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#1
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AW: Ich brauche Unterstützung, bzw. Erfahrungsberichte
Mein herzlichstes Beileid !
Mir stellt sich stets dir Frage : warum muß man einen totkranken Menschen nur so lange qäulen (auch wenn sie angeblich durch Morphium und Beruhigungsmitteln nicht viel davon mitbekommen!) ? Wieso ist hier in Deutschland "aktive Sterbehilfe" verboten ? Tiere werden besser behandelt wie Menschen: die bekommen eine Spritze und können "friedvoll" einschlafen. Ich hoffe, daß man über dieses Tabuthema in Zukunft mehr sprechen tut...und das bald auch die "aktive Sterbehilfe" in Deutschland erlaubt ist. Wie schon geschrieben, mein herzlichstes Beileid. |
#2
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AW: Ich brauche Unterstützung, bzw. Erfahrungsberichte
Ich möchte euch allen danken, von ganzem Herzen.
Es ist eine schwere Zeit.Es wird eine Urnenbeisetzung, und das dauert.... Erst nächste Woche Mittwoch. Der Pastor gestaltet sich als schwierig und wir müssen es annehmen. So, wie er es möchte... Ohne Worte. Spuren: Mein Sohn hatte aufeinmal den Schlafanzug an, den sie ihm erst Weihnachten geschenkt hatte... Blumen kriechen aus der Erde im Garten heraus, die sie gepflanzt hatte..... Es liegen noch Sachen hier, die sie nähen wollte... Spuren... Man schluckt, aber schlimmer wäre es, wenn man geht und keine Spuren hinterlassen würde. Es wird Zeit für den letzten Abschied. Es wird hart, aber es gehört dazu. Zum verstehen und zum akzeptieren. Mir graut es davor, und ich musste schon zu so vielen Beerdigungen, es hilft mir totzdem nicht. Für mich ist der Weg immer gleich.Und ich weiss, es dauert.... @ronin 1970 Das ist das absolute Tabuthema, und es wird sicherlich nichts geändert werden. Mein Sohn, fragte mich, als ich sagte, Oma geht es so schlecht--- völlig unbedarft----gibt es keine Einschläferspritze für Menschen? Er kennt sie halt nur von unseren Tieren...Aber das ist nun wirklich ein schwieriges Thema. Ich drück dir für deine weitere Zukunft alle Daumen und hoffe, dass alles gut ist und bleibt... Seid alle ganz herzlich gegrüßt Angie |
#3
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Die Reise in das Land ohne Schmerzen
Es war einmal .... Es lebte eine große, starke Adlermama in ihrem Horst. Sie flog ihre Runden, versorgte ihre Lieben, kümmerte sich um Nahrung und hielt ihr Nest sauber. Sie hatte nie Zeit für sich, schlief wenig und flog die ganze Zeit. Irgendwann war sie erschöpft und verwundert. Ihre Kraft wurde weniger, die Runden kleiner.Sie konnte es nicht akzeptieren und sprach nicht darüber. Als die Schmerzen zu groß wurden, fragte sie um Hilfe. Ihr wurde erklärt, sie wäre sehr, sehr krank und müsste operiert werden. Sie ertrug es mit Fassung und liess alles über sich ergehen. Ihr Ziel war immer wieder in ihr Nest zurück kehren zu können, zu fliegen und sich um andere zu kümmern. Ihre Runden wurden kürzer, aber sie flog. Tag für Tag. Mal weniger, mal mehr. Dies ging eine ganze Zeit lang gut. Eines Morgens wurde die Adlermama wach und saß tief unter ihrem Nest.Sie schaute an sich herab und sah ein kleines Spatzenkind.Müde, kraftlos, das Nest viel zu weit entfernt.Sie brauchte Hilfe. Sie fragte sich, ob es ihr nochmal gelingen würde, in ihr Nest zurück zu kehren???? Das Spatzenkind wurde versorgt, ernährt und liebevoll betreut." Ich bleib nur eine Woche hier, lass mich aufpäppeln und dann geh ich wieder in mein Nest". Es war wütend, aber merkte auch, dass die Kraft nachliess. Eine leise Stimme flüsterte ihr zu---"Liebes Spatzenkind, es wird Zeit. Lasse los. Du musst nun an dich denken." "Ich mag aber nicht gehen, ich weiss nicht wohin ich gehen werde und ich muss doch..." Das Spatzenkind wurde immer müder.Es verabschiedete sich von allen, die ihr Nahe standen. Eines Nachts kehrte die Stimme zurück."Liebes Spatzenkind. Es ist soweit. Du musst nicht mehr kämpfen, du hast dich von allen verabschiedet. Das Land ohne Schmerzen wartet auf dich und alle die, die schon vor dir gereist sind. Du musst nicht viel tun. Das Fenster steht auf, spanne deine Flügel auf und du wirst vom Wind getragen". Das Spatzenkind spannte mit letzer Kraf die Flügel auf und wurde durch den Wind in den Himmel getragen. Immer höher und immer weiter. Je weiter es getragen wurde, um so mehr Kraft bekam es zurück. Die Flügel wuchsen und sie wurde wieder zu der großen, stolzen Adlermama.Die jetzt wieder ihre Runden fliegen darf, nur woanders. Diese Geschichte ist meine Verarbeitung. Sie war schon lange in meinem Kopf, in meinen Gedanken.Ich hoffe, es ist für euch in Ordnung, dass ich sie hier geschrieben haben. Ich habe die Urne von der Kapelle aus getragen, bis ins Grab, zusammen mit meinem Schwager. Für mich wohnt sie dort nicht, für mich bleibt sie die große, starke Adlermama. Angie |
#4
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Liebe Angie,
hab Dank für Deine Zeilen bei mir. Wir haben meine Schwiegermama gestern auf ihrem letzten Weg begleitet. Sicher ähnlich wie bei Deiner Schwiegermama war es für alle Angehörigen grausam, auch wenn es für sie selber endlich zu dem Ziel geführt hat, Frieden zu finden und nicht mehr leiden zu müssen. Ich bin sehr dankbar für die Zeit die ich sie kennen durfte. Man muss schon Glück haben mit Schwiegermüttern, die einen spüren lassen, dass man gerne in der Familie aufgenommen wird. Du weisst das sicher auch und hattest ebenfalls dieses Glück mit Deiner Schwiegermama. Ich hoffe, dass es Dir gut geht und dass sich der Schmerz bald in schöne Erinnerungen verwandelt. Es ist so schwer Worte zu finden Angie.... Pass auf Dich und Deine Familie auf. LG Anja
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- Bsdk bei meiner Schwiegermutter, festgestellt am 12.05.2009 - Gehofft bis zum Schluß und dennoch am 12.08.2010 von einem ganz besonderen Engel abgeholt worden. |
#5
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Liebe Baeri, habe bei dir geschrieben.
Als die Frage kam, wie es denn nun mir geht und wie ich nun damit umgehe, erlebte ich einen Rückblick all der Jahre. Alle Beerdigungen und Erinnerungen tauchten wieder auf und bei jedem Tod war der Schmerz und das Empfinden anders.Damit ihr es besser versteht, schreibe ich es euch. 1967 Urgroßmutter 1972 Großmutter 1974 Großtante 1975 Großonkel 1990 Onkel 1999 Mama 2000 Patentante 2006 Papa 2007 Oma 2009 Schwiegervater 2009 Halbbruder 2009 Tante 2010 Schwiegermutter 2010 Schwiegeromi Das waren die Beerdigungen, nur was die Familie betraf. Als Kind habe ich es gehasst, dort "hingeschleppt" zu werden.Nicht erwähnt habe ich Beerdigungen von Freunden und Bekannten. Mein schwarzer Humor erhält mich am Leben. Ich sag schon, ich müsste Prozente auf schwarze Kleidung oder Beerdigungsinstitute bekommen.(nicht falsch verstehen). Wie gehe ich damit um? Jeder einzelne, den ich verloren hab, hat eine bestimmte Stelle in meinem Herzen. Jeden hab ich gemocht oder geliebt. Jeder hinterlässt viele Erinnerungen. Was ich damit sagen möchte, man stumpft nicht ab. Jede Trauer hat ihr eigenes Zimmer. Und ich trauer jedes Mal. Am schlimmsten war es, als meine Mama starb. Da bin ich fast mit gestorben und ich vermisse sie immer noch...... Ich weiss, dass ganz bald wieder eine Beerdigung ansteht und sie wird mich sehr viel Kraft kosten und ich wünschte, es hätte noch Zeit. Manchmal denk ich auch, na, wer weiss, du hast --- falsch, ---du hattest Krebs, wie lange geht das noch gut? Ich hab Glück gehabt, ich brauchte keine Bestrahlungen, keine Chemo und bis auf ein paar Beeinträchtigungen kann ich wieder mein Leben leben.Und wenn ich dann manchmal sauer bin, brauch ich nur hier reinschauen, wie vielen es so viel schlechter geht und schon lernt man Demut. Ich habe nun oft genug Trauer empfunden und ich lebe sie. Oft hab ich es versucht zu verdrängen, aber dieses Trauertier holt einen immer ein. Du lachst in einem Moment, hast alles verdrängt und vergessen, drehst dich um, und dann wirst du von jetzt auf gleich erschlagen.Mit voller Wucht und es bleibt nur ein Weg, du musst dadurch. Wochen, Monate, Jahre.Jeder für sich, jeder nach seinem Tempo.Jeder für sich........... Angie |
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