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  #1  
Alt 18.05.2010, 20:44
yagosaga yagosaga ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Hallo Gabi-Diana, hallo Verena,

ja der Beinahe-Unfall und seine Vorgeschichte haben mich sehr erschrocken.

Nach einer zusätzlichen Chemofreien Woche waren die Blutwerte am 10.5. wieder so gut, dass der nächste Zyklus starten konnte. Ich hatte die ganze Woche hindurch an jedem Werktag Infusionen, beginnend mit 100 mg. Cisplatin am 10.5, dann fortlaufend 340 mg. Etoposid an den nächsten Tagen und gestern zum Abschluss wieder 100 mg. Cisplatin. Jetzt habe ich erstmal wieder zwei oder drei Wochen chemofreie Zeit, die genieße ich, und dann kommt die Zwischenauswertung. Danach wird entschieden, wie es weitergeht.

Mit dem Kloster klappt es vielleicht am Freitag. Aber jetzt will ich erstmal vom PC weg und draußen noch eine Runde spazierengehen. Das muss sein.

Beste Grüße
Ecki
  #2  
Alt 19.05.2010, 11:23
Mariesol Mariesol ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Lieber Ecki,

Deine Geschichte hat mich berührt und nachdenklich gemacht.
Auch das zitat von Martin Luther King.
Die Diagnose Krebs versetzt uns in Angst und Schrecken...es wird uns so schmerzlich bewusst das unser aller Leben endlich ist...
Du hast es auf den Punkt gebracht...jeder Tag, jede Fahrt mit dem Auto kann Unheil bringen...gut, dass wir alle nicht um das wie und wann wissen...carpe Diem..."pflücke" den Tag! Gib jedem Tag die Chance Dein schönster zu sein.
Viele ganz liebe Grüße von Mariesol
  #3  
Alt 20.05.2010, 09:52
yagosaga yagosaga ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Liebe Mariesol,

der Tod kann uns jeden Tag treffen, das wissen wir abstrakt, und darauf sollten wir uns ja einstellen. Aber das abstrakte Wissen darum verführt viele Menschen dazu, den Tod in weite Ferne, auf den St. Nimmerleinstag zu schieben und sich selbst die Illusion einer heilen Welt vorzugaukeln, mit der es sich ja angenehm zu leben lässt.

Wir Lungenkrebspatienten sehen den Tod sehr viel konkreter vor Augen. Jede enttäuschende Diagnose, jeder Schmerz, jede Verschlechterung macht uns deutlich, dass die verbleibende Lebenszeit sehr viel begrenzter ist. Und es gibt dann ja auch soviel zu betrauern: der Verlust an Lebensmöglichkeiten oder "alt und lebenssatt" zu werden. Die Trauer um die eigene Lebensgeschichte, die so plötzlich an Grenzen kommt. Die Sorge, wie es mit der eigenen Familie weitergeht und sovieles mehr.

Bei mir (ich bin übrigens ev. Pastor von Beruf) merke ich, dass das die entscheidenden Fragen sind. Und je ehrlicher und offener ich das konkrete Lebensende in meine Überlegungen mit einbeziehe, umso ruhiger werde ich. Es ist ja alles Neuland für mich, auch wenn ich das alles bei anderen schon zigfach miterlebt habe. Aber ich möchte eben auch wissen: wie ist es, wenn es in die Sterbephase geht? Werde ich einen bitteren Todeskampf haben und nicht loslassen können? Oder werde ich in Frieden sterben? Wer oder was erwartet mich danach? Kann ich darauf hoffen, bei guten Mächten wunderbar geborgen zu sein?

Mein Lieblingstext in der Bibel sind die Worte, die Jesus kurz vor seinem eigenen Tod an seine Jünger richtet. Er verabschiedet sich von seinen engsten Weggefährten, aber er tut es so, dass er sie zugleich auf das vorbereitet, was danach kommt:

Jesus sprach zu ihnen: "Ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll in Freude verkehrt werden. Wenn eine Frau gebiert, hat sie Wehen; denn ihre Stunde ist gekommen. Doch wenn sie das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Not zurück vor der Freude darüber, daß ein Mensch zur Welt gekommen ist. So kommt jetzt der Schmerz auch über euch. Aber ich werde euch wiedersehen, und dann wird euer Herz sich freuen, und diese Freude vermag euch niemand zu nehmen." (Johannes 16,20-22)

Jesus spricht von einer Trauererfahrung: offen nennt er Abschied, Schmerz und Traurigkeit, die seine Weggefährten erleben werden. Jesus deutet aber seinen Tod als Übergangserfahrung, indem er auf die andere große Übergangserfahrung verweist, die jede und jeder von uns schon "durchgemacht" hat: die Geburt. Dann aber verschiebt sich die Perspektive, er schildert die Geburt aus der Sicht der gebärenden Mutter, die uns hervorgebracht hat, und bezieht die ekstatische Freude der Mutter über das neugeborene Wesen auf seine Weggefährten selbst, die nach der Geburt des Gottessohnes in der Auferstehung diesen neu erfahren werden: Unzerstörbare Osterfreude erwacht im Wiedersehen. Ob Jesus von den Auferstehungserfahrungen der Jünger spricht oder von dem Wiedersehen mit ihm in ihrem Tod, bleibt hier in der Schwebe. Vielleicht ist beides gemeint. Für mich aber ist klar, ich breche auf zu einer wahrhaft ungeheuren Reise – hoffentlich später als eher. Am Anfang Ungewissheit, Schmerz und Angst. Am Ende steht die Wiedersehensfreude, mit ihm, dem Auferstandenen, und in ihm mit allen jenen, die sich von ihm zu ihm ziehen lassen haben. Das ist mein Glaube, und das ist meine Hoffnung.

Eigentlich will ich keine langen Emails schreiben, diese hier ist nun aber doch furchtbar lang geworden. Entschuldigung, wenn es eine Zumutung ist.

Beste Grüße
Ecki
  #4  
Alt 20.05.2010, 10:20
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Lieber Ecki,

ich lese seit ein paar Tagen mit bei dir, und möchte dir wie Mariesol sagen,
dass deine Worte, deine Einstellung mich sehr berührt haben.

Ich empfinde es überhaupt nicht als Zumutung, etwas länger bei oder von dir zu lesen. Im Gegenteil.
Erlebnisse auch in meinem Leben (bin Hinterbliebene, aber habe auch vor diesem Verlust liebe Menschen gehen lassen müssen) haben mir über die Jahre immer bewusster gemacht, wie schnell sich Lebensumstände ändern können, wie kostbar, aber auch endlich ein Menschenleben ist. Das muss nicht nur durch eine schlimme Krankheit sein. Dein Glaube hilft dir sicher, dich deiner Krankheit mutig zu stellen, ohne dir etwas schönzureden. Dennoch klingt unheimlich viel Zuversicht durch, wenn du schreibst.

"Von guten Mächten wunderbar geborgen", ist auch einer meiner Lieblingstexte. Es tröstet so sehr. Ich wünsche dir, dass du weiterhin diese Ruhe und Zuversicht behältst, und dass es dir noch sehr lange gut geht, so gut wie irgend möglich mit dieser Krankheit. Ich freue mich, dich weiterhin hier lesen zu können.

Ganz liebe Grüße
von Blume
__________________
In uns allen findet sich die Quelle höchster Weisheit -
die Quelle der Liebe.
(Thich Nhat Hanh)
  #5  
Alt 20.05.2010, 11:53
Mariesol Mariesol ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Lieber Ecki,

Deine Worte sind absolut keine Zumutung, sondern wohlüberlegte und sehr wohltuenede Zeilen.
Ich selbst bin evangelische Christin und habe versucht bei den für mich zuständigen "Sellsorgern" ähnliche Worte wie Du sie schreibst zu bekommen.
Ich habe letztendlich bei unserem katholischen Pfarrer...der irgendwie nicht so recht für mich zuständig ist viel Trost und Zuspruch gefunden...hab mir gedacht...ist eh egal wer mir geschickt wird..hauptsache es "passt"!
Dieser Pfarrer hat mir am Nikolaustag einen Schokonikolaus geschenkt und ein Büchlein über den Nikolaus von Myra. Ich habe mich unglaublich darüber gefreut...die Schokolade nicht gegessen und immer wieder in diesem Büchlein gelesen. Es hat mich getröstet und es hat mich erfreut...in einer Zeit, in welcher mein Herz so eng war.
Ich hatte Angst und mein Vater hatte Angst...wenn ich es ganau betrachte, war es nicht die Angst vor dem wann sondern vor dem wie....und ich glaube diese Angst teile ich mit sehr vielen Menschen..egal ob krank oder gesund.
Was ich sehr tröstend und als überaus hilfreich empfand, war der Zuspruch hier aus dem Forum. Worte von Menschen die nicht "wie der Blinde von der Farbe" sprach...von Menschen denen meine Ängste nicht fremd waren...die immer wieder eine Option für mich bereit hielten.
Ich weiss nicht wie lange ich noch in diesem Forum schreiben werde. Alles hat seine Zeit...Der eine braucht es länger der andere kürzer.Erhobene Zeigefinger, verschrecken und sind hier nicht gefragt...drum lese ich gerne in Fäden wie in Deinem...Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute Mariesol
  #6  
Alt 20.05.2010, 12:03
yagosaga yagosaga ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Hallo zusammen,

herzlichen Dank für diese lieben Rückmeldungen. Ich bin gewarnt worden vor den Krebsforen, es sei alles da so schrecklich und entmutigend, was da zu lesen sei. Ich habe deswegen längere Zeit einen Bogen darum gemacht. Aber der Mut, mich hier anzumelden kam erst, als ich auch den Mut hatte, meine schriftlichen Befunde einzusehen und zu akzeptieren, wie ernst meine Erkrankung ist. Ich konnte mich nur in Häppchen und tastend annähern.

Es erschüttert mich natürlich, wenn ich hier lese, wie es vielen Anderen ergeht. Aber es gibt hier eben doch auch ein tiefes Mitempfinden, wie ich es sonst seltener finde. Wir hier wissen, wovon wir reden und schreiben und schaffen uns unsere Möglichkeiten, um neben Familie, Freunden und Ärzten auch andere Wege des Austauschs zu finden. Es tut mir einfach gut, auf Menschen zu treffen, die "im selben Boot" sitzen in den Stürmen und Katastrophen des Lebens.

Zu der Frage, ob getrennte Sparten für Angehörige, Betroffene und Hinterbliebene: ich denke immer mehr, da sollten wir nicht trennen. Schön, wenn auch Beifahrerinnen und Beifahrer im Boot sind, die die Brücke zu denen halten, die hier nicht schreiben können.

Apropos: die Männer sind hier echt Mangelware ... das fällt mir auch auf. Die Frauen sind viel reger und freudiger dabei. Daran musste ich mich auch erst einmal gewöhnen.

Schöne Grüße
Ecki
  #7  
Alt 20.05.2010, 13:08
Reinhard Reinhard ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Hallo Ecki,

ich finde es ja toll, jetzt auch einen Pfarrer in der Runde zu haben. Jede Gemeinde braucht doch so was.
Sie zu, daß Du uns lange erhalten bleibst!

Ich bin zwar nicht gläubig, glaube aber, daß Du Dir um das Sterben keine Sorgen machen mußt. Ich war auch schon kurz davor und fand es nicht bedrohlich. ( Vielleicht, weil ich nicht so hohe Erwartungen habe?)

Zu der Diskussion Betroffene/ Sonstige:

Ich sehe die Gefahr, daß nicht so schreibgewandte (Männer) vielleicht an den Rand gedrückt werden und, bevor sie sich "eingearbeitet" haben, resigniert das Handtuch werfen. Vor allen Dingen, wenn sie durch die Krankheit in verschiedenster Weise geschwächt sind.

Einen Kampf gegen den Krebs habe ich auch nie geführt. Eher die Bemühung, mein mir zugelaufenes oder sich eingeschlichenes "Haustier" (Adeno) nicht übermächtig werden zu lassen. Gegenüber Verwandten und Bekannten gehe ich auch offen damit um.

Kann man Deinen Radiobeitag eigentlich schon hören? Ich hielt den Sendetermin im Juni für einen Schreibfehler?

LG Reinhard
  #8  
Alt 30.05.2010, 14:54
Spätsommer1 Spätsommer1 ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Hallo Yagosaga schön dass du wider im Forum bist und du von relative guten Ergebnissen zu berichten hast vor allem auch bezüglich deiner Leberwerte ich wünsche dir weiter dazu alles gute
Hallo Verena52 Hallo Gabi,Hallo Marisol
Da bin ich wieder die die ersten 3 Tage des dritten Chemo-Zyklen habe ich ganz gut überstanden. Die nächsten 3Tage nehme ich noch täglich 2*40mg Kortison jetzt noch den 8.dann den 15Tag für das Vincristin um den dritten Zyklus abzuschließen .Ich hoffe ich schaff ihn dieses Mal komplett da ich gestern ja noch zusätzlich die Aufbauspritze gegen das abfallen oder für den Aufbau der (Leukozyten)bekam .Habe seit heute etwas Kratzen im Hals na ich werde das mal mit Hex oral aus meinem Medikamentenfundus behandeln mal sehen ob es hilft. wollte heute eigentlich eine kleine Rund zu Fuß machen aber bei uns ist das Wetter mal Regen Wind als o nicht dafür angetan freiwillig nach draußen zu gehen als lassen wir es und warten auf Wetterbesserung.
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Wenn es einen Glauben gibt,
der Berge versetzen kann,
so ist es der Glaube an die eigene Kraft
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