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  #286  
Alt 10.10.2002, 13:52
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Hallo Dirk, hab mich sehr gefreut, daß du mich angeschrieben hast, denn nach deinen erzählungen geht es uns ganz ähnlich, so traurig es auch ist... das dein vater nicht reden und schreiben kann tut mir sehr sehr leid, ist bestimmt auch für deine mutter sehr schwer... ich bin sehr froh das ich mit meinem vater telefonieren kann, denn ich kann nicht einfach hinfahren, es sind fast 200 km zwischen uns, ich fahre schon oft hin, aber da wo wir alle krank waren, war ich froh das wir wenigstens telefonisch in kontakt sind... ich habe ziemliche schwierigkeiten mit dem loslassen, manchmal denke ich mir es ist okay er soll gehen.... aber im nächsten moment fange ich wieder an zu heulen... neulich als es ihm ziemlich schlecht ging, bekam er noch eine rückenmarkspunktion, das muß höllisch weh getan haben, da bei ihm keine betäubung geholfen hat, da hat er am telefon zu mir gesagt das er nur noch sterben will, weißt du er hat auch nur noch so eine weinerliche stimme, als ich das das erste mal gehört habe war ich total geschockt! er war immer so eine starke persönlichkeit und jetzt so schwach und hilflos... er war oft streng zu mir in der erziehung (bin einzelkind) und ich war oft wütend auf ihn, aber das ist jetzt alles so egal... und dann sagt er mir sowas am telefon... war echt geschockt... aber das problem ist auch meine mama, sie sagt immer zu ihm er darf nicht gehen, sie braucht ihn noch und deshalb kämpft er, für sie nur für sie, ich hab neulich zu ihr gesagt ob sie das wirklich will das er so leidet, aber sie hat immer noch hoffnung... als ich ihn vor ein paar wochen besucht habe, wo er mal wieder daheim war, hat er zu mir gesagt, er hat soviele tabletten die er nehmen muß da kann es sein das er einfach zu viel nimmt und dann ist alles rum... ich hab dann zu ihm gesagt das ich ihm nicht böse wäre... ist das richtig was ich gesagt habe? ich wollte nicht das er das alles für mich durchmacht... seine angst ist nur das er meine tochter nicht mehr aufwachsen sieht und das lena ihn vergisst, da hab ich zu ihm gesagt das sie ihn nie vergessen wird, weil ich ihn auch nicht vergessen werde!!! Wie alt bist du denn? und dein vater? würd mich freuen wenn du dich bald wieder meldest... Viele liebe Grüße Melanie BurkartX3@aol.com
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  #287  
Alt 10.10.2002, 16:37
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...ich denke,es war richtig, was Du geasgt hast. Du musst es aber auch glauben und dazu stehen. Wenn mein Vater (63) jetzt sterben würde, dann wäre es in Ordnung. Es wäre vorbei und er würde sich nicht quälen müssen..., wer weiß schon, was diese Krankheit(en) noch bringen. Aber ich glaube auch, dass es für ihn noch nicht soweit ist. So lange er noch will, mitmacht, so lange ist es in Ordnung und wir halten es zusammen aus und durch.
Weisst Du, es ist alles gesagt und alles ist ganz klar, mein Vater weiss, dass wir ihn lieben, dass er sich auf uns verlassen kann, dass er nicht alleine ist.
Zugegeben, meine Mutter hat es sehr, sehr schwer. Ich versuche zu helfen,rede jeden Abend mit ihr am Telefon, aber eigentlich ist sie doch allein...
Ich wohne in Berlin und versuche jedes Wochenenende nach Hause zu meinen Eltern zu fahren, das sind ca. 180km. Aber auch wenn ich körperlich anwesend bin, ich kann nichts tun, ausser die Randbedingungen ein wenig zu verbessern.
Und das hab ich auch so gut es geht getan und tu es weiter.
Ich hab mich zusammen mit meiner Mutter mit den Ärzten und der Krankenkasse auseinandergesetzt, inzwischen sind wir ein gutes Team, aber- mein Vater macht mit.
Ich weiss nicht was er denkt, er kann ja nichts sagen, manchmal gibt es sogar noch schöne Augenblicke, die muss man nehmen, wenn sie kommen.
Dieses auf und ab macht mich aber auch fertig, manchmal sehr... Erst letzte Woche habe ich in Traueranzeigen nach passenden Sprüchen nachgeschaut, habe nach Musik gesucht die man "dann" spielen kann, dann, wenn er die Tür geschlossen hat.
Ich versuche nicht zu verdrängen und jeden Tag so zu nehmen, wie er ist.
Und ich bin nicht alleine, alle Leute im Büro kennen die Geschichte, viele Bekannte und Freunde. Ich versuche dem Ganzen die Gewalt zu nehmen, indem ich darüber spreche, mich informiere und das Tabu breche über KREBS nicht zu reden.
Ich hatte oft das Gefühl, dass die Erkrankten meinen sie tagen einen Makel in sich, so ist es nicht, es ist eine Krankheit und der muss man sich stellen.
Mein Vater hat sich dieser Krankheit gestellt, ich tu es auch, denn es ist das Einzige, was man machen kann.
Wenn dieser Brief auch etwas ohne Zusammenhang erscheint, ich bin emotional ziemlich dicht dran, dann verzeih.
Nimm die Krankheit Deines Vaters an, sei ehrlich zu deinem Vater und zu DIR...
Bis bald, Dirk (...ich bin 36, nur zur Info!!!)
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  #288  
Alt 10.10.2002, 21:02
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hallo dirk, ich finde es sehr schön wie du schreibst, ich weiß wie du dich fühlst... mir fällt es trotzdem sehr sehr schwer mir vorzustellen wie es ist ohne ihn... im frühling, als es ihm besser ging, haben wir uns getroffen in baden-baden (ich komme aus Karlsruhe) und da sind wir spazieren gegangen, meine mutter ist mit lena voraus und ich mit papa hinterher, da hat er mich zur seite genommen und hat gemeint: um dich brauche ich mir keine sorgen zu machen, du packst das alles. das kam mir vor wie ein abschied... als ob sich von mir verabschiedet hätte... das tut mir so weh, ich muß dann immer kämpfen das ich nicht heule... wie ist es mit deinem vater, will er denn besuch? mein vater möchte niemanden sehen, wenn ich lena mitbringe ist er ziemlich schnell geschafft, weil sie schon "nervig" ist (sie ist 4 jahre) ist dein vater im krankenhaus? meiner ist zur zeit wieder... er bekommt mal wieder chemo...meld dich mal wieder, ich freu mich!! Viele Grüße Melanie
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  #289  
Alt 11.10.2002, 11:28
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hi melanie, ich kann mir auch nicht vorstellen, wie es ohne ihn sein wird. Aber- ich mach mir da keine Illusionen, er ist schon ein Stück weit weg...aber dableiben nur um uns nicht zu verletzen, das ist nicht nötig.
Mein Vater ist derzeit zu Hause, die Strahlentherapie wird ambulant gemacht, das heisst, es ist geplant, dass er 8 Wochen lang jeden Tag 40 km hin und zurück mit dem Taxi in die nächst größere Stadt gefahren wird...
Ich hoffe, meine Eltern halten das durch, meine Mutter wird mitfahren, er kann sich ja nicht verständlicgh machen.
Ich hoff so sehr, dass sie auch diesen Weg zusammen gehen können...
Meine Mutter hat meinem Vater vor 3 Monaten versprochen, dass sie ihn nicht alleine lassen wird. Ich hab nicht gedacht, dass meine Mutter so stark sein kann und ist.
Wenn alles gut geht werden beide dann Mitte Dezember zur AHB fahren, wieder mal Weihnachten zur Reha, das war schon mal so, als mein Vater die 3 Bypässe bekam.
Aber, was soll's, die Situation ist so, wir machen mit...
Gestern ist was Schönes passiert, meine Mutter rief un 18.00 an, ich hatte schon Panik, denn normaler Weise melde ich mich, Sie war beim Friseur und als sie zurück kam war Licht in der Küche, der Tisch war zum Abendbrot gedeckt, auf dem Herd stand der Kakao..., das hat mein Vater seit 4 Monaten nicht mehr gemacht..., er tat es für sie.
Solche Momente machen mich glücklich, ich hoffe auch mal jemand zu finden, der mich so liebt, wie meine Eltern sich, und das nach 45 Jahren...
Ich denk an Dich.
Dirk
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  #290  
Alt 11.10.2002, 12:37
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hallo dirk hallo melanie
ich bin schon seit einer woche wieder im büro und hatte noch nicht die zeit euch zu unterstützen.....sorry
liebe melanie
der zustand deines vaters hört sich nicht gerade gut an....wie lange man gegen den krbes kämpfen kann / muss......ist unterschiedlich.....du wirst ja meine berichte gelesen haben denke ich.....
bei meinem dad hatten sie auch versucht den krebs einzukapseln.....bestrahlung bekam er auch als die lymphen am hals befallen waren und ea war ja auch sehr positiv denn die beulen am hals waren ja weg.....
tja und dann ging es so schnell jeden tag bergab.....und nach dem er aus dem krankenhaus entlassen wurde sollte es nur noch 10 tage dauern bis er von seinem leiden erlöst wurde

das soll dich jetzt nicht entmutigen....es geht bei jedem patienten andere wege.....
aber ich denke du solltest dich jedesmal ein bischen von ihm verabschieden evtl über dinge reden die du ihm sagen möchtest
deine einstellung ist richtig und ich denke es tut deinem dad auch gut zu wissen dass du ihm gesagt hast ...wenn er gehen möchte darf er.....
wichtig ist dass du deinen ma auch in diese richtung aufbaust
und dafür wünsche ich dir ganz viel kraft und power.....
ich weiss wie schwer es ist.....ich hatte im januar erfahren dass mein dad nicht mehr lange lebt.....und habe es meiner ma erst im märz sagen können weil es mir so weh tat zu sehen wie sie mit jeder positiven diagnose euphorisch war.....
wir haben beide rotz und wasser geheulkt nachdem es raus war ..und ich denke es war gut denn dadurch hat sie angefangen auch abschied zu nehemn.....sie hat für mein dad alles getan....bis zum schluss


lieber dirk
dass ihr nicht mehr direkt mit deinem dad reden könnt macht mich traurig....aber ich denke er wird sich über die augen mit euch verständigen....
mein dad hätte reden können....aber er hat sich leider total verschlossen und nichts erzählt.....das ist denke ich noch schlimmer als wenn man weiss man kann leider nicht mehr reden....
manchmal hätte ich ihn am liebsten geschüttel damit er redet....
ich denke er hat auch aufgegeben....zum schluss.....
ale es ihm die letzten tage schlecht ging.....hab ich bei ihm am bett gesessen und einfach in seine traurigen augen geschaut....
es war so viel liebe darin zu sehen....an diesen anblick muss ich oft denken

deine einstellung find ich voll ok
und in vielen dingen hab ich genauso gehandelt wie du...wobei ich ja wusste was kommen wird.....habe mir gedanken gemacht wegen der trauerfeier und der anzeige.....

da ich im januar schon wusste er wird irgendwann von uns gehen ....hab ich dafür gesort dass er zum geburtstag im februar von uns einen stern geschenkt bekam der auf seinem namen getauft ist
so wird er solange ich lebe immer bei mir sein....und ich schaue oft und gerne zu den sternen...und denke an ihn
ich habe nachdem er gestorben ist auch festgestellt dass der stolz...so einen tollen vater gehabt zuhaben....
mir oft übe die trauer hinwegilft.......


ich denke gar nicht dass die kranken den krebs als makel empfinden....eher als....>oh gott warum gerade ich????>
es ist schön dass du freunde und bekannte zum reden hast.....
ich ahte nur wenige mit denen ich offen reden konnte
die grösste stütze und hilfe war der kompass hier für mich


der makel wird oft von aussenstehenden herüber gebracht....wenn sie erfahren oder es sehen können (das erste anzeichen ist ja oft die glatze....)
sie distanzieren sich....denn wer setzt sich schon mit krebs auseinander wenn er nicht direkt oder unmittelbar davon betroffen ist.....ich denke niemand.....
ausserdem ist es oft die hilflosigkeit weil sie nicht wissen wie sie sich dem kranken gegenüber verhalten sollen....

ich wünsche euch beiden von ganzen herzen ganz viel kraft und werde für euch da sein.......

ich bin übrigens 34 jahre alt....mein dad war 56 jahre alt
hoffe bald von euch zu hören
ganz liebe grüsse
ASSI
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  #291  
Alt 11.10.2002, 14:50
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hallo Dirk,
das was du geschrieben hast von deinem papa das er das Abendbrot gerichtet hat, war sehr schön zu lesen... meiner ist momentan so depressiv und macht meiner mutter das leben schwer, er ist bzw. war ein sehr lustiger lebensfroher mensch und seit dieser krankheit ist er ein ganz anderer mensch, anfangs haben wir zwei immer noch unsere Witze gemacht so nach dem motto "Hallo Meli hier ist Chemi"(so hat er sich immer genannt wenn er Chemo bekam) das fand ich immer klasse aber aufeinmal hat er aufgehört damit und da wusste ich es wird nie mehr so sein wie früher... und das macht mich sehr traurig, denn ich hatte eine schöne Kindheit, er war zwar streng aber er hatte auch seine lustigen seiten... über meine mutter bin ich auch sehr erstaunt, was sie alles für ihn macht, sie wäre früher nie alleine zum beispiel mit dem zug gefahren, jetzt fährt sie täglich zu ihm ins krankenhaus, oder macht jetzt sogar den führerschein, aber er kann es ihr momentan nicht danken auch nicht mit kleinen gesten er macht gar nix. ich hab ihr neulich einen blumenstrauss geschickt mit einer karte wo draufstand "vielen Dank für alles" da hat sie sich sehr darüber gefreut. ich weiß einfach nicht wie ich ihm eine freude machen kann... ich hab auch so probleme weil ich nicht weiß was ich mit ihm reden soll. Hier in Karlsruhe wo ich wohne habe ich auch nicht groß jemand mit dem ich darüber reden kann, bei meinen freunden ist niemand so erkrankt, kennt sich also auch keiner aus, und meine schwiegereltern sind mir auch keine hilfe, z.B. hat heute meine Schwiegermutter mich gefragt ob mein Vater nächste woche zu meinem Geburtstag kommt, also da reg ich mich auf, er liegt im Krankenhaus wird künstlich ernährt und die denkt er fährt nächste woche einfach mal 2 stunden mit dem zug zu mir und feiert lustig mit mir geburtstag... da krieg ich zustände...letztes Jahr bin ich 30 geworden, das war sehr schlimm für mich, daß sie nicht kommen konnten, denn der 30. ist doch etwas besonderes, für mich war es ein schlimmer tag...vorallem hat er gesagt das er an meinem 31. nicht mehr da sein wird... mein papa ist übrigens im August erst 50 geworden... ist doch zu jung zum sterben...oder? bitte melde dich bald wieder... viele Grüße Melanie
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  #292  
Alt 11.10.2002, 15:00
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hallo Assi,
vielen Dank für deine netten Worte, ich habe eben ziemlich lange nachgedacht, über das was danach ist, für meine mutter wird es sehr sehr schlimm, ich weiß nicht wie ich mich verhalten werde wenn es wirklich so weit ist.. ich hatte noch nie etwas mit dem tod zu tun, aber ich weiß das es für ihn besser wäre.. ich war erst einmal auf einer beerdigung das war der opa von meinem mann, den kannte ich kaum, war nicht schlimm für mich... solche sachen beschäftigen mich dann... ich träume in letzter zeit immer wieder von beerdigungen und einmal hatte ich einen richtig realen traum, da hab ich meinen vater gesehen Hand in Hand mit seiner Oma, meine Uroma ist vor ca. 15 jahren gestorben, er hatte ein gute verhältnis zu ihr, und die sind dann einfach über ein feld gelaufen und aufeinmal waren sie weg und dann bin ich aufgewacht. ob das was zu bedeuten hat?
Viele Grüße Melanie
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  #293  
Alt 11.10.2002, 15:03
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Hallo Assi,

weisst Du, heute bin ich gar nicht sooooo traurig, manchmal kann ich besser, manchmal schlechter damit umgehen....aber ich war jeztzt auch 1 Woche nicht bei meinen Eltern und morgen kann es schon ganz anders aussehen!
Viele Leute sagen zu mir, ich soll die Hoffnung nicht aufgeben. Aber, ich weiss doch, dass es keine Hoffnung gibt, keine Hoffnung auf Heilung, darauf, dass "alles gut wird". Ich bin ganz dicht an der Realität, dass war nicht einfach, aber man darf sich und den anderen nichts vormachen.
Ich wünsch mir eine gute Zeit für meinen Vater und ein schnelles, schmerzfreies Ende, wenn es soweit sein soll.
Ich glaube nicht an Gott, leider ich glaub nur an einen tieferen Sinn, bei allem, was passiert.
Auch diese Krankheit hat einen Sinn, die Familie ist ganz stark zusammen gerückt, ich habegelernt mich zu öffnen, Fragen zu stellen, Widerspruch einzulegen, Dankbar zu sein....
Die Lebenssituation ist schwer aber es gibt kein Entkommen..........
Ich wünsch Dir, Melanie und allen die dies lesen erst einmal ein ruhiges Wochenende.
...
DIRK
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  #294  
Alt 11.10.2002, 15:57
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...ach Melanie, das tut mir alles so leid..., die Mutter meines Freundes hat nicht 1x nach dem Zustand meines Vaters gefragt, die Geschwister meiner Mutter melden sich nicht, meine Tante fragte nach, ob mein Vater denn noch Auto fährt, sie würde das Auto sonst gerne haben, wir (d.h. meine Mutti) hat doch keinen Führerschein....! Ja, da hab ich kaum noch Luft bekommen.
Vergessen darf man aber auch nicht, es gibt das KREBSTABU in der Gesellschaft, wer spricht schon offen über diese furchtbare Krankheit. Alle haben Angst davor und ich hab mich damit auch nicht auseinander gesetzt, vorher. Ich bin DENEN nicht böse, es macht mich traurig.
Um das zu ändern hab ich einen Artikel in unsere Heimatzeitung gesetzt, der sofort erschien. Jetzt wissen die Leute in der Stadt, was passierte, können nun auf meine Mutter zugehen, sie ansprechen.
Ich hab mir lange überlegt, was soll ich mich nach dem Tode meines Vaters bei den Ärzten, Institutionen, Krankenschwestern bedanken...ich hab es jetzt gemacht, dann hat mein Vater noch was Gutes davon. Zugegeben, ich hatte den Hintergedanken, dass alle wissen, ich geh zu den Medien, wenn meinem Vater etwas nicht bekommt, was ihm zusteht... . Ich hab erreicht, dass man meinen Vater überall kennt, ob in der Krankenkasse, im Klinikum der Stadt, in der Apotheke, im Sanitätshaus, beim Physiotherapeuten, der Logopädin, bei der Hausärztin.... Ich hab es schon mal geschrieben, inzwischen sind wir ein gutes Team!!!!
...50 Jahre, dass ist sehr jung, aber ich würde meinen Vater auch noch gern behalten, es ist nicht unsere Sache, das zu entscheiden.....
Dirk
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  #295  
Alt 11.10.2002, 16:09
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hallo leute,
tja, meine mutter verstarb im mai, habe hier auch gepostet gehabt wie das alles so lief. nun ist es schon 5 monate her und wißt ihr was, ich habe das gefühl, als würde ich nun schön langsam "sterben". ich leide an depressionen, weiß einfach nicht so recht, wie es weitergehen soll. habe dadurch, daß meine mutter dann viel pflege brauchte, meinen job verloren, war nur mehr für sie da.
jetzt ist es aber so, daß ich sehr alleine bin, da alle freunde usw. sich abgewandt haben (von wegen, der hat eh nie zeit und kann nie weg...). nun ist es so, daß ich hier alles renoviert habe (ich habe die gemeinsame wohung nun auf meinen namen übernommen...wo hätte ich sonst auch hin sollen?!) und meine psychologin meinte, daß würde mir gut tun...tja, noch merke ich nichts davon. jeder tag ist recht schwer. ich habe das gefühl, als hätte ich meinen lebenspartner verloren. mag sich vielleicht dumm anhören, aber ich und meine mutter waren wie freunde, hatten die gleichen interessen zum teil. es ist schwer, wenn man einen menschen, mit dem man 26 jahre lang zusammenlebte von heute auf morgen nicht mehr da ist. als sie verstarb ging es mir weitaus besser, als nun. ich glaube, die tragweite wird mir nun bewußt und das tut weh. depressionen waren nun das resultat, es gibt tage, da komme ich nichtmal aus dem bett....und das schlimmste, ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll und woran es nun wirklich liegt. glaubt mir, wenn ihr einen menschen verloren habt, der euch nahe steht, dann müßt ihr unbedingt auch auf euch schauen! sonst kann es so enden, wie bei mir. gerade in solch schweren zeit, braucht man hilfe und nehmt sie auch an.
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  #296  
Alt 11.10.2002, 16:20
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Hallo Dirk, da bin ich schon wieder... das mit der Verwandschaft ist ganz schlimm, sogar seine eigene mutter (meine Oma) sagt immer zu ihm: dir gehts doch gut, du kannst ja auch an den computer gehen, dann kanns dir nicht schlecht gehen usw... das macht ihn so fertig, denn sie erzählt es anderen das es ihm gut geht, und das ist für ihn ganz schlimm, denn er hat das gefühl das sie denken er simuliert nur... hab neulich zur oma (als sie wieder anfing wie gut es ihm ging) gesagt, ja es geht im so gut daß er sogar künstlich ernährt wird.... dann hat sie nix mehr gesagt, weißt du er schreibt seine ganzen erfahrungen und blutwerte und medikamente in seinen pc, wie eine art tagebuch nur wenn es ihm ganz schlecht geht dann nicht aber das holt er dann tage später nach, er hat früher stundenlang am pc gesessen und programmiert, das kann er alles nicht mehr machen, ich hab ihm mit mama zusammen einen laptop gekauft, den nimmt er immer mit ins krankenhaus... wie ist es mit deinem papa ist er in rente? bei meinem weigern sich gerade die krankenkassen weiter zu bezahlen, sie wollen das er sich berenten lässt, also manchmal denke ich mir die krankenkassen sind echt unmöglich... er mußt neulich sogar zu einem gutachter ob die behandlungen (chemo und bestrahlung) nötig sind, gibt es denn leute die so eine krankheit simulieren? wie ist es denn bei deinem vater, hat er noch haare? ich weiß noch wo es anfing als ihm die haare ausgegangen sind, das war sehr schlimm für papa, denn er war sehr eitel...
so jetzt warte ich wieder ganz gespannt auf deine antwort.. viele Grüße Melanie
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  #297  
Alt 11.10.2002, 16:24
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...dazu kann ich nicht viel sagen, ich weiss nicht, wie ich reagieren soll.
Aber, ich mach mir auch noch keine Gedanken darüber, hab ja dann immernoch meine Mutter, die mich dann noch mehr brauchen wird.
Es wird weitergehen, irgendwie..., ich hoffe, ich falle nicht in dieses Loch, von dem Du schreibst.
...und schlapp machen kommt nicht in Frage, ich hoffe, ich schaff es....
Kann ich was für Dich tun, René???
Dirk
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  #298  
Alt 11.10.2002, 16:25
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hallo rene, das hört sich ja schlimm an, was du so schreibst... weißt du ich kann es einfach nicht verstehen warum sich freunde abwenden? ich kapier das einfach nicht gerade jetzt wo man sie bräuchte... aber du hast ja jetzt uns ) ! ich werde das alles wahrscheinlich erst noch durchmachen, aber ich denke das es für dich so schlimm war, weil du mit deiner mutter zusammengewohnt und sie gepflegt hast. Möchtest du denn in der wohnung bleiben? meinst du nicht es wäre besser wo anders hinzuziehen? Das du Abstand gewinnst... ich würd mich freuen wenn du dich wieder meldest... viele Grüße Melanie
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  #299  
Alt 11.10.2002, 16:36
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...Melanie, letzte Antwort, hab gleich Feierabend...
Mein Vater hat auch fast alle Haare verloren, er geht nie ohne Kopfbedeckung raus.
Jetzt war er schon 8 Wochen gar nicht mehr draussen, er ist schwach und hinfällig, schämt sich wohl auch...
Ja, mein Vater ist schon seit 4 Jahren berentet, nach dem Herzinfarkt, mit den Krankenkassen, Med. Dienst hab ich gute Erfahrungen, eben weil auch die Oberärztin der Onkologie eine tolle Ärztin ist...
Ich bin sicher, dass alle das tun, was sie können. Das ist ein gutes Gefühl, nun werden wir sehen was die Bestrahlung bringt.
Das Warten ist zeitweise schlimm.
Mein Vater hat den Fernseher wiederentdeckt, manchmal nimmt er auch die Zeitung, aber, wir wissen nicht ob er lesen kann.
Schlimm ist es, wenn er etwas erzählt, was sich in Redefluss ganz normal anhört, aber überhaupt keinen Sinn ergiebt.
Er wird nie wieder sprechen können und früher war er so ein Meister des Worts, zielsicher,treffend, manchmal ein bißchen gemein...
Ich mach mich nun auf den Weg zu ihm, freu mich drauf aber ein wenig Angst ist immer mit dabei.
Bis Montag!
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  #300  
Alt 11.10.2002, 17:26
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Hallo zusammen,
bei meinem Vater wurde vor einem Jahr ein großzelliges
Bronchialkarzinom festgestellt.
Es war inoperabel und wurde bestrahlt, außerdem hat er 2 nicht starke chemos bekommen.
Der Tumor bildete sich fast vollständig zurück,laut der Ärzte
sollte er sich verkapseln.
Aber mein Vater hatte die ganze Zeit starke Gelenkschmerzen sowie auch Atemnot.
Nach 4 Wochen wurde ein neuese CT gemacht und die Ärzte haben festgestellt, dass der Tumor wohl wieder aktiv ist und innerhalb dieser 4 Wochen Metastasen in der Lunge sowie auch
in der Leber gebildet haben.
Jetzt soll er starke Chemos bekommen.
Habt Ihr Erfahrungen, wie man die Gelenkschmerzen etwas lindern kann, abgesehen natürlich von starken Medikamenten??
Ich wäre euch für eine Antwort sehr dankbar
Liebe Grüsse
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