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Ich kann nicht trauern...
Hallo zusammen,
ich bin neu hier. 27. Meine Mutter ist im letzten Jahr mit 52 Jahren an Eierstock-/Darm- /Magen- und Gebärmutterkrebs gestorben. Mein Problem ist, dass ich einfach nicht trauern kann. Manchmal bricht die Sehnsucht und Trauer durch. Dann ist dieser –meist recht kurze –Augenblick so schmerzhaft, dass ich mir nicht vorstellen kann, jemals wirklich mit der Trauerarbeit beginnen zu können. Ich verdränge also weiter und weiter und weiter, komme nicht vom Fleck. Für mich ist ihr Leben nicht beendet. Ich würde noch nicht einmal behaupten, dass es mir schlecht geht, ich lebe einfach. Nicht weniger, aber definitiv auch nicht mehr! Es ist, als sei ich in einer Schockstarre. 8 Jahre Chemos, Pflege und Kampf. Unbeschreibliche Schmerzen. Die ganze Zeit das Wissen, dass sie geht. Mama und beste Freundin. Mitbewohnerin, Seelsorgerin. Wir waren in diesen Jahren jeden Tag zusammen. Ich war immer und überall dabei. Auch, als es soweit war. Die letzten 12 Stunden habe ich an ihrem Bett gesessen, neben ihr gelegen, sie gehalten und mich verabschiedet. Das alles war so unwirklich. Und nun ist schon ein Jahr vergangen. Was Mama (allein, dieses Wort zu schreiben, kostet Überwindung) mir bedeutet hat, kann ich nicht beschreiben. Deshalb versuche ich es an dieser Stelle gar nicht erst. Seitdem gibt es mich nicht mehr. Ich kann keinen Menschen um mich herum ertragen, bis auf meine beste Freundin. Ich komme mir mittlerweile schon vor, wie eine Menschenhasserin. Ertrage keine sozialen Kontakte (außerhalb der Arbeit). Wenn ich daran denke, irgendwo hin zu müssen, wo (viele) Menschen sind, bekomme ich Beklemmungen. Warum? (Überhaupt stehen die meisten meiner Symptome nicht in den von mir eigens angeschafften Trauerbüchern) Ich habe Angst, nie damit fertig zu werden, weil ich nie anfange. Warum sagen alle, dass es besser wird, wenn dies definitiv nicht der Fall ist? Zeit heilt nicht alle Wunden. Habt ihr hier das Gefühl, verstanden zu werden? Fühlt ihr euch als Bestandteil der Welt, der Gesellschaft, eures sozialen Umfeldes? Macht ihr auch „einfach weiter“, aber nicht mehr? Gibt es Hoffnung, nach einigen Jahren den Schmerz und die Lücke kompensiert zu bekommen? Was kann man tun, um nicht nur zu ÜBERleben? (Ziemlich chaotischer Text, aber wenn ich das jetzt noch mal durchlese, traue ich mich wieder nicht, es wirklich einzustellen) Ich danke euch für eure Erfahrungen/Beteiligung. Julia
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Wir haben's beide gewusst - und doch verdrängt bis zum Schluss- dass man die Zeit nicht besiegen kann. (Silbermond) |
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