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AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?
Liebe Con,
dieses mulmige Gefühl kenne auch ich nur zu gut. Ich hatte einen metastasierten Hoden-Tm. Nun gilt der Hoden-Tm ja auch in moderat metastasierten Stadien als heilbar. Das war für mich stets der Griff zum festhalten, wenn gleich ich auch immer eine gewisse Portion an Skepsis inne hatte. Wenn mich der Hoden-Tm nicht umbringt, macht es vielleicht die erhaltene Chemo in zehn Jahren nachträglich? Vor jeder Nachsorge dann dieses elendige Kopfkino: ein Zwicken hier, und da..... vor allem dort, wo die Metastase saß. Dann kommen ja auch immer wieder die Gedanken daran, was wäre wenn. Äääääätzend . Sobald ich dann meine Markerergebnisse habe, ist alles wie weg geblasen. Mein Doc sagte immer, das würde sich mit der Zeit legen. Naja.... bis zum dritten Jahr wurde es etwas weniger. Dann verlängerte sich der Zeitraum zwischen den Nachsorgen und genau damit bekam ich wieder Probleme. Drei Monate durchhalten ging schon, die anderen drei waren wieder Schwitzen, Sorgen, Fragen, Kopfkino.... Im Umgang mit anderen bin ich recht schonungslos. Wer mir blöd kommt, bekommt einen entsprechenden Satz zurück. Vor allem wenn es darum geht "Jaaaaa, aber der Hodenkrebs ist ja sooooooo toll behandel- und heilbar.....!" Klar, ist er. Aber die Chemo macht trotzdem keinen Spaß und wenn man dann von Männern liest, die Früh- bzw schlecht behandelbare Spätrezidive entwickeln oder einfach therapieresistent der Krankheit erliegen, dann passt meine selbstgewählte Definition von "Krebs light" nicht mehr wirklich. Das einzig wirklich gute ist, dass die Zeit tatsächlich ein wenig unsere Wunden heilt. Je mehr Zeit vergeht, um so mehr verliert das Erlebte seinen Schrecken. Aber unschöne Narben werden auch auf der Seele immer bleiben. Hier liegt es dann an jedem einzelnen, an den Narben zu wachsen und immer den Kopf oben zu behalten. Dies geht oftmals jedoch nur mit professioneller Hilfe. Ich habe sie damals für mich als nicht notwendig erachtet. Im Nachhinein betrachtet würde ich das vielleicht "beim nächsten Mal" anders machen. Der Krebs war ja 2006 nicht die einzige böse Ohrfeige für mich.
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#17
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AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?
@ Ilse
ich denke, dass ich mit 49 relativ jung bin und ich versuche mich auch mit der Tatsache das morgen alles anders sein kann auseinanderzusetzen. Wie schnell es gehen kann habe ich bei meinem Mann erleben müssen. Viele werden jetzt sagen, es reicht wenn man sich darüber Gedanken macht wenn es soweit ist. Leicht gesagt-funktioniert in meinem Kopfkino aber nicht. Liebe Grüße Petra
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An den Widerständen bildet sich unser Charakter!Was wir ertragen und bestehen, wird zu einem kostbaren Teil von uns (Ulrich Schäffer) http://www.youtube.com/watch?v=s7Gjc...eature=related |
#18
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AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?
Was mir auch immer wieder Angst macht sind diverse Nachwirkungen der Chemo. Mein Kurzzeitgedächtnis hat sehr gelitten, ist bei Cisplatin als Nebenwirkung wohl auch bekannt und mein Gehör. Glaube mein Gehör hat sich schon wieder etwas gebessert, wird das mit dem Gedächtnis auch wieder besser? Ich gehe manchmal in die Küche und weiß dann nicht mehr warum, oder mir fällt ein verda...... Wort nicht ein. Klar, ist auch ne Altersfrage, aber ich bin jetzt 55 und soooooo schlimm war das vor der Erkrankung nicht.
Natürlich versucht man das Beste draus zu machen. Angehörige und Freunde/Bekannte sind immer sehr bemüht einen zu verstehen und so, aber richtig verstehen kann das nur der Erkrankte selber finde ich.
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#19
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AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?
ihr lieben,
zum glück gibt es euch...ihr sprecht mir aus der seele...mit denselben problemen kämpfe ich jetzt auch schon ein jahr...und zudem wurde meine "haut" dünner...ich bin seelisch nicht mehr so belastbar, lasse alles viel schneller an mich heran...ich kenne mich so garnicht...ich könnte wegen kleinigkeiten anfangen zu heulen...aus einer mücke mache ich einen elefanten...ich hoffe, dass das besser wird... |
#20
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AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?
Hallo Le Labbra,
so gehts mir auch, bei den kleinsten Kleinigkeiten kommen mir die Tränen, muss nicht was Trauriges sein Gruß Wangi
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#21
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AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?
Hallo Ihr lieben,
ihr sprecht mir aus der Seele und ich bin gerade so froh, dass es nicht nur mir so geht. Mein Kurzzeitgedaechtnis leidet enorm. Manchmal bespreche ich Dinge, am nachsten Tag oder ein Paar Stunden spaeter weiss ich nichts mehr von dem Punkt. Es ist einfach weg. Auch wenn es erklaert wird, dauert es bis ich mich erinnern kann. Am Anfang dachte ich, zuviel Stress. Zufall, kann mal passieren. Ich war immer schon etwas Chaotisch, manchmal zerstreut. Suche Schluessel und mein Geld aber eigentlich wusste ich immer was ich mache oder gemacht habe. Das ich es nicht mehr genau weiss in zufaelligen Situationen - vor allem in Stresssituationen - wird mehr und war vor der Erkrankung nicht so. Ich wurde mit MTX behandelt, ob das eine Nebenwirkung ist weiss ich nicht. Ein Beispiel. Ich war im Urlaub in Kroatien. Am 4 Tag spricht meine Freundin mich auf die Insel an, auf der wir am 1 Tag waren. Die war fuer den Moment einfach weg, ich habe den Tag nicht mehr zusammen bekommen. Einfach lehr. Mein Freund sagte darauf hin mach mal Gehirnjogging - ich war so sauer und wuetend. Der Stress hat sich auch wieder gelegt. Das ist nur ein Beispiel von vielen. Eine Regelmaessigkeit kann ich aber nicht wirklich beobachten. Ich dachte anfangs schon ich werde senil - mit 33? Wird das wieder besser? Auch meine seelische Belastbarkeit ist nicht mehr so gegeben. Ich weine oft, und fuehle viel mehr mit anderen mit als vorher. Ich mache auch aus einer mücke oft ich einen elefanten...ich bin anstrengend geworden. ... Aber was solls, dran arbeiten muessen wir. Geändert von MaTini (23.11.2011 um 22:45 Uhr) |
#22
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AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?
@all
was hier über die seelische Belastbarkeit geschrieben wird, kann ich bestätigen Gleichwohl, gestern hätte ich fast meine Einstellung korrigiert: Eine frühere Arbeitskollegin, die sich selbst einerseits als gesund bezeichnet, ist andererseits völlig hypochondrisch und wahrscheinlich ein Musterbeispiel dafür, dass man nicht unbedingt Krebs haben muss, um dünnhäutig zu sein... Aber - wem sage ich das Liebe Grüße
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Ilse |
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