin ich noch weit entfernt. Ich weigere mich noch immer, daran zu glauben, dass all das wirklich passiert ist, dass sie wirklich nicht mehr da ist. Wenn ich daran denke, wie sie ihre letzten Atemzüge tat... Ich kann noch immer nicht begreifen, dass das wirklich passiert ist. Ich will gar nicht glauben, dass ich wirklich dabei war, einfach hilflos daneben stand, nichts tun konnte, den Tod nicht aufhalten konnte, den Krebs nicht besiegen konnte. Dass sie mir einfach so entglitten ist, jeden Tag ein weiteres Stückchen...

Ich weine heute noch viel. Jeden Tag kämpfe ich mit meinen Tränen. Heute war es sehr schlimm. Derzeit ist es schwer. Es ist Frühling, und all die Zwiebeln meiner Mutter kommen jetzt aus der Erde. Ihr ganzer Garten wird jetzt wieder grün. Jeder Zentimeter dort ein ein kleiner Teil von ihr. Den Winter über konnte ich das ausblenden, aber jetzt lacht es mich jeden Tag auf's Neue an, und ich kann nicht mehr darüber hinwegschauen. Es schmerzt jeden Tag auf's Neue.

Nun, jeder verarbeitet Trauer anders. Vielleicht verläuft es für dich ja etwas schneller und einfacher. Ich würde es dir sehr wünschen. Allerdings klingt alles, was du schreibst, sehr nach mir selbst. Wir werden uns wohl auf eine längere "Trauerphase" einrichten müssen.

Viel Kraft und fühle dich ganz lieb umarmt!

Yvonne
__________________
Mama 21.11.1941-09.08.2009 (Zungenkrebs)
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  #5  
Alt 09.04.2010, 18:53
Julita Julita ist offline
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Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

Liebe Yvonne,

als erstes sei zurück-umarmt :-)

Meiner Mama haben die Ärzte auch gesagt, sie kann wieder ganz gesund werden. Sie hat auch nie geraucht oder getrunken, aber sie musste immer schon Medikamente nehmen, ich denke, dass es vielleicht daran lag. Sie hatte zuerst im Oktober 2007 Gebärmutterhalskrebs und wurde geheilt. Bei den Nachuntersuchungen wurde auch nichts gefunden. Dann letztes Jahr im Mai hatte sie auf einmal einen Knoten am Hals, der sich als Metastase herausstellte. Bei dem Wort Metastase wurde mir ganz schlecht, man hat doch schon oft gehört, dass Metastasen das Todesurteil bedeuten. Wir wollten es aber alle nicht wahrhaben. Ich hörte dann auch oft, dass Menschen trotz Metastasen noch viele Jahre leben können. Und gibt es nicht auch immer wieder plötzliche Heilungen, die kein Arzt erklären kann? Damit habe ich ganz fest gerechnet und es war wahrscheinlich sehr naiv. Aber was sollte ich sonst machen? Ich konnte doch auch nicht davon ausgehen, dass meine Mama bald tot ist. Ich musste ihr doch Mut machen, damit sie kämpft. Und das hat sie dann auch getan. Es wurden dann bei der CT noch mehr Metastasen gefunden. Eine an der Wirbelsäule, am Magen, an Leber und Niere. Das war für meine Mutter sehr schlimm, aber wir haben daran geglaubt, dass sie wieder gesund wird. Dann nach Bestrahlung und Chemotherapie waren die meisten Metastasen weg, aber der Arzt konnte es nicht genau erkennen. Am Magen war wohl noch etwas. Dafür bekam sie dann so komische Chemo-Tabletten und das war dann das Ende. Keine drei Wochen später war es soweit, meine Mama tot. Und ich (Vollidiot) hatte ihr versprochen, dass sie nächstes Jahr Weihnachten noch da sein wird. Wollte ihr doch nur Mut machen…

Wir haben übrigens noch eine Gemeinsamkeit: Mein Opa ist 1992 an Lungenkrebs gestorben. Es dauerte alles in allem auch ungefähr zwei Jahre. Da musste ich währende der Krankheit meiner Mama auch oft dran denken. Dass die Ärzte ihm nicht mehr helfen konnten…

Ach ja, der Frühling macht mir im Moment auch ganz schön zu schaffen. Das Blumenbeet haben Mama und ich immer zusammen gemacht. Zu zweit ging es viel schneller und machte auch mehr Spaß. Jetzt mache ich es allein. Das ist immer traurig, aber ich versuche es im Sinne meiner Mutter zu machen. Es hätte sie bestimmt gefreut, dass ich es so gut pflege und dass es so schön aussieht. Sie hat sich früher mit dem Blumenbeet auch immer so viel Mühe gegeben. Und die letzten zwei Jahre haben wir noch das Gemüsebeet zusammen bepflanzt. Ohne Mama habe ich dazu aber keine Lust mehr. Sie hat sich immer so über die selbst gepflanzten Zucchini gefreut. Das sind auch alles Erinnerungen, die daran hängen.

Das Auf und Ab kenne ich auch, aber dass es manchmal so tief runtergeht, dass ist für mich schlimm. Ich glaube, schlimmer als heute geht es nicht mehr. Aber meine Erfahrung ist auch, dass es mit der Zeit immer schlimmer wird. Sollte es nicht besser werden? Aber ich bin zu ungeduldig, es ist noch nicht lange her. Aber ich darf auch nicht so traurig sein, Mama hat gesagt, ich soll nicht traurig sein und wenn sie mich sehen könnte, wie ich ganz verzweifelt und traurig bin, dann wäre sie bestimmt auch ganz traurig. Deshalb muss ich wirklich versuchen, dass es mir besser geht, sie hätte es doch so gewollt. Das ist das Einzige, was ich noch für sie tun kann…

Weißt Du schon, was Du mit Deinem restlichen Leben anfängst? Ich weiß es noch nicht. Mir macht nichts mehr richtig Spaß. Ich arbeite ganz normal, muss ja auch Geld verdienen, aber sonst interessiert mich nicht mehr viel. Ich weiß auch nicht, worauf ich im Moment hinarbeiten sollte, es fühlt sich ohne Mama alles so leer und sinnlos an. Ich habe auch viel für sie getan, da fehlt mir jetzt was.

Ich hoffe, dass morgen ein besserer Tag für uns wird!
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  #6  
Alt 09.04.2010, 19:37
Antara-01 Antara-01 ist offline
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Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

Liebe Julita,

es ist erschreckend, mich in deinen Worten wiederzufinden. Ich sehe, dir geht es ebenso wie mir. Das tut mir so leid. Du hast Recht. Unsere Mamas schauen bestimmt runter auf uns uns sorgen sich, wenn sie sehen, wie depremiert wir sind. Aber ich kann doch auch nicht so tun, als wäre alles in Butter... Es ist ja nichts in Butter.

Wenn ich heute in den Spiegel schaue, dann erschrecke ich mich vor mir selbst, weil ich jetzt in meinen Augen dieselbe Traurigkeit sehe, die ich in den Augen meiner Ma auch gesehen habe. Dieser Tunnel, dieser Sog, diese tottraurigen Augen. Ich bekomme sie nicht mehr weg...

Nein, ich habe auch keine Ahnung, was ich mit meinem restlichen Leben anfangen möchte. "Restlich" trifft es, denn anfühlen tut es sich jedenfalls, als wäre dies nur noch der klägliche und unwichtige "Rest" von irgendetwas, was einmal ein Leben war, das aber jetzt völlig irrelevant ist. Vielleicht hat das damit zu tun, dass unsere Gedanken und Leben in den letzten Jahren völlig von der Sorge um unsere Mütter ausgefüllt waren. Und nun, da diese Sorge fort ist, ist da ein Loch. Aber ich fürchte, dieses Loch geht viel tiefer. Es ist nicht nur die Sorge die fehlt. Es ist das eigene Leben. Ich habe nicht nur das Gefühl, dass meine Ma gestorben ist, sondern auch, dass ein Teil von mir mit ihr gestorben ist. Und das Teil, das nun fehlt, ist wie ein schwarzes Loch und reißt alles andere mit. Lust habe ich auch keine mehr. Ich funktioniere nur noch. Auch ich muss Geld verdienen, arbeiten, jeden Tag, aber da ist kein Funke mehr, kein Herzblut, es ist wirklich nur noch reines Funktionieren wie eine Maschine, weil es halt sein muss. Ich habe das Gefühl, mir ist der Sinn des Lebens abhanden gekommen. Früher, da hat es mich gefreut, meine Ma stolz zu machen. Das war mein Antrieb, sie glücklich zu machen. Aber jetzt ist keiner mehr stolz auf mich. Was nutzt mir irgendeine Freude, wenn sich keiner mit mir mitfreut? Ich habe eine Mann, und obwohl ich meinen Mann sehr liebe, muss ich sagen, dass ein Mann kein Ersatz für eine Mutter ist. Eine Mutter ist Heimat. Sie ist der Mensch auf Erden, der uns am längsten und besten kennt. Sie ist ein Teil von uns. Und wir sind ein Teil von ihr. Ein Mann kann diesen Platz nie ausfüllen, und wenn er sich noch so sehr bemüht.

Bitte mache dir keine Vorwürfe, dass du deiner Ma wegen Weihnachten Mut gemacht hast! Ich finde das ganz toll, dass du das gemacht hast. Du hast ihr bestimmt viel Kraft dadurch gegeben. Krebs ist so unberechenbar. Man weiß vorher nie, wie diese Krankheit verläuft. Manch eine andere Ma erlebt unter vergleichbaren Umständen vielleicht auch noch das nächste Weihnachtsfest. Und ohne Hoffnung kann man auch nicht kämpfen. Hoffnung muss da sein. Dass sie sich nicht erfüllt hat, daran trägst du keine Schuld!

Ja, ich dachte auch, mit der Zeit würde es besser werden, dabei wurde es immer schlechter, und jetzt ist es chronisch. Man spricht ja im Allgemeinen von einem Trauerjahr. Ich denke, das sollten wir uns auch ohne Ungeduld zugestehen.

Ich wünsche dir ein paar Lichtblicke, auch an diesem Abend! Aus meinem Fenster sehe ich gerade die letzten Sonnenstrahlen eines schönen Frühlingstages. Die Vögel zwitschern im Garten. Die Katzen tollen auf der Terasse herum. Es gibt dennoch auch so viele schöne Dinge. Ich wünsche dir, dass du ein paar davon wahrnehmen kannst.

Alles Liebe,

Yvonne
__________________
Mama 21.11.1941-09.08.2009 (Zungenkrebs)
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  #7  
Alt 09.04.2010, 19:38
Benutzerbild von Lila.Lilie
Lila.Lilie Lila.Lilie ist offline
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Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

hallo ihr lieben,

wie sehr ähnelt sich doch jetzt unser leben...
der frühling war immer eine große freude für mich. über jedes blümchen hab ich mich gefreut, die vögel haben angefangen zu zwitschern... der frühling wird jedoch nun FÜR IMMER einen faden beigeschmack haben... er wird nicht mehr der aufblühende frühling sein. es wird der frühling sein, den meine mam nicht mehr draußen erleben durfte...

ich hab auch gestern zu meinem freund gesagt - ich existiere und funktioniere derzeit. die freude am leben hab ich verloren, denn ich hab den engsten innigsten menschen verloren...

wenn ich höre dass manche noch nach 5 jahren schmerzlich leiden...

im leben leiden der kranke und die angehörigen sorgen sich. "danach" sorgen sich die kranken in ihrer erlösten welt weil sie uns sehen, wie sehr wir leiden...
.................................

hey mam,
wollte dir mal wieder liebe grüße dalassen. ich vermisse dich jeden tag mehr. ich hab heute nacht tatsächlich von dir geträumt! 2 sessel (sahen aus wie aus unserer elternwohnung) standen in meinem wohnzimmer. in dem einem saß ich, den anderen du. ich hab deinen arm gestreichelt, dir übers gesicht gefahren. ich wollte dich bewußt spüren. aber ich glaub du hast dabei nichts gesagt. ich weiß nicht wie es das ordnen soll...
ich würde dir am telefon so gern sagen wie es doch vorm haus zwitschert, wie lang doch die tage schon wieder sind. aber es ist einfach nichts besonderes mehr. ich kanns nicht mit dir teilen. und schön finde ichs auch nicht, denn du kannst es nicht mit deinen augen sehen...

...oder doch?

manchmal klammere ich mich an die hoffnung und vorstellung, dass du in einer welt bist, weiter existierst, uns alle hörst, siehst, im leben weiter begleitest; die einfach für unseren verstand noch nicht realisierbar ist. so wie wenn man darüber nachdenken würde was hinter dem weltall ist oder wie weit es geht...
und weil du noch keine erfahrung in deiner neuen, schmerzlosen, welt hast, hast du noch nich ganz den weg zu mir gefunden?...

mam, ich warte jeden tag, jede nacht auf dich. MEIN LEBEN LANG...

kiss
__________________


Mam... Du fehlst mir so unendlich!!! Kiss
* 21.07.1947
† 23.03.2010

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  #8  
Alt 09.04.2010, 19:44
Antara-01 Antara-01 ist offline
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Ort: Niederrhein
Beiträge: 56
Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

Liebe Lila,Lilie, es ist wirklich erschreckend, zu sehen, wie sehr sich unser Leid gleicht (und unsere Nachrichten einander überschneiden und dabei inhaltlich gleichen)...
__________________
Mama 21.11.1941-09.08.2009 (Zungenkrebs)
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